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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Destouches (Paul Emile) – Detachierapparat

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Destouches (Joseph Anton von)'

Chronist der Stadt München und Vorsteher des histor. Stadtmuseums. Er setzt die von seinem Vater im Auftrag der Stadt München begonnene Stadtchronik fort und hat eine größere Reihe histor. Denkschriften über die Lokalgeschichte Münchens sowie Gedichte «Aus der Jugendzeit» (Münch. 1867) veröffentlicht.

Destouches (spr. dätúsch), Paul Emile, franz. Historienmaler, geb. 16. Sept. 1794 zu Dampierre, war ein Schüler von David, Gros und Guérin. Zu Anfang beschäftigten ihn geschichtliche Vorwürfe, wie die erzählende Scheherezade, Maria Stuart, sowie kirchliche Stoffe: Christus am Ölberg (Dom von Vannes); später wandte er sich den Schilderungen des Alltagslebens zu, denen er tragische oder rührende Motive zu Grunde legte. Viele seiner Schöpfungen, wie Heimkehr der Entehrten ins Elternhaus (1827), Unterbrochene Verlobung, Die Liebe als Arzt (1831), wurden sehr bekannt. Seit den vierziger Jahren versiegte die Thätigkeit des Künstlers; er starb 11. Juli 1874 in Paris.

Destouches (spr. dätúsch), Philippe Néricault, franz. Lustspieldichter, geb. 22. Ang. 1680 zu Tours, wurde in Paris erzogen und dem Gesandten für die Schweiz, Marquis de Puysieur, als Attaché beigegeben. Hier wandte er sich der dramat. Poesie zu und errang mit mehrern Schauspielen großen Beifall. Zugleich erwarb er sich durch seine diplomat. Gewandtheit die Gunst des Regenten, des Herzogs von Orléans, der ihn 1717 mit dem Abbé Dubois nach England sandte. Als Dubois nach Frankreich zurückkehrte, blieb D. an dessen Stelle in London, wo er eine geheime Ehe einging, die ihm nachher zu dem Lustspiele «Le philosophe marié» (1727) den Stoff gab. Er wurde 1723 Mitglied der Akademie, zog sich aber nach dem Tode des Regenten auf sein Landgut bei Melun zurück, wo er sich mit Landbau und Philosophie beschäftigte und zugleich fortfuhr, für die Bühne zu schreiben. Hier entstanden die beiden Lustspiele «Le glorieux» (1732) und «Le dissipateur» (1736), mit dem obengenannten Stücke seine vornehmsten Leistungen, von Lessing als «Muster eines feinern höhern Komischen» bezeichnet. D. schrieb fast ausschließlich Charakterkomödien, aber unter Einwirkung des gleichzeitigen engl. Lustspiels wird er in Frankreich der Vorläufer jener Richtung, die auf der komischen Bühne mit lehrhaften Absichten und sittlichen Rührungseffekten zu wirken sucht. Im übrigen sind D.’ Lustspiele in dem einfachen, eleganten Stile der klassischen Tradition geschrieben. Er starb 4. Juli 1754 auf dem Schlosse von Fortoiseau bei Villiers-en-Bière (Seine-et-Marne). Seine «Œuvres» erschienen in 4 Bdn. (Par. 1757), in 6 Bdn. (ebd. 1811) und als «Théâtre choisi» von Thierry (ebd. 1884).

Destra, s. Colla destra.

Destruieren (lat.), zerstören; Destruktion, Zerstörung; destruktiv, auf Zerstörung gerichtet.

Destutt de Tracy (spr. deßtütt dě traßih), Antoine Louis Claude, Graf, französischer philos. Schriftsteller, geb. 20. Juli 1754 zu Paris, war bei Ausbruch der Französischen Revolution Oberst der Infanterie und Deputierter bei den Generalstaaten für den Adel von Bourbonnais. Als sein Freund und Gesinnungsgenosse Lafayette 10. Aug. 1792 Frankreich verließ, folgte er ihm, kehrte aber nach einiger Zeit heimlich wieder zurück und wurde 2. Nov. 1793 in Haft genommen. Erst der Sturz Robespierres verschaffte ihm die Freiheit wieder. Während der Dauer der Herrschaft Napoleons war D. ↔ Senator. Nach der Rückkehr der Bourbons wurde er 1814 zum Pair ernannt. Seit der Gründung des Nationalinstituts war er Mitglied desselben. Er starb 10. März 1836. D., welcher von den Franzosen für einen der besten Metaphysiker gehalten wird, gehört der Schule des Sensualismus, insbesondere der Richtung Condillacs (s. d.) an, dessen Lehre er zu dem sog. Ideologismus entwickelte. Sein Hauptwerk in dieser Beziehung sind die «Éléments d’idéologie» (5 Bde., Par. 1817–18; neue Aufl., ebd. 1824–25), die unter anderm auch in das Italienische und Spanische übertragen wurden. Die beiden letzten Teile dieses Werks, den «Traité de la volonté et de ses effets» enthaltend, bilden eine Darstellung der polit. Ökonomie. Von D.s übrigen Schriften ist noch der ebenfalls vielfach übersetzte «Commentaire sur l’esprit des lois de Montesquieu» (zuerst englisch, Philad. 1811; französisch, Par. 1819; deutsch von Morstadt u. d. T. «Charakterzeichnung der Politik aller Staaten der Erde», 2 Bde., Heidelb. 1820–21) zu erwähnen, der besonders in Nordamerika lange in großem Ansehen stand.

Desuetūdo (lat.), die Aufhebung eines Rechtssatzes durch Gewohnheit, der Rechtssatz mag ein Gesetz sein oder auf Gewohnheit beruhen. So wurden viele harte Strafen der Carolina (s. d.) dadurch beseitigt, daß thatsächlich nicht mehr darauf erkannt wurde. Neuere Gesetze haben mehrfach die Beseitigung ihrer Bestimmungen durch Gewohnheitsrecht untersagt. (S. Abrogieren.)

Desultōren, bei den alten Römern Kunstreiter, die im Cirkus im vollen Rennen von einem Pferde auf das andere sprangen; daher desultorisch, abspringend, unstet, der Beharrlichkeit und Ausdauer ermangelnd.

Desv., bei botan. Namen Abkürzung für Augustin Nicaise Desveaux (spr. däwoh), geb. 28. Aug. 1784 zu Poitiers, gest. 12. Juli 1856 in Bellevue bei Angers als Professor der Botanik.

Detachement (frz., spr. -taschmáng), eine kleinere Truppenabteilung, die aus dem Verbande eines größern Heerkörpers zur Lösung einer selbständigen Kriegsaufgabe abgezweigt ist. Insbesondere pflegt mit dem Begriffe des D. der Umstand verknüpft zu sein, daß das betreffende Truppenkorps aus Abteilungen verschiedener Waffengattungen zusammengesetzt ist. Die Stärke und Zusammensetzung eines D. kann je nach der besondern ihm gestellten Aufgabe sehr verschieden sein; die Bezeichnung D. wird indessen nur auf solche Abteilungen angewendet, die kleiner sind als eine Division, weil eine Division schon an und für sich ein zu selbständigem Auftreten befähigter Heeresteil ist (s. Einheit).

Detachementskrieg (spr. -taschmángs-), eine Gesamtheit von kriegerischen Unternehmungen, in denen nur Detachements (s. d.) auftreten. Der D. kann entweder mit den großen Operationen auf dem Hauptschauplatz im Zusammenhang stehen und fällt dann meist mit dem sog. Kleinen Krieg (s. d.) zusammen, oder er kann aus einem Nebenschauplatz, auf dem nur geringe Truppenstärken sich gegenüberstehen, selbständig geführt werden (preuß. Operationen gegen die Schweden in Pommern während des Siebenjährigen Krieges).

Detachementsübungen (spr. -taschmángs-), s. Manöver.

Detachierapparat (spr. -tasch-), eine Vorrichtung, welche im Falle, daß jemand über Bord fällt, möglichst schnell und noch bevor das Schiff in seinem Laufe gehemmt werden kann, ein Boot zu

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 985.