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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Dalias - Dall (Roderick)
der Kriege mit Rußland, Perficn und China bis
Febr. ^658 fortführte. Seitdem blieb er ohne Amt
und starb 6. Juli 1874. - Ihm folgte sein Vetter
George Ramsay, geb. 1806, engl. Viceadmiral,
gest. 20. Juni 1880, und diefem sein Sohn John
William Namfay, geb. 29. Jan. 1847, der als
Anhänger Gladstones^ in dessen kurzem Ministe-
rium von 1886 das ^taatssekretariat für Schott-
land bekleidete und 25. Nov. 1887 starb. Jetziger
Träger des Namens ist Arthur George Maule
Ramsay, 14. Graf D., geb. 4. Sept. 1878.
Dallas, Stadt in der span. Provinz Almeria
(Andalusien), 10 km vom Mittelländischen Meere,
in einer öden Steppe am westl. Fuße der Sierra de
Gador (2325 m), hat (1887) 6254 E. In der Nähe
eine Grotte mit Mineralquelle.
Dalibor, böhm. Ritter von Kozojed bei Leit-
meritz, nahm Bauern der Herrschaft Ploschlowitz,
die ihren Gutsherrn Wenzel Adam von Drahonitz
in seiner Burg belagert und ihm ihre Entlassung
aus seiner Gewalt abgezwungen hatten (1497), als
Unterthanen an. Er wurde deswegen vor dem Land-
rechte angeklagt und nach längerer Gefangenschaft
im "Weißen Turme" des Prager Schlosses (noch
jetzt Daliborka genannt) enthauptet. Die Sage
erzählt, Ritter D. habe in seinem Gefängnisse eine
Geige gefunden und durch fortwährende Übungen,
obwohl er früher nie gespielt, es zur größten Kunst-
fertigkeit auf diefem Instrument gebracht. Die
Vorübergehenden hätten oftmals staunend den herr-
lichen Melodien zugehört, die aus dem Innern des
WeißenTurms hervortönten. Daher das lat. Sprich-
wort: ^tikin I)Hii!)0i'6in 1NM68 muäicHm (1006t
(Auch den D. lehrt der Hunger die Musik).
Dalimils Chronik (valimilova kronili".), die
älteste böhm. Chronik in (zech. Sprache, eine, früher
gewöhnlich einem gewissen Dalimil von Meseritsch,
Kanonikus von Bunzlau, zugeschriebene, wahrschein-
lich von einem gelehrten böhm. Ritter verfaßte Reim-
chronik aus dem Anfang des 14. Jahrh. Sie be-
handelt die böhm. Geschichte von den ältesten Zeiten
bis Johann von Luxemburg (1314), der polit. Ten-
denz nach antideutfch. Sie war sehr populär und
eristiert in mehrern Handschriften (gedruckt zuerst
Prag 1620; in 2. Ausg. von F. Prochazka, ebd.
1786; dann in den Ausgaben von W. Hanka, 1849,
1851, 1876; endlich neu hg. von I. Iirecek in den
"^ont63 i'Qvnin donemicin'uin", 1878; Abdruck der
Cambridger Handschrift vcn Mourek, ebd. 1892).
Eine deutsche Übersetzung der Chronik aus dem
14. Jahrh, wurde von Hanka in den Publikationen
des Stuttgarter "Litterarischen Vereins" (1859),
besser von Iirecek (1878) herausgegeben.
Dalm, ^lof von, fchwed. Dichter und Gefchicht-
sckreiber, Vater der neuern schwed. Litteratur, geb.
29. Aug. 1708 zu Winberga in Halland, studierte
in Lund und erhielt dann eine Anstellung in der
königl. Kanzlei zu Stockholm. 1733 - 34 gab er
anonym und nach dem Vorbilde von Addisons
"Zpectawi-" das Wochenblatt "Den 3v6iiäko ^Vi-
ZUL" beraus, das großes Auffehen erregte und dem
Verfasser bedeutende Vorteile brachte. 1737 ward
D. königl. Bibliothekar, erhielt 1744 von den Neich?-
ständen den Austrag, eine Geschichte Schwedens zu
verfassen, wurde 1751 Lehrer des Kronprinzen
(spätern Königs Gustav III.) und in den Adelsstand
erhoben; 1753 ward er Kanzleirat, 1755 Neichs-
biftoriograph und kurz vor seinem 12. Aug. 1763
erfolgten Tode Hofkanzlcr. Zum Teil ist D. von
der klafsisch-franz. Sckule beeinflußt; davon zeugen
das Epos "8v6N8kö. I'i'iketeu" (1742), das Trauer-
spiel "Li'Mliiläa" (1738) und das Lustspiel "Den
^tunci^uIlL" (1738). Dagegen ist er echt sckwcdnch
und ein Vorläufer Vellmano, Franzens und Dabl-
grens in seinen zahlreichen, von Witz und guter
Laune sprudelnden Liedern und in einzelnen Scenen
seiner Dramen. Von seinen Satiren ist "^prilvei-k
oin väi- 1^1-iiß^ tiä" (1740) die beste. Auck als
Prosaist hat D. Bedeutendes geliefert, und seine
"3v69. Rik63 Hi8wi'ia" (4 Bde., Stockb. 1747-62),
die bis zum Tode Karls IX. reicht, nimmt in der
schwed. Geschichtschreibung einen ehrenvollen Platz
ein. Sammlungen von D.s Schriften sind öfters
veröffentlicht; fo: "Vitt6i'Ii6t8ki'I)6t6n" (6 Bde.,
1767), "?06ti8l^ ln-I)6t6n" (1782 -83), "Valäa
Lki'ittei-", hg. von Lindblad (1872). - Vgl. Warburg,
Oiol v. (Stockt). 1884).
Daltp Singh (engl. DhulipSing b), der Sohn
des Maharadfcha Randschit Singh, Königs der
Sikh, welcher das ganze Pandfckab, Kaschmir und
einen Teil von Afghanistan beherrscht hatte, gelangte
nach dem Tode seines Bruders Kharak Singh noch
unmündig auf den Thron. Nach mehrjährigem
Kriege gegen die Engländer mußte D. im Frieden
von Lahaur 9. März 1849 gegen ein Jahrgehalt
von 50000 Pfd. St. auf die Regierung verzichten.
D. wurde nach England gebracht, erhielt eine voll-
ständig cngl. Erziehung, vergaß seine Mutterspracke
und wurde engl. Grobgrundbesitzer. 1886 machte
D. den Versuch, nach Indien zu reisen, nachdem er
durch Proklamationen die Sikh, seine frühern Unter-
thanen, aufgefordert hatte, seine Herrschaft anzu-
erkennen. Er wurde jedoch auf Befehl des Vice-
königs von Indien in Aden an der Weiterreife ver-
bindert, mußte umkehren und verlor seine Pension,
seitdem tauchte er bald im russ. Lager, bald in
Paris als Gegner der Engländer anst Scbließlicb
suchteer, seines abenteuerlichen Lebens müde und
körperlich geschwächt, bei der Königin um Verzeihung
nach, die ihm auf Anraten der Minister auch ge-
währt wurde. Er starb 23. ^kt. 1893 in Paris.
Dalj, Wladimir Iwanowitsch, s. Dahl.
Dalkeith (spr. oälltihth), Stadt in der schott.
Graffchaft Edinburgh, 11 km füdöftlich von Edin-
burgh, an der Vereinigung von Nord- und Süd-
Esk prächtig gelegen, hat (1891) 7035 E., eine
got. Kirche, Eifcn- und Steinkohlengruben, Erz-
gießerei, Getreidemühlen, Fabrikation von Bürsten
und Lederwaren. D. ist einer der bedeutendsten Ge-
treidcmärkte in Schottland. Dabei das herrliche
Schloß des Herzogs von Buccleuch (Talkeith-
Palace), 1700 erbaut.
Dall, Karoline Healy, amerik. Schriftstellerin,
geb. 22. Juni 1822 zu Boston, eifrige Vorkämpferin
der Fraucnemancipation, schon um 1840 als ent-
schiedene Gegnerin der Sklaverei bekannt, bebandelt
in ihren Schriften zum größten Teil die Frauen-
rechtsfrage. Von ihren Werken sind zu nennen:
"1^88^8 aucl 8lv6t0li63" (1849), ">Voin5m'8 1'i^dt
to ladoi'" (1860), tt>VomÄQ'3 i'iZlit uuäei' tks lan"
(1861), "'Ik6 co1l6F0, tlw malmet, tk6 court. oi'
citi26U3liip" (1867) und "?attx 6i'^'3 .joui-uev"
(1870), "^17 Ki'3t koliäa)'" (1881), "^Vlillt >V6 re^Iv
kncnv adont 3^Hk63pear6" (1885). Sie heiratete
1844 den Pfarrer Charles D.
Dall, Roderick, angeblich der letzte der wandern-
den Harfner Schottlands, lebte noch 1740 bei Blair