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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Dorregaray - Dorset
und hatte vom Herbst 1878 an deren technische
Leitnng. Im Jan. 1882 erhielt er eine Anstellung
als Architekt am Deutschen Archäologischen Institut
in Athen und wurde 1886 zweiter, 1887 erster Sekre-
tär desselben. Er veranstaltete außer in Olympia
noch an verschiedenen andern Orten Ausgrabungen,
zum Teil mit Schliemann. D. war Mitarbeiter an
dem Werk "Ausgrabungen zu Olympia" (2. Ausg.,
5 Bde., Verl. 1877-81) und an den Werken Schlie-
manns: "Troja" (Lpz. 1884) und "Tiryns" (ebd.
1886). Zahlreiche Anssätze von ihm in verschiedenen
Fachzeitschriften, namentlich in den "Mitteilungen
des Archäologischen Instituts zu Athen", sind der
antiken Architektur und Metrologie gewidmet.
Dorregaray, Don Antonio, Marques de Eraul,
span.-karlistischer General, geb. um 1820, focht be-
reits 1836-39 im Heere des Don Carlos, trat dann
in die königl. Armee über, zeichnete sich 1859 im
marotk. Kriege aus und war 1866-68 als höherer
Polizeibeamter in der Habana thätig, wo er sich
als höchst bestechlich zeigte. Nach der Revolution
von 1868 lebte er erst einige Zeit in Zurückgezogen-
heit, trat 1872 als Oberstlieutenant in den Dienst
des Don Carlos (des sog. Königs Karl VII.), schlug
die Negierungstruppen bei Los Arcos und 5. Mai
1873 bei Eraul und wurde für diese Waffenthat Ge-
nerallieutenant und Marques. Am 26. Juni schlug
er bei Arroniz den General Postilla und 25. Aug.
bei Dicastillo den General Santa-Pau und nahm
Portugalete, die Hafenstadt von Bilbao. Im Mai
1874 wurde D. Generalkapitän der karlistischen Ar-
mee. Durch seine Proklamation von Estclla vom
17. Juni 1874, in der er den Krieg ohne Pardon
ankündigte, drückte er dem Karlistenausstande den
Stempel der Barbarei anf und bestimmte dadurch
die europ. Großmächte, der Madrider Negierung
Serranos durch offizielle Anerkennung ihre mora-
lische Hilfe zu leihen. Im Juni 1874 schlug D.das
Heer Conchas vor Estella zurück, wurde hierbei ver-
wundet und begab sich zur Wiederherstellung nach
Paris. Nach der Rückkehr übernahm er den Befehl
über die Armee iu Valencia und wich vor der Über-
macht Iovellars über Varbastro nach Navarra. Als
im Febr. 1876 Don Carlos den Widerstand ausgab,
flüchtete D. mit ihm nach England, wo er 31. März
Dörren, s. Darren. ^1882 starb.
Dörrgemüse oder Gemüscpräserven, Ge-
müse, die in der Weise hergestellt werden, daß man
die betreffenden frifchen Gemüse (Mohren, Weißkohl,
Schnittbohnen, Petersilie, Sellerie, Kohlrabi, Zwie-
beln, Schnittlauch u. s. w.) abputzt und wäscht und
hierauf in fchief liegenden Röhren auf Korden in
einem 60° warmen Luftstrom trocknet. Beim Ge-
brauche werden sie nur im Wasser aufgeweicht und
genau wie frische Gemüse behandelt. Der Preis
der D. ist kaum ein höherer als für frische Gemüse
zu nennen. Fabritationsorte sind u. a. Heilbronn
am Neckar (C. H. Knorr), Münsterbcrg in Schlesien
(Karl Seidel & Co.), Cöthen sGcbr. Vehr).
Dörring, Ferd. Johs. Wit von, polit. Abcw !
teurer, s.^Wit. ^darauf bezüglich. '
Dorsal sneulat.), zum Nucken (äor8um) gehörig,
Dorsch (69<äu8 cNiiai'iHg Iv.), eine zur Gattung
Schellfisch gehörige Fischart. Er ist graugelb, brauu >
gefleckt, der Oberkiefer länger als der untere, die '
Schwanzflosse abgestutzt, und die Seitenlinie ver-
läuft krumm; Rückenflossen sind drei vorhanden.
Die Schuppen sind klein, weich und glatt; das
Fleisch ist weiß, leicht in Lagen teilbar, schmackhaft
und gesund. Dieser Hisch ist daher ein beliebter
Speisefisch, der meist fnsch gegessen wird. Er findet
sich häufig in der Ostsee, selten in der Nordsee, wo
dagegen der echte Schellfisch ((^äug N63I6ÜQ113
5., s. Tafel: Fische II, Fig. 2) häufig ist. Iu
Norwegen wird der Kabeljau auch D. (Torsk) ge-
nannt und viele Naturforscher halten den D. nur
für eine Spielart des Kabeljaus.
Dorföt, engl. Marquis-, Grafen- und Herzogs-
titel der Familie Grey (s. d.) und Sackville. Der
erste Graf von D. aus letzterm Hause war Thomas
Sackville, geb. 1536, der als Lord Buckhurst ins
Oberhaus trat. Er wurde nach seines Gegners Lei-
cester Tod von Elisabeth zum Großschatzmeister und
von Jakob I. zum Grafenv 0 nD. erhoben und starb
1608. Er ist bekannt als Dichter des "Nirrour ok
maFi8trNt68" (1559), eines erzählenden Gedichts,
und führte in dem mit Thomas Norton zusammen
verfaßten Trauerspiel "I^ei-rex anä lori-sx", zu-
weilen auch "ttordoäuc" genannt, zuerst und mit
durchschlagendem Erfolg den fünffüßigen Iambus
in die Tragödie ein. - Sein Enkel, Edward Sack-
ville, Graf von D., geb. 1590, wurde von Ja-
kob I. in wichtigen Staatsgefchäften verwendet und
verteidigte im Unterhaus deu der Bestechung be-
schuldigten Kanzler Bacon von Verulam. Auch bei
Karl I. genoß er großes Vertrauen und nahm Zwi-
schen diesem und dem Parlament eine vermittelnde
Stellnng ein, bis der Bürgerkrieg ausbrach, in dem
er auf die königl. Seite trat. Er starb 1652. -
Charles Sackville, Graf von D., Dichter und
Staatsmann, geb. 1637, stand bei Karl II. in gro-
ßem Ansehen, wnrde aber von Jakob II. wegen sei-
nes Widerstands gegen dessen despotische Übergriffe
seines Amtes als Lordstatthalter von Sussex enthoben
und stand bei Beginn der Revolution von 1688 mit
Wilhelm III. in Verbindung, an dessen Hof er als
Mäcen hochgeachtet war. Er starb 1706. Seine
Gedichte, darunter das Seemannslied "1o all ^ou
Illäi68 uo^ at land", sind gesammelt in Samuel
Johnsons "Me NuFii8b P06t8, lroin O^auoer to
(^0NP6I'" (Lond. 1780 u. ö.). Sein Sohn, Lionel
Cranfield, wurde 1720 von Georg I. zum Herzog
von D. erhoben. - Der Herzogstitel erlofch mit
Charles Germain,Viscount Sackville (gest.
29. Juli 1843).
Dorsöt(Dorsetshire),Grafschastimsüdl. Eng-
land, begrenzt im S. vom Kanal, welcher hier d:e
Halbinseln Purbek und Portland bildet, im W. von
der Grafschaft Devon, im NW. und N. von Somer-
set und Wiltshire und im O. von Hampshire, hat
2538,36 ykm und (1891) 194487 E., d. i. 76 auf
1 hkm. Der Boden, vorherrschend Kreide, ist im
ganzen flach, aber von Neihen niedriger gerundeter
Berge, den Dorset Heights (bis 278 m) durch-
zogen, die mit malerischen Steilküsten zum Kanal
abfallen. Die Höhen werden von den Flüssen Stour
und Frome durchbrochen. Einzelne Striche sind sehr
fruchtbar, das Klima ist außerordentlich mild. Ast-
lich des untern Stour erstreckt sich ein beträchtlicher
Wald, und Poole an der Studland-Vai ist von
Torfmooren umgeben. Der Boden hat überwiegend
Weiden und Wiesen, daneben Acker-, Hanf- und
Flachsbau, Schafzucht und Fischerei, sowie Woll-,
Hanf- und Leinspinnerei, Weberei und Handel mit
den Landeserzeugnissen. Purbek liefert ausgezeich-
nete Töpfererde, Purbek und Portland vorzügliche
Quadersteine. Hauptstadt ist Dorchester (s. d.).
Vier wichtige Eisenbahnen durchziehen D. Von der