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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Egge (Gebirgszug in Westfalen) - Eggenburg
reisig durchflochtene Nahmen, zum Unterbringen fei-
ner Sämereien. Waldeggen wendet der Forst-
mann an; sie sind klein und rund, damit sie sich
nicht zwischen die Bäume klemmen. Eine besondere
Art sind die Messereggen oder Skarifikatoren,
ferner die Löffeleggen mit swrten nach vorn
etwas gekrümmten und an der Hinterseite hohlen
Zähnen, die Wieseneggen (s. d.), die Furchen-
eggen oder Igel, zur Bearbeitung der Zwischen-
räume der Reihenfrüchte. Die Zwecke, die man durch
die Anwendung der E. zu erreichen sucht, sind: Eb-
nung und Mischung der Ackerkrume, Vorbereitung
des Bodens zur Saat, Aufreißen der festen Acker-
decke, Vertilgung der Unkräuter, Entfernung von
kulturhinderlichen Gegenständen, Unterbringen des
Saatguts, Aufreißen von Klee, Luzerne, Wiesen,
Weizen u. s. w. zum Behuf der Verjüngung. Die
E. werden durch ihr eigenes Gewicht in den Boden
gedrückt; ihr Tiefgang richtet sich also nach der eige-
nen Schwere, nach der Beschaffenheit des Bodens
und nach der Form der Eggenzähne. Da die Wider-
stände, die die E. bei dem fast immer durch Pferde
bewirkten Fortbewegen im Boden findet, örtlich be-
ständig wechseln, so macht die E. eine schlangelnde
Bewegung, was eine vollkommenere Zerkleinerung
der Erdschollen zur Folge hat. Die E. war den Ägyp-
tern und Juden bekannt, nicht aber den Griechen,
die nur Harken zum Unterbringen des Samens be-
nutzten. Die Römer besaßen dagegen mehrere Arten
E. - Vgl. Fritz, Handbuch der landwirtschaftlichen
Maschinen (Berl. 1880); Perels, Handbuch des land-
wirtschaftlichen Maschinenwesens (2. Aufl., 2 Bde.,
Jena 1880); Wüst, Landwirtschaftliche Maschinen-
kunde (2. Aufl., Berl. 1889).
Egge, Gebirgszug in Westfalen, der Ostrand des
Rheinischen Schiefergebirges gegen Münsterland,
von der Diemel nach N. bis zum Volmerstod (467 m),
verbindet die Waldeckschen Höhen mit dem Lippe-
schen Walde und ist fast ganz bewaldet. - Große
und Kleine E. heißen auch zwei Berge des Lippi-
schen Waldes (s. d.).
Gggeling, Julius, Sanskritist, geb. 12. Juli
1842 zu Hecklingen in Anhalt, studierte 1862-66
in Breslau und Berlin, begab sich 1867 nach Eng-
land, wo er 1869 zum Sekretär und Bibliothekar
der RoM ^"iatie 8oei6t^ zu London ernannt
wurde, mit welcher Stellung er von 1872 ab die
Eanskritprofessur am IIinv6r8it^ (^ciUsFk ebenda-
selbst verband. Seit 1875 ist er Professor des
Sanskrit und der vergleichenden Sprachwissenschaft
an der Universität zu Edinburgh. Seine wichtigsten
Schriften sind: eine Abhandlung über einen bisher
unbekannten südind. Kommentar zum "HiAVkäa-
?räti<M1i79,') (in M. Müllers Ausgabe und Über-
setzung dieses Werks, Lpz. 1869), die Ausgabe des
"K^anti-H" (mit dem Kommentar des Durgasinha,
6 Hefte, Kalkutta 1874-78), die Ausgabe von "Var-
äkkinänI.8 63.riNratuainNiwäg.ä1iin (2 Tle., Lond.
1879-80), "Ide ^HtNpatka.-Li'KiiinauH, ti-un"?at"<1
aocoi'äiriF to tke tkxt ol t1i6 Nääk^näinH Lcliool"
(Bd. 1 und 2, Oxford 1882-85), "0ataIoFU6 ok
LuääliiLt 8an8erit inNnu8ei'i^t8 in t1i6 P0886881011
ottkß N0MI ^8iatic Hncikt^" (im Verein mit Cowell
in Cambridge, 1875), der Artikel "8an8krit lauFuaFE
knä litsr^turk" in der "Nn^ciopWäia Vritan-
llica" (1887) und der "(^talo^ue ot' 8arikckrit ina-
ini3ci'ipt8 in tlie lidi-ar^ ol ttie Inäia 0ftic6"
(Teil 1: Veäic N88., Lond. 1887; Teil 2: l^mmav,
lexicoßi-ä^Ii)', proLoä^, 1889).
Gggenberg, Gemeinde in der ö'sterr. Bezirks-
hauptmannschaft und dem Gerichtsbezirk Graz (Um-
gebung) in Steiermark, rechts an der Mur, an Graz
im W. angrenzend, hat (1890) 6880 deutsche E.,
Post, Telegraph, ein prachtvolles Schloß mit Park,
seit dem Aussterben des berühmten Geschlechts der
Eggenberger (1742) dem Grafen von Herberstein ge-
hörig ; eine große Eisenwarenfabrik, eine Kaltwasser-
heilanstalt. E. ist ein beliebter Ausflugsort.
Gggenberg, Hans Ulrich, Freiherr, später
Fürst von, geb. 1568, aus einem der angesehensten
und reichsten Geschlechter Öfterreichs, schloß sich,
obgleich Sohn eines Protestanten, der kath. Partei
an und eröffnete sich dadurch am Zofe Erzherzog
Ferdinands 11. von Steiermark, des spätern Kaisers
Ferdinand II., eine glänzende Laufbahn. 1602 zum
Landeshauptmann von Krain und 1603 zum Geh.
Rat und Präsidenten der Hofkammer ernannt, ging
E. 1605 im Auftrage Kaifer Rudo^s Qn den Hof
von Madrid; 1615 wurde er Oberhofmeister Fer-
dinands. Der Umkreis seiner Gewalt wuchs un-
gemein, als Ferdinand seinem Vetter Matthias
1619 in Gesamtösterreich, darauf im Kaisertum
nachfolgte. Bei der Wahl in Frankfurt war E.
besonders thätig. In dem nun folgenden Dreißig-
jährigen Kriege zeigte sich E., der von Ferdinand
zum Direktor des Geheimen Rates ernannt war, als
Gegner der span. und bayr. Politik. Der Gegen-
satz verschärfte sich, als E.sich Wallensteins energisch
annahm, und ergriff alle Kreife der Regierung:
während Harrach, Werdenberg und Questenberg zu
E. hielten, fand der span. Gesandte Onate an Graf
Trauttmansdorff und Meggau, besonders aber an
dem kaiserl. Beichtvater Lamormain einflußreiche
Helfer. Gegen E. ebensosehr wie gegen Wallenstein
richteten sich die Anstrengungen der span.-bayr. Par-
tei, denen dieser 1630 erlag. Ebenso war es aber
auch wieder E., der Wallenstein nach den großen
Siegen Gustav Adolfs im Frühjahr 1632 von neuem
unter unerhörten Bedingungen an das Kaiserhaus
fesselte. Den zweiten vernichtenden Sturz des großen
Feldherrn vermochte auch E. nicht zu verhindern.
Das Vertrauen des Kaisers genoß er zwar auch
fortan, aber eine schwere Krankheit, der er 18. Okt.
1634 erlag, nötigte ihn, sich von den Geschäften
zurückzuziehen. Großartig waren die Reichtümer
und Würden, die seine glanzvolle Laufbahn ihm
verfchaffte. Besonders die Katastrophe der böhm.
Empörung brachte ihm große Gütermassen, vor
allem die Herrschaft Krumau, von der er 1628 den
Herzogstitel und das Recht des Münzschlags er-
hielt, nachdem er schon 1623 in den Reichsfürsten-
stand erhoben war. Auch in Steiermark und Krain
erwarb er Besitzungen. - Vgl. H. von Zwiedineck-
Südenhorst, Hans Ulrich Fürst von E. (Wien 1880).
Eggenberg, Joh. Karl, s. Eckenberg.
Gggenburg, Stadt in der Vezirkshauptmann-
schaft Horn in Niederösterreich, in 325 in Höhe, an
der Ostseite des Mannhartsbergs und an der Linie
Wien-Eger der Österr. Staatsbahnen (Franz-Io-
scphsbahn), hat (1890) 2320 E., Bezirksgericht
(214,4i ykm, 35 Gemeinden, 41 Ortschaften, 13535
E.), fpätgot. Pfarrkirche, um die Mitte des 15. Jahrh,
zwischen zwei roman. Türme aus dem 12. Jahrh,
hineingebaut, im Innern ähnlich ausgeschmückt wie
der St. Stephansdom in Wien, sowie eine Kloster-
kirche der Redemptoristen; das sog. gernalte Haus
(1547) mit zwei reichverzierten Erkern imd einer
vollständig mit Sprüchen und Bildern in ^graffito