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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Desor - Desportes

beste ist. Gegen den Antarktischen Ocean ist die Küste in zahllose Baien, kleine Inseln und Straßen zerrissen. D. gehört nach dem chilen.-argentin. Grenzvertrag vom 23. Juli 1881 zu Chile. Der südöstl. Teil ist als Insel Santa Ines (s. d.) durch einen schmalen Meeresarm abgetrennt.

Desōr, Eduard, Geolog, geb. 1811 in der Hugenotten-Kolonie Friedrichsdorf im Hessen-Homburgischen, studierte zu Gießen und Heidelberg die Rechte. Wegen seiner Teilnahme am Hambacher Fest in Untersuchung gezogen, ging er 1832 nach Paris, wo er sich der Geologie unter Leitung von Elie de Beaumont und Prévost widmete. Er nahm dann seinen Aufenthalt in Neuchâtel und beteiligte sich an Agassiz’ Untersuchungen im Gebiet der Geologie und Paläontologie. Aus dieser Zeit stammen seine Monographien über die Seeigel, sowie «Agassiz und seiner Freunde geolog. Alpenreisen» (deutsch von Vogt, 2. Aufl., Frankf. 1847). Nachdem er noch Skandinavien bereist, folgte er 1847 Agassiz nach Amerika, trennte sich aber bald wieder von demselben. Er trat hierauf in den Dienst der Coast Survey und beteiligte sich dann an der geolog. Aufnahme der Mineraldistrikte am Obern See und zuletzt 1850 und 1851 an der des Staates Pennsylvanien. D. kehrte 1852 nach Neuchâtel zurück, übernahm daselbst die Professur der Geologie und wurde von der Stadt Neuchâtel zum Abgeordneten in den Großen Rat gewählt, von dem er zum Präsidenten ernannt ward. Im Winter 1863-64 unternahm er mit Escher von der Linth und Martins eine Reise nach Algier und der Sahara. Hierauf bezieht sich seine Schrift «Aus Sahara und Atlas. Vier Briefe an J.^[Justus] von Liebig» (Wiesb. 1865). Er starb 23. Febr. 1882 in Nizza. Von seinen wissenschaftlichen Arbeiten sind noch hervorzuheben die «Synopsis des échinides» (mit Atlas, Par. 1857-59), die geolog. Beschreibung des Neuchâteler Jura (mit Greßly verfaßt), «Der Gebirgsbau der Alpen» (Wiesb. 1865), «Die Pfahlbauten des Neuenburgersees» (deutsch von Mayer, Frankf. a. M. 1867); im Verein mit Loriol schrieb er: «Échinologie helvétique» (mit Atlas, Wiesb. 1872), zusammen mit Favre: «Le bel âge du bronze lacustre en Suisse» (Neuchâtel 1874).

Desordre (frz., spr. -órdr), Unordnung.

Desorganisation (frz.), Auflösung des organischen Verbandes; Zerrüttung.

Desorĭa glaciālis, s. Gletscherfloh.

Desoxydation, ein chem. Prozeß, s. Reduktion.

Desp., bei lat. Pflanzennamen Abkürzung für Joh. Bapt. René Pouppe Desportes, franz. Botaniker, geb. 1704, gest. 1746 auf St. Domingo.

Despektieren (lat.), verachten; despektierlich, verächtlich.

Despeñaperros (spr.-pennja-), Felsenberge von, s. Sierra Morena.

Desperādos (span., «Verzweifelte»), die sich außerhalb der Gesetze stellenden Mitglieder einer extrem-radikalen Partei.

Desperāt (lat.), verzweifelt, hoffnungslos.

Desplaces (spr. däplahß), Louis, franz. Kupferstecher, geb. 1682 in Paris, gest. daselbst 1739. Er arbeitete in der Art des Audran, ohne dessen Kraft und malerische Wirkung ganz zu erreichen. Seine Hauptblätter sind: der Triumphzug des Titus und Vespasian nach Giulio Romano, die Anbetung der heiligen drei Könige nach demselben sowie die Stiche nach Bildern Jouvenets.

Despoblādo (span.), Einöde. Los Despoblados de Murcia, in Spanien, ein Teil der Hochfläche von Murcia zwischen der Sagra und Segura, aus buntem Sandstein, gänzlich von Heiden immergrünen Gebüsches bedeckt und unbewohnt, eine der stillsten Einöden der span. Hochlande. Ähnlich ist das D. de Sechura in Peru und das D. im Osten von Atacama.

Despois (spr. däpŏá), Eugène, franz. Schriftsteller, geb. 25. Dez. 1818 zu Paris, besuchte die Normalschule, war dann Lehrer der Rhetorik in Bourges und Paris, reichte aber nach dem Staatsstreiche des 2. Dez. 1851 seine Entlassung ein und widmete sich litterar. Arbeiten. Seit 1870 war er Unterbibliothekar an der Sorbonne. Er starb 23. Sept. 1876 zu Paris. Seine wichtigsten Schriften sind: «La révolution d’Angleterre» (1861), «Les lettres et la liberté» (1865), «Le vandalisme révolutionnaire» (1868, ein Werk, das nicht den Wandalismus der Revolution, sondern die bedeutenden Reformen des Konvents darstellt), «Le Théâtre français sous Louis XIV» (1874) und seine Molièreausgabe, nur 3 Bde. («Collection des grands écrivains»); Paul Mesnard setzte die Ausgabe fort.

Despoliieren (lat.), berauben, plündern.

Desponsātus (lat.), der Verlobte; Desponsāta, die Verlobte; Desponsatĭo, Verlobung; Desponsatio Beātae Mariae Virgĭnis, Fest der Verlobung Mariä, in der röm.-kath. Kirche am 23. Jan. gefeiert und seit 1416 eingeführt.

Desportes (spr. däpórt), François, franz. Maler, geb. 24. Febr. 1661 zu Champigneules in der Champagne, war Schüler des vläm. Tiermalers Nicasius in Paris und bildete sich nach dessen Tode 1678 nach der Antike und der Natur. 1695 ging er an den Hof des Königs Johann Sobieski, den er porträtierte. In die Heimat 1696 zurückgekehrt, wurde er 1699 mit seinem Selbstbildnisse als Jäger (im Louvre) in die Akademie aufgenommen, dann gelangte er in große Gunst bei Ludwig XV., fertigte sehr lebendig und natürlich aufgefaßte Jagd- und Tierstücke und zeichnete für Gobelins. Er starb 15. April 1743 in Paris. Le Bas, Jouillain, Demarteau u. a. stachen seine Bilder, von denen 27 im Louvre sind, darunter: Die Wolfsjagd, Eberjagd, Hirschjagd, Fuchsjagd; 6 Hundebilder aus Ludwigs XIV. Meute, totes Wild. Andere Bilder sind in Stockholm und München.

Desportes (spr. däpórt), Philippe, franz. Dichter, geb. 1546 zu Chartres, war Vorleser des Königs Heinrich III., den er nach Polen begleitet hatte, lebte aber meist auf den zahlreichen, einträglichen Abteien, die ihm die Gunst dieses Fürsten und Karls IX. verschaffte. Er starb 5. Okt. 1606 in Bonport (Eure). An den Dichtern der Pleiade (s. d.) und den ital. Lyrikern gebildet, verfaßte er mehrere Sammlungen erotischer Gedichte (»Les amours de Diane», «Les amours diverses» u. s. w.), worin er, die sprachlichen und metrischen Ausschreitungen der Ronsardisten vermeidend, als ein Vorläufer von Malherbe erscheint und durch gemütvolle Heiterkeit, feinen Witz, Sinn für die Schönheit der Natur und geistreiche Gedankenwendung den Stil der Lyrik des 17. Jahrh. inauguriert. Seine 24 «Élégies» trugen ihm den Namen des franz. Tibull ein, seine Nachahmungen von Teilen von Ariosts «Orlando furioso» und seine geistlichen Dichtungen «Œuvres chrétiennes» stellen ihn gleichfalls den bedeutendsten Dichtern des 16. Jahrh. an die Seite. Eine neue Gesamtausgabe seiner Gedichte veröffentlichte A. Michiels (Par. 1858).