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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Dornteufel; Dorobanzen; Dorogobusch; Dorohoi; Doronĭcum; Doros; Dorothea; Dorothéa; Dorothea Sibylla

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Dornteufel - Dorothea Sibylla (Herzogin von Brieg)

die mit Mauern umgebene Altstadt und die neue Vorstadt, und hat (1890) 1022 E., Post, Telegraph und Revieramt.

Dornteufel, eine Art der Erdagamen, s. Moloch.

Dorobanzen, die Territorial-Infanterieregimenter des rumän. Heers, deren Dienstpflicht 9 Jahre (5 Jahre in der aktiven Territorialarmee und 4 Jahre in der Reserve) beträgt und mit dem 21. Lebensjahre beginnt; nach dem Ausscheiden aus der Territorialarmee sind die D. noch bis zum 37. Lebensjahre in der Landwehr (genannt Militie) und sodann bis zum 46. Jahre einschließlich in dem Landsturm (genannt Glóte) dienstpflichtig. Die bisherigen 8 Infanterieregimenter sind mit den schon vorhandenen 33 Dorobanzenregimentern verschmolzen. Jedes Dorobanzenregiment besteht jetzt aus 3 Bataillonen zu je 4 Compagnien, und zwar aus einem ständigen und zwei territorialen Bataillonen. Die Regimenter tragen Nummern und führen neben der Bezeichnung des Aushebungsbezirks auch Namen früherer rumän. Fürsten und Feldherren. Ein Bataillon besteht in Friedenszeiten aus 400 Mann, also jede Compagnie zu 100 Mann gerechnet, in Kriegszeiten aus 808 Mann (jede Compagnie 202). Die Mannschaft ist gut ausgebildet und durchaus kriegstüchtig, wie sich im Russisch-Türkischen Kriege namentlich vor Plewna gezeigt hat.

Dorogobusch. 1) Kreis im mittlern Teil des russ. Gouvernements Smolensk, hügelig, am Dnjepr, mit Lettenboden, hat 3821 qkm, 88153 E. (Weißrussen), Ackerbau, wenig Industrie. – 2) Kreisstadt im Kreis D., 98 km östlich von Smolensk, an beiden Ufern des Dnjepr und 25 km südlich der Station D. der Eisenbahn Moskau-Brest; hat (1885) 8721 E., Post und Telegraph, 12 Kirchen, ein altes Festungswerk mit Erdwällen, Handel mit Hanf, Leinsamen, Leder und Talg.

Dorohoi, Hauptstadt des Kreises D. (2256 qkm, 127017 E.) in Rumänien, im nordwestl. Teil der Moldau unweit der österr. Grenze, an der Linie Leorda-D. (21,50 km) der Rumän. Staatsbahnen, hat 15000 E., zur Hälfte Juden. In der Nähe ist die Erziehungsanstalt Pomirla, eine Privatstiftung.

Doronĭcum L., Gemswurz, Gamswurzel, Pflanzengattung aus der Familie der Kompositen (s. d.) mit gegen 12 Arten in Europa und den gemäßigten Gegenden Asiens, besonders auf Gebirgen. Es sind ausdauernde Kräuter mit dickem, oft knolligem Wurzelstock, schlanken Stengeln, langgestielten Grundblättern und einzeln stehenden, langgestielten Blütenkörbchen mit goldgelben Strahl- und Scheibenblüten. Ihre Wurzeln gelten in den Alpen für sehr heilkräftig und waren offizinell, namentlich die von D. pardalianches L., einer häufig zur Zierde in Gärten gehaltenen Pflanze, die schon im April zu blühen beginnt. Ebenso wird die im Kaukasus und in Sibirien einheimische D. caucasium M. B. häufig als frühblühende Zierpflanze kultiviert.

Doros, Stadt an der Küste von Palästina, s. Dor.

Dorothéa (grch., d. h. Gottesgabe), mehrere Heilige. Die abendländ. Martyrologien erzählen, eine D., aus Cäsarea in Kappadocien gebürtig, habe unter der Regierung Diocletians 6. Febr. mit Theophilus den Märtyrertod erlitten. Bekannter und als Schutzheilige Preußens verehrt ist eine andere D., die, ein einfaches Bauernmädchen, bis in ihr 44. Jahr verheiratet in Danzig gelebt und neun Kinder geboren hatte, als sie 1384 eine Zelle im Dome zu Marienwerder bezog, sich hier einem streng ascetischen Leben hingab und noch in demselben Jahre starb. Das Volk verehrte sie als Heilige und auf ihrem Grabe geschahen Wunder; aber die Heiligsprechung unterblieb, weil D. einen Hochmeister des Deutschen Ordens in der Hölle erblickt und dem Orden den Untergang vorausgesagt hatte. – D. heißt auch der 339. Planetoid.

Dorothea, Kurfürstin von Brandenburg, zweite Gemahlin des Großen Kurfürsten, geb. 28. Sept. 1636 als Prinzessin von Holstein-Glücksburg, heiratete 17jährig den Herzog Christian Ludwig von Lüneburg, der, ohne Kinder zu hinterlassen, 1665 starb. Drei Jahre darauf vermählte sich D. mit Kurfürst Friedrich Wilhelm, der an ihr eine kluge und treu hingebende Genossin und eine eifrige Pflegerin in den Jahren des Alters und bei seinen Leiden erwarb. Auch in den Staatsangelegenheiten gewährte ihr der Kurfürst einen nicht unerheblichen Einfluß. In 8 Jahren gebar sie ihm noch 7 Kinder, geriet aber mit seinen Kindern aus erster Ehe in Zerwürfnisse, die sich schließlich so steigerten, daß man sie sogar verdächtigte, den Tod des Markgrafen Ludwig, der im April 1687 plötzlich starb, herbeigeführt zu haben; Kurprinz Friedrich, der in Berlin sich seines Lebens nicht mehr sicher glaubte, entwich mit seiner Gemahlin nach Hannover, von wo ihn erst der strenge Befehl des Vaters zurückbrachte. Jedenfalls ist der gegen D. laut gewordene Verdacht durchaus unbegründet; auch die Vorwürfe, sie habe den Kurfürsten zu einem Testament bewogen, durch das den brandenb. Hausverträgen entgegen die Einheit des Staates zu Gunsten ihrer Söhne aufgehoben worden, sind von der neuern Forschung überzeugend widerlegt worden. Durch das Testament von 1686 wurden für die Söhne der D. keine selbständigen Fürstentümer von dem brandenb. Staate abgetrennt; vielmehr wurden ihnen nur einzelne Provinzen, wie Halberstadt, Minden, Ravensberg, zugewiesen, damit aus ihren Einkünften den nachgeborenen Söhnen feste Dotationen, ein standesgemäßes Einkommen sichergestellt würde, Maßregeln, die nach den vielen Todesfällen, und da noch keine Enkel vorhanden, für den Fortbestand der Familie erforderlich erschienen. Praktische Bedeutung hat das Testament nicht gewonnen, da Friedrich Ⅲ. es nach seinem Regierungsantritt mit Zustimmung des Kaisers für ungültig erklärte. Die zwei ältesten Söhne der D. begründeten später die brandenb. Nebenlinien der Markgrafen von Schwedt und der Markgrafen von Sonnenburg, die 1788 und 1762 erloschen. D. galt als eine gute Haushälterin, die zu Gunsten ihrer zahlreichen Kinder ihren Besitz zu mehren wußte. Ein großes Grundstück, das ihr der Kurfürst in Berlin schenkte, zerlegte sie und verkaufte die Teile als Bauplätze; so entstand im Nordwesten der Stadt ein neuer Stadtteil, die Dorotheenstadt, im Süden begrenzt durch die große Lindenallee, in der sie selbst den ersten Baum gepflanzt hat. D. überlebte ihren Gemahl nur ein Jahr; sie starb auf einer Badereise in Karlsbad 6. Aug. 1689. – Vgl. Droysen, Das Testament des Großen Kurfürsten (in der «Geschichte der preuß. Politik», Teil Ⅳ, Abteil. 4, Lpz. 1870); Pierson, Kurfürstin D. (Berl. 1886).

Dorothea Sibylla, Herzogin von Brieg, Tochter des Kurfürsten Johann Georg von Brandenburg, geb. 19. Okt. 1590, ward 1610 die Gemahlin des Herzogs Johann Christian von Brieg und starb 19. März 1625. Der Übertritt des Fürsten zum reform. Bekenntnis wird mit Recht auf ihren