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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Echtblau - Echtgelb
in jenem Staatsvertrag genannten öffentlichen Be-
hörden, von einer obersten Verwaltungsbehörde oder
einer staatlichen oder kirchlichen obern Verwaltungs-
behörde ausgestellten oder beglaubigten Urkunden
keiner weitern Beglaubigung um in dem andern
Reiche als echte, von der betreffenden Behörde aus-
gestellte Urkunde zu gelten. Sonst werden die aus-
ländischen öffentlichen Urkunden, auch die der Notare,
von dem Gesandten des Staates, in welchem sie
vorgelegt werden sollen, beglaubigt. Die Privat-
urkunden gelten als echt auch bezüglich des Inhalts,
wenn die Unterschrift von dem Prozeßgegner aner-
kannt oder deren Echtheit bewiesen ist, vorbehaltlich
des dem Gegner zustehenden Beweises, daß der In-
halt verfälscht oder z. V. bei einem Blankett fälschlich
angefertigt sei (Civiiprozeftordn. §ß. 402-408).
Gchtblau, Handelsbezeichnung sür einige künst-
liche organische Farbstoffe, die zur Gruppe der In-
duline (s. d.) gehören.
Echtbraun, Bezeichnung für mehrere Azofarb-
stoffe, die durch Diazotieren von Sulfanilsäure oder
Naphthionsäure und Paarung (s. Diazoverbindun-
gen) mit Phenolen (n-Naphthol, Resorciu) erhalten
werden. Sie dienen sämtlich zum Färben von Wolle.
Echte Not, s. Ehchaft.
Echter, Michael, Maler, geb. 5. März 1812 zu
München, bildete sich an der dortigen Akademie zum
Maler aus und wurde von Schnorr bei der Aus-
führung seiner Gemälde im Fcftsaalbau der Residenz
verwendet. Hierauf half er Kaulbach bei der Her-
stellung der Treppenhausbilder des Berliner Mu-
seums und kehrte dann wieder in seine Vaterstadt
zurück, wo er 1860 im Maximilianeum Die Schlacht
auf dem Lechfelde vollendete. Im bayr. National-
museum malte er histor. Darstellungen, in der Ab-
fahrtshalle des Centralbahnhofs zu München (1862)
die Allegorien der Telegraphie und des Eisenbahn-
verkehrs. Für den König schuf er Bilder aus dem
Nibelungenring und Wagnerschen Opern. Seit 1868
Professor an der Münchener Kunstgewerbeschule,
starb er 4. Febr. 1879 in München.
Echtermeier, Karl, Bildhauer, geb. 27. Okt.
1845 zu CaM, unternahm bereits im Alter von
14 I. die Apostel nach Peter Vischer zu kopieren.
Von der Akademie seiner Vaterstadt 1866 nach
Dresden zu Hähnel übergetreten, schuf er 1868-70
einige selbständige Werke, von denen der Tanzende
Faun mit dem Tamburin samt seinem Pendant,
der Tanzenden Bacchantin (von Lenz in Bronze
gegossen), 1874 für die Nationalgalerie in Berlin
erworben wurden. Nach einer Reise in Italien
1870 führte E. in Dresden die beiden genannten
Werke für das neue Hoftheater in Sandstein aus
nnd modellierte für die Albrechtsburg in Meißen
eine Statue Friedrichs des Streitbaren und für das
Polytechnikum in Vraunschweig die kolossalen Grup-
pen der Kunst und Wissenschaft. Darauf schuf er
die beiden Kriegerdenkmale für Dortmund (1881) und
Unua in Westfalen und das Franz Abt-Denkmal
für Vraunschweig. In der Gemäldegalerie zu Cassel
stellte er in acht Marmorfiguren die für die Ge-
schichte der bildenden Künste bedeutendsten Länder
dar. 1890 - 92 fertigte er vier lebensgroße Mar-
morstatuen: Glaube, Liebe, Hoffnung, Trauer, als
Grabdenkmäler für den Fricdhof in Hannover.
Seit 1883 wirkt E. als Professor an der Technischen
Hochschule zu Vraunschweig.
Gchtermeyer, Lrnft Thcod., Schriftsteller, geb.
1805 zu Liebenwerda, studierte zu Halle die Rechte
und dann zu Berlin Philosophie und Geschichte,
war hierauf Gymnasiallehrer in Zcitz und seit 1831
am Pädagogium zu Halle. 1841 siedelte er nach
Dresden über, wo er 6. Mai 1844 starb. (5. hat sich
ein hervorragendes Verdienst durch die im Verein
mit Rugc 1838 ins Leben gerufenen "Halleschcn
Jahrbücher für deutsche Wissenschaft und Kunst"
l erworben, an deren Redaktion er sich bis 1841 be-
! teiligte. Ferner war er der Begründer des "Deut-
schen Musenalmanachs" (Berl. 1840). An litterar.:
kritischen Arbeiten schrieb er: "Anthologie aus
^ neuern lat. Dichtern" (mit Mor. Seyfsert, 2 Bde.,
z Halle 1834-35) und "Quellen des Shakespeare ir>
> Novellen, Märcken und ^>agen" (mit Henschel und
Simrock; auch u.d.T."Bibliothek derNovcllen,Mär-
chen und Sagen", 3 Bde., Verl. 1831). Seine "Aus--
wahl deutscher Gedichte" (Halle 1837; 30. Aufl., hg.
von Masius, 1890-91) fand große Verbreitung.
Echter", Stadt, s. Echteniach.
Gchternach, Echtern, Stadt und Hauptort
des Kantons E. im Distrikt Grcvenmacher des
Großherzogtums Luxemburg, 15 km nördlich von
Grevenmacher, an der preuß. Grenze, rechts an der
zur Mosel gehenden Sauer (^ure), Echternacherbrück
gegenüber, mit dem es durch eine alte Brücke ver-
bunden ist, und an der Linie Diekirch-Wasserbillig-
Grevenmacher der Prinz-Heinrich-Bahn, hat (1890)
4200 meist kath. E., Post, Telegraph, eine schöne
Pfarrkirche, eine ehemalige reichsunmittelbare, 698
vom heil. Willibrord gestiftete Venediktinerabtei mit
roman. St. Willibrordkirche, 1017 - 37 erbaut,
1861 völlig erneuert, mit sehenswerter Krypta,
großherzogl. Progymnasium, eine höhere Mädchen-
schule, ein Hospital der Barmherzigen Schwestern.
Das alte Rathaus mit Arkaden am Markt führt
^ noch den Namen Dingstuhl: der Kasinogarten au
! der Sauer im Geschmack des 18. Jahrh, gehörte
^ früher der Abtei. Die bedeutende Industrie erstreckt
sich auf Fabrikation von Damast und Wollzeugen,
Fayence und Kutschen, Gerbereien, Ziegel-, Kalt-
und Weißbrenuereien, Bierbrauereien, Eisengießer
reim, Mehl-, Loh-, Al-, Schneide- und Gipsmüh'
lcn; auch besteht lebhafter Handel sowie Wein- und
Hopfenbau. Im frühern Benediktinerkloster ist einc
großherzogl. Porzellanmalerei. - Ehemals gehörte
die Stadt der Venediktinerabtei, deren Abt deutscher
Reichsfürst war, die aber 1793 voll den Franzosen
aufgehoben wurde. Die Stadt erhielt 1236 den
ersten Freibrief und war bis 1688 Festung.
Berühmt ist die zu E. alljährlich am Psingst--
dienstage ausgeführte Springprozession, ein
Dankfest für das Aufhören des Veitstanzes, der im
8. Jahrh, in diefcr Gegend wütete. Die Teilnehmer
! an der Feierlichkeit (bis zu 15000), durch festgehal-
tene Tücher verbunden, führen, unter Begleitung
der Geistlichkeit und zahlreicher Musikanten, auf
ihrem Zuge von der ^auerbrücke bis zu der aus
einem einzelnen Hügel gelegenen alten Pfarrkirche
mit den Reliquien des heil^ Willibrord, zu der 60
Stufen hinaufführen, die Prozession in der Weise
aus, daß sie jedesmal nach drei vorwärts gethanen
Schritten zwei schritte zurückspringen. So geht man
um den Altar herum, auf welchen jeder seine Spende
! niederlegt. - Vgl. Sax, Veitrag zur Geschichte der
AbteiundStadtE.(Luxemb.1874): Lordong,Führer
^ durch E. (Trier 1893); über die Springprozcssiou
^ Krier (Luremb. 1871) und Reincrs (Franks. 1884).
i Echtgelb, ein Gemenge von amidoazobenzol
! mono- und disulfosaurem Natrium. Man erhält