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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Eierstockband - Eifel
Entwicklung der Graafschen Follikel und die Reisung
von Eiern auf, womit die Menstruation und die
HeuHUMssähigkeit des Weibes erlischt.
Die E. sind häufig Erkrankungen ausgesetzt.
Am häufigsten kommt die Entzündung des E.
(OopIioritiZ) vor, welche sich gewöhnlich im An-
schluß an eine Menstruation oder den Verlaus
eines Wochenbettes entwickelt. Die während der
Menstruation regelmäßig eintretende Entzündung
einer bestimmten einzelnen Stelle des E. pflanzt
sich leicht auf die ganze Oberstäche des E. und weiter-
hin auf andere Teile des Bauchfells fort, mit wel-
chem der seröse Überzug der E. innig zusammen-
hängt. Daher entstehen während der Menstruation
besonders leicht Unterlcibs-tVauchfell-)Entzündun-
gen, und es ist während dieser Zeit Schonung und
Vorsicht unbedingt nötig; besonders müssen die-
jenigen, welche an schmerzhafter Menstruation (s.
Dysmenorrhöe) leiden, das Bett hüten und alle
hestigen Bewegungen und Gemütsaufregungen
meiden, bis der Schmerz vollständig vorüber ist.
Bei Schonung und zweckmäßigem diätetischem Ver-
halten bildet sich diese Entzündung des E. in der
Regel wieder zurück; bisweilen führt sie aber auch
zur Vereiterung des E. und damit zu längerm Siech-
tum oder selbst tödlichem Ausgang; auch kann jede
heftigere Entzündung des E. den Untergang der
Graafschen Follikel und damit, wenn die Entzün-
dung beide E. betraf, dauernde Unfruchtbarkeit (s. d.)
des Weibes zur Folge haben. Unter den chronischen
Krankheiten des E. sind die mit Eierstockwasser-
sucht (s. d.) verbundenen Cystengeschwülste am
wichtigsten, über die operative Entfernung der E.
s. Kastration und Ovariotomie. - Vgl. Olshausen,
Die Krankheiten der Ovarien (Stuttg. 1886).
Gierstockband, s. Eierstock.
Gierstockcysten, s. Eierstockwassersucht.
Eierstockentzündung, s. Eierstock.
Eierstockwassersucht (II^äi'0p3 ovarii), die
mehr oder minder beträchtliche Ausdehnung des
trankhast entarteten Eierstocks durch angesammelte
Flüssigkeit, hat in den meisten Fällen ihren Grund
darin, daß ein Graafscher Follikel des Eierstocks
(s. d.) infolge übermäßiger Ansammlung von Flüssig-
keit allmählich zu einem größern, mit Wasscr erfüll-
ten häutigen Sack (sog. Eierstock- oder Ovarien-
cyste) heranwächst, der allmählich den eigentlichen
Eierstock vollständig in sich aufnimmt und nach und
nach einen so großen Umfang erreichen kann, daß
er 10-15 und noch mehr Liter Flüssigkeit faßt und
schließlich beinahe die ganze Bauchhöhle ausfüllt.
Man unterscheidet mehrere Arten derartiger Eier-
stockcysten: einfache Cystcn, die nur einen ein-
zigen mit Wasser erfüllten Hohlraum umschließen,
zusammengesetzte Cysten oder Eierstock-
cystome, die aus vielen, größern oder kleinern,
meist dünnwandigen und zu einer höckerigen Ge-
schwulst vereinigten Blasen bestehen und so zahl-
reiche, miteinander nicht in Verbindung stehende
.hohlräume darbieten, und sog. Dermoid cysten,
die nicht mit einer Flüssigkeit, sondern mit einer
grützbreiartigen, oft Fett, Haare und zahnähnliche
Gebilde enthaltenden Masse erfüllt sind. Die Ent-
wicklung derartiger Cysten des Eierstocks wird ge-
wöhnlich nicht vor dem 25., meist zwischen dem 30.
und 40. Jahre beobachtet; doch kann sie auch noch
in spätern Lebensjahren erfolgen.
Die Symytome der Eierstockcysten sind je nach
ihrer Größe, Ausdehnung und Lage sehr verschie-
den; während kleinere Cysten enl oeder gar keine
odernur sehr unbedeutende Beschwerdenverursachen,
bedingen die großen eine ganz außerordentliche Auf-
treibung des Leibes, drängen das Zwerchfell stark
nach oben, erschweren dadurch die Atmung in hohem
Grade und veranlassen heftige Atemnot, ja können
durch ihren anhaltenden Druck auf wichtige Organe
das Leben des Kranken unmittelbar gefährden. Be-
hufs Beseitigung dieser Beschwerden pflegte man
früher die Geschwulst vermittelst eines Trokars an-
zustechen und so ihren wässerigen Inhalt nach außen
zu entleeren. Allein gewöhnlich hält die dadurch
gewährte Erleichterung nicht lange an, da sich der
Sack bald wieder mit Wasser anfüllt; durch oft
wiederholtes Abzapfen der Flüssigkeit wird aber der
Körper allmählich sehr geschwächt und schließlich er-
folgt der Tod infolge von allgemeiner Erschöpfung.
Auch der Versuch, durch Einspritzung von reizenden
Substanzen, namentlich Jodtinktur, in den vorher
entleerten Cystensack eine Entzündung und damit
eine Schrumpfung und Verklebung desselben hervor-
zurufen, führt nur selten zu dem erhofften Ziele und
setzt zudem die Patientin einer Reihe erheblicher Ge-
fahren aus. In einzelnen allerdings sehr seltenen
Fällen kommt eine Spontanheilung der E. dadurch
zu stände, daß infolge eines zufälligen Stoßes
oder Schlages gegen den Unterleib die Cystenwand
einreißt und sich nun der wässerige Cysteninhalt
entweder in die Bauchhöhle ergießt und resorbiert
wird oder, wenn die Cyste vorher mit benachbarten
Organen verwachsen war, durch den Darm, die
Scheide, die Harnblase oder den Nabclring der
Vauchwand nach außen entleert wird, worauf der
entleerte Sack sich entzündet und zu einer soli-
den Bindegewebsmasse zusammenschrumpft. Mit
Sicherheit läßt sich die radikale Heilung der E. nur
von der Beseitigung der Eierstöckc, der Operation
der Ovariotomie (s. d.) erwarten, bei welcher die
Vauchwand mit dem Messer gespalten, die meist ge-
stielte Geschwulst durch die Vauchwunde hervorge-
zogen und mit dem Messer entfernt wird. Tank den
modernen antiseptischen Verbandmethoden sind die
Gefahren dieser einst gefürchteten Operation so weit
gemindert worden, daß z. B. Spencer Wells in
London bereits über tausend Operationen ausge-
führt und in nahezu 80 Proz. der Fälle Heilung
erzielt hat, und daß die Operation jetzt nicht mehr
bloß von einzelnen Specialisten, sondern von fast
allen namhaftem Chirurgen und Gynäkologen mit
gutem Erfolge unternommen wird. - Vgl. Spencer
Wells, Di36N868 ol t1i6 ovHri68, tiieir äi3.AU08i3
and treatmeM (2. Aufl., Lond. 1872); Olshausen,
Die Krankheiten der Ovarien (Stuttg. 1886).
Gifel (^igiii), der nordwestl. Teil des rhein.
Schiefergebirges in der preuß. Rheinprovinz (s. d.),
zwischen Mosel, Rhein und Roer. Sie wird im SO.
durch das Moselthal von dem tzunsrück (s. d.) ge-
trennt und hat eine durchschnittliche Höhe von 600 in.
Das ungesähr 67,8 kin lange und 30 km breite
wellige Hochland ist einförmig, rauh und unfrucht-
bar; dagegen bringen die vulkanischen Bildungen
und die tiefen, wald- und felsreichen Thäler einige
Mannigfaltigkeit. Besondern Reiz bietet das Ahr-
thal (s. Ahr), wie auch das von vulkanischen Tuffen
ausgefüllte Brohlthal (s. Vrohl). Andere bedeu-
tendere Eifelthäler sind das Kyll-, Lieser- und Alf-
thal, die sich südwärts zur Mosel öffnen, das öst-
lich verlaufende Thal der Nette, das nach N. zum
Rhein gehende Erftthal und das zur Maas ziehende