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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Drehbank
Die D. dient zur Bearbeitung der Oberfläche der
Arbeitsstücke mit Hilfe eines schneidenden Werk-
zeugs, des Drehstahls (s. d.). Hierbei findet eine
doppelte Bewegung statt: das Arbeitsstück, das zu
diesem Zwecke in geeigneter Weise auf der D. be-
festigt wird, dreht sich unausgesetzt um seine in
jedem Falle wagerecht liegende Achse, während der
Stahl, der die zweite Bewegung ausführt, längs
der Oberfläche gleitet. Bei verfchiedener Bewegungs-
richtung des Werkzeugs können hierbei verschiedene
Körperformen entstehen. Erfolgt die Bewegung
parallel zur Drehungsachse des Arbeitsstücks, so
entsteht eine Cylindcrfläche, das Werkzeug beschreibt
in Wirklichkeit auf dcr Oberfläche des Arbeitsstücks
eine Schraubenlinie, deren Windungen dicht an-
einander liegen, während bei rascherer Bewegung
des Werkzeugs Schraubengänge auf einer cylindri-
scken Oberstäche eingeschnitten werden, weshalb dic
D. auch als Schraubenschneidemaschine (s. d.) ver^
wendet werden kann. Bewegt sich das Werkzeug
nach einer geraden Linie, welche einen Winkel gegen
die Drehungsachse einschließt, so entsteht eine Kegel-
stäche; bewegt sich aber das Werkzeug nach einer un-
regelmäßig verlaufenden Linie, so entstehen Körper,
deren Profil der Form jenerLinie entspricht, während
ihr Querschnitt an allen Stellen Kreisform besitzt. In
allen diesen Fällen heißt die Arbeit Runddrehen.
Eine Abart des Runddrehens ist das Ausdrehen,
bei dem nicht die äußern Flächen der Arbeitsstücke,
sondern die innern Flächen hohler Gegenstände
durch Runddrehen vermittelst eines hakenförmig ge-
stalteten Werkzeugs bearbeitet werden. Erfolgt die
Bewegung des Werkzeugs nach einer geraden Linie,
die rechtwinklig gegen die Drehungsachse gerichtet
ist, so entsteht eine ebene Fläche, und die Arbeit heißt
Plandrehen. Endlich kommt der Fall vor, daß
das Werkzeug wie beim Runddreben bewegt wird,
außerdem aber während eines Umlaufs des Arbeits-
stücks seinen Abstand von diesem ändert, sodaß es
zwar nach beendigtem Umlaufe wieder in den
ursprünglichen Abstand zurückgekehrt ist, inzwischen
aber sich dem Arbeitsstücke wechselweise genähert und
sich von ihm entfernt hat: es entstehen alsdann
Körper, deren Querschnitte nicht Kreisform besitzen,
sondern durch irgend eine andere geschlossene Figur
gebildet werden, deren Form von der Art und Weise
der erwähnten Näherung und Entfernung abhängig
ist. Auf diefe Weise lassen sich prismatische Körper
herstellen, deren Seitenflächen geradlinig oder ge-
krümmt sein können, und die Arbeit heißt Passig-
drehen. Eine besondere Art derselben ist das
Ovaldrehen, wobei der Querschnitt des Arbeits-
stücks eine Ellipse bildet (s. Ovalwerk).
Abgesehen von der verschiedenen Größe und der
abweichenden Einrichtung ist die Gesamtanordnung
der D. wesentlich die gleiche. Auf einem aus Guß-
eisen (selten aus Holz) gefertigten Rahmen a. (s. nach-
stehende Fig. 1), dem Drehbanksbett, sind die zur
Befestigung und Bewegung des Arbeitsstücks wie zur
Unterstützung des Werkzeugs dienenden Teile an-
geordnet. Nur bei sehr kleinen D. dient ein prisma-
tischer, wagerecht liegender Stab zur Befestigung
jener Teile (Prismadrehbänke). Die Oberstäche
des Bettes muß vollständig eben bearbeitet sein und
wagerechte Lage haben. An dem linken Ende des
Bettes jeder D. befindet sich das Lager d zum Tragen
der Welle, die den Antrieb aufnimmt und auf das
Arbeitsstück überträgt. Jene Welle heißt die Dreh -
bankspindel, das Lager die Spindeldocke oder
der Spindelstock. Bei der in Fig. 1 abgebildeten
D. erfolgt der Antrieb von einem Fußtritte aus und
wird durch eine Schnurscheibe auf die Schnurrolle
übertragen, die auf der Drehbankspindel befestigt
ist. Das rechte Ende der Drehbankspindel ragt aus
der Spindeldocke heraus und trägt eine einge-
schraubte kegelförmige Stahlspitze. Der Spindeldocke
gegenüber an der rechten Seite der D., und zwar auf
dem Drehbanksbette verstellbar, ist die Spitz docke
Fig. 1.
oder der Reitstock e angeordnet. Die Spitzdocke
trägt einen vermittelst Schraube und Handrädchens
wagerecht verstellbaren Stab, den Reitnagel oder
die Pinne, der an der der Spindeldocke zugekehrten
Seite ebenfalls in einer Stahlspitze endigt. Beide
Spitzen (die der Spindeldocke und die der Spitz-
docke) befinden sich genau in einer wagerechten
Linie, und zwischen ihnen werden längere Arbeits-
stücke eingeklemmt. Eine von einer Spitze zur andern
gezogene gerade Linie bildet demnach die Drehungs-
achse des Arbeitsstücks. Um die Bewegung der Dreh-
bantspindel auf das zwischen den Spitzen einge-
spannte Arbeitsstück zu übertragen, schraubt man
auf dem Kopfe der Spindel eine Scheibe ä (Mit-
nehmerscheibe genannt) auf, mit einem Stifte,
dem Mitnehmer, der beim Umlaufen der Scheibe
sich hinter einen Vorsprung des Arbeitsstücks legt
und hierdurch dieses ebenfalls inUmdrchung versetzt.
Besitzt das Arbeitsstück nicht an und für sich schon
einen sür diesen Zweck geeigneten Vorsprung oder
Ansatz, so schraubt man einen solchen auf (Dreher-
herz). Bezüglich der Mitnehmerscheibe vgl. auch
Fig. 2. Solche D., die vorzugsweise zum Drehen
zwischen Spitzen bestimmt sind, heißen Spitzen-
drehbänke. Die in Fig. 1 abgebildete D. ist zum
Drehen aus freier Hand bestimmt und besitzt eine
Vorrichtung 6, die aus einer verstellbar gemachten
Krücke, auf welcher der mit der Hand gehaltene
Drehstahl ruht, besteht und Auflage oder Vor-
lage heißt. Bei vollkommenern D. dagegen (vgl.
Fig. 2) besteht jene Vorrichtung aus mehrern gegen-
einander verstellbaren Teilen, in die der Drchstahl
fest eingespannt wird, und wird in diesem Falle
S up p o rt (auch Kreuz sup p o rt, da die Teile recht-
winklig gegeneinander verstellbar sind) genannt
(s. Kreuzsupport). Die Bewegung wird hier durch
Drehung von Schrauben, also in sichererer Weise
bewirkt, als bei Benutzung einer einfachen Auflage.
Größern D. pflegt man nun auch eine Vorrichtung
zu geben, die eine selbstthätige Bewegung des Werk-
zeugs, sobald es in entsprechender Weise eingespannt