976
Desmurgie - Desolation-Land
Robespierre trug, nachdem er seinen Freund in der Versammlung anscheinend verteidigt hatte, auf die Verbrennung aller Nummern jener Zeitschrift an. D. bekämpfte nun die Schreckensmänner nur noch heftiger, woraus er und Danton verhaftet und 5. April 1794 mit mehrern andern hingerichtet wurden. D. war von häßlichem Äußern, aber ein Mann von großen Fähigkeiten und edelm Kern. 1890 wurde ihm in Guise ein Denkmal errichtet. - Seine Gattin, Lucile D., geborene Duplessis, die alles aufgeboten hatte, um ihn zu retten, bestieg 13. April 1794 mit großer Fassung das Blutgerüst. Claretie gab heraus: «Œuvres de Camille D.» (2 Bde., Par. 1874), und schrieb: «Camille D., Lucile D.» (ebd. 1876). - Vgl. außerdem Aulard, L’éloquence parlementaire pendant la Révolution française. Les orateurs de l’Assemblée constituante (Par. 1882), und Godart, Camille D. (ebd. 1889).
Desmurgie (grch.), derjenige Teil der chirurg. Therapie, welcher von den Verbänden, Apparaten u. dgl. handelt; jetzt veraltet.
Desn., hinter Pflanzennamen Abkürzung für Joseph Decaisne (s. d.).
Desna, linker Nebenfluß des Dnjepr, entspringt bei Jelnja im russ. Gouvernement Smolensk, durchfließt die Gouvernements Orel und Tschernigow und mündet in letzterm nach einem im allgemeinen südsüdwestl. Lauf von 1050,8 km etwas oberhalb Kiew. Sie ist bis Brjansk für Dampfschiffe zugänglich; Hauptnebenfluß ist der schiffbare Sejm. Das Flußgebiet der D. umfaßt 86853 qkm.
Desnoiresterres (spr. dänŏartähr), Gustave, franz. Schriftsteller, geb. 20. Juni 1817 zu Bayeux (Depart. Calvados), gest. 11. Jan. 1892 zu Paris. D. verfaßte mehrere Romane: «La chambre noire» (1843), «Jarnowick» (1844), «Un amour en diligence» (1853), «Les talons rouges» (1854), begründete und leitete eine monatliche Zeitschrift, «La Province à Paris» (1841-42), und schrieb ein einaktiges Lustspiel «Monsieur Prosper» (1861). Namentlich aber ist er durch seine Forschungen auf dem Gebiete der franz. Litteratur und Sittengeschichte des 18. Jahrh. bekannt. Sein Werk «Voltaire et la société française au XVIIIe siècle» (8 Bde., 1867-76) wurde von der Französischen Akademie preisgekrönt. Demselben Gebiete gehören an seine «Iconographie voltairienne» (1878), «Gluck et Piccinni» (1872; 2. Aufl. 1875), «Grimod de la Reynière et son groupe» (1877), «Épicuriens et lettrés» (1879), «La comédie satirique au XVIIIe siècle» (1884), «Le chevalier Dorat et les poètes légers au XVIIIe siècle» (1887).
Desnoyers (spr. dänŏăjeh), Auguste Boucher, Baron, franz. Kupferstecher, geb. 20. Dez. 1779 zu Paris, übte sich von frühester Jugend in der Kupferstechkunst und trat 1799 bei Alexandre Tardieu als Lehrling ein. Ein Stich nach Raffaels Belle Jardinière (1804) begründete seinen Ruf. D. starb 16. Febr. 1857 zu Paris. Seine Blätter sind im Vortrage einfach und gediegen, in Wirkung und Gesamthaltung breit und kräftig. Bisweilen faßt er freilich nach dem Geschmacke seiner Zeit die ältern Meister in etwas modern verschönernder Weise auf. Raffael blieb sein Lieblingsmeister, nach dem er noch folgende Blätter geliefert hat: die Madonna von Foligno (1810), die Vierge au linge, die Madonna della Sedia, die Vierge au poisson (1822), die Madonna aus dem Hause Tempi, die Heimsuchung der Maria, die heil. Katharina von Alexandria, die Madonna aus dem Hause Alba (1827), die Transfiguration (1839), sein vorzüglichstes Blatt, und die Madonna di San Sisto (1846). Er gab heraus: «Recueil d’estampes gravées d’après des peintures antiques italiennes» (34 Blatt, Par. 1821).
Desnoyers (spr. dänŏăjeh), Jules Pierre François Stanislas, franz. Geolog und Geschichtschreiber, geb. 8. Okt. 1800 zu Nogent-le-Rotrou, widmete sich dem Studium der Geologie und der Archäologie und wurde Sekretär der Geologischen Gesellschaft und der Gesellschaft für die franz. Geschichte. Seit 1834 war er Bibliothekar des Museums für Naturgeschichte; seit 1862 Mitglied der Akademie der Inschriften; er starb 1887 in seinem Geburtsort. Seine geolog. Arbeiten sind: «Mémoire sur la craie et les terrains tertiaires du Cotentin» (in den «Annales de la société d’histoire naturelle de Paris», Bd. 2, 1825), «Observations sur quelques systèmes de la formation oolithique du Nord-Ouest de la France» (ebd., Bd. 4, 1825), «Sur les cavernes et brèches à ossements des environs de Paris» (in den «Comptes rendus de l’Académie des sciences», 1842), «Observations sur les terrains tertiaires du Nord-Ouest et le^[korrekt: de] l’Ouest de la France» (im «Bulletin de la société géologique», 1852-55), «Coëxistence de l’homme avec l’Elephas meridionalis» (1863) u. s. w.; seine histor. Arbeiten: «Topographie ecclésiastique de la France jusqu’en 1790» (1853-54), «Instructions pour les recherches à faire en Orient sur les colonies gauloises de l’Asie Mineure» (1855), «Sur le sort des enfants trouvés en Frances, antérieurement à St. Vincent de Paul» (1856) u. s. w.
Desnoyers (spr. dänŏăjeh), Louis, franz. Schriftsteller, geb. 1805 zu Replonges (Depart. Ain), kam 1828 nach Paris, wo er sich als Journalist der Opposition anschloß. Er war Mitarbeiter des «Figaro» und des «National» und Chefredacteur des «Corsaire», der «Caricature», des «Charivari», des «Siècle» und begründete die franz. Schriftstellergesellschaft (Société des gens de lettres). Drei Werke von D.: «Aventures de Jean Paul Choppart» (2 Bde., 1836; in 1 Bde. 1842), «Mémoires d’une pièce de cent sous» (1837) und «Aventure de Robert Robert» (2 Bde., 1840), für die Jugend bestimmt, haben viele Auflagen erlebt. D. starb 17. Dez. 1868 zu Paris.
Desobstructīva. (neulat.), Heilmittel gegen Hartleibigkeit.
Desodorisationsmittel, Substanzen, die die Bindung von übelriechenden, bei der Fäulnis entstehenden Gasen bewirken, ohne aber desinfizierende Eigenschaften zu haben (s. Desinfektion), d. h. ohne die Fäulniskeime zu töten. Hierher gehört Eisenvitriol, Zinkvitriol, Manganchlorür, die Schwefelwasserstoff und kohlensaures Ammonium in nicht riechende Körper verwandeln; schwefelsaurer Kalk (Gips) und schwefelsaure Magnesia, die sich mit flüchtigen Ammoniumsalzen zu nicht riechendem schwefelsaurem Ammonium umsetzen.
Desolāt (frz.), verwüstet, öde; traurig, trostlos. Desolation, Verwüstung; Trostlosigkeit.
Desolationinsel, s. Kerguelenland.
Desolation-Land (spr. -lehsch’n land), die westl. Insel des Feuerland-Archipels, bildet die Südküste vom westl. Teile der Magalhães-Straße, von WNW. nach OSO. Die Nordwestecke des Hochlandes ist Kap Pillar in 52° 42' südl. Br. Gegen die Magalhães-Straße bietet sie gute Ankerplätze, unter denen der Mercyhafen, beim Eingange der Straße, der