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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Dampfheizung - Dampfkessel
oder langsame und schwache Sckläge geben kann.
Von den Schnellhammersystemen sind noch die von
Keller-Vanning und Sellers hervorzuheben.
Dampfheizung, s. Heizung.
Dampfhemd, soviel wie Dampsmantel (s. d.).
Dämpfigkeit, Krankheit der Pferde, s. Dampf.
Dampfinhalationsapparat, s. Inhalation.
Dampfjacke, soviel wie Dampfmantel ls. d.).
Dampfkanale, bei Dampfmaschinen diejenigen
Hohlräume, durch welche der Dampf vom ^ckieber-
spiegel aus nach dem Cylinder oder umgelebrt oder
vom Schieberspiegel nach dem Austritt bindurch-
strömen muh.
Dampfkessel, ein zur Erzeugung von Dampf
dienender Apparat, bestehend in einem geschlosse-
nen, deizbaren Gefäß, das teilweise mit Wasser ge-
füllt wird, und dessen übriger innerer Raum dazu
bestimmt ist, den entwickelten Dampf aufzunehmen.
Allgemeines. D. werden aus Scbweißeisen-,
Flußeisen- und aus Stahlblech hergestellt: Kupfer,
das wegen seines hohen Wärmeleitungsvermögens
ein vorzügliches Kesselmaterial ist, findet des hohen
Preises wegen nur zu einigen Teilen der D. Ver-
wendung iz. B. bei den Feuerbüchsen der Lokomo-
tiven), und Gußeisen darf mit Rücksicht auf feine
geringe Festigkeit in den meisten Staaten nicht be-
nutzt werden. Ein untrennbares Zubehör des D.
ist die Feueruug, welche die zur Dampfbildung
nötige Wärme erzeugt; die Vereinigung von D.
und Feuerung nennt man Dampfkessel an läge.
Da die D. in den meisten Fällen Dampf von
hoder Spannung zu liefern haben, ist in erster Linie
die Höhe dieses Druckes bei der Konstruktion des
D., namentlich für die Stärke der Wandungen maß-
gebend. Da serner von jeder Dampfkeiielanlage
auch verlaugt wird, daß dieselbe mit einer bestimm-
ten Brennstoffmenge die größtmögliche Dampf-
inenge erzeugt, und eine guteAusnutzung des Brenn-
materials erst in zweiter Linie vom eigentlichen
Kessel, in erster Linie vielmehr von der Konstruk-
tion und Betriebsführung der Dampfkesselfeuerung
abhängig ist, so ist die Ausbildung der Dampfkessel-
feuerungen äußerst wichtig.
Die Formen der D. sind sebr mannigfaltig
und fetzen sich zusammen mit Rücksicht auf die Ver-
wendungsweife und den hierdurch bedingten Grad
der Festigkeit. In Bezug auf letztere würde ein D.
in Gestalt einer Kugel am zweckmäßigsten sein, da
derselbe bei gleichem Druck die größte Widerstands-
fähigkeit besitzt und eine gleichartige Beanspruchung
sämtlicher Teile der Oberfläche durch den innern
Druck zeigt. Da jedoch ein solcher Kessel für die
Anbringung einer ökonomifchen Feuerung unzweck-
mäßig ist, so hatte man als Grundform die cylin-
drifche Röhre mit halbkugelfö'rmigen Enden ange-
nommen, die auch jetzt noch viel angewendet wird,
weil sie in Bezug auf Widerstandsfähigkeit der
Kugelform wenig nachsteht, dabei aber eine voll-
ständigere Ausnutzung der Wärme gestattet. Die D.
werden daher jetzt meist aus cylindrischen Teilen zu-
sammengesetzt. Anders geformte Kessel würden sehr
dicke Wandungen erfordern, oder würden durch Ver-
ankerungeu und Versteifungen sehr kompliziert und
kostspielig. Nur besondere Umstände rechtfertigen
eine Abweichung hiervon, ^o ist bei der Konstruk-
tion der Lokomobil- und Lokomotivkessel die An-
bringung eines kastenartigen Vorderteils kaum zu
vermeide??. Attch Schiffstessel werden häufig nickt
durchweg aus cylindriscken Teilen zusammengesetzt;
doch sucht man in neuerer Zeit, wo immer höhere
Dampfspannungen verwendet werden, in dieser Be-
ziehung das Möglichste zu leisten. Die sog. laby-
rinthförmigen Kessel, die sich am besten der Schiffs-
form anschmiegen, werden jetzt nicht mehr ausge-
führt, ebenfo haben die koffer- oder fargförmigen
Kessel, deren sich Watt bediente, nur noch histor. Be-
deutung, da diese Formen nur zu einer Zeit An-
wendung finden konnten, wo Dampfspannungen
von nicht über 1^/2 Atmosphären verwendet wurden,
während die jetzt gebräuchlichen Spannungen von
6 bis 12 Atmosphären die cylindrische Form fordern.
Am eigentlichen D. unterscheidet man Wasser-
raum, Dampfraum und Speiferaum. Unter
Wasserraum ist dasjenige Volumen des Kessels
zu verstehen, das stets mit Wasser gefüllt ist. Die
Größe der in demselben enthaltenen Wassermasse ist
von bedeutendem Einfluß auf die Dampfentwicklung.
Je größer die Wassermasse ist, um so regelmäßiger
ist die Dampfentwicklung, und diefer Umstand bietet
ein einfaches Mittel, um Unregelmäßigkeiten in der
Wärmezuführung und dem Dampfverbrauch aus-
zugleichen, fodaß das Kesselwasser gleichsam als
Wärmereservoir wirkt. Demnach ist bei solchen
Kesseln, wo die Dampfentnahme eine sehr ungleich-
mäßige ist, ein großer Wasserraum erforderlich.
Der Dampfraum, dasjenige Volumen, das
immer mit Dampf gefüllt ist, hat hauptfächlich den
Zweck, dem Dampf Zeit zu lassen, sich von den
mitgerissenen Wasserteilchen zu trennen; als Dampf-
behälter ist seine Wirkung bei weitem nicht so be-
deutend als die des Wasserraums. Je nach der Art
der Dampfmaschine und der Zufuhr frifchen Wassers,
dem sog. speisen, wird die Wassermenge im D.
und somit der Wasserstand schwanken. Der Wasser-
spiegel wird aber dabei eine höchste und eine tiefste
Lage nicht überschreiten dürfen. Denjenigen Raum,
welcher von diesen Grenzlagen des Wasserstandes
eingeschlossen wird, nennt man (^peiseraum.
Heizfläche ist derjenige Teil der Kesselobbr-
fläche, der einerseits mit der Flamme oder den Ver-
brennungsgasen, andererseits mit dem Kesselwasser
in Berührung ist. Die Heizfläche entspricht ihrem
Zwecke, Wärme in das Kesselwasser überzuführen
um fo besser, je reiner ihre Oberfläche auf beiden
Seiten ist. Beim Betrieb der D. bildet sich jedoch
Ruh und Rost auf der einen Seite, Schlamm und
Kesselstein auf der andern Seite, die als fchlechte
Wärmeleiter die Wirkung der Heizfläche wefentlich
beeinträchtigen, ein übelstand, dem man durch
Reinigung des Kessel-und Speisewassers zu begegnen
sucht (s. Kesselstein). Die Heizfläche wird als "direkte"
und "indirekte" unterschieden. Erstere wird von
den Flammen direkt getroffen, sodaß die Wärme-
abgabe an die Wandung meist durch Strahlung ge-
schieht, während bei der indirekten Heizfläche, bei
der die Oberfläche des Kessels nur mit den heißen
Gasen in Berührung kommt, die Wärme durch
Leitung von den heißen Gasen durch die Kesselwand
auf das Wasser übergeht.
Kesselsysteme. Die gegenwärtig gebräuchlichen
Kesselkonstruktionen lassen sich in vier Gruppen ein-
teilen: Walzenkessel, Flammrohrkessel,
Heizröhrenkessel und Wasserröhrenkessel.
1) Der Walzenkessel, auch Cylinderkessel
genannt, besteht aus einem horizontal oder nur wenig
geneigt gelagerten, oder auch ibei Kesselanlagen, die
mit den von Puddel- und Schwe'ißösen abziehen-
! den Gasen geheizt werden) stehend angeordneten
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