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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Dévavénya - Deviation (im Seerecht)
mete sich der advokatorischen Laufbahn zu Lüttich
und schloß 1824 mit Lebeau und Rogier die enge
Verbindung, aus der nach 1830 die sog. doktrinäre
Partei hervorging. In dem gemeinschaftlich gelei-
teten Lütticher Oppositionsblatt "I'oliticiue" brachte
D. die Vereinigung der kath. mit der liberalen Partei
in Anregung, die vorzugsweise die Losrcißung von
den Niederlanden herbeiführte. Während der Revo-
lution vertrat er Brügge im Kongreß und bekämpfte
dafelbst die republikanischen Tendenzen. Im Sinne
der konstitutionellen Monarchie half er auch die
Verfassung entwerfen. Im März 1831 wurde er
Staatsminister ohne Portefeuille, im Mai des-
selben Jahres verhandelte er mit dem Prinzen
Leopold von Sachsen-Coburg und nahm an der
Konferenz zu London teil. Nach der Einsetzung
Leopolds als König zog er sich von den Geschästen
zurück, blieb aber noch Kammermitglied bis 1863,
wo er gegen die Katholiken unterlag. Beim Antritt
des Ministeriums Lebeau-Rogier (1840) gründete
D. die für den Liberalismus tonangebende "Revue
nationale". Er starb, erblindet, 30. Jan. 1880 in
Brüssel. Seit 1846 war D. Mitglied der Belgischen
Akademie. D. veröffentlichte die "^wäeg po1itiyu68
LUr 1'di8toil-6 3,Nci6QU6 6t NOäSI'Qti 6t 8Ul1'inül16U(:6
ci6 I^tat ä6 Pierre 6t ä61'6wt ä6 Mix" (Brüss. 1875)
und "Nllä68 politihUEZ 811? 168 pi'ineipaux 6V6N6-
M6nt8 ä6 1'ki8t0ii-6 i-omaine" (2 Bde., Par. 1880).
- Vgl. Iuste, I>au1 D. (Vrüss. 1881).
Devavänya, auch Dsvabänya (d. i. Bergwerk
Döva), Groh-Gemeinde im Stuhlbezirk Kenderes des
ungar. Komitats Iazygien-Groß-Kumänien-Szol-
nok, an den Linien Kis Ujszälläs-D. (29 km) und
D.-Gyoma der Ungar. Etaatsbahnen, hat (1890)
12154 magyar. E., darunter 8357 Griechisch-
Orientalische, 3234 Katholiken und 391 Israeliten,
bedeutende Viehzucht und fünf bevölkerte Pußten:
Mhalom, Gabonäs, Ecseg, Ksrsziget und Pußta-
Varsanyhat auf dem ausgedehnten Ortsgebiete.
Dövay, Matthias, f. De'vai.
Devecfer (spr. de'wwetscher), Flecken im ungar.
Komitat Veszprim (s. d.).
Develle (spr.-wM), Jules Paul, franz. Staats-
mann, geb. 12. April 1845 zu Var-le-Duc, wurde
1873 Unterpräfekt des Arrondissements Louviers
und 1875 Präfekt des Depart. Aube. Nach dem
16. Mai 1877 abgesetzt, wurde er von dem Arron-
dissement Louviers zweimal zum Deputierten ge-
wählt (1877 und 1881) und war 1879 und 1882
Unterstaatssekretär im Ministeriuni des Innern.
Bei den Wahlen vom Ott. 1885 von dem Depart.
Meuse in die Kammer gesandt, übernahm D. das
Ministerium des Ackerbaues im Kabinett Freycinet
(Jan. 1886) und behielt es im Kabinett Goblet
(Dez. 1886 bis Mai 1887). März 1890 erhielt er
es im Kabinett Freycinet wieder und behauptete es
auch unter Loubct (Febr. 1892) und Nibot (Dez.
1892). Bei der Rekonstruktion des letztern Kabi-
netts übernahm er Jan. 1893 das Ministerium des
Äußern, behielt es auch unter Dupuy (April 1893),
trat aber mit diesem 26. Nov. 1893 zurück.
Developpabel (frz.), soviel wie abwickelbar(s.d.).
Deventer, auch Demter, Stadt in der nieder-
länd. Provinz Oberyssel, an der Grenze von Gelder-
land, rechts der Usjel, über welche hier eine Schiffbrücke
führt, an der Mündung der Schipbcek und an den
Linien Zutfen-Zwolle-Leeuwarden der Niederländ.
Staatseisenbahn und Apeldoorn-D.-Almelo derHol-
länd. Eisenbahngesellschaft, ist altertümlich, aber
sauber gebaut und hat (1891) 23067 E. Die wich-
tigsten Gebäude sind: die reform. Haupt- oder St.
Lebuinuskirche (spätgot. Stils), auch Groote Kerk
genannt, mit schönen Glasmalereien, einem hohen
Turm und roman. Krypta (Ende des 11. Jahrh.);
die Broerekirche (eine der zwei katholischen) mit drei
merkwürdigen, der Sage nach vom heil. Lcbuinus
geschriebenen Evangelienbüchern; das große Rat-
haus mit einem schönen Gemälde von Gerard ter
Vorch, das Ratszimmer mit den Bürgermeistern
und Räten der Stadt darstellend; auf dem Vrink,
dem größten der vier öffentlichen Plätze, das got.
Wagegebäude, jetzt Gymnasium, und das Iustiz-
und Haftgebäude. D. besitzt eine höhere Bürger-
schule (das 1630 gestiftete Athenäum), viele Wohl-
thätigkeitsanstalten, namentlich Stiftungen für alte
Leute, eine Irrenanstalt; Teppichfabriken, Eisen-
gießerei, Strickwarenfabrik, Kattundruckerei, Leim-
fabrik, bedeutenden Handel mit Getreide, Vieh, Lein-
wand, Schinken und Butter. Eigentümlich und in
ganz Holland berühmt ist eine Art Honigkuchen,
Deventerkuchen genannt (jährlicher Versand:
1000 Pfund). - 10 km im O. das Dorf Bathmen,
mit Fresken aus dem 14. Jahrh, in der Kirche. -
D., ursprünglich Daventre oder Daventria im Gau
Hamaland, wurde 778 von den Sachsen, 883 von den
Normannen verheert, 1123 als kaiserl. Feste vom
Sachsenherzog Lothar und von Bischof Dietrich von
Münster belagert, aber von Kaiser Heinrich V. ent-
setzt. Es gehörte seit der Hohcnstaufenzeit zum Bis-
tumUtrecht, warHanfestadt und kam 1528 anKarlV.
Unter Philipp II. wurde hier 1559 ein Bistum er-
richtet, das aber nur bis 1591 bestand, wo Moritz
von Oranien die Stadt den Spaniern, in deren
Hände sie durch den Verrat des Kommandanten
Stanley 1587 gefallen war, wieder entriß. D. ist
Geburtsort des Philologen Jakob Gronov (1645).
Devsny (spr. dehwenj), ungar. Marktflecken,
f. Theben. Mdelstitel).
Devereux (spr. -ruh), engl. Adelssamilie, s. Esser
Deveria, Achille, franz. Maler, geb. 6. Febr.
1800 in Paris, wo er 23. Dez. 1857 starb. Er ver-
folgte in religiösen Darstellungen eine süßliche Ma-
nier. Außerdem war er als Lithograph thätig und
gab sehr gezierte Frauenporträte, Typen, Mode-
blättcr u.s.w. heraus, die 1830 gesammelt erschienen.
Bedeutender ist sein Bruder, Eugene D., geb.
1805 in Paris. Schüler Girodets, folgte er der
romantischen Kunstrichtung; er schuf zahlreiche hi-
stor. und religiöse Werke sowie Bildnisse, die sich
durch wirkungsvolles Kolorit und sorgfältige Tech-
nik auszeichnen. Nachdem er besonders durch sein
Erstlingsbild: Geburt Heinrichs IV. (1827; im
Louvre zu Paris), einen großen Erfolg errungen,
malte er u. a.: Enthüllung der Statue Heinrichs IV.
zu Pau (1846), Tod der Johanna Seymour (1847),
Schlacht an der Marsaille (in Versailles), halt span.
Kaufleute (1859), Die Rückkehr des Columbus
(1861). Er starb 5. Febr. 1868 in Paris. - Sein
Leben beschrieb Alone (Par. 1887).
Devestieren (lat.), entkleiden, namentlich in
Bezug auf die Investitur gebraucht im Sinne von:
einen seines Lehns berauben; Devestitur, die
Entziehung des Lehns.
vsvVX2.(lat.,(iabschüssig",nachderBeschasfenheit
des Rückens), bei Illiger die Familie der Giraffen.
Deviation (lat.), die Abweichung vom Wege;
im Seerecht jede vom Schiffer willkürlich vor-
genommene Abweichung von der ordnungsmäßi-