724
Dampfkessel
cylindrischen Rohre mit kugelförmigen Böden. Derselbe ist sehr einfach, besitzt einen großen Wasserraum und kann lange in betriebsfähigem Zustande erhalten werden, weshalb seine Anwendung für dauernden Betrieb und wo nicht über 25 qm Heizfläche erforderlich wird, gerechtfertigt ist. Für größere Heizflächen hat der einfache Walzenkessel den Nachteil, daß er sehr viel Raum beansprucht. Man teilte deshalb das lange Rohr desselben, legte die so erhaltenen beiden oder mehr Röhren untereinander, durch Stutzen verbunden, und ließ die Verbrennungsgase erst unter dem einen, dann um die andern Rohre hinstreichen.
So erhielt man den zusammengesetzten Walzen- oder Cylinderkessel, der aus einem Oberkessel mit einem oder mehrern Unterkesseln (Siedern) besteht. Die Tafel: Dampfkessel Ⅰ, Fig. 1 u. 2, zeigt einen solchen Cylinderkessel mit einem Unterkessel. Der bis zu zwei Dritteln mit Wasser gefüllte Oberkessel A ist vorn mit einem kurzen Ansatz N versehen, der durch das Mauerwerk nach außen ragt und zum Anbringen des Wasserstandszeigers, des Manometers, der Probierhähne u. s. w. dient. Der auf der Mitte des Kessels aufgenietete vertikale und oben geschlossene Cylinder M, Dom oder Dampfdom, auch Mannhut genannt, dient als Dampfraum, in welchem die vom Dampf mitgerissenen Wasserteilchen sich teilweise abscheiden. Von dem Dampfdom gelangt der Dampf durch die sich anschließenden Knierohre in die Dampfleitung (s. d.) und wird durch diese nach dem Verbrauchsorte geführt. Durch ein im Beginn der Rohrleitung eingeschaltetes Absperrventil kann der Dampf im Kessel zurückgehalten werden. Der untere Kessel B ist mit dem obern durch einen Stutzen K verbunden und infolgedessen stets mit Wasser gefüllt. Derartige Stutzen müssen so weit sein und eine solche Lage haben, daß der Dampf, der sich im untern Kessel entwickelt, bequem in den obern gelangen kann und sich nicht im untern ansammelt. Beide Kessel sind ganz umschlossen von dem gemauerten Ofen, der vorn bei H den Feuerraum mit dem Rost enthält. Von hier gelangen die Feuergase, unter dem Oberkessel in der Richtung Ⅰ hinstreichend, nach hinten, wo sie durch den Kanal C über dem Unterkessel in der Richtung Ⅱ, sodann unter demselben hinziehen in der Richtung Ⅲ, um von da durch den Kanal D, den sog. «Fuchs», in den Schornstein zu entweichen. Mit dem Zugschieber Z kann man durch Höher- oder Tieferstellen den Luftzug der Feuerung regulieren, sowie diese ganz vom Schornstein abschließen. Das Rohr S, das in den untern Kessel führt, ist das Speiserohr; es dient zur Zuführung des Speisewassers, desjenigen Wassers, durch welches das im Kessel verdampfte Wasser ersetzt wird. Das zugeführte kalte oder vorgewärmte Speisewasser gelangt zuerst in einen kältern Teil des Kessels bei E und kommt beim Fortschreiten zu den heißern Kesselteilen in eine regelmäßige Strömung, die derjenigen der Verbrennungsgase entgegengesetzt ist. Dieses Princip der Gegenströmung hat bei neuern Kesselkonstruktionen große Bedeutung erlangt.
2) Die zweite Gruppe, die Flammrohrkessel, sind Cylinderkessel von großem Durchmesser, bei denen ein oder zwei Rohre (selten mehr) kleinern Durchmessers, die sog. Flammrohre, in der Längsrichtung des D. eingebaut sind. Diese Flammrohre enthalten meist die Feuerung in ihrem Innern, oder sie ist vorgebaut. Ist nur ein solches Flammrohr vorhanden, so nennt man den Kessel Cornwallkessel, bei zwei nebeneinander liegenden Röhren Fairbairnkessel oder Lancashirekessel. Auch sind die Namen Einflammrohrkessel und Zweiflammrohrkessel in Gebrauch. ^[Spaltenwechsel]
Ein Cornwallkessel (Einflammrohrkessel) ist auf Taf. Ⅰ, Fig. 3 u. 4, dargestellt. Das eine Flammrohr von großem Durchmesser, das die Feuerungsanlage am vordern Ende in sich schließt, ist seitlich im Kessel angeordnet. Derartig gebaute Kessel werden auch mit Seitrohrkessel bezeichnet. Das Flammrohr ist hier ein Foxsches Wellrohr, wie solche von Schulz, Knaudt & Co. (Essen a. d. Ruhr) hergestellt werden. Die Wellen laufen in zur Rohrachse senkrechten Ebenen rings um das Rohr herum und geben demselben gegen äußern Druck eine außerordentliche Steifigkeit, welche diese Röhren als Flammröhren für Kessel mit hohem Druck mit großem Vorteil verwenden läßt. Die Fig. 3 u. 4 stellen einen Kessel dar, der mit 12 Atmosphären Überdruck im Kesselhause der Elektrotechnischen Ausstellung in Frankfurt a. M. 1891 im Betrieb war. Der vordere Boden hat eine Wölbung nach innen. Die Feuergase gehen vom Rost aus durch das Flammrohr Ⅰ, wenden sich dann nach dem Seitenzuge Ⅱ und gehen in demselben längs der Außenwand des Kessels wieder nach vorn. Bei a wenden sich die Gase nach dem Seitenzuge Ⅲ, streichen durch denselben und entweichen durch den Fuchs b. Die Dampfentnahme findet an den Knierohren am Dom c statt; d ist das Zuleitungsrohr für das Speisewasser, e der Ablaßhahn. Bei f sind Winkeleisen angenietet als Laufleisten beim Befahren des Kessels zur Revision und Reinigung.
Einen Zweiflammrohrkessel zeigt Taf. Ⅰ, Fig. 5 freiliegend, ohne Einmauerung. Die beiden, hier glatten, nebeneinander angeordneten Flammrohre a und b enthalten die Feuerung; in der vordern Stirnwand des Kessels ist ein Mannloch c zum Einsteigen in den untern Kesselraum angeordnet, da es wegen der nahe aneinander gerückten Flammrohre unmöglich ist, von oben her (durch das Mannloch d) in diesen Raum zu gelangen. Man erkennt an der Stirnwand ferner die beiden Wasserstandgläser e und f, das Manometer g und das Speiseventil h; die Nietreihen an der vordern Wand dienen zum Befestigen von Walzeisen oder Ankerblechen, welche den Kesselboden versteifen, oder ihn mit dem Kesselmantel verbinden. Am Kesselmantel ist die einfache Nietung der Quernähte, die doppelte Nietung der Längsnähte ersichtlich. Das Sicherheitsventil i und zwei Dampfabsperrventile k und l befinden sich am höchsten Punkte des Kessels. Die Zweiflammrohrkessel sind die am meisten angewendeten Kessel mit großem Wasserraum.
Neben den Flammrohrkesseln mit glatten Flammrohren sind besonders diejenigen mit Gallowayrohren (sog. Gallowaykessel) zu erwähnen. Eine neuere Bauart dieser Kessel stellt Taf. Ⅱ, Fig. 1‒3 dar, nach Ausführung von Moritz Jahr in Gera. Die beiden der Stirnwand zunächst angeordneten runden Flammrohre (Fig. 1) enthalten je einen Rost, vereinigen sich aber hinter den Feuerbrücken b (Fig. 2) zu einem einzigen Flammrohr von dem in der Fig. 3 gezeigten ovalen Querschnitt. In diesem weitern Teile sind in Reihen, immer je drei und zwei abwechselnd, die Gallowayröhren angeordnet. Diese Röhren haben die Form der umstehenden Fig. 1.
Sie erhöhen die Widerstandsfähigkeit des Flamm- ^[folgende Seite]