Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Diese Seite ist noch nicht korrigiert worden und enthält Fehler.

326
Diokles (Mathematiker) - Dionysius (der Ältere)
Diökles, griech. Mathematiker, lebte im 4. Jahrh,
n. Chr., gilt als Erfinder der Cissoide (s. d.).
vzoineaea., Vogel, s. Albatros.
Diomedeifche Inseln (viomeäeak W8ÜI3.6),
der alte Name der Tremiti-Inseln <s. 0.).
Diomcdes, der Sohn des Ares und der Kyrene,
war König der Vistonen in Thrazien. Seine wilden,
unbändigen Rosse frasien Menschenfleisch. Herakles
gelang es, sie zu bezwingen und sie zu Eurystheus zu
dringen, nachdem er den König D. überwältigt und
selbst seinen Rossen zum Fraße vorgeworfen hatte.
In den Bildcyklen der Heraklesthaten wurde auch
dieser Sieg von griech. Künstlern verherrlicht.
Ein anderer D., Sohn des Tydeus (s. d.) und
der De'ipyle, Enkel des Oineus ff. d.), Gemahl der
Aigialeia, und nach dem Tode des Adrastos König
von Argos, zog mit 80 Schiffen vor Troja und
zeichnete sich, als sich Achilleus vom Kampfe zurück-
gezogen, vor allen durch seine stürmische Tapferkeit
aus. Unter dem Beistände der Athene verwundete er
sogar den Ares und die Aphrodite. Mit Odysseus
tötete er den trojan. Späher Dolon und den Rhe-
sos ff. d.), dessen Rosse ihm zufielen, und raubte
nach der nachhomerischen Dichtung das Palladion
ff. 0.). Nach der epischen Dichtung war er es, der
dett Philoktetcs und die zur Eroberung von Troja
notwendigen Geschosse des Herakles von der Insel
Lemnos holte. Er befand sich mit im hölzernen
Pferde und tötete bei der Eroberung der Stadt Kas-
sandras Freier Koroibos. Von Troja zurückgekehrt,
sand er seine Gemahlin in ehebrecherischem Nm-
gange, mußte fliehen und wurde nach Apulien ver-
schlagen, wo er des Königs Daunus Tochter Euippe
heiratete. Er soll dann in Apulien Arpi wie mehrere
andere ital. Städte gegründet haben. Zuletzt ver-
schwand er auf einer der Diomedischen Inseln (vor
der Küste Apuliens), während seine nm ihn trauern-
den Gefährten in Vögel verwandelt wurden. Man
zeigte dort fein Grab; auch in Metapontinm und
Thurii wurde er als Gott verehrt. Schon Ibykos
und Pindar erklärten ihn für unsterblich. D. er-
scheint auf vielen Darstellungen troifcher Scenen in
antiken Bildwerken.
Diomcdcs-Inseln, Gruppe von drei Inseln
in der Beringstraße, etwa gleichweit vom Ostkap
Asiens wie von der Nordwestspitze Amerikas, in
65'V nördl. Br. Bering sah sie 1728 zuerst; Gwos-
dew untersuchte sie 1832, sie werden darum von den
Russen häufig als Gwosdew-Inseln bezeichnet.
Die mittlere Insel heißt Krusenstern, die östliche
Fairway, die westliche Ratmanow.
Dion, 1) ein Syrakusaner aus vornehmem und
begütertem Geschlecht, etwa 408 v. Chr. geboren,
wurde von Dionysius dem Ältern, dessen zweite
Frau Aristomache die Schwester des D. war, hoch-
geschätzt. Als der jüngere Dionysius 367 v. Chr.
zur Herrschaft kam, wollte D. durch die Lehren
des Plato, dessen Freund und Schüler er war, die
Sinnes- und Handluugsweise des Dionyfius zum
Bessern leiten, mußte aber als Verbannter 366 nach
Griechenland gehen. Die Nachricht, daß der Tyrann
seine (D.s) Güter eingezogen und seine Gattin Arete
zur Heirat mit einem Günstling Timokrates ge-
zwungen habe, bewogen D. zur Rückkehr. Mit 800
geworbenen Kriegern landete er 357 zu Minoa bei
Agrigentum inSicilien; seinHcer mehrte sich schnell.
Syrakus öffnete ihm bereitwillig die Thore und
übertrug ihm in Gemeinschaft mit seinem Bruder
Megakles die oberste Feldherrnwürde. Dionysius
eilte aus Italien, wo er sich befand, zurück in die
Burg von Syrakus, Ortygia, deren Besatzung ihm
treu geblieben war, mußte aber 356 nach Lokri Epi-
zephyrii in Italien fliehen. Doch auch D. ward bald
darauf durch das Mißtrauen der Demokraten ge-
nötigt, aus Syrakus zu weichen. Als aber Apollo-
krates, des Dionysius Sohn, die Stadt, die sich
fchwelgerifchen Festlichkeiten überlassen hatte, von
der Burg aus übersiel und hart bedrängte, wurde
D. von Leontini zur Rettung herbeigerufen. Die
Burg ergab sich ihm 355, D. wurde jedoch, bevor
er auf die übernommene außerordentliche Gewalt
verzichtet und dem Staate die aristokratische Regie-
rungsform gegeben hatte, welche er plante, durch
einen verräterischen Freund, den Athener Kallippus,
354 ermordet. Biographien des D. sind von Plutarch
uud von Cornelius Nepos vorhanden. - Vgl. Lau,
Das Leben des Eyrakusaners D. (Prag 1860).
2) D. Chrysostomos, griech. Rhetor, s. Dio.
vionava1/., Pflanzengattung aus der Familie
der Droseraceen ff. d.) mit nur einer Art, der ge-
wöhnlichen Fliegenklappe oder Fliegenfalle
der Venus, D.inu8cipu^/v. ff. Tafel: Infek-
t^enfressende Pflanzen, Fig. 1), an fumpfigen
stellen des wärmern Nordamerika, besonders in
Florida, die ausdauernd und durch die Reizbarkeit
der Blätter ausgezeichnet ist. Alle Blätter sind
wurzelständig, und aus der Vlättcrrosette erhebt sich
ein etwa 15 c^m hoher blattloser Schaft, der in eine
Doldentraube von weißen Blumen endet. Der ver-
längerte, breitgcflügelte Blattstiel trägt auf seiner
Spitze eine rundliche, an beiden Enden breit aus-
geschnittene, am Rande mit langen, steifen Borsten
besetzte Mattscheibe, die oberseits mit vielen kleinen
Drüsen besetzt ist und bei jeder Berührung sich nach
oben wie zwei Klappen zusammenschlägt. Setzt sich
nun ein Insekt auf die Oberfläche eines Blattes, um
den Saft der Drüsen zu genießen, so klappen die
beiden Hälften desselben zusammen und fangen das
Infekt, indem die Nandborsten, die sich dabei empor-
richten, sich kreuzen und so dem Insekt jeden
Ausweg versperren. (S. Insektenfressende Pflan-
zen.) Die Pflanze hat einen fünfteiligen Kelch,
5 Blumenblätter, 10-20 Staubgefäße und 1 Grif-
fel mit 5 eng zusammengeneigten Narben. Die
Frucht ist eine einfächriae, mehrsamige Kapsel. Sie
liebt lockeres, stets feucht und mit Moos bedeckt zu
erhaltendes, jedoch leicht Wasser durchlassendes Erd-
reich und einen hellen, frostfreien Standort.
Diöne, nach Bedeutung und Sprachform die weib-
liche Parallele zu Zeus (Genitiv Dios), wurde noch
in späterer Zeit zu Dodona als Gemahlin des Zeus
verehrt; auf Münzen sind beider Kopse nebenein-
ander dargestellt. Auch auf der Burg zu Athen stand
ihr Altar neben dem des Zeus. - D. heißt auch
der 106. Planetoid sowie einer der Saturnmonde.
Dionysken, s. Dionysos.
Dionysische Zeitrechnung, die von Dionysius
Exiguus ff. d.) herrührende Zeitrechnnng, s. Ära.
Dionysius der Altere, Tyrann von Syrakus,
von guter, jedoch keineswegs vornehmer Herkunst,
bekleidete in seiner Jugend das Amt eines Magi-
stratsschreibers und beteiligte sich lebhaft an den
polit. Ereignissen. Als die vor den Karthagern nach
Syrakus geflüchteten Agrigentiner nach der Ein-
nahme Agrigents durch die Karthager (406) der
Schlaffheit der ihnen zu Hilfe geschickten syrakusa-
nischen Feldherren die Hauptschuld an dem Fall
ihrer Stadt beimaßen, Nagte D. die letztern der