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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Eitern - Eilers
Hoyer von Falkenstein, aus der ursprünglich ge-
wählten lat. Fassung ins Niederdeutsche übertrug,
Schöffe zu Salbte an der Elbe. Aus den beiden
kernigen Vorreden in Reimen, deren wirksame Bilder
sich noch Goethe im Wcrthcrkampf zu nutze machte,
lernt man den selbständigen, bedeutenden, zugleich
von Bescheidenheit erfüllten Mann, der den ver-
grabenen Schatz des alten Rechts allen zugänglich
machen möchte, ebenso vorteilhaft kennen, wie aus
dem zugleich frommen und freiheitlichen, patrioti-
schen und kaiferl. Standpunkt seines Werkes. -
Dagegen ist die sog. Rcpkowische Chronik oder
Sachsenchronik eine nüchterne Weltchronik in
niederdeutscher Sprache, die um 1237 erschienen,
anfangs bis 1225, später bis 1248 reichte (hg. von
Weiland in Bd. 2 der Deutschen Chroniken ^No-
ruiiQ6nt3. 66i'M5mia6 distoi-ic^, Hannov. 1877),
sicher die Arbeit eines Geistlichen, also nicht E.s,
der höchstens die gereimte Vorrede verfaßte; die
Chronik wurde später fortgesetzt, ins Lateinische
übersetzt und viel benutzt. - Vgl. Weiland in den
"Forschungen zur deutschen Geschichte", Bd. 13 u. 14
lGött.'1873-74). ^S.630d).
Gikern (ri-omic^u"), s< Befruchtung (Bd. 2,
Eikon (grch., "Bild"), in der griech.-kath. Kirche
die Bezeichnung für Heiligenbild. Die Mehrzahl
Eit^nes (lat. Icones) ist im 16.Jahrh, der Name
für^amnrlungen von Porträten berühmter Männer,
die mit lat. oder gereimten deutschen Lobsprüchen
begleitet wurden. Auch Fischart (s. d.) hat Eikones
gedichtet und sogar Papstporträte mit seinen Versen
begleitet ("^ccui-lUiiL ot'tiFic^i'oiNin'cilm", Straßb.
1573); der berühmteste Sammler von Eitones war
N. Reusner (s. d.).
Gikonogen, amido-ft-naphtholmoiwsulfosaures
Natron, eine Substanz, die, mit Natriumsulfit und
Soda in Wasser gelöst, als Entwickler in der Pho-
tographie benutzt wird. .
Eiland, s. Inseln, '
Gilau, s. Ey lau.
Gilbeck, Vorort von Hamburg (s. d.).
Eileiter, s. Gebärmutter.
Gileithyla (lat. Ilithyia), in der griech.
Mythologie die Geburtsgöttin. Homer spricht so-
wohl von der einen E., als von E. in der Mehrzahl.
Er nennt dieselben Töchter der Hera, wie E. auch
sonst heißt. Auch erscheint E. als bloßes Attribut
der Hera selbst oder der Artemis, da beide ebenfalls
Göttinnen der Entbindung sind. Als ihr Vater wird
Zeus, als ihr ^ohn Eros genannt. Als Attribut
führt sie eine Fackel, was ebenso wie ihre Bedeutung
als Geburtsgöttin darauf hinweist, daß sie alsMond-
göttin zu betrachten ist (s. Hera). Sie findet sich auf
Vasen nnt Darstellungen der Athenegeburt.
Gilenburg, Stadt im Kreis Delitzsch des preuß.
Reg.-Vez. Merfeburg, 23 km im SO. von Delitzsch,
in 96 m Höhe, etwa zu zwei
Dritteilen auf einer Infel der
Mulde gelegen, an den Li-
nien Halle-Cottbus und Leip-
zig-E. (23,6 km) der Preuß.
Staatsbahnen, hat (1890)
12447 (0236 männl., 6211
weibl.) E., darunter 297 Ka-
tholiken und 37 Israeliten,
Postamt erster Klasse, Tele-
graph, Amtsgericht (Landgericht Torgau), Steuer-
amt, Darlehnsbank, städtische Sparkasse, städtisches
Krankenhaus^ drei Kirchen, Rathaus (16. Jahrh.),
! Realprogymnasium, Bürgerschule; Fabrikation von
! Chemikalien, Celluloid, Tuch, Kattun, Pique) Web-
ösen, Cigarren, landwirtschaftlichen Maschinen,
Eisengießereien, Mehl- und Schneidemühlen, Bier-
brauereien und Kunstgärtnereien. In der Nähe die
Eisengießerei Erwinhof. E. ist Geburtsort des Mr-
^ chenliederdichters Martin Rinkart und des Kom-
^ ponisten Franz Abt, deren Gedächtnistafeln sich am
^ Archidiakonat und am Pfarrgebäude der Vergkirche
befinden. - E. hat feinen Namen von dem westlich
der Stadt gelegenen Schlosse erhalten, welches unter
dem Namen Ilburg schon unter Heinrich I. als
wichtiger Grenzpunkt gegen die Sorben und Wen-
den und als Sitz der Grafen von Ilburg (jetzt Grafen
von Eulenburg) genannt wird. Später kam es an
die Grafen von Wettin, von diesen an die Mark-
grafen von Meißen. Durch Verpfändung kam die
Burg 1370 an Böhmen, dessen König Wenzel sie
dem böhm. Edelmann Andreas von der Duba zu
! Lehn gab. In einem hierdurch entstandenen Kriege
! wurde die Burg 24. Juni 1386 von Bischof Heinrich
^ von Merseburg, der Ansprüche auf den Besitz machte,
erobert und zerstört. E. kam 1396 durch Kauf an
, die Markgrafen von Meißen und blieb in fächf.
^ Besitz, bis es 1815 an Preußen siel. - Vgl. Gundcr-
z mann, Chronik der Stadt E. (Eilenb. 1879).
, Gilendorf, Dorf im preuft. Reg.-Bez. und
Landkreis Aachen, 5 km östlich von Aachen, hat
! (1890) 5010 kath. E., Postagentur, Fernsprechvcr-
! bindung, Pferdebahn zur Stadt Stolberg, Wasser-
leitung; Kalkbrennerei und Holzhandel. Nahebei
Galmei- und Vlcigrubcn und der Iadrikort Ätsch
mit eiuer chem. Fabrik (Aktiengesellschaft Nbenania),
einer Glashütte, zwei Fabriten feuerfester Steine
und einer Kunstdüngerfabrik.
Gilers, Gerd, preuß. Pädagog und Staats-
mann, geb. 31. Jan. 1788 zu Grabstede in Olden-
burg, studierte zu Heidelberg und Göttingen Theo-
logie, wurde dann Lehrer an der Hauptschulc in
Bremen, 1819 Direktor des Gymnasiums in Kreuz-
nach, 1833 Schul- und Negierungsrat in Koblenz
und 1844 Rat im preuß. Kultusnnnistcrnun. Hier
galt er bald als die rechte Hand des Ministers Eich-
horn und wurde mit diesem 1848 entlassen. Er
gründete hierauf eine Erziehungsanstalt zu Freyim-
felde bei Halle, die er 1857 aufgab, und starb 4. Mai
1863 zu Saarbrücken. E. schrieb ein wertvolles
Memoirenwerk: "Meine Wanderung durchs Leben"
! (6 Bde., Lpz. 1856-61), außerdem "Zur Beurtei-
lung des Ministeriums Eichhorn" (anonym, Verl.
1849) und "Betrachtungen und Urteile des Generals
E. L. von Aster über die polit., kirchlichen und päda-
z gogischen Parteibewegungen unsers Jahrhunderts"
! (2 Bde., Saarbr. 1858-59).
Gilers, Gustav, Kupferstecher, geb. 28. Juli
1834 in Königsberg, Schüler von Trossin, lebt seit
! 1863 in Berlin. Hier entstanden, besonders seit 1870,
eine Reihe Blätter, wie Tizians Zinsgroschen, Por-
trät des Georg Gyze von Holbein dem Jüngern (Ber-
liner Museum) 1879, der Goldschmied Morett nach
demselben (Dresdener Galerie) 1882, Bildnis einer
Dame nach van Dyck (Casseler Galerie) 1886, die
^ heil. Cäcilie nach Rubens (Berliner Museum) 1890;
alles dies in Kupferstich. Nach neuern Malern hat
er Werke von Kaulbach, Knaus, Sohn u. a. gestochen.
Auch als Radierer hat er sich versucht (Bildnisse
Kaiser Wilhelms II., des Prinzen Heinrich von
i Preußen, Menzels, Joachims). In Beiim begrün-
l dete er den Verein für Originalradierung. Er wurde