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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Drenthscher Hauptkanal - Dreschmaschinen
kanal quer durch das Land, letzterer durch das früher
als öde Heide berüchtigte Ellcrsfeld. Man hat all-
mählich den nur mit kümmerlicher Weide bewach-
senen Heidcflächen sowie den Torfmooren immer
mehr Terrain für die Kultur abgewonnen, haupt-
sächlich durch das Nasen- und Moorbrennen. Wei-
zen wird nicht gebaut, nur Roggen, Buchweizen,
Hafer, Kartoffeln, Rüben und Kohl. Neben der Vieh-
zucht mit Buttcrgewinnung ist die Bienenzucht von
Wichtigkeit. Der Torf, dessen Gräberci, Transport
und Verkauf ungefähr 8000 Personen beschäftigt,
bildet ein Hauptgeschäft der Bevölkerung. Im
ganzen sind 54 Proz. des Bodens unbebaut, 13Proz.
Ackerbau und 24,? Proz. Weide und Wiese. Die In-
dustrie ist unbedeutend und beschränkt sich auf Woll-,
Lein- und Kalikoweberei. Die Provinz zählt 34 Ge-
meinden, von denen 19 weniger als 3000 E. haben.
Die Hauptstadt ist Assen (s.d.), bedeutender ist Mep-
pel (s. d.). In der Provinz sind in großer Anzahl
berühmte Hünengräber. - Im Mittelalter gehörte
D. als Grafschaft zum Deutschen Neich, mit der
unter Kaiser Heinrich III. die Bischöfe von Utrecht
belehnt wurden. 1522 brachte sie Herzog Karl von
Geldern an sich, war aber bald (1536) genötigt sie
an Kaiser Karl V. abzutreten. Zur Zeit der Re-
publik war D. Mitglied der Union; es hatte aber
wegen seiner Geringfügigkeit keinen Sitz in den
General staaten.
Drenthscher Hauptkanal, s. Drenthe.
Vrep9.niäiäa.s, s. Honigvögel.
Vrop3.nooHrpus A. ^e?/., Pflanzengattung
aus der Familie der Leguminofen (s. d.). Man kennt
nur wenige Arten, eine ist im tropischen Afrika ein-
heimisch, die übrigen gehören dem tropischen Asien
an. Es sind hohe Bäume oder kletternde Sträucher
mit unpaarig gefiederten Blättern und roten oder
weißen Blüten. Die in Afrika vorkommende v. 86-
liefert eine Sorte des afrik. Kino, das heute von
andern Sorten im europ. Handel verdrängt ist.
Drepanon (grch.), Sichel; auf den Kriegsschiffen
der Alten die Sichel, mit der man das Tauwcrk der
feindlichen Schiffe zu zerfchnciden fuchte; auch die
Sichel an den Streitwagen der Perser.
Drepanum. 1) Stadt an der Westküste Sici-
liens, 261 v. Chr. von Hamilkar gegründet, be-
rühmt durch die Niederlage, die die Karthager der
röm. Flotte 249 v. Chr. hier beibrachten; die Stadt
heißt jetzt Trapani, das gleichnamige Vorge-
birge Capo Grosso. - 2) Stadt am Astaceni-
schen Meerbusen in Vithynien, als Geburtsort der
Mutter Konstantins d. Gr. seit dem 4. Jahrh, auch
Helenopolis genannt, das jetzige Hersek.
Dreschen, die Arbeit, wodurch die Samen von
Nutzpflanzen mittels mechan. Verrichtungen gewon-
nen werden. Letztere sind auch in der Gegenwart
noch bei den verschiedenen Völkern von der mannig-
fachsten Art; die älteste ist jedenfalls das Ausfchlagen
der Körner auf Brettern und steinen gewesen, wie
solches noch in Japan und teilweise in Tirol üblich
ist. Ein Fortschritt zeigte sich in der Anwendung von
Stöcken und Ruten;'in Mittel- und Ostafrika ist
diefe Methode jetzt noch in Gebrauch. Aus den
Ruten hat sich nach und nach der Dreschflegel
(f. Tafel: Landwirtschaftliche Geräte und
M afch in en IV,Fig.5) entwickelt, welcher in den ver-
schiedenen Ländern die verschiedenartigsten Formen
besitzt und bisher in allen gemäßigten Zonen das am
allgemeinsten zum D. benutzte Gerät ist. Doch schon
sehr frühe begann man, die Dreschardeit von den
Menschen auf die Tiere zu übertragen, und zwar
in der Weise, daß letztere das Getreide austraten.
Die Juden verwandten dazu Ochsen, die Römer
dagegen Pferde, mittels deren auch gegenwärtig
noch in allen südl. und östl. Ländern Europas
sowie in Südamerika gedroschen wird. Aus der
direkten Verwendung der Zugtiere zum D. ent-
wickelten sich bei den Ägyptern, Galliern, Kar-
thagern und Römern die Dreschwalzen, Dresch-
wagen und Dreschschlitten, Geräte, welche von
den Tieren über das ausgebreitete Getreide hin
und her gezogen wurden. In neuerer Zeit bedient
man sich in allen hochkultivierten Ländern zum D.
vielfach der Dreschmaschinen (s. d.).
Dreschflegel, s. Dreschen.
Dreschgärtner, kontraktlich gebundener Tage-
löhner, der einen verhältnismäßig geringen Tage-
lohn, dagegen seine Wohnung mit etwas Garten,
eine Fläche Landes zum Anbau von Roggen, Kar-
toffeln und meist auch Flachs erhält. Im Winter
wird der D. beim Ausdreschen des Getreides gegen
einen Anteil der gewonnenen Frucht beschäftigt.
Dreschmaschinen. Schon zu Beginn des
18. Jahrh, wurden in Europa, und besonders in
England, zahlreiche, aber erfolglose Versuche ange-
stellt, um das Dreschen (s. d.) durch Maschinen aus-
zuführen. Erst 1785 konstruierte A. Meikle in
Tyrringham (Schottland) eine derartige Maschine,
welche sich als praktisch verwendbar erwies und
deren Princip im wesentlichen bei den heutigen
Scklagleisten-Dreschmaschinen gültig ist. Neben
diesem System hat sich ein anderes, 1831 von dem
Amerikaner S. Turner in Aurelius (Neuyork) er-
fundenes System, das der Zapfen- oder Stiften -
Dreschmaschinen, entwickelt, welches gegen 1860
von Mofsit nach Europa gebracht wurde und des-
halb auch teilweise unter diesem Namen bekannt ist.
Die Einführung der D. ging nur sehr langfam vor
sich, was daraus Zu ersehen ist, daß erst 1841 die
erste nach Deutschland kam, nachdem 1831 ein Auf-
stand der landwirtschaftlichen Arbeiter in England
gegen die D. nur durch Waffengewalt niederge-
kämpft werden konnte. Man kann heute im wesent-
lichen sämtliche D. nach folgenden Gesichtspunkten
einteilen: a. nach dem eigentlichen System in
Schlagleisten- (schottische) und in Stiften-
(amerikanische) Dreschmaschinen; d. nach der
Art der Einlage des Getreides in Lang- und
Vreit-Dreschmaschinen; e. nach dem benutzten
Motor inHand-, Göpel- und Dampf-Dre'sch-
mafchinen.
Bei den Schlagleisten - Drefchmafchinen
bewegt sich eine horizontal liegende, mit horizon-
talen Leisten versehene Trommel (s. Tafel: Dresch-
mafch inen, Fig. 7) mit großer Geschwindigkeit
um ihre eigene Achse (im Mittel 1000 Umdrehun-
gen pro Minute), wobei sie zur Hälfte ihres Um-
fangs von einem, ebenfals mit horizontalen Leisten
besetzten, feststehenden Mantel umschlossen wrrd,
derart, daß zwischen Trommel und Mantel nur ein
kleiner Zwischcnraum bleibt. Letztcrn muß das zu
dreschende Getreide passieren, wobei die Körner aus
den Ähren ausgeschlagen werden. Die Stiften-
oder Zapfen-Drefchmafchinen unterscheiden
sich von dem ebengenamiten System dadurch, daß
Trommel (Fig. 6) und Mantel, welcher die erstere
aber nur zu einem kleinen Teile umschließt, mehrere
Reihen hervorragender, dicht aneinander vorüber-