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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Diarbékr - Diaspor
Diarbekr, früher von den Türken Kara Amid
genannt, arab.Amid, Hauptstadt des türk.Wilajets
D. (46825 ^m, 3 Sandschaks Ergana, D. und
Mardin, 471400 E.) in 5^leinasien, in 620 m Höhe,
auf einer über 30 in hohen basaltischen Felsmasse,
welche steil zum rechten Nfer des von einer Steinbrücke
überspannten Tigris abfällt, von alten Mauern und
außerhalb derselben von ausgedehnten Blumen-
gärten umgeben, ist feit lange der bedeutendste Ort
auf der weiten Hochebene, die das Quellgebiet des
Tigris umfaßt. D. ist Sitz des Walis (General-
gouverneurs), mehrerer Häupter der armenifchen
und gricch. Geistlichkeit, hat 47000 E., 6 Kirchen,
gegen 20 Mofcheen, viele Bäder, aus alter Zeit
stammende, zum Teil ausgedehnte Vazare, eine
armenische Schule und eine Zeitung in arab. und
türk. Sprache. Von hier aus wird der Tigris (Schatt)
stromabwärts mit Flöhen aus aufgeblasenen Ham-
melfellen bis Bagdad befahren. Die Fabrikate D.s
sind zwar größtenteils durch europ. Manufakturen
verdrängt; man fabriziert noch gelben und roten
Maroquin, Baumwoll- und Seidenstoffe, kupferne
Gefäße, Pfeifenköpfe und Sebils. - D. ist an der
Stelle des alten Amida erbaut, welches, feit etwa
230 röm. Kolonie, schon feit 325 als christl. Bischofs-
sitz genannt, im 4. Jahrh, von Kaiser Konstantin
erweitert und befestigt wurde. Nachdem die Stadt
die wechselvollsten Schicksale erfahren, war sie ein
Jahrhundert hindurch Sitz der turkoman. Ortoliden-
dynastie, welche sie 1183 an Saladin und 1232 an
dessen Neffen Al Melik al Kamil von Ägypten ver-
lor. Seit 1375 gehörte sie der Turkomanendynastie
vom Schwarzen Hammel. Nachdem sie 1394 von
Timur erobert und verheert worden, kam sie nach
dessen Tode (1405) an die Turkomanen vom Weißen
Hammel, denen sie 1507 vom Schah Ismael Soft
von Persien entrissen wurde. Im Okt. 1515 eroberte
Sultan Selim I. die Stadt; seitdem verblieb sie unter
türk. Herrschaft.
Diarchie (grch.), das gleichzeitige Herrschen von
Zweien, entweder als Nebenregenten, wie die Könige
in Sparta, oder als Gegenregenten (Gegenkaifer,
Gegenpäpste).
Diäresis (grch., d. h. Trennung), in der Gram-
matik die Auflöfung eines Diphthongen in zwei
Einzelvokale, z. V. Orpheus in Orphe-us. Das
Zeichen der D. sind zwei übergesetzte Punkte, puneta
äi^0i'6L608, die überhaupt vcrweudet werden, wenn
zwei nebeneinander stehende Vokale nicht als Diph-
thong gelesen werden sollen, z. B. Re'impression
(d. i. Wiederdruck).
Diarlum (lat.), Tagebuch, Kladde; I)il^-iH (zu
ergänzen ksdi-is), tägliches (Quotidian-) Fieber.
Diarrhöe (grch.), s. Durchfall.
Diarthrofe (grch.), die bewegliche Knochenver-
bindung, s. Gelenk.
Dias, Vartolommeo, Seefahrer, s. Diaz.
Dias, Antonio Goncalves, der bedeutendste
brasil. Dichter, geb. 10. Aüg. 1823 zu Carias (Pro-
vinz Maranhäo), erhielt seine wissenschaftliche Bil-
dung in Portugal und widmete sich auf der Uni-
versität zu Coimbra der ^Rechtswissenschaft. Nach
feiner Rückkehr ward er ^taatsanwalt zu Maran-
häo, entfagte aber bald dieser Stellung, um sich in
Rio de Janeiro seiner Neigung für Poesie und
litterar. Beschäftigung hiuzugeben. Er beteiligte
sich mehrfach anZeitfchriften, besonders im Interesse
des Theaters, und trat selbst mit mehrern Dramen
auf: "Lokdäii", "V63.tric6 Oeuci", "?HtkuU", die
jedoch von geringer Bedeutung sind; bedeutender
ist "I^onor äe Nßnäoha." (1847). Seinen Ruf
als Dichter begründeten die "?i'iintiii'O8 caMos"
(Rio de Janeiro 1846). D. übersetzte auch Schillers
"Braut von Messina". Hierauf wurde er als Pro-
fessor für brasil. Geschichte in Rio de Janeiro be-
rufen und von der Regierung 1850 nach Europa ge-
sendet, um die wissenschaftlichen Anstalten Deutsch-
lands und Frankreichs kennen zu lernen. 1858 kehrte
er nach Brasilien znrück. Hier ward er als Histo-
riker und Ethnograph der Gesellschaft von Gelehr-
ten beigegeben, die auf Kosten der Regierung die
Provinz Ceara und die Uferlandschaften des Ama-
zonenstroms zu bereisen hatte. Sein Gesundheits-
zustand nötigte ihn jedoch, 1862 nach Europa zu-
rückzukehren. Er lebte erst in Dresden und Tcplitz,
den Winter 1863-64 in Lissabon, dann in Sa-
voyen, Ems und Paris. Hinfälliger als zuvor,
schiffte er sich im Sept. 1864 wieder nach Brasilien
ein, starb aber anf dem Schiffe, kurz bevor dasselbe
angesichts der Küste von Maranhäo Schiffbruch litt,
3. Nov. 1864. D. verstand es, eine stark ausgeprägte
Subjektivität mit einer durchaus nationalen Fär-
bung zu vereinigen und feine schwungvollen Ergüsse
doch in edler Einfachheit, seine vaterländischen
Schilderungen im volksmäßigen Valladenton, seine
erotischen Empfindungen in vollendet musikalischen
Rhythmen auszusprechen. Daß Garrett, Espron-
ceda und Zorrilla, Chateaubriand und Cooper seine
Vorbilder gewesen, ist nicht zu verkennen. Eine Ge-
samtausgahe seiner lyrischen Poesie, die außer den
erwähnten "?i'iin6iro8 eHiNoä" auch die "s^unäog
0HM08" (1848) und "II1tim08 cautoL" (1851) um-
faßt, hat er in Deutfchland felbst veranstaltet u.d.T.
"(^QtoL" (4. Aufl., 2 Bde., Lpz. 1865). Von seinen
übrigen Werken sind noch die vier ersten Gesänge
eines amerik. Epos: "03 I'iind 71-^3 " (Lpz. 1857),
das "DicciouHi'io da. liu^ua. ^up^" (ebd. 1858) und
die Stndie "0 ViH8i1 6 a Oceania" zu nennen.
Nach seinem Tode erschienen noch "0dl^8 P08t1iu-
in3.8" (mit Biographie, Rio de Janeiro 1866). -
Vgl. Wolf, 1.6 Lr68i1littei-aii-L (Berl. 1863); Bulhäo
Pato, 80!) 03 cipi'08t68 (Lissab. 1877), ^1man^i6
äs i6indi-3.u^3 äs 1873 (Lissabon); A. H. Leal im
"I^iMkon N^rHu1i6N86'>, Bd. 3.
Diaskeuasten (grch., "Ordner"), ein namentlich in
der Homerforschung gebrauchter Ausdruck, bezeich-
net die (angenommenen) Ordner der Ilias und
Odyssee und auch die Dichter, die deren einzelne
Bestandteile überarbeitend zusammenfügten.
Diaspongelatme, ein Sprengmittel, besteht
aus 92 - 95 Teilen Nitroglycerin, 5-7 Teilen
Nitrocellulofe und 0,5-2 Teilen Alkohol.
Diaspor, ein meist in breiten Säulen mit vor-
herrschend entwickelter Längsfläche krystallisierendes
rhombisches, mit Goethit isomorphes Mineral, das
auch dünnschalige und breitstengelige Aggregate bil-
det, farblos, meist gelblichweiß und grünlichweiß,
violblau und dann ausgezeichnet trichroitisch; auf
der sehr vollkommen fpaltbaren Längsfläche erscheint
sehr starker Perlmutterglanz. Härte 6; spec. Gewicht
3,3 bis 3,46. Chemisch ist der D. wesentlich das Alu-
miniumhydroxyd, ^2^2(011)2 oder ^10 MI), mit
85,02 Proz. Thonerde und 14,98 Wasser, mit Bei-
mengungen von etwas Eisenoxyd. Er ist vor dem
Lötrohr unschmelzbar, wird aber mit Kobaltlosung
schön blau; Säuren sind ohne Einwirkung, und erst
nach starkem Glühen wird er in Schwefelsäure auf-
löslich. Fundpunkte sind Kossobrodskaja am Ural,