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Dschemar – Dschidda
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Dschem'
manien ernannt, empörte sich aber nach dem Tode Mohammeds (1481) gegen seinen Bruder und eroberte Brussa, wo er zum Sultan
ausgerufen wurde. Kurz nachher von Bajazets Feldherrn geschlagen, floh er nach Ägypten, gewann daselbst neue Anhänger und nahm
den Kampf gegen seinen Bruder wieder auf. Von neuem geschlagen, flüchtete er zu dem Großmeister der Johanniter d'Aubusson nach
Rhodus, der ihm gastfreie Aufnahme gewährte, aber, da er für das Leben D.s fürchtete, beschloß, ihn auf eine der Komtureien des
Ordens nach Frankreich zu schicken. Zugleich schloß er (20. Aug. 1482) mit D. einen Vertrag, kraft dessen, wenn er zur Regierung
käme, alle Häfen des türk. Reichs den Flotten des Ordens geöffnet, alle Jahre 300 Christen ohne Lösegeld freigegeben und dem Orden
150000 Goldgulden als Entgelt für gehabte Unkosten bezahlt werden sollten. Kurze Zeit nachher aber, als D. bereits in Frankreich war,
ging der Großmeister auch mit Bajazet einen Vertrag ein, durch den der Orden sich verpflichtete, gegen verschiedene Vorteile D. in
lebenslänglicher Gefangenschaft zu halten. Infolgedessen blieb D. in mehr oder weniger strengem Gewahrsam teils des Ordens, teils
des Königs von Frankreich, teils des Papstes, dem er 1489 übergeben war, bis er 24. Febr. 1495 einem ihm wahrscheinlich auf Bajazets
Antrag und auf des Papstes Alexander VI. Befehl beigebrachten Gift erlag. D. war ein hervorragender Dichter und Redner. Seine
Gedichte sind in einem (noch nicht gedruckten) Diwan gesammelt, woraus Hammer-Purgstall in seiner «Geschichte der osman.
Dichtkunst» (4 Bde., Pest 1836–38) interessante Proben mitgeteilt hat. – Vgl. Thuasne,
Dschem-Sultan, fils de Mohammed II, frère de Bayezid II (Par. 1892).
Dschema Rashnat, Stadt in Algerien, s. Nemours.
Dschemschid, ein mythischer König von Iran in der pers. Sage, ist der
Yima khschaeta (Jima der Glänzende) des Avesta, der im goldenen Zeitalter herrschte und eine
auserlesene Anzahl von Menschen und Tieren in seinem «Vara» (einer mythischen Burg) vor dem
Untergang durch Kälte und Schnee, wie Noah vor der Sintflut, rettete. Bei den Indern war Yama der erste Mensch, später der Todesgott.
Dschenne (Djenne), Stadt in Afrika, s. Massina.
Dschennet (arab.), bei den Mohammedanern das Paradies, im Gegensatz zu
Dschehennem (Gêhinnôm, Gehenna), der Hölle.
Dscherasch, jetziger Name der Trümmer von Gerasa (s. d.) im Ostjordanlande.
Dscherm, ein offenes Lastschiff mit zwei Masten und großen lat. Segeln, auf dem untern Nil hauptsächlich
zur Zeit der Überschwemmung in Gebrauch.
Dschesairi-Bahri-Sefid («Inseln des Weißen Meers»), türk. Wilajet, hat 12860 qkm und (1888) 325800 E.,
umfaßt alle türk. Inseln des Ägäischen Meers, außer Kreta und Samos. Bis 1870 gehörte auch die Insel Cypern dazu. Sitz des Walis ist
seit 1881 Chios. ↔
Dschesîre (arab., Mehrzahl Dschesâir), Insel; auch
Halbinseln werden mit demselben Namen bezeichnet, z. B. Dschesiret el-Arab, d. i. Die Arabische
Halbinsel.
Dschesîret Robân, Felseiland in der Meerenge von
Bab el-Mandeb (s. d.).
Dschesla, ursprünglich ein Hohlmaß von 205,714 l Inhalt, jetzt eine
Gewichtsgröße in Sansibar, und zwar, je nach den Waren, von verschiedener Schwere: bei Kauris ==
349,8 engl. Handelspfund == 158,667 kg, bei ungeschältem Reis ==
285 engl. Handelspfund == 129,274 kg, bei geschältem Reis == 390 engl. Handelspfund ==
176,901 kg.
Dschewad Pascha, Ahmed, türk. General und Staatsmann, wurde 1850 in Syrien geboren und besuchte
1860–64 die Kadettenanstalt zu Kuleli am Bosporus, 1864–69 die Kriegsschule zu Pancaldi bei Pera. Darauf wurde er zum Adjutanten
des Sultans Abd ul-Asis ernannt und schrieb in dieser Zeit eine «Geschichte des türk. Militärwesens» (franz. Übersetzung
«État militaire ottoman depuis la fondation de l'Empire jusqu'à nos jours», Par. 1882), durch die er
seinen Ruf als Militärschriftsteller begründete. Bald darauf wurde er zum Bataillonschef befördert und dem in Syrien stationierten 5.
Armeekorps zugeteilt. In dem Russisch-Türkischen Kriege 1877-78 wurde unter D. P.s Leitung Schumla neu befestigt und D. P. zum
Generalstabschef der dortigen Truppen ernannt und zum Oberstlieutenant befördert. Am Friedenskongreß beteiligte er sich als Mitglied
der internationalen Kommission zur Feststellung der Grenzen. 1884 wurde D. P. Brigadegeneral und türk. Bevollmächtigter in
Montenegro, wo er 4 1/2 Jahre blieb und viel dazu beitrug, die Beziehungen beider Staaten zu verbessern. Nach seiner Rückkehr wurde
D. P. zum Inspecteur militaire ernannt. Bei Ausbruch der Unruhen in Kreta (1889) wurde er
Generalstabschef der zur Unterdrückung derselben abgesandten Truppen und interimistischer Gouverneur. Als solcher stellte er die
Ruhe wieder her und wurde 1890 zum Muschir erhoben. Sept. 1891 nach dem Sturz Kiamil Paschas ernannte ihn der Sultan zum
Großvezier. D. P. gilt als ein dem Fortschritt geneigter Mann und ausgezeichneter Diplomat.
Dschhansi (engl. Jhansi), oder vollständiger
Dschhansi Naoabad, Hauptort des gleichnamigen Distrikts der gleichnamigen Division (12906 qkm,
[1891] 1000457 E.) in der indobrit. Lieutenantgouverneurschaft der sog. Nordwestprovinzen, unter 25° 28' nördl. Br. und 78° 37' östl. L.,
mit (1881) 2473 E., inmitten einer wilden und felsigen Gegend, ist während der Überschwemmungen des Betowa von den nächsten brit.
Orten ganz abgeschnitten.
Dschidda oder Dschedda, Seestadt im türk.-arab. Wilajet Hedschas,
95 km im W. von Mekka, dessen Hafen sie ist, der wichtigste Platz am Roten Meere, streckt sich über 1 km weit am Rande einer völligen
Wüste hin, hat breite, luftige Straßen mit hohen, gutgebauten Häusern aus Korallen- oder Madreporenkalk, zahlreichen Minarets und
offenen und bedeckten Bazaren, die zu den besten des Orients gehören. Die Vorstädte bestehen nur aus elenden Beduinenhütten. Die
Einfahrt durch die drei Eingänge in den von kleinen Korallenbänken erfüllten Hafen ist nicht ohne Gefahr. Die Stadt hat keine Gärten,
keine eigenen Ausfuhrartikel, kein Quell-