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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Delorme - Delos
suchte das Gymnasium zu Marseille, war dann
Redacteur des " seinapkoi'ö" und ging 1837 nach
Paris, wo er Mitarbeiter an mehrern Zeitungen
war (" Vert - Vert", ((^16883,^6!'", "^liai-ivin-i",
"3ic>ei6", "^vknir ^Htionai)'). Nach dem Teutsch-
Französischen Kriege ward er vom Dcpart. Vaucluse
in die Nationalversammlung gewählt, wo er 1871
-76 alle republikanischen Bestrebungen begünstigte.
Er starb 16. Mai 1877 in Paris. D. verfaßte ein
Theaterstück "1^ iin ä6 1^ comsäie" (Par. 1864) und
andere Schriften, darunter "?kv3i0ioFi6 äs 1a?ari-
81611116" (ebd. 1841), "XHtin668 1itt6i'aii'63" (ebd.
1860) u. s. w.; sein bedeutendstes Werk, ein nützliches
Nacbschlagebuch, ist die "Hiätoirs än 8600iiä ^mpii-6"
(6 Bde., edd. 1868-75), die großen Erfolg hatte.
Eine illustrierte Ausgabe erschien Paris 1880-83.
Delorme (spr. -lörm), Marion, berühmte franz.
Courtisane, geb. 1611 in einem Torfe bciChälons-
sur-Marne, kam früh nach Paris, wo sie ein aben-
teuerliches Leben führte. Unter ihre zahlreichen
Liebbaber gehörten der Herzog von Vuckingham,
der Großstallmeister Cinq-Mars, der Untcrinten-
dant der Finanzen d'Emery u. a. Zwischen ihr
und dem jungen Cinq - Mars spielte ein roman-
hafter Liebeshandel, in den man auch Richelieu
liineingezogen hat. Bei den ersten Unruhen der
Fronde war ihr Haus der Sammelplatz der
Häupter dieser Partei, und Mazarin beschloß, sie
nach der Verhaftung der Prinzen ebenfalls festneh-
men zu lassen; allein ihr plötzlicher Tod (1650) ver-
binderte dies. An diese lnstor. Thatsachen knüpfte
sich später eine Reihe von sagenhaften Erzählungen.
Marion sollte nicht gestorben, sondern nach England
entkommen sein und ein abenteuerliches Wander-
leben geführt haben. Victor Hugo hat ihre Schick-
sale in einem Drama, Alfred de Vigny in seinem
Roman tt^mci-N3.i'8" bearbeitet. - Vgl. E. de Mirc-
court, ^0iifo33i0N8 ä6N3i-i0n 1). (8 Bde., Par. 1851;
neue Aufl., ebd. 1874); Vazin, lli5toii'6 d^i-ance
80U8 1.0U18 XIII (2. Aufl., 4 Bde., ebd. 1846).
De l'Orme (spr. lorm), Philibcrt, franz. Archi-
tekt, geb. um 1515 zu Lyon, begab sich früh nach Ita-
lien, wo er die Bauten des Renaissancestils und die
Überreste der antiken Bauwerke studierte. 1536 nach
Lyon zurückgekehrt, wurde er 1542 vom Kardinal Du
Bellay nach Paris berufen, der ihn später am Hofe
Heinrichs II. einführte. Vielseitig beschäftigt, seit
1548 Oberaufsehcr der königl. Bauten, entwarf er
für den Hof, namentlich für die Geliebte des Königs
Diana von Poitiers, eine Reibe von Bauten. Er
starb 8. Jan. 1570 zu Paris. Sein Hauptwerk ist
der Ausbau der Tuilcrien zu Paris; ferner schuf er
die Schlösser St. Maur, St. Germain, Madrid im
Vois de Voulogne sowie mebrere Kirchen. Sein
Stil war eine zierliche, sein durchbildete Renaissance.
Bekannt ist er als Erfinder einer "franz. Säulen-
ordnung" und des Bohlendachs (s. Tachstuhl). Er
schrieb: "Xonvoiw invnNion i)oni- dien I)5ttii-" (1561)
und "^i'3,it6 cle I'lN'cliiwctui'L" (1567) in neun
Büchern. - Vgl. A. Verty, 1^63 31^1163 ai-cliit6ct68
krlni^i3 ä6 111 i-onÄi88Hiico (Par. 1860); Lübke, Ge-
schichte der Renaissance in Frankreich (2. Aufl.,
Stuttg. 1885); Biographie von Vacbon (Par. 1887).
Delorme (spr. >'lörm), Pierre Claude Francois,
franz. Maler, geb. 28. Juli 1783 in Paris, 'lvar
Schüler von Girodet, bildete fich dann in Rom an
den Werken Raffaels und Michelangelos. Nach sei-
ncr Rückkehr nach Frankreich schuf er meist Kirchen-
bilder, aber auch mytholog. Darstellungen im klas-
sicistischcn Stil, wie er seit der Revolution aufge-
kommen war. Seine bedeutendsten Schöpfungen
sind: Tcr Tod Abels (1810), Der Tod Leanders,
Auferweckung der Tochter des Iairus (1817), Aurora
und Kephalus (1822), die Freskomalereien in den
Kirchen St. Eustache, Notre-Dame de Lorctte und St.
Gervais zu Paris. Er starb 8. Nov. 1859 in Paris.
Delos, jetzt Delopulo oder Mikra Dilos
(d.i.Klein-Delos, im Gegensatz zu Megali Dilos,
d. h. Groft-Telos, dem heutigen Namen der westl.
Nachbarinsel Rheneia) genannt, eine kleine, aus
Granit bcstebende Insel des Llgäischen Meers von
etwa 3 Hkin Flächeninhalt, ohne Bäume, nur mit
niedrigem Gesträuch bewachsen, ist jetzt unbewohnt.
T. war im Altertum berühmt als die älteste und
heiligste Stätte des Kultus des Apollon, der hier
mit seiner Schwester Artemis von der Lcto, die auf
dem der Sage nach früher unstet im Meere umher-
schwimmenden Eilande Zuflucht suchte, geboren sein
sollte, und wurde daher als der religiöse Mittel-
punkt der ganzen Inselgruppe der Cykladen (s. d.)
betrachtet. Etwa in der Mitte der Insel erhebt sich
ein Berg von 106 ni Höhe, der Kynthos, nach dem
Apollon öfter, besonders bei röm. Dichtern, Cynthius
igrch. Kynthios) und Artemis Cynthia (grch. Kyn-
thia) genannt werden. Den Gipfel krönte ein Tem-
pel des Zeus und der Athene; am Aufgange dazu
stand ein altertümliches Heiligtum von eigentüm-
licher Anlage, dessen Bestimmung unklar ist. Vom
Fuße des Berges zieht sich in südwestl. Richtung
das jetzt meist trockne, zum Teil noch mit antiken
Marmorquadern eingefaßte Bett eines Gießbachs
herab, dc5 Inopos, von dem die Alten glaubten,
daß er mit dem Nil zusammenhänge. Äm westl.
Ab hange des Berges erkennt man noch das alte
Theater und unterhalb desselben, nahe dem westl.
Strande der Insel, befinden sich die Reste des
großen Apollontempels, der, in dor. Stile im An-
fang des 4. Iabrh. v. Chr. aus parischem Marmor
erbaut, von Säulenhallen, verschiedenen Heilig-
tümern und sonstigen den Zwecken des Kultus die-
nenden Gebäuden sowie von einer großen Anzahl
von Statuen umgeben war, jetzt einen großen
Trümmerhaufen bildet, der den Bewohnern der
benachbarten Inseln jahrhundertelang als Stein-
bruch gedient hat. Der Plan des Tempels zeigt
große Mnlichleit mit dem des athenischen Theseion;
wie fieses war er ein Peripteros mit 6 Säulen an
den Schmalseiten und 13 Säulen an den Langseiten.
Nördlich von den Tempelruinen findet man ein
trocknes, ovales Bassin, das im Altertum mit
Wasser^gefüllt und unter dem Namen des "radför-
migen ^ecs" bekannt war. An seinem Rande sollte
Leto, wäbrcnd sie sich am Stamme eines Palm-
baums festhielt, die Kinder geboren haben. Nörd-
lich und nordöstlich vom Tempel lag die alte Stadt
D., die, weil die Heiligkeit der Insel sie hinlänglich
vor feindlichen Angriffen schützte, bis 69 v. Chr. ganz
osscn war. Noch gegenwärtig sind die Fundamente
vieler Häuser erhalten. Ostlich von der Stadt sind
noch Reste des alten Gymnasion und Stadion er-
balten. Nachgrabungen in den fast den ganzen
Boden der Insel bedeckenden Trümmermassen sind
neuerdings von der I^colo t>:in<^i86 in Athen an-
gestellt worden, seit 1873 von A. Lebegue (vgl. dessen
ii6c1i6i'c1i68 sin- I)61o3, Par. 1876), seit 1876 von
Th. Homolle, Reinach u. a. (vgl. die Mitteilungen
in deN "^l0UUM6Nt3 FI-6c3 1)IiI)1iü8 Ml' 1'^880C!ati0U
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