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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Decisiv - Deck (beim Schiff)
(die sog. altern D.) und von Friedrich August II.
1746 (die sog. neuern D.) gegebenen Entscheidungen
privat- und öffentlich-rechtlicher Streitfragen.
Deciflv (frz.), soviel wie entscheidend, Z. V. Dcci-
sivdekret, Decisivrestript (s. d.), Decisivstimme (s. d.).
Decisivdekret, s Dekret
Deciftve, Entscheidungsverfahren, Be-
zeichnung für ein die unmittelbare Entscheidung an-
strebendes Angrisfsverfahren.
Deciflvreskript, früher ein zur Entscheidung
einer Nechtskontrovcrse erteiltes landesherrliches
Neskript, welches, dnrch einen einzelnen Fall hervor-
gerufen, dann allgemeine Gültigkeit erlangte.
Decisivstimme (lat. vowin c^cisivum), im
Gegensatze zu der bloß beratenden Stimme (votnm
o0U8ii!tlitivum) eine solche, welche bei dein Be-
schlusse nach Stimmenmehrheit mitgezählt wird.
Dann versteht inan aber auch darunter das Recht,
bei Stimmengleichheit die Entscheidung zu geben,
welches zuweilen dem Referenten, meist aber dem
Vorsitzenden der Versammlung beigelegt ist, wenn
nicht die mildere Meinung in einem solchen Falle
vorgezogen wird oder (so im Deutschen Reichstag)
der Antrag als abgelehnt gilt.
Decister(Decistere),^c)Ster(s.d.). ^(s.d.).
Dectsum (lat.), gleichbedeutend mit Decision
Decius (Publius D. Mus), s. Decier.
Decius, Gajus Messius Quintus Trajanus,
röm. Kaiser, geb. 201 n. Ehr. zu Vudalia bei Sir-
mium in Unterpannonien, war Senator unter dem
Kaiser Philippus, der ihn 249 nach Mosten sendete,
um nach einem Aufstand der Legionen die strenge
Zucht wiederherzustellen. Doch diese nötigten ihn,
selbst den Purpur anzunehmen, und Philippus ver-
lor bei Verona zu Anfang des Herbstes 249 gegen
ihn Schlacht und Leben. Während seiner Negierung
verfolgte D., ein eifriger Verehrer altrö'm. Zustände,
die Christen mit Grausamkeit. Die Einfälle der
Goten wehrte er anfangs kräftig ab, ward aber
250 bei Philippopolis geschlagen und fiel 251 nebst
seinem Sohne in einer zweiten Schlacht gegen die
Goten bei Forum Trebonii in der Dobrudscha.
Decius, Nikolaus, evang. Liederdichter, war
1519 Propst des Klosters Steterburg bel Wolfen-
büttel, 1522 Lehrer an der St. Katharinen- und
Ägidienschule zu Braunschwcig, seit 1523 evang.
Prediger zu Stettin. Wahrscheinlich ist er identisch
mit dem in der Stettincr Neformationsgeschichte
wichtigenPredigerNikolaus aCuria(.hovesch ^ von
Hof), der 21. März 1541 an Gift starb. D. soll die
Lieder "Allein Gott in der Höh" (1526), "O Lamm
Gottes unschuldig" (1531)u. a. aus dem Lateinischen
übertragen haben. Sie erschienen zuerst uiederdeutsch,
doch wurden sie bereits 1539 in das hochdeutsche
Gesangbuch (gedruckt in Leipzig von Vclten Schu-
mann) aufgenommen.
Döcize (spr. -ßihs'), Hauptstadt des Kantons D.
(323,70 hkm, 14 Gemeinden, 18437 E.) im Arron-
dissemenr Nevers des franz. Depart. Niövrc, auf
einer Insel in der Loire, an der Mündung des Aron,
am Eingänge zum Kaual von Nivcrnais und an der
Linie Nevers-Chagny der Franz. Mittelmecrbahn,
hat (1891) 3666, als Gemeinde 4977 E., Post, Tele-
graph, eine alte Kirche (St. Are') mit Krypta
(10. Jahrh.) und Chor (11. Jahrh.), Nuinen eines
mittelalterlichen Schlosses und ein Denkmal des
Juristen Guy-Coquille; bedeutende Glas- und
Alfabrikation sowie Holz-, Kohlen- und Mühlstein-
Handel. Aus den Steinkohlenlagern zieht dicCreusot-
Compagnie jährlich 160000 t. - D. ist das alte
V6c6tia,, wo Cäsar eine Versammlung mit dem
Nat der Muer abhielt.
Deck (unseemännisch Verdeck), die horizontalen
Abteilungen im innern Naume eines Schiffs zur
Unterbringung und zum Schutze der Ladung und
der Passagiere. Ein D. bestebt aus den querliegen-
den Deckbalken (Eichen, Mahagoni, Eisen) und
aus den der Länge nach darüber gelegten verbolz-
ten und kalfaterten Deckplanken (Fichten, Eichen,
Teak). Früher hatte man nur ein D., später aber,
als die Schiffe größer wurden, brachte man 3-4
D. übereinander an. Zu unterst im Schiffe liegt
der fog. Na um, in welchem sich Ladung, Trink-
wasser, Proviant, Munition u. s. w. befindet. Dann
folgt das erste D., welches Zwifchendeck ge-
nannt wird, nur auf Schnelldampfern und fonstigen
großen Handelsschiffen liegt unter diesem noch das
Orlogdeck. Bei gewöhnlichen Handelsschiffen ist
das Zwischendeck mit Ladung angefüllt; auf Passa-
gierschiffen wird es von Passagieren und auf Kriegs-
schiffen von der Mannschaft bewohnt. Auf dem
zweiten D. wohnen bei größern Pasfagierschiffen
ebenfalls Passagiere, die besser untergebracht sind
und dafür einen höhern Preis zahlen. Auf Kriegs-
schiffen standen früher auf dein zweiten und allen
höher gelegenen D. Geschütze, die man von unten auf
erste, zweite u. s. w. Batterie nannte. Nach diesen
Batteriedecken wurden die Kriegsschiffe als Zwei-
und Dreidecker bezeichnet, je nachdem sie zwei
oder drei Batterien unter dem obersten D. hatten.
Führen sie nur eine Batterie unter dem Oberdeck,
wie jetzt der Fall, so heißen sie Fregatten; stehen die
Geschütze nur auf dem Oberdeck und beträgt deren
Zahl über sechs, so sind die Schiffe Korvetten. Ober-
deck (auf Handelsschiffen auch Hauptdeck) heißt
das oberste, ganz durchgehende D.; sein vorderster
Teil wird Vordeck bis zum Fockmaste genannt,
dann schließt sich die Kühl an bis zum Großmaste,
von da nach hinten das Achterdeck (auch Quar-
terdeck). Auf vielen Schiffen befindet sich vorn
und hinten über dein Oberdeck noch ein Halb deck,
während der übrige Teil unbedeckt bleibt. Dies
Halbdeck heißt vorn Back, hinten Schanze oder
K ampagne, dient auf Kauffahrteischiffen zur Woh-
nung der Mannschaft und des Kapitäns und ist auf
Kriegsschiffen noch mit Gefchützen armiert. Die D.
erhöhen sich ein wenig von der Seite nach der Mitte,
teils um das Wasser besser ablaufen zu lassen, teils
um den Nücklauf der Gcfchütze zu hemmen. Man
nennt diese Krümmung den Sprung des D., wäh-
rend die nach vorn und hinten sich hebende Krüm-
mung eines D. die Bucht desselben heißt. Unter
Sturmdeck versteht man einen überbau über dem
Oberdeck, welcher auf Kriegsfchiffen zur Vergröße-
rung der Kommandobrücke und Aufstellung der
leichten Schnellfeuer- und Nevolverkanonen, auf
PassagierdampfcrndenKajütenpafsagieren als Pro-
menadendeck dient. Spardeck ist ein leichtgebau-
tcs Oberdeck auf besondern Zwecken dienenden Han-
delsdampfern. Deckhäuser sind die hüttenartigen
Aufbauten auf dem Oberdeck und Sturmdeck. Wal-
fischdeck heißt das vordere gekrümmte D. der
neuern Kriegsschiffe, Schnelldampfer und Tor-
pedoboote, Schildkröten deck zuweilen das
hintere gekrümmte D. dieser Fahrzeuge. "An D.
sein" heißt, sich auf dem Oberdeck befinden. Deck-
batterie sind die Oberdeckgeschütze. ÜberPanzer-
deck s. Panzerschiffe. < .!.