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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Dosis; Dosithĕos; Dosithĕus; Dosse; Dossenbach; Dossénnus; Dossier; Dossieren; Dosso Dossi; Dost; Dostojéwskij

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Dosis - Dostojewskij

durch das Herstellungsverfahren wesentliche Änderungen erleidet (s. Schießpulver).

Dosis (grch.), Gabe; in der Heilkunde die Gewichts- oder Maßmenge eines Arzneimittels (s. d., Bd. 1, S. 960 b), welche man auf einmal reicht.

Dosithĕos, Patriarch von Jerusalem (1669-1707), ans der vornehmen byzant. Familie Notaras, der Hauptführer der neuen Entwicklung der griech. Kirche im 17. Jahrh., fanatischer Kämpfer gegen Katholiken und die reform. Kirche, die damals unter Cyrillus Lukaris (s. d.) die orthodoxe Kirche zu gewinnen strebte. Gegen die Protestanten hielt er 1672 eine Synode zu Jerusalem ab, deren Akten eine noch jetzt zutreffende Erklärung der griech. Kirche gegen die Protestanten bilden. Unter seinen zahlreichen theol. Werten, meist von der auf seine Veranlassung in Jassy gegründeten Buchdruckerei gedruckt, zeichnet sich die "Geschichte der Patriarchen von Jerusalem" ("Ἱστορία περὶ τῶν ἐν Ἱεροσολύμοις^[Transkription: Historia peri tôn en Hierosolymois]", Bukarest 1715) aus, die die gesamte Kirchengeschichte unter starker Anfeindung der Abendländer darstellt, für seine Zeit aber auch Quellenwert hat.

Dosithĕus, griech. Grammatiker des 4. Jahrh. n. Chr., übersetzte eine lat. Grammatik, welche auf den gleichen Quellen wie die Grammatiken des Charisius und Diomedes beruhte, ins Griechische. Dieselbe ist in den "Grammatici latini" (hg. von Keil, Bd. 7, Lpz. 1880) enthalten. Ungleich wertvoller ist ein griech.-lat. Gesprächswörterbuch ("Hermeneumata"), das bis auf die neueste Zeit ebenfalls D. zugeschrieben wurde, aber mit Unrecht, da der Verfasser, wie er selbst sagt, am Anfang des 3. Jahrh. lebte. Diese Schrift zerfiel in zwei Bücher Glossen und zehn Bücher Übungsstücke, von denen vier verloren sind. Eine Ausgabe der "Hermeneumata" liefert Krumbacher in dem "Corpus glossariorum latinorum" von Goetz (1888 fg.).

Dosse, rechter Nebenfluß der Havel, entspringt nordwestlich von Wittstock auf der Grenze der preuß. Provinz Brandenburg und Mecklenburgs, fließt südlich bis nahe an den Rhin, wendet sich dann kanalisiert nach W. und mündet unweit Vehlgast. Sie ist 120 km lang, an der Mündung 33 m breit und nur von Hohenofen an 17 km weit für kleine Kähne schiffbar.

Dossenbach, Dorf im Amtsbezirk Schopfheim des bad. Kreises Lörrach, 4 km im SW. von Wehr in Baden, hat (1890) 360 evang. E. und ist bekannt durch die Niederlage der bad. Freischaren durch württemb. Truppen 27. April 1848.

Dossénnus, s. Atellanen.

Dossier (frz., spr. -ßĭeh), eigentlich Aktendeckel, Sammlung der auf eine Angelegenheit bezüglichen Schriftstücke in einer Hülle (chemise).

Dossieren oder Doucieren (frz. doucir), das Klarschleifen der Gläser (s. Glas).

Dosso Dossi, Giovanni, eigentlich Giovanni di Niccolò Lutero, ital. Maler, geb. um 1479 im Mantuanischen, gest. 1542, wahrscheinlich Schüler von Lorenzo Costa in Ferrara, arbeitete viel mit seinem jüngern Bruder, soll dann in Italien gereist und mit Raffael in Rom in Berührung gekommen sein. Seit 1527 verweilte er vorzugsweise in Ferrara, wo er für den Herzog die Fresken im Kastell malte. Später entwarf er Zeichnungen für die herzogl. Majolikenfabrik in Ferrara. 1536 entstand Christus unter den Schriftgelehrten für den Dom zu Faenza (jetzt verschollen), 1542 das Altarbild der Brüderschaft della morte zu Modena. Seine schönsten Werke sind: die phantastisch großartige Circe (in der Galerie Borghese zu Rom), die thronende Madonna (Galerie zu Ferrara), der heil. Sebastian (in der Brera zu Mailand), eine heilige Familie (Galerie zu Hampton-Court). Die Dresdener Galerie besitzt unter andern: Der Erzengel Michael auf den Satan herabstürmend, Die vier Kirchenväter; die kaiserl. Galerie zu Wien einen heil. Hieronymus. Durch Großartigkeit der Formenbildung, leuchtende Pracht des Kolorits und kühne poet. Empfindung gleich ausgezeichnet, nimmt D. in Ferrara eine ähnliche Stellung ein, wie Tizian in Venedig, Correggio in Parma. Nach seinem Beinamen D., den er erst um 1532 angenommen, bediente er sich als Monogramm eines durch ein D geschobenen Knochens (ital. osso).

Sein Bruder Battista, gest. 1546, der mit ihm gemeinsam arbeitete, scheint in erster Linie Landschafter gewesen zu sein. Seine beachtenswertesten Arbeiten sind in der Villa Monte-Imperiale bei Pesaro erhalten.

Dost, Pflanzengattung, s. Origanum.

Dost Muhammad Chan, afghan. Fürst, geb. um 1770 aus dem Geschlecht der Bariksai als Sohn Fath-Alis, eines afghan. Ministers unter dem Durraner Timur, machte sich nach Schah Schudschas Entthronung und nach dem Sturze der Durrani-Dynastie 1823 zum Beherrscher von Kabul und behauptete seine Herrschaft unter vielen Kriegen gegen die Engländer, Perser und die nördlich von Afghanistan belegenen kleinen Staaten (s. Afghanistan, Bd. 1, S. 171 b). 1839 mußte er sich den Engländern gefangen geben und wurde erst 1842 freigelassen; inzwischen trat sein Sohn Akbar an die Spitze des Reichs. Die Versäumnisse seiner Jugend suchte er dadurch gut zu machen, daß er noch in reifem Mannesalter Lesen und Schreiben lernte und den Koran studierte. 1855 schloß er mit den Engländern ein Schutz- und Trutzbündnis und wurde von ihnen als Emir von Afghanistan anerkannt. In hohem Alter entriß er noch Herat den Persern und starb drei Tage nach Erstürmung der Stadt, 20. Mai 1863. Ihm folgte sein Sohn Scher-Ali Chan.

Dostojéwskij, Fedor Michajlowitsch, russ. Novellist, geb. 11. Nov. (30. Okt.) 1821 zu Moskau, wo sein Vater Arzt am Marienhospital war, kam 1837 nach Petersburg auf die Ingenieurschule, trat dann als Unterlieutenant ins Militär, nahm 1844 seinen Abschied und widmete sich ganz der Litteratur. Er gehörte dem Bjelinskijschen Kreise an. 1846 erschien seine erste Novelle "Arme Leute", deren Stoff dem Petersburger Beamtenproletariat entnommen ist. Dieser folgten andere Novellen, die ebenfalls das kleinbürgerliche Leben behandeln ("Der Doppelgänger", "Herr Prochartschin", "Ein schwaches Herz", "Netotschka Neswanow"). 1849 in die sog. "Petraschewskijsche Verschwörung" verwickelt, wurde D. zum Tode verurteilt, aber zu 10jähriger Zwangsarbeit in Sibirien begnadigt; 1854 mußte er als Gemeiner in die Armee treten. Bei der Thronbesteigung Alexanders II. begnadigt, ging er nach Twer und später nach Petersburg, wo er eine lebhafte schriftstellerische Thätigkeit entfaltete. Er starb 9. Febr. (28. Jan.) 1881. Sein erster großer Roman "Die Erniedrigten und Gekränkten" erschien in dem Journal "Die Zeit" 1861; ferner schrieb er "Die Memoiren aus dem toten Hause" (eine Schilderung des sibir. Sträflingslebens, in der "Zeit" 1861-62;