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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Disjunktiver Schluß - Diskont
stattfinden aller übrigen, oder vom Nichtstattfinden
aller übrigen auf das Stattfinden eines bestimmten
Falles schließt; z. V. eine von zwei Größen ist ent-
weder größer oder kleiner als die andere oder ihr
gleich, sie ist aber nicht größer, auch nicht kleiner,
also ihr gleich. ss. Disjunktion.
Disjunktwer Schluß, Disjunktives Urteil,
Disjunktoren (lat.), nach Dove jene Unter-
brecher des elektrischen Stroms, die geeignet sind,
entweder nur die Offnungs- oder nur die Echlie-
ßlmgsschläge einer Induktionsspule (f. Induktion)
durch einen in letztern eingeschalteten Körper zu
leiten. Die D. sind von Dove, Masson, Vusf u. a.
in verschiedener Weise eingerichtet worden. Im
wesentlichen sind es zwei Stromunterbrecher, die
miteinander so verbunden sind, daß während der
erste z. V. den Hauptstrom unterbricht, der zweite
den Indultionsstrom schließt oder öffnet, je nach-
dem der Ofsnungsschlag zu stände kommen soll
oder nicht. Ähnlich verhält es sich bei Herstellung
des Hauptstroms und der Ein- oder Ausschaltung
des zugehörigen Schliehungsfchlags.
Diskant (nculat.DigcanwF), in der neuern Mnsik
die oberste Gesangstimme, gleichbedeutend mit dem
frühern (^anw8 (s. d.) und dem jetzt allgemein ge-
bräuchlichen Sopran ff. d.). In diesem Sinne wird
der Name, obwohl selten, auch auf Instrumente an-
gewendet, z. V. Diskantposaune, Diskantgeige u. s. w.
Hlhnlich hat sich die Bezeichnung auch für solche Orgel-
registcr erhalten, welche nur bis zum (^ herabgehen,
z. V. die Orgeloboe. Der Name D. kam im 12. Jahrh,
auf mit den ersten Versuchen, zu einer gegebenen
Stimme (ckmtu8, srz. cl^ant) eine zweite (lii8cHnw8,
frz. äöcliant) zu setzen. Die Kunst des Diskan-
tierens deckte sich mit derKompositionslunst jener
Zeit; von den Sängern wurde sie vollständig be-
herrscht, sie improvisierten die zweite Stimme. Da-
her hießen die Säuger Diskantisten (1)68^ant,6i'8)
und behielten diesen Namen auch noch in einer Zeit,
in der durch den Zutritt dritter und vierter Stimmen
das Diskanticrcn aus dem Kopfe (coitti-apunw aÜH
M6M6) längst zur Unmöglichkeit geworden war. Auch
die Theoretiker sprachen in der Zeit des vollstimmig
gewordenen Satzes immer noch von der Kunst des
Diskantiercns slu'8 äi8ckntan(1i).
Disko, Insel an der Westküste Grönlands in
der gleichnamigen Vai unter 70" nördl. Br., ist
durchweg sehr hoch, bis 975) in, und hat 7786 yicin
Flächeninhalt. Im N. trennt sie die schmale Waigat-
straße von der bis 1800 in hohen Halbinsel Nng-
stlar. Im S. tritt unter 69° 11/ ein granitischer
Höhenzug ins Meer und bildet die ausgezeichnete
Bai Godhavn, an deren Nordseite die Stadt God-
havn (s. d.) liegt.
Diskobölos lgrch.), der Diskoswerfer (s. Dis-
kos)', Diskobolie, das Diskoswerfen.
Diskodaktyller, s. Froschlurche.
Diskont (ital. 8coitt0; frz. ^coinM) oder Dis -
konto, der bei der Auszahlung einer in der Summe
anerkannten Schuld vor dem Fälligkeitstermin
gemachte Abzug am Nennbetrage. Am gebräuch-
lichsten ist die Bezeichnung D. für diejenigen Ab-
züge, welche bei Auszahlungen oder Ankäufen von
später fälligen Schuldtiteln,' besonders Wechseln,
welche in kurzer Zeit fällig sind, gemacht werden.
Hier ist der D. eigentlich nur vorweg in Abzug ge-
brachter Zins. Diskontierung (Eskomptie-
rung) oder Diskontgeschäst wird daher auch
hauptsächlich als technischer Ausdruck im Wechsel-
geschäft angewendet, und bedeutet in der Regel so-
viel wie Ankauf von noch nicht fälligen inländischen
Wechseln unter Zinsabzug, über die Berechnung des
D.s.Diskontrechnung. Diskonthäuser sindBank-
häuser, welche gewerbsmäßig Wechsel diskontieren.
Das Diskontieren ist eine Folge der ausgedehnten
Kreditwirtschaft. Der Verkäufer zieht auf den Käu-
fer einen Wechsel für den Betrag des Kaufpreises
auf die Grenzzeit der Stundung des letzteru. Durch
Diskontierenlasfen dieses Wechsels vermag er sich
alsbald Geld zu verschaffen. Selbst hohen D. zahlt
er unter Umständen gern, wenn er nur im In-
teresse seines Geschäfts zu augenblicklichen gün-
stigen Einkäufen möglichst bald wieder über sein
Kapital verfügen kann. Man ersieht hieraus, wie
höchst wichtig das Institut der Diskontierung für
die gesamte Volkswirtschaft ist. Die Bestimmgründe
für die Höhe des Zinsfußes im allgemeinen sind im
wesentlichen auch für die Höhe des D. raahgcbend.
Angebot und Nachfrage von und nach Geldkapita-
lien entscheiden in erster Linie den Stand des D.
Doch ist er im Vergleich zu den Zinssätzen anderer
Kapitalanlagen sehr veränderlich, was sich aus der
dem Geldkapital eigentümlichen Beweglichkeit und
aus dem raschen Wechsel, welchem unter dem Ein-
flüsse veränderter Konjunkturen Angebot und Nach-
frage bei der Diskontierung unterworfen sind, er-
klären läßt. Den wesentlichsten Einfluß auf den
Stand und die Bewegung des D. üben die Bar-
bestände und die Notenreserven der großen Noten-
banken (s. d.), da diese Institute mit ihrem dem Dis-
kontgeschäft vorzugsweise zur Verfügung stehenden
Kapital den Diskontmarkt beherrschen. Daher findet
auch die auf feiten des Diskontnehmers (Geldgebers)
eiuzuhaltende Diskontpolitik am bedeutsamsten
bei den großen Banken ihren Ausdruck; sie erhöhen
den Diskontsatz bei anhaltend wachsendem großen
Geldgesuch gegen Diskoutwechsel und erschweren da-
durch zwar die Diskontierung, halten aber den nö-
tigen Geldvorrat im Lande zurück; sie erniedrigen
den Diskontfuß, wenn der Gcldstand flüssig und
der Diskontbegehr mäßig ist und erleichtern da-
durch die Benutzung, den fruchtbringenden Umlauf
des Geldes. Doch wird die Diskontpolitik nicht bloß
von den Angebot- und Nachfragevcrhältnissen des
eigentlichen Diskontmarktes, sondern von allen Um-
ständen beeinflußt, welche eine Veränderung des
Metall- und Notenbestandes der Banken hervor-
bringen; also von der internationalen Zahlungs-
bilanz und dem Stand der Wechselkurse, von den
Währungsdifferenzen, von den Ansprüchen des
eigenen Staates an die Banken und den jeweiligen
Schuldausnahmen anderer Staaten u. s. w. übrigens
weicht der Privatdiskont, zu welchem inländische
Wechsel auf osscncm Markte durch Privatbanken
und Bankiers gekauft werden, von dem offiziellen
Zinsfuß der großen Notenbanken (s. Bankdiskont)
häufig ab.
Für das Diskontgeschäft der Dcutschen Neichs-
bank kommen folgende Bestimmungen zur An-
wendung: Die anzukaufenden Wechfel werden in
Platzwechsel und in Versandwechsel einge-
teilt; erstere sind am Sitze der ankaufenden oder
einer ihr untergeordneten Bankanstalt, letztere an
einem andern deutschen Vankplatze zahlbar. Die
Wechsel müssen eine Laufzeit von höchftcus 3 Monat
haben und die Unterschriften von in der Regel drei,
mindestens aber zwei als zahluugsfähig bekannten
Personen oder Firmen tragen. An Zinsen sind