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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Dionysius (von Halikarnaß, Älius, der Jüngere) - Dionysos
sind, wichtige Werk u. a. in den Gesamtausgaben
von Sylburg (2 Bde., Franks. 1586), Hudson (2 Bde.,
Oxf. 1704), Reiske (6 Bde., Lpz. 1774-77), speciell
von Kiehling (4 Bde., ebd. 1860 - 70), Iacoby
(3 Bde., ebd. 1885 - 91) und Kießling-Prou (Par.
1886); ins Deutsche übersetzt von Benzler (2 Bde.,
Lemgo 1771 - 72) und Schaller und Christian
(12 Bdchn., Stuttg. 1827-50). Ferner verfaßte
D. eine Anzahl kritischer und rhetorischer Schriften.
Aus seinem Werke "?6i-i mini68608 ", übev die
Nachahmung älterer Autoren, dessen Bruchstücke
llsener herausgab (Bonn 1889), stammt die sog.
"lüeuZui-H vkteruiu 8cri^t0iuiii" (hg. von Frotscher,
Lpz. 1826, hinter Quintilians 10. Buch), worin
die vorzüglichsten griech. Dichter, Geschichtschreiber,
Philosophen und Redner beurteilt werden. Einige
auf Thucydides bezügliche Schriftchen gab Krüger
in "vion^ii iuZtorioßi'HpliioH" (Halle 1823) heraus.
Am gehaltvollsten sind die Überbleibsel aus seinen
Kritiken von sechs attischen Rednern (hg. von E.
Rowe-Mores, 2 Bde., Oxf. 1781). Die "Rhetorik"
des D. ist nebst einigen andern Schriften verloren,
die unter seinem Namen auf uns gekommene "^l8
rkstorica" (hg. von Schott, Lpz. 1804) enthält
neben Resten einer Schrift aus dem 2. Jahrh, zwei
Abhandlungen von D., aber keine Teile feiner
"Rhetorik". Seine Schrift "1)6 c0mp08ition6 ver-
dorum" gaben Schäfer (Lpz. 1809) und Göller
(Jena 1815) heraus. Neuerdings sammelte Nößler
dre Fragmente der rhetorischen Schriften (Gott.
1873). - Vgl. Kiehling, D6 vion^ii II. anti-
huitNwm Hucwridu8 Iatini8 (Lpz. 1858); Nitzfch,
Die röm. Annalistik (Berl. 1873); Peters, Zur Kri-
tik der Quellen der ältern röm. Geschichte (Halle
1879) und Ranke in der Weltgeschichte (Bd. 3, Lpz.
1883); Iacoby, über die Sprache des D. von Hak-
karnaß in der röm. Archäologie (Aarau 1874);
Goetzeler, ^nim3.äv6i-8i0N68 in DioiiMi II. anti-
<iuitat68 (2 Tle., Münch. 1893-94).
Dionyfius von Halikarnaß, Mius, der
Jüngere, griech. Schriftsteller aus der Zeit des
Kaisers Hadrian, schrieb u. a. eine "Musikgeschichte"
in 36 Büchern, in welcher auch dramat. und epische
Dichter behandelt waren. Er war wohl dieselbe
Person mit dem Atticisten Mus D. (s. Atticismus).
Dionysius Periegetes aus Alexandria, griech.
Schriftsteller zur Zeit' Hadrians, schrieb u. d. T.
"0iwiiii6N63 p6ri6F68i8" (Erdbeschreibung) ein geogr.
Lehrgedicht in Hexametern, das von verfchieoenen
Grammatikern, namentlich von Eustathius in einem
gelehrten und wertvollen Kommentar erläutert und
von Avienus im 4. Jahrh. n. Chr. und Priscianus
Anfang des 6. Jahrh, in lat. Sprache metrifch über-
tragen wurde. Die besten Ausgaben lieferten Passow
(Lpz. 1825) und Bernhardy (in den "(^eo^r^iu
Zi-aeci uiin0i-68", Bd. 1, ebd. 1828), neuerdings
mit Paraphrasen und Kommentaren K. Müller (in
den "AsoFraiM Ara.6<:i minoi-68", Bd. 2, Var. 1861),
eine Übersetzung Bredow in den "Nachgelassenen
Schriften" (Bresl. 1823).
Dionyfius Thrax (d.i. der Thrazier), griech.
Grammatiker, lebte wahrscheinlich in der zweiten
Hälfte des 2. und der ersten Hälfte des 1. Jahrh,
v. Chr., soll ein Schüler des Aristarchus gewesen
sein und in Rhodus und Rom unter Pompejus ge-
lehrt haben. Er hat in der Geschichte der Philo-
logie einen Namen als Verfasser der ersten griech.
Grammatik (hg. von Uhlig, Lpz. 1884). Die Zweifel
an der Autorschaft scheinen unberechtigt; es kann
höchstens von einigen Zusätzen die Rede sein, denn
die Schrift lag schon den großen Grammatikern der
röm. Kaiserzeit in ihrer heutigen Gestalt vor. - Vgl.
G. F. Schömann, v6 vion^ii 1ki-aoi8 Fi-amma-
tica. (2 Tle., Greifsw. 1833-41).
Dionysius derGroße, Bischof von Alexandria,
der bedeutendste Schüler des Origenes, wurde 232
Vorsteher der Katechetenschule, 246 oder 247 Bi-
schof und starb 264 oder 265. Unter den Kaisern
Decms (250) und Valerianus (257) verbannt, blieb
er auch in seinem Exil in stetem Verkehr mit seiner
Gemeinde. An den kirchlichen Streitigkeiten seiner
Zeit, über das novatianische Schisma, über die
Ketzertaufe, über den Chiliasmus, über die Irr-
lehren der Sabellianer und des Paul von Samo-
sata, nahm er hervorragenden Anteil. Seine eigene
Lehre, die er in diesen Streitigkeiten entwickelte, er-
regte durch die Bezeichnung Christi als eines "Ge-
schöpfes" Anstoß, den er jedoch später in vier an
D. von Rom gerichteten Briefen zu mildern fuchte.
Auch als Exeget und Kritiker war er bedeutend; die
Apokalypse sprach er dem Apostel Johannes ab.
Von seinen zahlreichen Schriften sind nur Frag-
mente auf uns gekommen (gesammelt bei Routh,
"Ileiihuiae 8aei-H6", Bd. 2 u. 4, Oxford 1814, und
bei Mai, "^uct0l68 da88iei", Bd. 10, Rom 1838).
- Vgl. Dittrich, D. der Große (Freiburg 1867);
Morize, vsu^ ä'^iex^uäris (1881).
Dionysius Exigüus (d. i. der Geringe, wie er
sich aus Bescheidenheit nannte), von Geburt ein
Scythe, lebte um 530 n. Chr. als Abt in Rom und
starb um 556. Von ihm rührt die von Christi Ge-
durt an rechnende Ära (s. d.) her, die daher auch
die Dionysische Zeitrechnung genannt wird.
Mehr Beifall als diese fand seine Berechnungsart
des Osterfestes (f. Ostern) und die Sammlung der
fog. apostolischen Kanones, Konzilienbeschlüsse und
amtlichen Briefe röm. Bischöfe, die als Dekretalen
(s. d.) zu großem Ansehen gelangten.
Dionyfius (portug. Diniz), König von Por-
tugal (1279-1325), der Begründer der Größe Por-
tugals, geb. 9. Okt. 1261, Sohn König Alfons III.
und der Beatrix von Tuscien. Er suchte vergebens
sich und sein Land von dem Drucke des Konkordates
zu befreien, welches der Kirche übergroße Freiheiten
einräumte, verhinderte jedoch 1291 durch ein mit den
Ständen vereinbartes Gesetz die weitere Anhäufung
des kirchlichen Grundbesitzes. In der zweiten Hälfte
feines Lebens hatte er mit feinem Sohne Alfons IV.
zu kämpfen, den er zu Gunsten eines natürlichen
Sohnes beeinträchtigen wollte, sodaß wiederholt
Portugal auseinanderzufallen drohte. D. starb
7. Jan. 1325. Erst nach feinem Tode versöhnten
sich die Brüder, und Alfons IV. wurde König des
aanzen Landes. D. ist der Stifter der Universität
Lissabon, die er 1308 nach Coimbra verlegte.
Dionyfopölis, bulgar. Stadt, s. Baltschik.
Dionysos (Bakchos, lat. Bacchus), ein ur-
sprünglich thraz.-phryg. Gott, dessen Kult und Sage
frühzeitig von den Griechen aufgenommen und
hauptsächlich im Gefolge des Weinbaues über ganz
Griechenland, besonders unter der ländlichen Be-
völkerung, verbreitet w orden ist. Er ist der Geist des
Wachstums, die Kraft, welche das Grünen des
Baumes, das Hervorsprießen der jungen Pflanzen
bewirkt. Er wohnt in der Blume, im Baume, beson-
ders aber ist er im niemals verwelkenden Epheu
wirksam, mit dem er sich bekränzt, und im Weine,
bei dessen Genuß man von der Macht der zuweilen