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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Delessit - Delft
einer Legion der Pariser Nationalgarde ernannt.
Bis 1824 vertrat er, mit verschiedenen Unterbre-
chungen, das Eeinedepartement als Abgeordneter,
von 1827 bis 1842 das zweite Arrondissement von
Saumur. D. gehörte der freisinnigen Partei an und
kämpfte namentlich für die Abschaffung der Todes-
strafe, die Schließung der Spielhöllen und die Ver-
besserung des Gefängniswesens. Seit 1844 war er
Pair von Frankreich und starb als Präsident des
Handelsgerichts der Seine 1. März 1847 in Paris.
D. hat sich als Vorstand der Armenhäuser von Paris,
als Mitbegründer der Sparkassen in Frankreich und
durch Unterstützung wissenschaftlicher und künst-
lerischer Bestrebungen große Verdienste erworben.
Seine wissenschaftlichen Kenntnisse hat er nieder-
gelegt in den Werken: "Ic0N68 86iect9.6 pikutai-um"
(5 Bde., Par. 1820 - 39), "Necueil äe coliuilies
äecrit63 par I^amarek" (ebd. 1841). D.s botan.
Bibliothek umfaßte 30000 Bände, sein Herbarium
und seine Muschelsammlung waren ganz vorzüglich,
auch seine Gemäldesammlung war nicht unbedeutend.
Von seinen Werken sind noch zu nennen: "1)68 avan-
tkF63 äs 1a. cai386 6'6p3,i-Fii6" (Par. 1835), "1^6 Zuiä6
äu donkLur" (ebd. 1839), "1^68 don8 6X6inpi68,
U0UV6116 inoraie 0N aotion" (mit de Gerando zusam-
men, 3. Ausg., 2 Bde., 1867), "^0näatiou8 ^u'ii
Lorait utile äo lliii'6" (Par. 1845).
Deleffit, ein schuppiges und kurzfaseriges Mine-
ralaggregat, das namentlich in den Melaphyr-Man-
delsteinen als sekundäre Ausfüllung von.hohlräumen
bald vollständige konzentrisch-schaligc Mandeln, bald
nur die äußern Krusten von andern kalkigen oder
kiescligcn Mandeln bildet. Die Härte ist nur 2,5,
die Farbe olivcngrün bis schwärzlichgrün. Chemisch
besteht der D. aus Kieselsäure, Thonerde, Magnesia,
Eisen, das bald als Oxyd, bald als Oxydul', bald
als beides angegeben wird, und 11-12 Proz. Was-
ser; schmilzt vor dem Lötrohr nur sehr schwer, wird
dagegen von Säuren sehr leicht zersetzt. Die Zer-
setzung des augitischen Gemengteils in den Mela-
phyrcn scheint es in erster Linie zu sein, wodurch
das Material zum Absatz des D. beschafft wird.
Delff, Hugo Heinrich Karl, philos. Schriftsteller,
geb. 11. Aug. 1840 zu Husum (Schleswig), studierte
in Tübingen, München und Kiel, mußte wegen
langjährigen Nervenleidens die beabsichtigte aka-
demische Laufbahn aufgeben, wurde fpäter Teilhaber
der Buchhandlung seines Bruders, 1889 deren
alleiniger Inhaber. D. ist ein entschiedener Gegner
der mechan. Weltanschauung und will die Natur
allein aus der Idee des Lebens erklärt haben. Er
schrieb namentlich: "Welt und Weltzeiten. Eine Phi-
losophie des Lebendigen und der Tbat" (2 Bde.,
Lpz. 1872), "Kultur und Religion" (Gotha 1875),
"Grundzüge der Entwicklungsgeschichte der Reli-
gion" (Lpz. 1883), "Die Hauptprobleme der Philo-
sophie und Religion" (ebd. 1886), "Philosophie des
Gemüts" (Husum 1892), ferner Schriften über
Dante, "Glaubensbekenntnis eines unmodernen
Naturforschers" (ebd. 1879) und "Das vierte Evan-
gelium" (ebd. 1890).
Delfico, Melchiorre, neapolit. Staatsmann
und Nationalökonom, geb. 1. Aug. 1744 zu Leog-
nano, gest. 21. Juni 1835 zu Teramo, war 1800
-16 im neapolit. Staatsrat thätig und wurde nach
der Restauration der Bourbonen Präsident der Ge-
neralkommission der königl. Archive, (^eine bekann-
testen Schriften sind: "Neinoi-ik 8tolio1i6 äeiig.
repuddlica äi 3an Nai-Wo" (Mail. 1804), "Hi-
c6i'eli6 8u1 V6ro (^rattere dolla Fiui'i8pi'liä6ii2H
liomllng. 6 äei 8U0i cnitoi'i" (Neap. 1791 u. 1815;
Flor. 1815), "?eu 8ioi'i 8u lg, 8toriH s 8n I'iucerte^a
ed inutilitü. lisiia in6ä68iinN" (Forli 1806; Neap.
1809 u. 1814). - Vgl. F. Mozzetti,v6Fii 8wclii, äslw
0P6I-6 6 (16116 virtü äi N6icdi0i'!-6l). (Teramo 1835).
Delfino, türk. Stadt, s. Delvino.
Delfs, Moritz, Maler, geb. 18. April 1823 zu
Segeberg, erhielt seine künstlerische Ausbildung
seit 1853 auf der Akademie zu Antwerpen und
fetzte dann seine Studien in Paris nach H. Vcrnet
und Bellange und 1856 unter Troyon fort. Von
seinen Gemälden sind hervorzuheben: Gefecht bei
Kolding, 23. Aug. 1849 (1868; Hamburg, Kunst-
Halle), Schlacht bei Waterloo (1869), Auszug der
franz. Gefangenen aus Metz (1878; Hamburg,
Kunsthalle), Winterlandschaft mit franz. Gefange-
nentransport während des Deutsch-Französischen
Krieges 1870/71 (1879); Gefecht bei Översee, 6. Febr.
1864 (1883). Sodann ist zu nennen: König Franz I.
und sein Hof auf der Falkenjagd; Ritter Bock von
Schlanstedt, Motiv aus dem "Raubgrafen" von
Iul. Wolff (1887). Ferner hat D. auch Tierstücke
gemalt, so: Ein Pferdemartt in Norddeutschland,
Kuhherde an der Elbe bei Hamburg u. s. w.
Delfshaven, Stadt an der Maas, seit 1886 mit
Rotterdam (s. d.) vereinigt.
Delft, Stadt im Bezirk Rotterdam der niedcr-
länd. Provinz Südholland, zwischen Rotterdam und
Haag, 9 kin südöstlich von letzterm am Schie und
an der Linie Rotterdam-'s Gravenhage der Holland.
Eisenbahn, wird von vielen, von Linden eingefaßten
Kanälen durchschnitten, ist in Form eines Vierecks
gebaut und hat (1891) 29022 E. Unter den öffent-
lichen Gebäuden zeichnen sich aus: der Prinzenhof
(jetzt Kaserne), worin 10. Juli 1584 Wilhelm I. von
Oranien durch Balthasar Gerhard erschossen wurde;
das große, 1618 erbaute Stadthaus mit vielen aus-
gezeichneten Gemälden; die got. Alte Kirche, an
Stelle eines ältern Baues im 15. Jahrh, erbaut,
mit schiefem Turm und den Denkmälern der Ad-
mirale Tromp und Peter Hein und des Naturfor-
schers Leeuwenhoek; die Neue Kirche, 1412-76 er-
baut, mit einem berühmten Glockenspiel mit etwa
500 Glocken und einem 90 ni hohen Turm, mit der
Familiengruft des fürstl. nassau-oranischen Hauses
und Mausoleen des Prinzen Wilhelm I. (1621 von
Keyzer und Quellinus vollendet) und des zu D. ge-
borenen Hugo Grotius, dem 1886 auch ein Bronze-
denkmal errichtet wurde. Außerdem sind zu erwäh-
nen: die kath. oder Iesuitentirche, das Schauspiel-
haus mit Konzertsaal und das Städtische Kranken-
haus mit vier Anatomicgcmälden, darunter das
älteste und interessanteste von Mierevelr aus dem
I. 1617. D. hat eine polytechnische Schule (mit
jährlich 250 Studenten und bedeutender Modcll-
sammlung) und eine auf Stadtkosten erhaltene Schule
zur Bildung von Beamten für die ostind. Kolonien,
zahlreiche Wohlthätigkeitsanstalten, darunter die
Waisenstiftung der Frau van Renswoude mit Filia-
len im Haag und in Utrecht und ein Irrenhaus. D.
war vor Zeiten wegen seiner Fabriken für Fayence
und Steingut berühmt, sodaß in ganz Holland
derartiges Geschirr den Namen Delftware oder
Dclfter Zeug führte. (S. Delfter Fayencen.)
Nachdem diese Industrie längere Zeit verfallen
war, ist sie neuerdings mit gutem Erfolg wieder
aufgenommen worden. Außerdem besitzt D. große
Kriegsmagazine, Waffenfabriken, Kugelgießereien