Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Diese Seite ist noch nicht korrigiert worden und enthält Fehler.

432
Doppelboden - Doppelflöte
Radikal, hier Phenyl, Oy II5, gebunden. D. kommt
namentlich häusig zwischen Kohlenstoffatomen vor
und spielt in der organischen Chemie eine große
Rolle. Der einfachste Körper dieser Art ist das
Äthylen ^>^-^<^ <s- Ungesättigte Verbindun-
gen). D. kann aber auch zwischen zwei verschiede-
nen Elementaratomen eintreten. So ist sie z. B.
zwischen Kohlenstoff und Sauerstoff einmal im
Kohlenoxyd 0-0, zweimal im Kohlensäuregas an-
zunehmen 0 - 0-0.
Doppelboden, auf eifernen Schiffen, hat den
Zweck, dem Schiff bei Verletzung des äußern Schiffs-
bodens infolge von Auflaufen auf Steine u. s. w.
die Schwimmfähigkeit zu erhalten; der D. ist je
nach Größe des Schiffs mehr oder weniger hoch
über dem Kiel angebracht, der Zwischenraum zwischen
der Außenhaut und dem D. ist durch eine große Zahl
von Querschotten (s. d.) längs und quer in mög-
lichst viele wasserdicht abgeschlossene Einzelzellen ge-
teilt, damit bei Verletzungen ein möglichst geringer
Raum voll Wasser läuft. Durch ein kompliziertes
Röhren- und Schleusensystem können die einzelnen
Zellen leergepumpt werden; gleichzeitig kann das-
selbe dazu benutzt werden, mit Absicht bestimmte
Zellen mit Wasser zu füllen, um damit dein Schiff
einen Ballast zu geben, der mit leichter Mühe nach
Belieben wieder entfernt werden kann.
Doppelbrechung, die Zerlegung eines Licht-
strahls in zwei beim Durchgang durch einen aniso-
tropen Körper (s. Isotrop). Durchsichtige amorphe
Körper, wie Glas, besitzen nur einfache Brechung,
doch läßt sich auch in ihnen durch einseitigen Druck,
durch starke Erhitzung und rasche Abkühlung ein
gewisser Grad von D. erzielen. Die Krystalle des
quadratischen und heragonalen Systems, wie gel-
bes Blutlaugensalz und Kalkspat, sind optisch ein-
achsig, d. h. es giebt in ihnen nur eine Richtung,
nach der keine D. stattfindet, und diese Richtung, die
man als optische Achse bezeichnet, fällt mit der kry-
stallographischen Hauptachse zusammen. Nach allen
übrigen Richtungen wird der Lichtstrahl in zwei
Strahlen gespalten, wovon der eine, der ordinäre
Strahl, nach allen Richtungen im Krystall hin den
gleichen Vrechungsexponentcn hat, während der
Brechungsexponent des andern, des extraordinären
Strahls, sich je nach der Richtung ändert, in der er
den Krystall durchläuft. Die D. hängt mit der
Polarisation des Lichts auf das engste zusam-
men, denn die beiden Strahlen sind rechtwinklig
zueinander polarisiert, die Schwingungsebene des
einen ist stets rechtwinklig zur Hauptachse, die
Polarisation des andern findet in der Ebene des
.yauptschnitts, d.h. in der Ebene statt, die man
durch den Lichtstrahl und die Hauptachse gelegt
denken kann. Die Krystalle der drei letzten Krystall-
systeme haben zwei optische Achsen, sie sind optisch
zweiachsig. Im polarisierten Licht zeigen doppel-
brechende Krystallplatten schöne Farbenerscheinun-
gen (s. Chromatische Polarisation). Die D. des
Lichtes wurde von Vartholin am Doppelspat ent-
deckt (1669). Die Kenntnis ihrer Gesetze verdankt
man Huygens (1678), Joung (1800-14), Malus
(1808-11), Arago (1811), Fresnel (1815-22),
Cauchy (1836), Neumann (1843) u. a. - Auch
weiche plastische Körper, selbst Flüssigkeiten können,
wie (1873) Mach, Maxwell und Kundt gefunden
haben, unter Umständen doppelbrechend werden.
Die Stärke diefer D. hängt von der Geschwindig-
keit der Formänderung ab und besteht nur während
der Formänderung. Canadabalsam, sirupdicke Phos-
phorsäure, geschmolzenes Glas erweisen sich bei
schnellen Formänderungen als doppelbrechend. Wenn
ein massiver Cylinder in einem hohlen feststehenden
von derselben Achse sich rasch drcht, während der
Zwischenraum mit gewissen Flüssigkeiten ausgefüllt
ist, zeigen dieselben beim Hindurcksehen D. So
verhält sich Leimlösung, Olivenöl, Canadabalsam,
während z. B. Glycerin keine D. zeigt.
Doppelcassinet, s. Casstnet.
Doppelchor, in der Musik eine in zwei Gruppen
von gewöhnlich je vier Stimmen geteilte Gesang-
masse, die lunstmäßig miteinander verbunden ist.
Ter D. eignet sich zur Darstellung kontrastierender
5 Massen. Sein Ursprung liegt in den uralten Gegen-
chören. (S. Antiphonie und Anthem.)
Doppelcyanlde, Cyanverbindungen, die durch
Auflösung von unlöslichen Cyanmetallen (Silber-
cyanid, Nickelcyanid) in Cyankaliumlösung entstehen:
^W -l- KNX oder Ni(0N)2 4- 2X(M u. s. w.
Je nach ihrem Verhalten zerfallen sie in 2 Klassen.
Die einen werden durch Mineralsäuren zersetzt, in-
dem Blausäure frei wird und das unlösliche Metall-
cyanid sich ausscheidet, z. B.:
^W^0K ^. UNO" -^05s -j- HON ^ XNO,.
Silbercyanid- Blau-
cyankalium säure
Andere aber verhalten sich wie die Salze eigentüm-
licher zusammengesetzter Säuren, aus denen die
Blausäure durch Säuren nicht in Freiheit gesetzt
wird. Zu diesen D. gehören das gelbe und rote
Blutlaugensalz.
Doppeldamast, s. Damast.
Doppeldiachylonpflaster, s. Gummipflaster.
Doppeldiopter, s. Diopter.
Doppel-Dwarslinie, s. Dwarslinie.
Doppelehe oder Bigamie, das Eingehen
einer zweiten Ehe, während beide Teile oder doch
der eine wissen, daß sie durch eine noch bestehende
Ehe gebunden sind. Die zweite Ehe ist nichtig (s. Ehe-
Hindernis)^ Während man früher die D. als einen
unter der Form einer zweiten Ehe begangenen fort-
gesetzten Ehebruch auffaßte und demnach die Voll-
endung des Delikts erst von dem Beischlafe an da-
tierte, legt man in neuerer Zeit das Hauptgewicht
auf die mit Mißbrauch der EheschließungZform kon-
kurrierende Verletzung der ehelichen Treue, fodah
die Vollendung des Delikts lediglich in der Ein-
gehung einer (neuen) ehelichen Verbindung liegt.
Von diefem Gesichtspunkt geht auch das Deutsche
Reichsstrafgesetzbuch (§.171), das Österr. Straf-
gesetz von 1852 (8§. 206-208) und der Osterr. Ent-
wurf von 1889 aus, wobei es übrigens nur formelle
Gültigkeit der frühern Ehe und das Bewußtsein von
dem Bestehen der ersten Ehe erfordert. Es tritt
Zuchthaus bis zu 5 Jahren, bei mildernden Um-
ständen Gefängnis nicht unter 6 Monaten ein, und
die Strafverfolgung verjährt erst von dem Tage
an, an welchem eine der beiden Ehen aufgelöst, un-
gültig oder nichtig erklärt wird. Ein Neligions-
diener oder Personenstandesbeamter, welcher wis-
send, daß eine Person verheiratet ist, eine neue Ehe
derselben schließt, wird (nach h. 338) mit Zuchthaus
bis zu 5 Jahren bestraft.
Doppelflinte, f. Jagdgewehre.
Doppelflöte, eine achtfüßige Orgelstimmc von
starkem Ton.