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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Dordt - Dorf
Darstellung der Arminianischen Lehre von der Sy-
node gelbst vorgenommen und beschlossen, alle Ar-
minianer aus den kirchlichen Ämtern zu entfernen.
In der 145. Sitzung 9. Mai 1619 ward die Synode
geschlossen. Sie bedeutet für die reform. Kirche
dasselbe, wie die Einführung der Konkordienformel
für die lutherische, nämlich den Sieg des strengsten
Dogmatismus. - Vgl. ^cta 8Moäi national^
vortrsedti Klü)itk6 (Dordrecht 1620); ^cta et
Zcriptll. Z^noäalia. Voräracena. NiuiLtrorum 1^6-
M0n8trautinin (Harderwyk 1620); Al. Schweizer,
Tie prot. Centraldogmen in ihrer Entwicklung inner-
halb der reform. Kirche (2. Hälfte, Zur. 1856).
Dordt, s. Dordrecht.
Dore (spr. dohr), Fluß im franz. Depart. Puy-
dc-Döme, entspringt in der Mitte von 1000 bis
1100 in hohen Granitbergen, flieht zunächst nach
SO., wendet sich bei Dore-l'Eglise plötzlich nach
N., nimmt die etwas längere Dolore auf und
mündet in 268 in Höhe nach 130 km langem Laufe
in den Allier. Von Ambert abwärts benutzt die
Eifcnbahn ihr Thal.
Dore, ein Eingeborenendorf im niederländ. Ge-
biete von Neu-Guinea, am Fuße des Arfakgebirges
an der Geelvintbai, war Ausgangspunkt verfchic-
denerForschungsrcisender und ist Niederlassung einer
niederländ. und der Berliner Missionsgesellschaft.
Dorö, Gustave, franz. Zeichner und Maler, geb.
6. Jan. 1833 zu Strahburg, kam 1847 nach Paris,
wo er als Zeichner für das "Journal pour i-ire"
arbeitete. Mit einer lebhaften Phantasie und einer
gewandten Hand begabt, entwickelte er seitdem eine
staunenswerte Fruchtbarkeit. Skizzen, Phantasie-
bilder, Genrestücke, Werke aller Art förderte er in
großer Zahl zu Tage. Doch erst 1854, bei der Ver-
öffentlichung des "Nu866 kNAlo-fran^aiZ", das er
mit Philippon stiftete, gelang es ihm, die Aufmerk-
famkeit in höherm Grade auf sich zu ziehen. Der
franz. Feldzug in der Krim gab ihm Gelegenheit zu
Darstellungen von Heldenthaten franz. und engl.
Soldaten, in denen lebendige Auffassung sich mit
hervorragendem Verständnis für malerische Wir-
kung verbindet. D. lieferte die Illustrationen für die
Werke Nabelais' (1854), zu E. Sues "Ewigem
Juden", zu Dantes "Hölle" (1861), zu Perraults
"Märchen" (1862), zu "Don Quirote" (1863), zur
Bibel (2 Bde., 1865), zu Lafontaines "Fabeln"
(1866), Ariosts "Rasendem Roland". Die Bibel
und "Inlörno" zeichnen sich vor seinen übrigen
Arbeiten durch Großartigkeit, die Märchen durch
reiche Poesie aus. Viel verdankt D. den Holzschnei-
dern, die seine Werke vervielfältigten (Pannemaker,
Pifan u. a.) und besonders die theatralische Seite
scincr Begabung und die häufige Anwendung des
malerischen Essetts mit weiß und grell einfallenden
Blitzlichtern auszubilden verstanden. Neben dieser
umfassenden Thätigkeit als Zeichner fand D. noch
Zeit, die Malerei in ähnlichem Umfang zu betreiben.
Doch fanden D.s Gemälde in Frankreich weniger Bei-
fall als im Auslande, zumal in England und Nord-
amerika: zu erwähnen sind: Francesca da Nimini
l1861),Tod des Orpheus (1869),Christliche Märtyrer
im Cirkus (1874). In London befindet sich die
"Dorc'-Galerie", die zahlreiche Ölgemälde und Hand-
zcichnungen des Malers enthält; hervorzuheben
sind: Christus vom Prätorium herabschreitend
(1872), Christi Einzug in Jerusalem (1876), Die
eherne Schlange (1877), Moses vor Pharao (1878).
Auch als Bildhauer hat sich D. einen Namen ge-
macht, namentlich durch die Parze, die Amor ver-
gebens um Schonung eines Lebensfadens anfleht
(1878), und durch die 'Ägypterin, die ihren Knaben
emporhält, um ihn vor dem Biß einer Schlange zu
schützen (1879). Auf der Pariser Weltausstellung
1878 erregte eine seyr große Vase Aufmerksamkeit,
an der der Künstler die neckischen Geister des Weins
in einer Reihe übereinander purzelnder Gestalten
dargestellt hatte. D. starb 23. Jan. 1883 zu Paris.
- Vgl. Delorme, (-. v. I>6inti-6, 8onlpt6ur> ä688i-
iiHt6ui- 6t FI-HV6U1' (Par. 1879); Roosevelt, o. O. I^if"
lluli i-6miiii3c6nc68 (Lond. 1885).
Doreloterie (vom franz. äoi-iotei-, "verzärteln"),
allerlei Vandwarcn und Fransen.
vorsma. Do)?., Pstanzengattung aus der Fa-
milie der Umbelliferen (s. d.) mit zwei Arten in Per-
sien und Vclutschistan, ausdauernden krautartigen
Pflanzen mit Fiederblättern und gelben Blüten. Äm
wichtigstenistI).amin0niNcuinDc")i. (Ammoniak-
pflanze), in den Steppen des westl. Asien häufig.
Sie enthält einen Milchsaft, der ohne äußere Ver-
letzung am Stamm und an der Wurzel hervorquellen
soll und zu einer harzigen Masse erstarrt. Dieses
Harz kommt als Ammoniakgummi (s. Ammoniak
sDrogue^) in den Handel und findet sowohl in der
Medizin wie in der Technik Verwendung.
vo, re, nii, la, soi, 1^, si, s. Solmisation.
Döreuschlncht, s. Lippischer Wald.
Dorer, griech. Volksstamm, s. Dorier.
Dorer, Robert, Bildhauer, geb. 13. Febr. 1830
zu Baden im Kanton Aargau, kam 1846 nach
München in das Atelier ^chwanthalcrs, 1849 nach
Dresden in das Atelier Nietschels und arbeitete
nach dessen Tode unter Hähnel. 1859 besuchte er
Italien, wandte sich dann wiederum nach Dresden,
wo er 1863 den Entwurf zu einem Nationaldcnk-
mal für Genf fertigte, das die Aufnahme dieser
^tadt in die Eidgenossenschaft feiert (1869 enthüllt).
1867-69 führte er für das Kasino in Bern acht
Statuen bcrübmter Verner in Sandstein aus. Hier-
auf begann D. das Modell zu einem als Brunnen
gedachten Nationalmonumcnt für Bern; die Höhe
desselben krönt die Gruppe der drei schwörenden
Schweizer, während das Picoestal von drei sitzenden
Figuren (Germania, Gallia und Italia) umgeben
ist. Ferner schuf er eine Kolossalgruppe auf der
Attika des Verwaltungsgebäudes der Versicherungs-
gesellschaft Helvctia in St. Gallcn, zwei Figuren
Kunst und Wissenschaft für das Kunstmuseum da-
sclbst u. s. w. D. lebte seit 1872 zu Baden im Kan-
ton Aargau, wo er 13. April 1893 starb.
Dorer-Ggloff, Eduard, schweiz. Dichter, geb.
7. Nov. 1807 zu Baden im Kanton Aargau, stu-
dierte die Rechte und bekleidete mehrere hohe Llmter
in seinem Heimatskanton, bis er 1841 den Staats-
dienst verließ, um sich gänzlich der Dichtkunst und
Wissenschaft zu widmen. Er starb 24. März 1864.
D. schrieb: "Luise Egloff, die blinde Naturdichterin"
(Aarau 1843), "Blätter und Blüten" (ebd. 1852),
! "Lenz und seine Schriften" (Baden 1857), "Kleine
z Schriften" (1. Vdchn., Lpz. 1858), "Die Schyren-
l töchter oder deutfche Frauenwürde" (ebd. 1862),
! "Gedickte" (Aarau 1868), sowie das Fastnachtsspiel
"Der Affe von Arezzo" (1852).
Torf, im histor. Sinne eine in sich zusammen-
hängende Ortschaft, von welcher aus eine dazu ge-
hörige Gemarkung von den bäuerlichen Einwohnern
landwirtschaftlich ausgenutzt wird (f. Dorfsystem).
In der Gegenwart pflegt man indes jede Ortschaft