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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Doppelflügel - Doppelgriffe
Doppelftügel, Diplasion, Vi3-a-vj3, ein
letzt veralteter Flügel mit Klaviaturen an jedem
der beiden Enden, fodah zwei sich gegenübersitzende
Personen zugleich spielen konnten. Jede Klaviatur
hatte ihren eigenen Saitenbezug. Im 18. Jahrh,
wurden die D. in verschiedenen Formen (auch
Pianino mit aufrechtstehenden Saiten, z. B. die
Dittanaklasis von 1802) gebaut.
Doppelfuge, in der Musik eine Fugenkomposi-
tion, die aus zw ei Themen entwickelt ist. Meist sind
diese beiden Themen oder Hauptgedanken so erfun-
den, daß sie gleichzeitig vorgetragen werden können.
Doppclgänger, eine Art Zweiten Gesichts <s.d.),
Bezeichnung für Personen, die infolge krankhafter
Einbildungskraft sich selbst verdoppelt wähnen,
d. h. ihre eigene Erscheinung noch einmal außer sich
zu fehen glauben (f. Geister^eherei). - Im gewöhn-
lichen Leben bezeichnet man als D. zwei Personen,
die sich zum Verwechseln ähnlich sind.
Doppelgebisfe, Gebisse bei Pferden und Rin-
dern, bei denen die Milchfchneidezä'hne neben den
bereits hervorgebrochenen Ersatzfchneidezähnen noch
eine Zeit lang bestehen bleiben.
Doppelgegensprechen oder Quadruplex-
telegraphie, diejenige Art der Doppeltelegraphie
(s. d.), welche die gleichzeitige Beförderung von vier
Telegrammen auf dcrfelben Leitung, und zwar von
zweien in jeder Richtung, ermöglicht; es entsteht bei
Anwendung einer Einrichtung zum Gegenfprechen
ls.d.) bei passender Art des Doppelfprechens (s. d.).
Die Möglichkeit des D. haben Dr. Stark in Wien
und Professor Vosfcha in Leiden schon 1855 dar-
gethan; Karl Maron entwarf 1863 zugleich mit fei-
nem Brücken-Gegenfprecher auch dessen Verwertung
fürD. Die erste praktifch brauchbare Anordnung aber
haben Edifon und Prescott 1874 angegeben. Die
nachstehend erläuterte Weise des D. ist feit 1877 in
England in Gebrauch; sie wurde 1876 von Gerritt
Smith angegeben. Jedes der beiden H'lmter I und
II, von denen in bcistehendcr Figur Amt I ftizziert
ist, bekommt zwei Taster und zwei Relais (s. Elek-
trifche Telegraphen), z.B. I die Taster 'I'i und 1,
und die Relais Ni und ^; von letztern follen die
mit 1, oder I4 in II gegebenen Zeichen hervor-
gebracht werden, die von I'i und lg gegebenen da-
gegen von k<z oder H4. 1^ und I2 arbeiten mit
------Mströmen sj. Telegraphenschaltungen); für
gewöhnlich liegt die Feder n an dem Knopfe i des
Vrockhaus' Konversations-Lexilon. 14. Aufl.. V.
Tasterhebels, die Feder ä am Block c, beim Nieder-
drücken des Tasterhebels und dessen Drehung um
feine Achfe x legt sich n an " und i hebt ä von c ab;
in I geht nun bei ruhendem Taster der negative
Strom der Batterie L^ über n und i nach der Erde
15, der positive Strom über ä und e nach Leitung 1.;
in II geht der positive Strom der entsprechenden
Batterie L"z nach ^, der negative nach 1^; die
Ströme von L^ und L2 verstärken sich also, und das
Gegensprechen kann mit 1^, I2, ^1 und 1^ voll-
zogen werden; es ist dazu nötig, daß die polarisier-
ten Relais ^ und 15<z bloß auf einen Strom von
bestimmter Richtung (aber beliebiger Stärke) an-
sprechen. In die von <i aus sich einerseits nach I"
und andererfeits nach dem in einem lokalen Strom-
kreise liegenden Widerstandes und nach 6 abtren-
nenden Zweigstromkreise sind nun in I hinter den
Rollen Ui und V; des Relais 1^ noch die Rollen u^
und Vg des Relais 1^ eingeschaltet; ähnlich U4 und
V4 von N4 in II; 1^ undlt.4 sind gewöhnliche Relais,
sprechen aber nur an, wenn in ihnen ein Strom
(von beliebiger Richtung) von entsprechender Stärke
wirkt, nicht aber auf den Strom von L^ und L^ ^
und ^4 nun arbeiten mit Stromverstärkung. Wird
der Taster ^3 niedergedrückt, so hebt er den Hebel d
von dem Kontakt 3 und unterbricht dadurch den bis-
herigen Stromweg für Li über a und ? nach ä, tritt
aber felbft mit u in Berührung und schließt so den
Stromweg f,d,x,cl, in welchem nun Vi und Lg hinter-
einander gefchaltct sind; da nun Lg und L4 dreimal
fo stark sind als L^ und V",, so hat jetzt der Strom die
vierfache Stärke, feine Richtung aber ist durch die
Lage des Tasters ^ bedingt. Eine Schwierigkeit
liegt nun darin, daß z. V. ^ die Schliehungsweife
des Lokalkreifes durch seinen Empfänger nicht ändern
darf, wenn auf I2 gearbeitet wird, während ^
dauernd niedergedrückt bleibt. Smith hat dazu dem
Relais eine eigentümliche Einrichtung gegeben, bei
welcher es den Lokalstrom geschlossen hält, so lange
sich sein Ankerhebel in der Mittelstellung befindet,
ihn aber unterbricht und unterbrochen hält, so lange
ein Strom den Hebel nach Vg oder ein anders ge-
richteter ihn nach Ug hinzieht; bei jedem Richtungs-
wechsel des Telegraphierstroms wird dabei der Lokal-
strom nur ganz verschwindend kurze Zeit geschlossen.
Befinden sich alle vier Taster in ihrer Ruhelage, so
kann kein Relais ansprechen, weil in Vg und V4 der
Strom zu schwach ist, in v, und v, aber seine Rich-
tung nicht die rechte ist. Werden alle vier gedrückt,
so müssen alle vier Relais arbeiten, weil der Strom
jetzt eine andere Richtung und auch die nötige Stärke
besitzt. Umständlicher sind die Stromverhältnisse
in der Linie I. und den vier Relais anzugeben,
wenn zwei oder drei Taster zugleich niedergedrückt
werden, doch findet sich, daß jedes Relais (z. B. 1^)
stets arbeitet, wenn der zu ihm gehörige Taster (z. B.
'I2) niedergedrückt wird, fei es allein, oder mit einem,
oder mit mehrern der andern drei Taster.
Doppelgewebe, verschiedenartige Stoffe, wie
Pique' und manche Arten Teppiche, die durch regel-
mäßiges, teilweifes Zufammenweben zweier auf-
einander liegenden, meist glatten Zeuge hergestellt
werden, wobei durch die Art des Zusammenwebens
das Muster hervorgebracht wird.
Doppelglieder, Symptom der Englischen
Krankheit (s. d.).
Doppelgriffe^ in Tonstücken für Streichinstru-
mente diejenigen stellen, an denen der Spieler auf
demfclbcn Taktteil mehrere Töne zugleich anzugeben
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