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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Dietrich (Franz Eduard Christoph) - Dietrichstein
ihm, mußte aber 30. Sept. in die Kapitulation wil-
ligen. Wegen seines luth. Glaubens beim Minister
Louvois verdächtigt, wurde D. 1685 erst nack
Gue'ret, dann nach Vesoul verbannt und durfte erst
1689 nach Straßburg zurückkehren, wo er 9. März
1692 starb. Vgl. Spach, d^uvi'63 ck0i8i68, Bd. 1
(Strahb.1866).' - Sein Urenkel, Pbilipp Fried-
rich v o n D., geb. 14. Nov. 1748 in Etrahburg, war
1790-92 der erste Maire der Stadt, wurde wegen
einer von ihm ausgehenden Adresse Etraßburgs
gegen die Ereignisse vom 20. Juni und 10. Aug.
1792 schließlich vom Revolutionstribunal zum Tode
verurteilt und 29. Dez. 1793 in Paris enthauptet.
D. hat sich auch als Mineralog bekannt gemacht und
u. a. ein Werk "De^ription ci68 ßit63 äe minerai
t^t ä68 d0ucü63 a. keil äe Granes" (6 Bde., Par.
1786-1800) geschrieben.
Dietrich, Franz Eduard Christoph, prot. Theo-
log und Sprachforscher, geb. 2. Juli 1810 zu Strauch
bei Großenhain (Sachsen), studierte in Leipzig, Halle
und Berlin, wurde 1836 Repetent in Marburg,
habilitierte sich 1839 daselbst, wurde 1844 auherord.,
1848 ord. Professor in der philos. Fakultät, 1859
ord. Professor der alttestamentlichen Theologie und
starb 27. Jan. 1883. Unter seinen Werken sind
hervorzuheben: "Altnord. Lesebuch. Aus der stan-
dinav. Poesie und Prosa bis zum 14. Jahrh., mit
litterar. Übersicht, Grammatik und Glossar" (Lpz.
1843; 2. umgearbeitete Aufl. 1864), "Abband-
lungen für semit. Wortforschung" lebd. 1844),
"lüociiciini 8^ria.coi'um Lpeciminll" (Marb. 1855),
"Zwei sidomsche Inschriften" (ebd. 1855), "I^-no-
nulü po6w6 K6w8" (ebd. 1860), "Über die Aus-
sprache des Gotischen" (ebd. 1862), "Morgengebetc
der alten Kirche des Orients für die Festzeiten. Ver-
deutscht" (ebd. 1864), "Do 8knc1wniatIi0ui3N0iniue"
(ebd. 1872); auch besorgte D. die 5. bis 7. Aufl. von
"Gesenius, hebr. u. chaloäisches Handwörterbuch"
lLpz. 1855 - 68).
Dietrich, Veit, Beförderer der Reformation,
s^d. 8. Dez. 1506 zu Nürnberg, studierte seit 1523
in Wittenbcrg, war 1527-30 Luthers Amanucnsis
und wurde 1536 Prediger in seiner Vaterstadt, in
deren Namen er die Schmalkaldener Artikel unter-
zeichnete. 1542 führte er in einigen oberpfälz.
Ämtern die Reformation durch. Streitigkeiten mit
seinein Kollegen Osiander brachten D. in den Ver-
dacht, Zwinglis Gesinnungsgenosse zu sein, obgleich
seine Hauptschrift "Agendbüchlein für die Pfarr-
berren auf dem Land" ganz in luth. Sinne abgefaßt
ist. Er starb 24. März 1549. Mit Melanchthon
stand D. in regem Briefwechsel und gab auch drei
Schriften desselben in deutscher Sprache heraus. -
Vgl. Strobcl, Nachricht von dem Leben und den
Scbriften Veit D.s (Nürnb. 1772).
Dietrichs Drachenkämpfe und Dietrichs
erste Ausfahrt, s. Virginal.
Dietrichs Flucht, s. Heinrich der Vogler.
Dietrichson, Lorentz Henrik Segelcke, norweg.
Litteratmhistoriker, Ästhetiker und Dichter, geb.
1. Jan. 1834 in Bergen, studierte in Kristiania,
siedelte 1859 nach Schweden über, wurde 1861 Do^
cent an der Universität Upsala, 1866 Amanuensio
bei dem Nationalmuseum, 1868 Lehrer der Kunst-
geschichte an der Akademie der freien Künste zu
Stockholm und wirkte 1870-73 als Oberlehrer an
der Gewerbeschule. 1875 ward er zum außerord.
Professor der Kunstgeschichte an der Universität zu
Kristiania ernannt. Erschricb: "Indledning iStudict
aj Tanmarks Litteratur" (1861), "Indledning i Stu-
d:et af Sveriges Litteratur" (1862), "Omrids af den
norske Poesies Historie" (1866-69), "Fra Kunstens
Verden" (Kopenh. 1885), "De norske Stavkirker"
(Tl. 1, Krist. 1892), "Die Holzbaukunst Norwegens"
(mit Muntbe, Verl. 1893); die Schauspiele: "En arbc-
tarc" (1872) und "Karl Folkunge" (1874); die Dich-
tungen: "Olaf Liljekrans" (1857) und "Kivleslatten"
(1879); Monographien über Runeberg (1864) und
Tidemand (1878-79); die Reiscstudien "Fran min
vandringstid" (3 Bde., Stockh. 1873-75). 1863
redigierte D. die "Nordist Tidskrift for Litteratur
og Kunst" und 1875-76 "Tidskrift for bildande
Konst og Konstindustri".
Dietrichstein, altes gräfl., in einer Linie spä-
ter fürstl. Geschlecht, das aus Kärnten stammt und
besonders in Böhmen, Mähren und Niedcro'sterreich
reich begütert war. Das Geschlecht zerfiel im 16.
Jahrh, in zwei Hauptlinien, die Hollenburg-Finken-
steinische und die Weichselstätt-Rabenstcinische.
^. Sigismund von D., der Gründer der
Hollenburgischen Hauptli nie,gcb. 1484, gest.
20. Mai 1540, war ein Liebling Maximilians I. und
focht mit Auszeichnung an der Seite Georgs von
Frundsberg gegen die Venetiancr. Maximilian erhob
ihn 1514 in den Freiherrenstand. Zu Graz stiftete D.
1517 den Orden des heil. Christoph wider das Laster
des Trinkens und Fluchens. Mehrmals kämpfte er
in den damals ausbrcchenden Bauernunruhcn. Er
war sehr erheblich an der Abfassung des Theuer-
danks (s. d.) beteiligt. Seine beiden ältesten Söhne,
Siegmund Georg (gest. 1593) und Karl von D.,
wendeten sich dem Protestantismus zu, der dritte,
Adam von D., blieb Katholik. Der letztere und Sieg-
mund Georg teilten die Hollcnburgiscke Hauptlinie
in zwei 'Aste, a. in den Hollenburgischen, der 1656 in
den Neichsgrafenstand erhoben ward und 1684 die
Reichsfürstenwürde erhielt, aber 1825 im Manns-
stamm erlosch, und d. in den Nikolsdurgischen.
Dessen Begründer, der genannte Adam von D.
(geb. 7. Okt. 1527, gest. 5. Febr. 1590), der sich nach
der 1575 von ihm erworbenen Herrschaft Nikolsburg
Dietrichstein - Nilolsburg nannte, galt als einer
der bedeutendsten Staatsmänner seiner Zeit. Er kam
1547 als Page an den Hof Ferdinands I., wurde
dann Truchscft, Mundschenk und Kammerherr des
Erzherzogs Maximilian und war bei dein Passauer
Vertrage von 1552 und bei dem Religionsfrieden
zu Augsburg von 1555 mit thätig. Von dem nach-
maligen Kaiser Maximilian II. 1561 nach Rom an
! Pins IV. gesandt, bemühte er sich vergebens, diesen
zu bewegen, in den o'sterr. Landen auch den Laien
den Genuß des Abendmahls in beiden Gestalten zu
gestatten und den Cölibat aufzuheben. 1563-71
lebte er als Erzieher der Söhne des Kaisers und
als östcrr. Gesandter am span. Hofe, den er nach
den religiösen Zerwürfnissen wieder mit Maximilian
versöhnte. Wichtige und zuverlässige Nachrichten
bietet auch sein Bericht über das Schicksal des In-
! santen Don Carlos (abgedruckt in Kochs "Quellen
> zur Geschichte Kaiser Maximilians II.", Lpz.1857).
später auf seinem Schlosse zu Nikolsburg den
Wissenschaften lebend, fchrieb er über die Erblichkeit
der ungar. Krone und führte mit Hugo Vlotius,
erstem Vorsteher der kaiserl. Bibliothek, einen ver-
trauten Briefwechsel über Gegenstände des Alter-
tums und der damaligen Zeitgeschichte. Kaiser
Rudolf II. ernannte ihn dann zum Obersthofmeister
und erhob seine Linie 1587 in den Grafenstand.