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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Dohm (Ernst) - Dohna
gegeben hatte, noch treffliche Beiträge lieferte. Nach-
dem er 1776 die Professur der Finanzwissenschaft
und Statistik am Earolinum zu Vraunschweig er-
halten hatte, wurde er 1779 in Berlin als Geh. Ar-
chivar beim Departement der auswärtigen Ange-
legenheiten angestellt. Friedrich II. ernannte D.
1786 zum cleveschen Direttorialgesandten im West -
-fälifchen Kreise und zum bevollmächtigten Minister
am turkölnischen Kose, in welcher Stellung ihn
Friedrich Wilhelm II., unter Erhebung in den Adel-
stand, bestätigte. Seine Bemühungen zur friedlichen
Beilegung der Unruhen in Aachen und Lüttich blie-
ben zwar ohne Erfolg, doch bewiesen sie, gleich der
von ihm verfaßten Schrift: "Die LüttichcrRevolu-
tion im 1.1789" (Berl. 1790), wie sehr ihm das
Wohl dieser Länder am Herzen lag. Infolge des
Eindringens der Franzosen muhte auch D. 1792
aus Köln flüchten. Er wurde darauf zu mehrern
diplomat. Sendungen verwendet, insbesondere war
cr thätig sür die Ausführung der im Baseler Frieden
(s. d.) sestgesetzten bewaffneten Neutralität Nord-
deutschlands. Friedrich Wilhelm III. ernannte ihn
1797 zum Gesandten bei dem Friedenskongreß zu
Nastatt, nach dessen Beendigung D. wieder, wie
schon vorher, das mühsame Verpflegungsgeschäft
der Truppen innerhalb der Neutralitätsgrenzen
übernehmen muhte. 1804 wurde er in Heiligenstadt
Präsident der neuen Kriegs- und Domänenkammer
für das Eichsfeld. Im Dez. 1806 begab er sich mit
einer ständischen Deputation nach Warschau, wo er
von Napoleon das Versprechen der Milderung der
Kriegslasten erlangte und die Zersplitterung des
Landes in zwei franz. Gouvernements abwendete.
Nach dem Tilsiter Frieden scheute sich D. nicht, in
westfäl. Dienste überzutreten; ja er ließ sich sogar
zur Teilnahme an der Gesandtschaft nach Paris be-
stimmen, die den neuen König Ieröme begrüßen
mußte. Im Dez. 1807 wurde er zum Staatsrat und
schon im Februar darauf zum westfäl. Gesandten
am Dresdener Hofe ernannt. Doch nahm er 1810
seine Entlassung und zog sich auf fein Gut Pustleben
bei Nordhausen zurück, wo er 29. Mai 1820 starb.
Unter D.s Schriften verdienen Erwähnung: "Ge-
schichte des bayr. Erbfolgestreits" (Franks. 1779),
"Über den deutschen Fürstenbund" (Berl. 1785), be-
sonders aber"DenkwürdigkeitenmeinerZeit" (5 Bde.,
Lemgo 1814-19).
Dohm, Ernst, humoristischer Schriftsteller, geb.
^4. Mai 1819 zu Vreslau, studierte in Berlin und
Halle Theologie und Philofophie, bekleidete dann
eine Hauslehrerstelle zu Berlin und wurde später
Mitarbeiter an verschiedenen belletristischen Zeit-
schriften, namentlich an Gubitz' "Gesellschafter" und
am "Magazin für die Litteratur des Auslandes".
Als Mitarbeiter des "Kladderadatsch" seit dessen
Begründung (1848) thätig, übernahm er Anfang
1849 die Oberleitung dieses Blattes, die er seitdem
ununterbrochen führte. Außerdem hat sich D. durch
einige Lustspiele ("Das erste Debüt", 3. Aufl. 1860;
"Ihr Retter", Schwank, 1862; "Der Trojanische
Krieg", Berl. 1864), die Posse "Harte Steine" (mit
F. Kaiser, 1866) und die "Sekundenbilder. Un-
gereimte Chronik" (Vresl. 1879) bekannt gemacht und
Lafontaines "Fabeln" ins Deutsche übertragen
(illustriert von Dore', Verl. 1876-77). D. war einer
der schlagfertigsten, formgewandtesten Vertreter der
polit. Satire in Deutschland. Er starb 3. Febr. 1883
in Berlin. - Seine Gattin, Hedwig D., geb.
W. Sept. 1833 zu Berlin, hat einige Schriften über
die Frauenfrage, wie "Der Iesuitismus im Haus-
stande" (Berl. 1873), "Die wissenschaftliche Emanci-
pation der Frau" (ebd. 1874), "Der Frauen Natur
und Recht" (ebd. 1876), mehrere Lustspiele und den
modern-realistischen Roman "?i6in air" (ebd. 1891)
veröffentlicht. Als Anthologien sind wertvoll "Die
span. Nationallitteratur in ihrer geschichtlichen Ent-
wickelung" (Berl. 1865 - 67, mit zahlreichen treff-
lichen Verdeutschungen) und "Lust und Leid im
Liede" (mit F. Vrunold, 7. Ausg., Erfurt 1887).
Dohme, Robert, Kunsthistoriker, geb. 17. Juni
1845 zu Berlin, studierte 3 Jahre lang Architektur
und widmete sich dann der Kunstgeschichte. Er pro-
movierte 1868 mit der Schrift "Die Kirchen des
Cistercienserordens in Deutschland" (Lpz. 1869).
1869 wurde er zum Bibliothekar des Kaisers Wil-
helm, 1874 auch zum Direktorialassistenten der Na-
tionalgalerie ernannt. In dieser Stellung griff er
als Redacteur des "Jahrbuchs der Preußischen Kunst-
sammlungen" thätig mit ein in die Bewegung, welche
von der Berliner Kunstverwaltung ausging und
den mächtigen Ausschwung der dortigen Kunstsamm-
lungen herbeiführte. 1884 schied er aus der National-
galerie, um die Verwaltung der Kunstsammlungen
des königl. Hauses zu übernehmen. Seit 1885 zu-
gleich zum Bibliothekar des Kronprinzen bestellt,
wurde er von diesem nach seiner Thronbesteigung
zum Zweck der Reorganisation des Hofmarschall-
amtes zu dessen Direktor ernannt, bei der Thron-
besteigung Kaiser Wilhelms II. aber zur Disposition
gestellt. Er starb 8. Nov. 1893 in Konstanz. Er
veröffentlichte unter anderm: "Das königl. Schloß
in Berlin" (40 Tafeln nebst einer baugeschichtlichen
Studie, Lpz. 1875 - 76), "Geschichte der deut-
schen Baukunst" (Berl. 1885), "Das engl. Zaus"
(Vraunschw. 1888). MitFachgenossen gab er heraus:
"Kunst und Künstler des Mittelalters und der Neu-
zeit" (6 Bde., Lpz. 1876-80), "Kunst und Künstler
der 1. Hälfte des 19. Jahrh." (2 Bde., ebd. 1886).
Dohna, ehemals Donin, Stadt in der Amts-
hauptmannschaft Pirna der sächs. Kreishauptmann-
schaft Dresden, 11,8 km von Dresden, 3 km im SW.
von Mügeln, in 171 m Höhe, an der Müglitz, an der
Nebenlinie Mügeln-Geising-Altenberg der Sächs.
Staatsbahncn, hat (1890) 2734 (1361 männl., 1373
weibl.) E., darunter 186 Katholiken, Post, Telegraph:
Fabrikation von Lampen, Blumentöpfen, Leder und
Strohstoss, bedeutende Schlächterei und Viehhandel.
Die alte Stammburg der Burggrafen von D. auf
dem Schloßberge wurde 1402 geschleift. Vom 14.
bis 16. (1572) Jahrh, war hier ein berühmter Schöp-
penstuhl, das Do husche Mal-und Ritt erding,
wo sogar das Ausland oft Urteile einholte. Die
Stadt ist nach dem Brande 1813 neu aufgebaut.
Dohna, altes Dynastengeschlecht, das zuerst
1153 urkundlich erwähnt wird gelegentlich der Be-
lehnung mit dem Vurggrafentum D. bei Pirna in
Sachfen durch Friedrich Barbarossa und das bereits
im 13. Jahrh, sehr bedeutende Güter besaß. Nacb-
dem Burg und Stadt D. von Markgraf Wilhelm
von Meißen 1402 zerstört worden waren, wandte sich
die Familie nach der Lausitz, Schlesien und Böhmen
und erlangte 1423 den erblichen Burggrafenstand.
Die noch blühenden Linien stammen von Heinrich
von D., von dessen Söhnen Christoph die schles. und
Stanislaus die preuß. Linie stiftete.
Der schlesischen (Wartenberger) Linie ge-
hörte an Graf Abraham II. von D. (gest. 1618/,
Kannnerpräsident in Böhmen und Landvogt der
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