601
Dung – Dünger
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Dunfermline'
trat er 1832 wieder in das Unterhaus ein, wurde unter Grey Münzmeister und 1835 Sprecher der Gemeinen; 1839 legte er aus Gesundheitsrücksichten sein Mandat nieder
und wurde zum Peer erhoben. Er starb 17. April 1858. – Sein Sohn, Ralph Abercromby, zweiter Lord D., geb. 1803, engl. Diplomat,
starb 13. Juli 1868 ohne Nachkommen, wodurch die Peerswürde erlosch.
Dung, soviel wie Dünger (s. d.).
Dunganen, die mohammed. Bewohner des nordwestl. Chinas, türk.-tatar. Ursprungs, von den Chinesen Schan-Hwi, Mohammedaner von
Schen-si, genannt. Durch Abstammung, Religion und Sitte, trotz der gemeinsamen Sprache, von der chines. Bevölkerung geschieden, mit dieser namentlich seit dem
Tai-ping-Aufstande in beständigem Unfrieden lebend, unternahmen sie es, das verhaßte Joch 1861 durch eine allgemeine Erhebung abzuschütteln. Die Städte Si-ning und
Su-tschou in der Provinz Kan-su waren bald in den Händen der Insurgenten; die chines. Besatzungen, soweit sie nicht auf die Seite der Empörer und zum
Mohammedanismus übertraten, wurden niedergemacht. Gleichzeitig erhoben sich die D. der nordwestlichern Dsungarei, im Thien-schan, und nahmen Urumtschi; 1864
schlossen sich ihnen die ostturkestan. Tarantschi an, mit deren Hilfe 1866 die Stadt Kuldscha und das Gebiet des obern Ili den Chinesen entrissen wurde. Auch eines
großen Teiles von Ostturkestan hatten sich die D. bemächtigt, wurden aber 1865 von Jakub Beg geschlagen und nach und nach bis über den Thien-schan vertrieben;
1869 verheerten sie Ordos und Alaschan, 1870 plünderten sie Uljassutai und ein Jahr später Kobdo, die Hauptpunkte der westl. Mongolei. Als ein Eindringen in das
eigentliche China drohte, sandte endlich die Regierung eine 40000 Mann starke Armee nach Kan-su. Nach langer Belagerung fiel 1872 Si-ning durch Hunger und es
begann eine grausame Metzelei; im Jahre darauf war der Aufstand in Kan-su niedergeworfen und bis 1878 gelang es trotz der Unterstützung der D. durch Jakub Beg, den
Herrscher von Kaschgar, dem General Tso-tsung-tang, alles vormals chines. Gebiet mit Ausnahme des inzwischen von den Russen besetzten Kuldscha wieder zu
erobern. – Vgl. Wassiljew, Die mohammed. Bewegung in China (russisch, Petersb. 1867).
Dungannon (spr. dönngännĕn), größte Stadt in der irischen Grafschaft Tyrone, 64 km westlich von Belfast, hat (1891)
3812 E., Handel mit Getreide und Flachs, Fabrikation von Musselin, Leinen und groben Thonwaren, Kalk- und Kohlengewinnung. Einst war D. Hauptsitz der Könige von
Ulster.
Dungarvan (spr. dönngahrwĕn), Seestadt und Badeort in der irischen Grafschaft Waterford, 42 km im WSW. von
Waterford, an der Mündung des Colligan in die tiefe Dungarvan-Bai der Südküste, hat (1891) 5263 E., Fischerei und Küstenhandel
mit Getreide, Vieh und Butter.
Düngemittel für Topfpflanzen, Blumendünger, gepulverte Stoffe,
die aus Phosphorsäure, Stickstoff und Kalk zusammengesetzt sind. Es können aber auch andere D. zur Topfpflanzenkultur verwendet werden, z. B. Hornmehl, Hornspäne,
Knochenmehl, Guano und Chilisalpeter. Sie werden der neuen Erde beim Verpflanzen beigemischt, und wenn die Pflanze die Dungstoffe verbraucht hat, was man an
ihrem verringerten Wachstum bemerkt, so streut man entweder die D. auf die ↔ Oberfläche des Topfballens, oder löst sie in Wasser auf und begießt die
Pflanzen damit. Professor Nobbe empfiehlt für alle Topfgewächse folgende Normallösung: 25 g Chlorkalium, 75 g salpetersaurer Kalk, 25 g krystallisierte schwefelsaure
Magnesia, 25 g einbasisch phosphorsaures Kali, 10 g frisch gefälltes phosphorsaures Eisenoxyd in 100 l Wasser gelöst.
Dungeneß (spr. dönndsch'néß), Vorgebirge an der südl. Küste der Grafschaft Kent, die äußerste Südostspitze
Englands, in 50° 54‘ 47‘‘ nördl. Br. und 3° 42‘ östl. L. von Greenwich, bildet das Ende eines tief gelegenen Marschlandes (Romneymarsch).
Dungeneß-Point (spr. dönndsch'néß peunt), die niedrige Südostspitze von Patagonien,
7,5 km südwestlich vom Cabo de las Virgenes. Zwischen D. und dem Catherine-Point an der Nordostecke von Feuerland öffnet sich die
Magalhães-Straße.
Dünger, Düngung, der Ersatz, welcher dem Boden für die ihm durch den Anbau entzogenen
Pflanzennährstoffe geboten wird. Benutzt man einen Acker fortwährend zur Hervorbringung von Kulturgewächsen, so zeigt sich allmählich eine Verminderung der Erträge
oder der Fruchtbarkeit, bis der Boden endlich völlig unfruchtbar wird. Der Grund hiervon ist, daß die Pflanze einer bestimmten Quantität von Stickstoff und gewissen
Mineralbestandteilen zu ihrer vollständigen Entwicklung bedarf und nicht zu vegetieren vermag, sobald einer dieser Stoffe fehlt. Die wichtigsten und notwendigsten
Mineralien sind aber gerade in geringerer Menge im Boden vorhanden, werden daher durch fortgesetzte Ernten nach und nach demselben ganz entzogen, wenn nicht
mittlerweile von irgend einer Seite dafür Ersatz geleistet wird. Ebenso bedarf die Pflanze zur Bildung ihrer dem Menschen wertvollsten Bestandteile ein Quantum an
Stickstoff, das beständig neu zugeführt werden muß, was aber die Atmosphäre allein bei weitem nicht zu thun vermag. Die Leistung nun dieses Ersatzes zur richtigen Zeit,
in genügendem Maße und in Stoffen, welche geringern Wert haben als die durch die Produkte dem Boden entzogenen, bedingt das Wesen der Düngung.
Das Verfahren bei der Düngung war lange völlig planlos und hypothetisch. Die Alten betrachteten zunächst die Brache (s. d.), die Ruhe des Bodens,
als eine Erneuerung seiner Kräfte und sodann den tierischen Mist als direkte Nahrung der Pflanzen. Im Mittelalter lehrte Bernard Palissy, der berühmte Erfinder der
Fayence, daß die Salze Lebensmittel der Vegetabilien seien. Im 17. Jahrh. hielt Helmont das Wasser, Jethro Tull fein zerteilte Erde, Zink, Öle und Fette, Home den
Wärmestoff, im 18. Jahrh. Münchhausen die Gase, Wallerius Salpeter, Öl und Erde für die wahre und alleinige Pflanzennahrung. Thaer vereinigte in seiner Lehre alle
frühern Ansichten, verlegte aber den Schwerpunkt in den Kohlenstoff und erklärte den Humus (s. d.) als das Princip der Fruchtbarkeit. Diesem Satze
stimmte die ganze rationelle Schule sofort bei; heute ist derselbe wohl bei keinem gebildeten Landwirte mehr gültig. Liebig war es vorbehalten, dies künstliche
Lehrgebäude umzustoßen (1840) und an seine Stelle ein anderes zu setzen, welches zwar erst nach langen Kämpfen allgemeinere Anerkennung fand, aber doch
gegenwärtig so gut wie völlig in sich gefestigt und fertig erscheint.
Das Wesentliche der neuen Düngerlehre lautet: Die ersten Quellen der Pflanzennahrung liefert aus-
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 602.