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Dittes - Diuretin
Opern und Oratorien komponierte. D. ging 1770
an den Hof des Fürstbischofs von Breslau, Grafen
Echafgotsch, der damals zuJohannisberg in Schle-
sien residierte. Dieser verlieh ihm den Posten eines
Forstmeisters des Fürstentnms Neisse und wirkte
ihm auch 1773 ein Adclspatent (mit dem Prädikat
von Dittersdorf) aus. So zu Johannisbcrg in
glücklichen Verhältnissen lebend, komponierte D.
eifrig für die Privatlapelle und das Theater seines
Patrons. In dieser Zeit schuf er die durch Erfin-
dung, Laune und Gewandtheit in der musikalischen
Deklamation ausgezeichneten komischeu Opern "Dok-
tor und Apotheker" (neu hg. von Klcinmichel), "Hie-
ronymus Knicker" (neu hg. von Klcinmichel), "Das
rote Käppchen" sowie die Oratorien "Esther" und
"Hiob" und viele Instrumentalsachen. Nach dem
Tode des Fürstbischofs (1795) geriet D. durch Dienst-
entlassung und Gichtleiden in äußere Bedrängnisse.
Ein Freibcrr von Stillsried nahm ihn und seine Fa-
milie zu sich auf die Herrschaft Rothlhotta (beiNcu-
haus in Böhmen), wo er 1. Okt. 1799 sein Leben be-
schloß, zwei Tage nach Vollendung seiner "Lebens-
beschreibung von ihm selbst" (hg. von K. Spazier,
Lpz. 1801.), die er seinem Sohne in die Feder diktiert
hat. D. war ein schr fruchtbarer Komponist und hat
mehr als 80 Opern (deutsch und italienisch), gegen
60Sinfonien, mehrere Oratorien und Kantaten, viele
Sachen für Violine und andere Instrumente, Streich-
quartette u. s. w. hinterlassen, unter welchen Kompo-
sitionen die genannten,noch jetzt auf deutfchcn Thea-
tern gegebenen drei komischen Opern hervorragen.
Dittcs, Fricdr., Schulmann, geb. 23. Sept. 1839
zuIrfersgrün im fächf. Vogtlande, wurde zum Volks-
schullehrer vorgebildet und wirkte als solcher, bezog
1851 die Universität Leipzig, wurde 1860 Subrektor
der Realschule und des Gymnasiums zu Cbemnitz,
1865 Schulrat und Seminardircktor in Gotha und
1868 Direktor des Pädagogiums in Wien. Hier ent-
faltete er eine reiche pädagogische Wirksamkeit und
fand auch Gelegenheit, politisch thätig zu sein, indem
cr 1870-73 Mitglied des niederösterr. Landesschul-
rats war und 1873-79 den dritten Wiener Kreis als
Deputierter im österr. Reichsrat vertrat. Der libera-
len Richtung angehörig, trat er hier entschieden für
Hebung der Schule, namentlich der Volksschule, und
für eine freiere Gestaltung desKirchcnwesens ein. In
gleichem Sinne hatte er schon früher gewirkt, nament-
lich 1864 auf der Lehrcrversammlnng in Chemnitz,
und dadurch Anstoß zur Reform des fächs. Seminar-
wesens sowie mittelbar der sächs. Volksschule über-
haupt gegeben. Unter dem Ministerium Taasfe wurde
D. in mancherlei amtliche Konflikte verwickelt, die ihn
1881 veranlaßten, seine Pension zu nehmen. In
philos. Beziehung haben Veneke und Hcrbart einen
wesentlichen Einfluß auf D. ausgeübt; praktifch
steht er im wesentlichen mit Pestalozzi und Diester-
weg auf einem Boden. Unter seinen Schriften sind
zu nennen: "Das Ästhetische nach seinem Grund-
wesen und seiner pädagogischen Bedeutung" (Lpz.
1854), "über Religion und religiöse Menschen-
bildung" (Plauen 1855), "Grundriß der Erziehungs-
und Unterrichtslehre" (Lpz. 1868; 6. Aufl. 1878),
"Geschichte der Erziehung und des Unterrichts" (ebd.
1871; 6. Aufl. 1878), "Lehrbuch der praktischen
Logik" (7. Aufl., ebd. 1884), "Lehrbuch der Psycho-
logie" (7. Aufl., ebd. 1884), "Methodik der Volks-
schule" (4. Aufl., ebd. 1878); die letztgenannten fünf
Schriften sind auch in eine Gesamtausgabe vereinigt
u. d. T. "Schule der Pädagogik" (ebd. 1876; 2. Aufl.
1891) erschienen. 1873-85 redigierte er den "Päda-
gogischen Jahresbericht" (Leipzig); seit 1878 giebt er
das "Pädagogium, Monatsschrift für Erziehung und
Unterricht" heraus. Seine "GesammeltenSchriften"
erscheinen seit 1893 (Leipzig). - Vgl.Kolatschek, Das
Wiener Pädagogium von 1868 bis 1881 (Lpz. 1886).
Ditto, s. Dito.
Dittrich, Joh. Georg, Pomolog, geb. 11. April
1783 zu Gotha, gest. 10. März 1842 als Hofküchen-
mcister daselbst, Verfasser eines "systematischen
Handbuchs der Obstkundc" (3 Bde., Jena 1837-
41) und anderer die Förderung des Obstbaues be-
zweckender Schriften, so unter andern einer prak-
tischen Anleitung zur Erziehung kräftiger Obstbaum-
Hochstämme nach einer damals neuen Methode (durch
Zurückschnitt des Haupttriebes), welche als Dit-
trichscheMethode noch heute geschätzt und vielfach
in Anwendung ist. Auch über Obstverwertung hat
D. geschrieben. Bei seiner systematischen Beschrei-
bung der Obstsorten legte er zuerst Wert auf die
Reifezeit der Früchte und unterschied danach die Ord-
nungen der Sommer-, Herbst- und Winterfrüchte.
Ditzenbach, Dorf im Oberamt Geislingen des
württemb. Donaukreifes, im Thale der Fils, bat
(1890) 487 E. Das früher viel besuchte Bad (Eisen-
fäuerling) ist jetzt in eine Wohlthätigkeitsanstalt der
Kongregation der Barmherzigen Schwestern in
Gmünd umgewandelt. Doch dauert der Versand
des Wassers sort. Unter den Bewohnern sind viele
Gipser. Aus einem Vergvorfprunge die Ruinen des
Schlosses Hiltenburg, 1516 von Herzog Ulrich Zer-
stört. Das Dorf kam 1806 an Württemberg.
Diu (im Sanskrit D^viM, d. h. Insel), eine
52,5 hkin große Insel an der Südküste der zu der
indobrit. Präsidentschaft Bombay gehörenden Halb-
insel Gudschrat, 20° 43' nördl. Br. und 71° 2,5'
östl. L., mit (1881) 12636 E., seit 1515 im Besitze
der Portugiesen. Nachdem der Beherrscher von
Gudschrat, Sultan Vahädur-Sckäh, ihnen 1535
verstattet hatte, sich daselbst zu befestigen, war D.,
begünstigt durch seine Lage am Eingänge des Golfs
von Cambay, ein sehr wichtiger Handelsplatz, na-
mentlich auch Hauptsitz des Sklavenhandels. Die
Insel wurde 1670 von den Arabern verwüstet. -
Die befestigte, teilweife verfallene Stadt D., am
dstl. Ende der Insel, mit (1881) 10636 E., ist Sitz
des dem Gencralgouverneur von Goa untergeord-
neten Gouverneurs. Das alte Dominikanerkloster
dient heute als Militärspital, das Iesuitenkollegium
(seit 1601) ist in eine Kathedrale verwandelt.
Diuretde, organische Verbindungen, in denen
zwei Moleküle Harnstoff entbalten sind, während
die gewöhnlichen Ure'ide (s. d.) nur ein Molekül
desselben enthalten. Mancbe kommen in der Natur
vor als Produkte des tierischen Lebens, wie die
Harnsäure, Fanthin, Hypoxanthin, Guanin, Allan-
toin und Carnin, oder in Pflanzen, wie Theobro-
min und Caffe'in. Andere, wie das Allorantin und
die Purpursäure, sind auf künstlichem Wege erhal-
ten worden. Wie die Ure'ide, haben auch die D. den
Charakter von Säuren. Durch chem. Mittel läßt
sich Harnstoff aus ihnen abspalten, wobei sich aus
den D. zunächst einfache Ure'ide bilden. Über die
Konstitution der einzelnen Substanzen s. die be-
treffenden Artikel.
Diuresis (grch.), Harnentleerung.
viurstioa. (grch.), s. Harntreibende Mittel.
Diuretltt (Iiieodromiiiuin natrioLÄlicMcnia),
ein Doppelsalz des Theobromins (s. d.), bestehend