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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Dohnen - Dohrn (Anton)
Oberlausitz, einer der bedeutendsten Staatsmänner
seiner Zeit. Sein Sohn, Karl Hannibal I. von
D., ein gleich eifriger Katholik wie sein Vater, ver-
focht mit Eifer die Sache Kaiser Ferdinands II.,
wurde dafür kaiserl. Kammerpräsident in Schlesien
und übte als solcher eine rücksichtslose, drückende
Herrschaft daselbst. 1632 aus Vreslau vertrieben,
floh er nach Polen und starb 21. Febr. 1633 in
Prag. Mit seinem Enkel Karl Hannibal II. erlosch
1711 die schlef. Linie. Durch Kaiser Ferdinand III.
war sie und das ganze Gefchlecht 1648 in den Reichs-
grafenstand erhoben worden.
Stifter der preußischen Linien war Burg-
graf StanislauszuD., dessen Nachkommen sich
im 16. Jahrh, dem Protestantismus zuwandten.
Sein Enkel, Fabian von D., geb. 1550, trat in
des Pfalzgrafen Johann Kasimir Dienst, begleitete
diesen im Kriege in den Niederlanden, nahm an
einem Feldzuge des Königs Stephan von Polen teil
und führte 1587 und 1591 deutsche HilfsHeere dem
König Heinrich von Navarra (nachmals Heinrich IV.)
zu. Später wurde er vom Kurfürsten Joachim
Friedrich von Brandenburg zum Oberstburggrafen
von Preußen ernannt. Er starb unverehelicht 1622.
Von seines Bruders, des Grafen Achatius (gest.
1619), Söhnen stammen die meist noch blühenden
Linien des Hauses D. ab, und zwar von Fabian II.
(geb. 1577, gest. 1631) die lauckische (vertreten durch
den Grafen Friedrich zu D., geb. 11.Juni 1844)
und reichertswaldische (diefe 1878 erloschen), von
Christoph von D. (geb. 1583, gest. 1637) die
schlobittensche und schlodiensche Linie. Die Majorats-
herrschaften Lauck, Neichertswalde (beide feit 1878
vereinigt), Schlobitten-Pröckelwitz und Schlodien-
Carwinden wurden 15. Okt. 1840 zur Grafschaft D.
erhoben, und die jedesmaligen Besitzer derselben sind
seit 12. Okt. 1854 erbliche Mitglieder des preuß.
Herrenhauses.
^. Ahnherr der Linie Dohna-Schlobitten
war Graf Alexander von D., geb. 25. Jan. 1661
zu Schloß Coppet am Genfersee. Er wurde 1691 kur-
brand enb. Staatsminister, 1695 Generallieutenant
und später Oberhofmeister des Kurprinzen, nach-
maligen Königs Friedrich Wilhelm I. Seit 1713
Feldmarschall, starb er 25. Febr. 1728. - Sein
Sohn, Graf Alexander Amilius von D., starb
30. Sept. 1745 bei Soor den Heldentod. - Dessen
Enkel, Graf Friedrich Ferdinand Alexander
von Dohna-Schlobitten, preuß. Staats-
minister, geb. 29. März 1771 auf Schloß Finken-
stein in Preußen, machte in Frankfurt a. O., Göt-
tingen und auf der Handelsschule zu Hamburg feine
Studien, trat 1790 in den preuß. Staatsdienst,
wurde 1801 Kammerdirektor zu Marienwerder und
machte sich 1806 und 1807 um die Verproviantierung
und Verteidigung der Weichselfestungen verdient.
D. wurde 1808 an Stelle Steins Minister des In-
nern, führte viele Reformen, z.V. die Städteordnung,
die neue Organisation der Staatsbehörden u. s. w.
durch und schied 1810 aus dem Staatsdienste. 1812
wirkte er mit großem Eifer als Generallandschafts-
direktor zur Erweckung des Patriotismus und ge-
hörte zu den Männern, welche die preuß. Landwehr
ins Leben riefen. Kurz zuvor hatte ihn der König
zum Civilgouverneur der Provinz Preußen ernannt.
Er starb 21. März 1831. (Vgl. Voigt, Leben D.s,
Lpz. 1833.) - Graf Karl Friedrich Emil von
D., Bruder des vorigen, preuß. Feldmarfchall und
Oberstkämmerer, geb. 4. März 1784, trat 1798 in
die preuh. Armee, zeichnete sich im Feldzuge von
1807 aus. Als Preußen 1811 das Bündnis mit
Frankreich gegen Rußland fchließen mußte, nahm
D. den Abschied und ging nach Ruhland, kämpfte
bei Borodino und half die Konvention von Tau-
roggen zwifchen Jork und Diebitsch (30. Dez. 1812)
abschließen. Bei Errichtung der Russisch-Deutschen
Legion erhielt er deren 2. Husarenregiment, das er
1813 und 1814 ruhmvoll führte, trat 1815 in preuß.
Dienste zurück und wurde 1839 kommandierender
General des 2., 1842 des I.Armeekorps, 1848
General der Kavallerie, nahm 1854 den Abschied,
den er als Generalfeldmarschall erhielt, und starb
21. Febr. 1859. Ihm zu Ehren erhielt 1889 das
ostpreuß. Ulanenregiment Nr. 8 den Namen "Ulanen-
regiment Graf zu D." - Jetziges Haupt der Linie
Dohna-Schlobitten ist Graf Richard zu D., geb.
6. April 1807, Majoratsherr aus Schlobitten und
Pröckelwitz, Landhofmeister im Königreich Preußen,
erbliches Mitglied des Herrenhauses. - Sein Sohn,
Richard Wilhelm zu D., geb. 17. Aug. 1843,
Hofjägenneister vom Dienst, war 1890-93 Reichs-
tagsabgeordneter (deutsch-konservativ).
L. Ahnherr der Linie Dohna-Schlodien war
Graf Christoph von Dohna-Schlodien, geb.
2. April 1665 auf Schloß Coppet am Genfersee. Er
nahm 1686 am Kriege gegen die Türken teil, war
1689 Commandeur des aus franz. Emigranten ge-
bildeten Regiments im Feldzuge gegen Ludwig XIV.,
1698 und 1699 Gesandter in London, wurde 1713
General der Infanterie, nahm 1716 seinen Abschied,
zog sich auf feine Güter in Preußen zurück und starb
11. Okt. 1733. Er ist Verfasser der "N6inoir63 oi'i-
ßwkwx 8ur 16 röFU6 et 1a. eour ä6 ^reäeric 1",
roi äs?ruL86" (Berl. 1833). (Vgl. Voigt, Des Gra-
fen Christoph von D. Hof- und Gesandtschastsleben,
in Raumers "Histor. Taschenbuch", Lpz. 1853.) Die
Söhne des Grafen Christoph wurden Stifter der
Unterlinien: 1) Schlodien und Carwinden,
evangelisch, begründet vom Grafen Karl Florus von
D. (gest. 1765), gegenwärtig vertreten durch den
Grafen Adolf zu D., geb. 30. Jan. 1816, Ma-
joratsherr auf Schlodien und Carwinden, preuß.
Kammerherr und Rittmeister a. D., erbliches Mit-
glied des Herrenhauses und seit 1893 Neichstags-
abgeordneter (deutsch-konservativ) ;2)Kotzenau, re-
formiert, begründet vom Grafen Wilhelm von D.
(gest. 1749), gegenwärtig vertreten durch Graf Wil-
helm zu D., geb. 10. Jan. 1841. - Vgl. Aufzeichnun-
gen über die Vergangenheit der Familie D. (4 Bde.,
Verl.1877-85); Die Donins. Aufzeichnungen über
die erlofchenen Linien der Familie D. (ebd. 1876).
Dohnen, Schleifen, Schlingen von Pferde-
haaren zum Fangen von kleinem Federwild (z. B. von
Drosseln, Krammetsvögeln); dieselben werden an
Bäumen oder auf dem Boden in bogenförmig einge-
steckten Nuten befestigt. Die Aufeinanderfolge von
D.nenntmanDohnensteig oder Dohnenstrich.
Dohnensteig, Dohnenstrich, s. Dohnen.
Dohrn, Anton, Zoolog, Sohn von Karl Aug.
D., geb. 29. Dez. 1840 zu Stettin, studierte in Königs-
berg, Bonn, Jena und Berlin Zoologie und habili-
tierte sich 1867 als Privatdocent in Jena. Seine
litterarisch-wissenschaftliche Thätigkeit erstreckte sich
auf Entomologie, die er systematisch und embryo-
logisch behandelte; auf mehrern Reisen an die deut-
schen, engl. und Mittelmeerküsten bearbeitete er die
Meereskrustaceen. 1870 ging er nach Neapel und
legte den Grund zur dortigen Zoologischen Station,