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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Edelsteinwäschereien; Edeltanne; Edelweiß; Edelweißsalbe; Edelwild; Eden; Edenhall; Edenkoben; Edentāten; Eder; Ederkopf; Edessa

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Edelsteinwäschereien - Edessa

die fabrikmäßig betrieben werden, so die Achatschleifereien seit 1580 in Oberstein und Idar, sowie die in neuerer Zeit sehr blühenden Schleifereien in Waldkirch im Schwarzwald (hier wie in Oberstein werden auch viel Edelsteine, namentlich Phantasiesteine, geschliffen); die Serpentinindustrie zu Zöblitz, seit 1613 bestehend, die Flußspat-Arbeiterinnung in Derbyshire seit 1785, die im 18. Jahrh. blühende Gagatschleiferei in der Languedoc sowie die Bearbeitung des Bernsteins und Meerschaums in Wien. ‒ Vgl. Kluge, Handbuch der Edelsteinkunde (Lpz. 1860); Schrauf, Handbuch der Edelsteinkunde (Wien 1869); Groth, Grundriß der Edelsteinkunde (Lpz. 1887).

Edelsteinwäschereien, Anstalten, in denen die Edelsteine aus den Erdmassen gewonnen werden. Schleifwürdige Exemplare der Schmucksteine ersten Ranges, also von Diamant, Rubin, Saphir, ebenso auch gelegentlich Topas, Euklas, Spinell u. s. w., finden sich auf sekundärer Lagerstätte im Schwemmlande (Seifengebirge), im Schutt und Geröll einstiger (dry diggins) oder jetziger (river diggins) Wasserläufe. Aus diesen Erdmassen werden die Edelsteine durch Schlemmen der erstern mit Wasser gewonnen, man sagt, sie werden gewaschen. (S. Seifen.)

Edeltanne, s. Tanne.

Edelweiß, s. Alpenpflanzen und Gnaphalium.

Edelweißsalbe, s. Geheimmittel.

Edelwild, soviel wie Rotwild.

Eden, s. Paradies.

Eden (spr. ihd'n), Fluß in England, entspringt im östl. Westmoreland, fließt nach NW. zwischen den Cumbrischen und Penninischen Bergen, berührt Appleby und Carlisle und mündet nach einem Laufe von 105 km in den Solwaybusen. In seinem Thal liegt Edenhall, berühmt durch Uhlands Gedicht. Die Lachsfischerei im E. ist wichtig. ‒ E. ist auch der Name von Flüssen in Sussex und Kent, in Fifeshire und in Berwickshire.

Eden (spr. ihd'n), engl. Adelsfamilie, s. Auckland (Lords- und Grafenwürde).

Edenhall (spr. ihd'nhahl), s. Eden (Fluß).

Edenkoben, Stadt im Bezirksamt Landau des bayr. Reg.-Bez. Pfalz, in 229 m Höhe, am Mühlbach und an der Linie Neustadt-Weißenburg (Maximiliansbahn) der Pfälz. Eisenbahnen, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Landau), Rent-, Forstamtes, Bezirksgremiums, einer Aufschlag-Einnehmerei, hat (1890) 4914 E., darunter 1260 Katholiken und 141 Israeliten, Postexpedition, Telegraph, evang. Kirche mit Turm, neue kath. Kirche, Denkmal Ludwigs I. von Bayern; königl. paritätische Lateinschule (1837), Präparandenschule, simultane höhere Mädchenschule; Volksbank, Agentur der Bayrischen Notenbank und ein Bezirksgremium für Handel und Gewerbe. Die Industrie erstreckt sich auf Fabrikation von Möbeln, Feilen, Waffen, Gewehrschäften, Spieluhren und Chemikalien; ferner bestehen Damastwebereien, mechan. Werkstätten, Ziegeleien und Mühlen sowie bedeutender Wein- und Kastanienbau. Auf einem reizenden Aussichtspunkte im Kastanienwald liegt die 1846 gebaute königl. Villa Ludwigshöhe, beherrscht von der Ruine der Rietburg oder Rippburg (330 m). Auf dem etwa 8 km entfernten sog. Schänzel (664 m), einer auch Steigerkopf genannten Berghöhe, ein Aussichtsturm (20 m) und ein Denkstein des hier 1794 gegen die Franzosen gefallenen preuß. Generals Pfau.

Edentāten, s. Zahnarme. ^[Spaltenwechsel]

Eder, linker Nebenfluß der Fulda, entspringt in Westfalen auf dem Ederkopf im Rothaargebirge, fließt zuerst 90 km nach NO., durchströmt dann einen Teil der Provinz Hessen-Nassau und das Fürstentum Waldeck und mündet nach einem Laufe von 135 km unterhalb Guntershausen. Links fließen ihr zu die Nuhne, die Orte mit der Aar, rechts die Weese und die Schwalm (s. d.).

Eder (Kreis der E.), Kreis im Fürstentum Waldeck und Pyrmont, hat 334,07 qkm und (1890) 14913 (7058 männl., 7855 weibl.) E., darunter 14492 Evangelische, 125 Katholiken und 240 Israeliten, 2443 Wohngebäude, 3057 Haushaltungen und 13 Anstalten für gemeinsamen Aufenthalt; 6 Städte und 30 Landgemeinden.

Eder, Joseph Maria, Photochemiker, geb. 16. März 1855 zu Krems, studierte 1871‒75 an der Wiener Universität und Technischen Hochschule, habilitierte sich 1880 an letzterer als Privatdocent für Photochemie und wurde 1882 zum Professor der Chemie an der höhern Staatsgewerbeschule zu Wien ernannt. Seit 1888 ist er Direktor der k. k. Lehr- und Versuchsanstalt für Photographie und Reproduktionsverfahren in Wien, deren Organisation er ausführte. Außer seinen rein chem. Arbeiten ("Bestimmung der Salpetersäure" 1876, "Untersuchung des Thees" 1879, "Pyroxylin" 1879 u. s. w.) sind besonders seine Arbeiten über die chem. Wirkungen des Lichtes und die Photographie zu nennen, sowie Untersuchungen über die Wirkungen des Sonnenspektrums auf Silberverbindungen (1884‒86), durch welche die orthochromatische Photographie wesentlich gefördert wurde. Von ihm rührt ein "Photometer mittels Quecksilbersalzen" für die unsichtbaren ultravioletten Strahlen (1879) her. 1878 war seine von der Wiener Photographischen Gesellschaft preisgekrönte Schrift "Über die Reaktionen der Chromsäure in ihren Beziehungen zur Chromatophotographie" (Wien) erschienen. Er förderte namentlich die Photographie mit Bromsilber- und Chlorsilbergelatine-Emulsionen. Die Bereitung der zahlreichen jetzt im Handel vorkommenden Aristopapiere (Chlorsilbergelatinepapiere) stützen sich auf diese Untersuchungen, die in seinem Werke "Photographie mit Bromsilbergelatine" (4. Aufl., Halle 1890) gesammelt sind. Außer seinem "Ausführlichen Handbuch der Photographie"(4 Bde., zum Teil in neuern Auflagen, Halle 1882 fg.), in welchem auch die Entwicklungsgeschichte der Photographie ausführlich enthalten ist, schrieb er noch u. a.: "Die orthochromatische Photographie" (Wien 1885), "Die Momentphotographie in ihrer Anwendung auf Kunst und Wissenschaft" (2. Aufl., Halle 1886; 2. Serie 1888), "Anleitung zur Herstellung von Momentphotographien" (2. Aufl., ebd. 1887). Seit 1887 giebt E. das "Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik" in Halle heraus.

Ederkopf, Berg im Rothaargebirge in Westfalen, 633 m hoch. An ihm entspringen Eder, Lahn und Sieg.

Edessa, jetzt Urfa (s. d.), Stadt im nördl. Mesopotamien, 80 km im ONO. von Biredschik, wird schon in den Keilinschriften unter dem Namen Ruhu (daher syr. Urhoi, griech. Orrhoe) erwähnt. Sitz einer uralten Civilisation, erscheint E. namentlich als der Atergatis geheiligt; auf diesen Kultus weisen die beiden noch vorhandenen heiligen Teiche hin, in denen dieser Göttin geweihte Fische unterhalten wurden. Seleucus I. soll viel für Vergrößerung der Stadt