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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Datumeier; Datumgrenze; Datura; Daturin; Daub; Dauba; Dauban

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Datumeier - Dauban

beziehungen kleinen Änderungen und Schwankungen unterworfen sein. So nahmen die Samoa-Inseln 1892 die westl. Datierung an. Als nautische Datumgrenze gilt der 180. Meridian von Greenwich. Beim Überschreiten des 180. Meridians ändern daher die Seefahrer ihr Datum und den Wochentag (Datumwechsel), sodaß bei der Fahrt von Ost nach West ein Tag überschlagen, auf der Fahrt von West nach Ost dagegen ein Tag und Datum zweimal hintereinander gesetzt wird.

Über die infolge Einführung des Gregorianischen Kalenders entstandene D. s. Kalender.

Datumeier, s. Haushuhn.

Datumgrenze, Datumscheidelinie, Datumwechsel, s. Datumdifferenz.

Datura L., Stechapfel, Pflanzengattung aus der Familie der Solanaceen (s. d.). Ihre 12 Arten, Kräuter oder Sträucher der gemäßigten und warmen Zone, haben gestielte, einfache Blätter und einzeln stehende Blüten mit röhrigem, prismatisch-fünfkantigem und fünfspaltigem Kelch und sehr langröhriger, trichter- oder trompetenförmiger Blumenkrone. Die Frucht ist eine große, weichstachlige oder glatte, mit vier Klappen an der Spitze aufspringende, im Grunde vierfächerige, vielsamige Kapsel. Alle Arten sind giftig, indem sie in allen Teilen, besonders in den Blättern und Samen, ein überaus giftiges, in farblosen Prismen krystallisierendes Alkaloid, das Daturin, enthalten, das indes nach neuern Untersuchungen mit dem Atropin (s. d.) identisch ist.

Eine der giftigsten Arten, zugleich eine wichtige Arzneipflanze, ist D. stramonium L., der gemeine Stechapfel. (S. Tafel: Giftpflanzen II, Fig. 2.) Diese, wie es scheint, aus den um das Schwarze und Kaspische Meer gelegenen Ländern stammende, jetzt in einem großen Teil Europas verwildert in Dörfern, auf Schutt, Komposthaufen, Kirchhöfen, Brachäckern u. s. w. vorkommende Pflanze ist einjährig, hat fettglänzende Blätter und große, milchweiße Blumen. Die stachligen, länglichrunden Kapseln enthalten nierenförmige, schwarzbraune Samen. Die infolge des Genusses eintretenden Erscheinungen, welche häufig mit dem Tode endigen, sind ganz ähnlich wie bei der Belladonnavergiftung. Die Blätter (Folia Stramonii) sind offizinell; früher waren es auch die Samen (Semina Stramonii). Als Gegengabe bei Stechapfelvergiftungen dienen neben Brech- und Abführmitteln (Ricinusöl) fette Öle, ferner Milch, Essig, Citronen- und Weinsäure.

Einige exotische Arten zeichnen sich durch prachtvolle Blumen aus, insbesondere D. arborea L. und suaveolens R. Br. Erstere, ein hoher, selbst baumartig werdender Strauch mit großen eilanzettförmigen, länglichen Blättern und prächtigen, blendendweißen, wohlriechenden Blumen, ist eine Zierde der temperierten Häuser geworden. Eine Varietät (var. flore pleno) hat gefüllte Blumen. D. suaveolens hat fast ebenso große, weiße Blumen, welche einen noch köstlichern Duft aushauchen. Eine andere Art, D. sanguinea Ruiz. et Pav., zeichnet sich durch große rote, an der Basis gelbe Blüten aus. Alle drei Arten stammen aus Peru und bilden mit einigen andern Sträuchern Südamerikas nach Persoon eine eigene Gattung, Brugmansia. Sie unterscheiden sich von den echten Stechäpfeln durch hängende Blumen und stumpfdreieckige Samen. Während des Sommers bilden sie im freien Land ausgepflanzt eine große Zierde der Gärten, da ihre Blumen vom August ab in Menge erscheinen. Andere durch Schönheit, teilweise auch durch angenehmen Duft ausgezeichnete Arten werden als einjährige in den Gärten gezogen, z. B. D. fastuosa L., der ägypt. Stechapfel, mit rahmweißen oder violetten, D. humilis Desf. mit blaßgelben, D. metel L. (aus dem die Araber ein berauschendes Getränk bereiten) mit weißen, D. ceratocaula Jacq. mit violettlich-weißen, D. meteloides DC. mit lilaweißen Blumen. Aus einigen dieser Ziergewächse sind Formen hervorgegangen, bei denen zwei oder drei Blumenkronen ineinander geschachtelt sind. Die baumartigen Arten werden meist aus Stecklingen, seltener durch Samen vermehrt.

Daturin, Alkaloid, s. Atropin und Datura.

Daub, Karl, prot. Theolog der spekulativen Richtung, geb. 20. März 1765 zu Cassel, studierte seit 1786 zu Marburg, habilitierte sich 1791, wurde 1794 Professor der Philosophie an der hohen Landesschule zu Hanau, 1795 Professor der Theologie in Heidelberg, wo er 22. Nov. 1836 starb. Sein "Lehrbuch der Katechetik" (Heidelb. 1801) ruht ganz auf Kants Grundsätzen; unter dem Einflüsse von Schellings Identitätsphilosophie stehen die "Theologumena" (ebd. 1806) und die "Einleitung in das Studium der christl. Dogmatik aus dem Standpunkt der Religion" (ebd. 1810); Schellings Übergang zur Theosophie und zur "positiven Philosophie" spiegelt sich ab in D.s "Judas Ischarioth oder das Böse im Verhältnis zum Guten" (2 Bde., ebd. 1816; 2. Aufl. 1818). Endlich unternahm D. in der Schrift "Die dogmatische Theologie jetziger Zeit oder die Selbstsucht in der Wissenschaft des Glaubens" (ebd. 1833) und "Vorlesungen über die Prolegomena zur Dogmatik" (Berl. 1839) in der dunkelsten Sprache Hegelscher Dialektik eine philos. Restauration des kirchlichen Dogmas. Eine Sammlung seiner "Philos. und theol. Vorlesungen" (7 Bde., Berl. 1838-43) gaben Marheineke und Dittenberger heraus. - Vgl. Rosenkranz, Erinnerungen an Karl D. (Berl. 1837); D. Fr. Strauß, Charakteristiken und Kritiken (2. Aufl., Lpz. 1844).

Daub., bei naturwissenschaftlichen Namen Abkürzung für Daubenton (s. d.).

Dauba. 1) Bezirkshauptmannschaft in Böhmen, hat 430,44 qkm und (1890) 28 215 (13 320 männl., 14 895 weibl.) E., darunter 111 Evangelische, 27 752 Katholiken und 301 Israeliten; 5624 bewohnte Gebäude und 7108 Haushaltungen in 68 Gemeinden mit 111 Ortschaften und umfaßt die Gerichtsbezirke D. und Wegstädtl. - 2) D., czech. Dubá, Stadt und Sitz der Bezirkshauptmannschaft D., an einem Zufluß des Libocher Baches, der nördlich von Melnik zur Elbe geht, hat (1890) 1810, als Gemeinde 2003 deutsche E., Post, Telegraph, Bezirksgericht (294 qkm, 40 Gemeinden, 76 Ortschaften, 15 896 meist deutsche E., darunter 240 Czechen), Gerberei und Landwirtschaft. - Die Burg auf dem sog. Kühnbühel war der Stammsitz des einst mächtigen böhm. Adelsgeschlechts der Berka von Duba, dessen letzter Sprosse 1706 als Graf Hovora von Duba und Lipa starb. Nach der Schlacht am Weißen Berge (1620) konfisciert und an Albrecht von Waldstein verkauft, kam D. nach Ermordung Wallensteins als kaiserl. Geschenk an den General Richard Walter Butler, 1723 an den Grafen von Sweerts-Spork, 1810 an den Reichsgrafen Ernst von Waldstein-Wartenberg, dessen Nachkommen das Gut als Fideikommiß innehaben.

Dauban (spr. dobáng), Jules Joseph, franz. Maler, geb. 31. Mai 1822 zu Paris, bildete sich