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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Dompropst - Don (Fluß)
interimistischer Marineminister. Im Febr. 1871
wurde er vom Depart. Somme in die National-
versammlung gewählt, wo er sich der legitimistischen
Rechten anschloß, gegen Thiers opponierte und zu
dessen Sturz beitrug. Seit Juni 1871 Viceadmiral,
ward er in dem ersten von Mac-Mahon gebildeten
Kabinett Marineminister f24. Mai 1873 bis 23. Mai
1874), und 1876 vom Depart. Somme in den Se-
nat gewählt,.wo er sich wieder der Rechten anschloß
und allen reaktionären Gesetzen seine Stimme gab.
Nachdem er 1882 bei der Senatswahl unterlegen
war, wurde er 1885 und 1889 wieder zum Mitglied
der Deputiertenkammer gewählt. Kapitel.
Dompropst, der Propst (s. d.) in einem Dom-
Domrömy-la-Pucelle (spr. dongremih la pü-
M), Ort im Kanton Coussey, Arrondlssement Neuf-
chateau des franz. Depart. Vosges, 11 km nördlich
von Neufchateau, am linken U.fer dcr Maas, über
welche hier eine Brücke von fünf Bogen führt und
an der Linie Bologne-(bei Chaumont) Neufchateau-
Pagny dcr Franz. Ostbahn, hat (1891) 300 E. Man
zeigt daselbst in einem Garten das Geburtshaus
dcr Jungfrau von Orle'ans (I^a ?uc6li6, s. Icanne
d'Arc), welches durch eine Inschrift von 1481 ("Vive
iNbeui-, viv6 le roi I^ou^L") als folches bezeichnet
wird; über diefer befindet sich eine von Ludwig XI.
gesetzte bronzene Statue der gewaffneten Jungfrau
in knieender Stellung. Das Haus wurde 1820 auf
Befehl der Regierung wiederhergestellt, dicht daneben
eine Freifchule für Mädchen ervaut und gleichzeitig
vor derfelben ein Monument errichtet. Am 9. Mai
1843 ließ König Ludwig Philipp eine Vronzestatue
der Jungfrau, gefertigt nach dem von feiner Tochter,
der Prinzefsin Maria, gearbeiteten Standbildc, im
Innern des Geburtshauses aufstellen. Karl VII. be-
freite 1429 den Ort von jeder Abgabe, ein Vorrecht,
welches erst durch die Revolution abgeschafft wurde.
Domfchulen oder Kathedralschulen, Schu-
len des Mittelalters an den Bischofssitzen, bei
den Dom- oder Kathedralkirchen, auch Stifts -
schulen genannt, welcher Name aber auch für
Schulen an nicht bifchöfl. Kirchen gebraucht wurde.
Die D. wurden von Geistlichen des Domstiftes
(Kanonikern) geleitet und waren zunächst dazu be-
stimmt, den Nachwuchs aus dem Adel für die geist-
liche Körperschaft des Domstiftes zu erziehen und
wissenschaftlich auszubilden. Daneben nahmen sie
auch arme Schüler als Nachwuchs für die niedere
Geistlichkeit auf und gewährten vornehmen Laien
Unterricht. Der Unterricht war derselbe wie in den
Klosterschulen ff. d.), bestimmt durch das im Mittel-
alter allgemein geltende Lehrsystem der sieben freien
Künste. Thatfächlich wurden in der Regel nur die
fog. drei untern behandelt, und auch bei diesen traten
Rhetorik und Dialektik weit zurück gegen die Gram-
matik, d. h. gegen die Erlernung der lat. Sprache.
Die D. haben sich namentlich vom 8. Jahrh, an
entwickelt, wo Bischof Chrodegang von Metz das
Leben derKanoniker regelte; sie hatten in den beiden
nächsten Jahrhunderten ihre Blütezeit und sind von
der Mitte des 11. Jahrh, an zurückgegangen, ins-
besondere infolge der Auflösung des kanonischen
Lebens. Das Gymnasium zu Schleswig heißt noch
jetzt Domschule, andere frühere D. heißen Dom-
gymnasien,soz.B.dieinMagdeburg,Halberstadt,
Merseburg, Naumbura. - Vgl. Specht, Geschichte
des Unterrichtswesens m Deutschland bis zur Mitte
des ^3.Jahrh. (Stuttq. 1885): Dettcn, Die Dom-
und Klosterschulen des Mittelalters (Paderb. 1893).
Domstadtl, czech. vom^ov, Stadt in der österr.
Bezirkshauptmannschaft und dem Gerichtsbezirt
Sternberg in Mähren, an der Linie Olmütz-Trop-
pau der Mährisch-Schles. Centralbahn, hat (1890)
1185 deutsche E., Post, Telegraph, Kunstmühle,
Weberei, Landwirtschaft, 4 Sauerbrunnen und ist
beliebte Sommerfrische. Bei D. erbeuteten im Sieben-
jährigen Kriege die Generale Laudon und Soskovic'
30. Juni 1758 einen großen Wagenpark der Preu-
ßen, wodurch Friedrich d. Gr. gezwungen wurde,
die Belagerung von Olmütz aufzuheben. Zum An-
denken hieran ist 5. Juni 1857 auf dem Schlacht-
feld ein Denkmal errichtet.
Domstift, Domvikar, f. Domkapitel.
Don (ital. und span.), im Portugiesischen Dom,
entstanden aus dem lat. äominug, d. h. Herr, ein
Ehrentitel, der ursprünglich dem Papst, dann den
Bischöfen und Äbten beigelegt wurde und der
fchließlich den Mönchen verblieb. In Italien füh-
ren ihn noch alle Priester. In Portugal kommt er
nur dem Souverän und den Gliedern seiner Familie
zu. In Spanien wurde er erst zur Belohnung für
dem Staate geleistete Dienste verliehen; Philipp III.
behielt ihn den Bischöfen, den Grafen, Hidalgos,
den Vornehmen von echtem Adel und den Söhnen
von Standcsperfonen vor; gegenwärtig ist er nur
ein Höflichkeitstitel, der allen, die sich durch Kleidung
und Manieren vom niedern Volk unterscheiden, zu-
kommt. Er wird aber nie, wie im Ausland oft
fälschlich geschieht, den Familiennamen, sondern
stets nur den: Vornamen vorangesetzt. Die ent-
sprechenden weiblichen Formen sind Donna, Dona
lspan.) und Dona (portug.). Es ist in Spanien
Sitte, jemand auch nach flüchtiger Bekanntschaft
nicht mit Senor und dem Familiennamen, sondern
mit Don oder Dona und dem Vornamen anzureden
und zu bezeichnen.
Don. 1) Fluß in der schott. Graffchaft Aber-
deen, entspringt unweit des Cairngorm in 500 m
Höhe und mündet 2,5 Km nördlich von Aberdeen
nach einem Laufe von 132km in die Nordfee. Der
Lachsfang im D. ist wichtig. - 2) Fluß in der engl.
Graffchaft Jork, entspringt in den Pcnninischen
Bergen auf der Grenze von Ehester, fließt bis
Sheffield (wo er fchiffbar wird) nach SO., dann
nach NO. über Doncaster und Thorne und mündet
bei Goole, 112 km lang, in die Ouse.
Don, bei den Alten Ikmaig, nach der Wolga
und dem Dnjepr der größte Strom des europ.
Rußland, dessen Gebiet 430259 <ikm einnimmt,
entspringt im Gouvernement Tula aus dem Iwan-
see, durchströmt in einer Länge von 1855 kni mit
vielen Krümmungen die Gouvernements Rjasan,
Tambow, Orel, Woronesch und das Land der Do-
nischen Kosaken und ergießt sich, nachdem er sich
unterhalb Rostow in vier Arme geteilt hat, von
! denen nur drei schiffbar sind, unweit Asow in das
! Asowsche Meer. Der obere Lauf des D. reicht bis
! zur Mündung des Woronesch und liegt ganz in
! niedrigem, fumpfigem Boden zwischen Waldungen,
^ Gebüschen und Ackerfeldern, dann tritt er in das
j niedrige Steppenplateau Südruhlands, in welchem
sein Bett tief eingeschnitten ist und durch dessen Kalk-
stein- und Kreidefelsen er sich bei der Katschalinskaja
Staniza der Wolga bis auf 60 kni nähert, von dieser
durch die fog. Wolgahöhe geschieden. Eine Eisen-
, bahn, die von Kalatsch nach Zarizyn führt, vcr-
! mittelt die Verbindung mit der Wolga. Im untern
Laufe des D. herrfcht die füdwcstl. Richtung vor.