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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Dreimaster - Dreißigjähriger Krieg

befanden sich unter den mit Daniel (s. d.) Deportierten und am Hofe Nebukadnezars erzogenen jüd. Jünglingen drei, Anania, Misael und Asaria (oder nach Dan. 1, 7 Sadrach, Mesach und Abednego), die vor einem auf königl. Befehl errichteten Götzenbilde nicht niederfallen wollten und deshalb gebunden in einen glühenden Ofen geworfen wurden, aber mit Hilfe eines Engels völlig unversehrt blieben. Infolge davon bekannte sich der König zur Verehrung Jahwes. In der alexandrinischen Übersetzung des Daniel steht außerdem ein Gebet des Asaria und ein Gesang der Drei Männer im Feuer. Beide Stücke sind apokryphisch und von Luther mit den übrigen Apokryphen übersetzt.

Dreimaster, unseemännische Bezeichnung derjenigen großen Seeschiffe, welche drei Masten führen. Von den Kauffahrteischiffen gehören hierzu die Vollschiffe, Barken und Schonerbarken; von den Kriegsschiffen Fregatten und Korvetten sowie früher die Linienschiffe. - D. heißt auch der dreieckige Filzhut z. B. der Seeoffiziere.

Dreimastgaffelschoner, ein dreimastiges Schiff, das in allen Masten nur Gaffelsegel und Gaffeltopsegel führt. Die D. sind besonders an der nordamerik. Westküste für die China- und Japan-Fahrt, bei der meist mit Wind querein oder "beim Wind" gesegelt wird, beliebt. Auch moderne Kriegskreuzer und Passagierdampfer führen diese Takelage.

Dreimastschoner, s. Schonerbark.

Dreipaß, Drypaß, in der mittelalterlichen Baukunst eine Figur, welche aus den Außenlinien dreier Kreise besteht, die in einen großen Kreis gestellt sind und dessen Halbmesser zum Durchmesser haben. Diese Form des D. erscheint namentlich im got. Maßwerk (s. d.). Oft erscheinen auch an Stelle der sich bildenden einspringenden Winkel (Nasen) die Spitzen eines in den D. gezeichneten Dreiecks (s. beistehende Figur). Diese Figur nennt man in der Numismatik D., wo sie namentlich auf Münzen des Mittelalters erscheint und Bild (z. B. auf den Goldgulden meist den Reichsapfel) oder Inschrift einschließt. Besteht die Figur aus vier Bogen und vier Ecken, so nennt man sie einen Vierpaß. Derartige Figuren finden sich z. B. auf den alten sächs. Groschen aus dem 14. und 15. Jahrh., den rhein. Goldgulden, Radderalbus und andern.

Dreisam, linker Nebenfluß der Elz im Großherzogtum Baden, entsteht in dem Zartner Thal östlich von Freiburg aus vielen Bächen, von denen einer bei Breitnau in 925 m Höhe entspringt und das Höllenthal durchfließt, ein anderer von St. Märgen (840 m), ein dritter von St. Peter (682 m), ein vierter als Osterbach vom Feldberge her, ein fünfter von Schauinsland herabkommt. Nach ihrer Vereinigung durchfließt sie Freiburg i. Br. (242 m) und mündet bei Riegel in die Elz. Der nach NNW. gerichtete Unterlauf von Freiburg an ist zur Verhütung von Überschwemmungen kanalisiert (Dreisamkanal).

Dreisatz, s. Trente et un.

Dreisch, soviel wie Dreesch, s. Koppelwirtschaft.

Dreischenkel (Triquetra), eine aus drei in einen Kreis und unter sich verschlungenen Kreisbogen bestehende mystische Figur, wahrscheinlich Symbol der heiligen Dreieinigkeit, oft als Ornament in roman. Kirchen angewandt.

Dreischlitz, Triglyph, Bauteil der dor. Säulenordnung (s. d.).

Dreischneuß, eine got. Rosette, die aus drei in einem Kreis nebeneinander liegenden Fischblasen (s. d.) besteht (s. beistehende Figur).

Dreischürig, Bezeichnung von Wiesen, auf denen das Gras dreimal jährlich gemäht wird.

Dreisesselberg oder Dreisteinemark, ein 1336 m hoher Gipfel des südl. Böhmerwaldes, da, wo Böhmen, Bayern und Oberösterreich zusammentreffen, besteht aus Granitblöcken und gewährt weite Aussicht; von den obersten, drei Sitzplätze bietenden Blöcken sieht man je eins der drei Länder.

Dreisesselkopf, eine 1680 m hohe Erhebung des Lattengebirges in den Reichenhaller Alpen (s. Ostalpen). Der höchste Punkt ist der etwas südlicher gelegene Karkopf (1737 m).

Dreisinnige, s. Taubstumme Blinde.

Dreissena, Muschelgattung, benannt nach Peter Dreissen, ehemaligem Apotheker zu Mazeyth in Belgien, s. Wandermuschel.

Dreißigacker, Dorf im Kreis Meiningen des Herzogtums Sachsen-Meiningen, 2 km im SW. von Meiningen, in 425 m Höhe, hat (1890) 618 E. und ein Schloß, in dem sich 1801-43 eine berühmte Forstanstalt befand.

Dreißiger. 1) Name des frühern nach dem Konventions-20-Guldenfuß ausgeprägten österr. Silbermünzstücks zu 30 Kr. oder ½ Fl., gemäß der Konvention vom 21. Sept. 1753 aus der feinen Wiener Mark 48, aus der feinen Wiener-Kölnischen Mark 40 Stück; Feinheit 13 1/3 Lot oder 5/6 = 833 1/3 Tausendteile; Gewicht 7,0167 g; Feingewicht 5,84725 g; Wert (den Thaler des norddeutschen 30-Thalerfußes zu 3 deutschen Mark gerechnet) 1 deutsche Mark 5 1/4 Pf. = 52 5/8 jetzige österr. Währung. Später, seit etwa 1775, wurde der D. in geringerer Feinheit, 10 Lot oder 5/8 = 625 Tausendteile, ausgemünzt, aber entsprechend schwerer, nämlich im Gewicht von 9,3556 g, demnach in dem vorherigen Feingewicht und Werte. - 2) D., auch Zweiunddreißiger, früher ein Getreidemaß in Bayern (mit Ausnahme Rheinbayerns), 1/32 des Metzens oder 1/192 des Schäffels, = 1 1/12 Flüssigkeits-Maßkannen = 1,1581 l.

Dreißigjähriger Krieg, der furchtbare, von 1618 bis 1648 auf deutschem Boden ausgefochtene Krieg, der, aus dem religiösen Gegensatz des Protestantismus und Katholicismus im Reiche entsprungen, durch die Einmischung der Außenmächte schließlich ein Kampf um rein äußere Ziele der Macht und des Besitzes geworden ist.

I. Vorgeschichte. Die Zeit seiner Vorbereitung liegt in dem mit dem Augsburger Religionsfrieden (1555) beginnenden Zeitalter der Gegenreformation. Der Religionsfrieden (s. d.) hatte dem Glaubenskampf keinen Abschluß gegeben; er war nur dem dringenden Friedensbedürfnis beider Parteien entsprungen und stellte die Lösung wichtiger Fragen ganz der Zukunft anheim, nur um für den Augenblick Ruhe gewähren zu können. Einzelne Bestimmungen wurden von jeder Partei anders ausgelegt, oder überhaupt nur von einer Partei anerkannt, so besonders der Ausschluß geistlicher Lande von der sonst den Reichsständen gewährten Glaubensfreiheit und die Frage der Gewissensfreiheit der Unterthanen in diesen geistlichen Landen. Ferner war durch den Religions-^[folgende Seite]