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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Eisenseiten - Eisenstuck
auch eine schwarze Farbe, die namentlich zum
Schwärzen von Gipssiguren gebraucht wird; sie
besteht aus fein verteiltem metallischen Antimon,
das man in dieser Form erhält, wenn eine saure
Antimonlösung durch Zink reduziert wird.
Gifenfeiten (engl. Ii'0N8iä68), Name für die
geharnischten Reiter Oliver Cromwells, zuerst von
Prinz Rupert bei Marston Moor (1643) auf Crom-
well selbst angewendet.
Gifenfesquichlorid, s. Eisenchlorid.
Gifensinter, Arseneisensinter, Phos-
phoreisensinter, Pittizit, Diadochit, eine
gewöhnlich nierenförmige und stalaktitische, schalig
zusammengesetzte Mineralsubstanz, von muscheligem
Bruch, brauner und gelber Farbe, Glas- und Fett-
glanz, dabei durchscheinend, spröde und sehr leicht
zersprengbar; das spec. Gewicht ist 1,9 bis 2,5. Der
Hauptsache nach ist E. ein wasserhaltiges Gemenge
von arsensaurem und schwefelsaurem Eisenoxyd
mit schwankendem Mischungsverhältnis. Der E.
geht zum Teil aus der Zersetzung der Arsenkiese
hervor und verfestigt sich, wie man auf einigen
Gruben von Freiberg wahrnehmen kann, aus dem
butterweichen, selbst sirupähnlichen Zustande. Die
arsenreichen E. finden sich z. B. auf dem Erzgebirge,
am Graul bei Schwarzenberg, am Rathausbcrg
bei Gastein, die phosphorreichen Zu Garnsdorf bei
Saalfeld, Arnsbach bei Gräfcnthal, Vedrin in
Belgien.
Eisenspat, Spat eisen st ein, Siderit,
Stahlstein, ein rhomboedrisch krystallisierendes,
mit dem Kalkspat isomorphes (Polkantenwinkel des
Grundrhomboeders 107°), aber weitaus formen-
ärmeres Mineral, das chemisch aus Eisencarbonat
besteht; gewöhnlich ist etwas Mangan- oder Magnc-
siumcarbonat, auch Calciumcarbonat isomorph hin-
zugemischt. Die Rhomboeder sind oft sattelförmig
oder linsenförmig gekrümmt; auch kommen Ska-
lenoeder vor. Der E. ist nach dem Grundrhom-
boeder spaltbar, im frischen Zustande glas- bis
perlmutterglänzend und gelblichgrau, aber bei be-
gonnener Umwandlung in Brauneisenstein schwärz-
lichbraun, matt und undurchsichtig, von der Härte 4,
dem spec. Gewicht 3,7 bis 3,9. In Säuren löst er
sich mit Brausen, vor dem Lötrohr ist er unschmelz-
bar, wird aber magnetisch. Der E. liefert eins der
wichtigsten und vorzüglichsten Erze für die Ge-
winnung von Eifen und Stahl, die in vielen Gegen-
den in erster Linie aus ihm dargestellt werden.
Ein grob- bis feinkörniges, bisweilen marmorähn-
liches Aggregat von E. bildet in Schichtgesteinen
Einlagerungen von oft ansehnlicher Ausdehnung,
Gänge und stockförmige Massen, die ebenfalls zum
Teil sehr bedeutende Ausdehnung besitzen und
meistens im Gebiete älterer Formationen erschei-
nen. Die Glimmerschiefer Kärntens (Friesach, .Hüt-
tenberg, Wolf^berg) führen gewaltige Eisenspat-
lager, die nach oben zu die deutlichsten Übergänge
in Brauneisenstein zeigen. Der kolossale Erzberg
bei Eisenerz in Steiermark, der, 870 in über der
Thalsohle aufragend, fast^anz aus E. besteht, ge-
hört dem Silur an. Im (^iegencr Lande in West-
falen findet sich eine große Menge von Stöcken und
Gängen des E., namentlich der mächtige sog. Stahl-
berg dei Musen.
Den mit Thon verunreinigten dichten oder fein-
körnigen E. nennt man den thonigen Sidcrit
v'dn. 1W5HTN.'dn Zu^anilnendallunaM, die er bildet,
Sphärosiderit. Er erscheint besonders in der
Steinkohlenformation, dem Rotliegenden und dem
Braunkohlengebirge (England, Zwickau, Saar-
brücken, Gegend des Siebengebirges, Karpaten),
bald als vereinzelte runde oder ellipsoidische Nie-
ren, die häufig einen organischen Überrest, einen
Koprolith, Fischabdruck u. s. w. enthalten, bald als
stetig fortsetzende, vielfach übereinander wiederholte
Lagen und Schichten, und ist wegen feiner weiten
Verbreitung ebenfalls ein hervorragendes Eisenerz,
auf dem z. V. ein guter Teil der engl. Eisengewin-
nung beruht.
Gifenstadt, ungar. Xis-Norton, Stadt mit
geordnetem Magistrat im Odenburger Komitat
(Sopron) in Ungarn, früher königl. Freistadt, in
einer freundlichen, weinreichen Gegend am Fuße des
Leithagebirges, unfern der Raab-Odenburg-Eben-
further Bahn, hat (1890) 2972 meist deutsche E.
(355 Magyaren, 131 Kroaten), Post, Telegraph;
prächtiges großes Schloß des Fürsten Estcrhazy,
1683 erbaut, 1805vergrößert, mit terrassenförmigem
Park, berühmten Treibhäusern und Orangerie, fer-
ner eine Militär-Unterrealschule, ein Franziskaner-
kloster mit der fürstl. Gruft, ein Krankenhaus der
Barmherzigen Brüder und einen der größten Kal-
varienberge Ungarns mit einer Wallfahrtskirche
(Maria-Einsiedel), in welcher Ios. Haydn begraben
liegt und ein schönes Denkmal hat. Derselbe wirkte
hier von 1760 bis 1790 als fürstl. Kapellmeister.
Eisenstein, Ferdinand Gotthold Max, Mathe-
matiker, geb. 16. April 1823 zu Berlin, wurde 184?
Privatdocent an der Universität zu Vreslau, starb
aber schon 11. Okt. 1852 zu Berlin. Seine Ab-
handlungen aus dem Gebiet der Zahlentheorie und
der höhern Analysis erschienen in Crelles "Jour-
nal für die reine und angewandte Mathematik" und
in den "Monatsberichten der Berliner Akademie";
die wichtigsten sind gesammelt und mit einer Vor-
rede von Gauß versehen erschienen in den "Mathe-
matischen Abhandlungen" (Berl. 1847).
Eisensteinmark, Mineral, s. Steinmark.
Gisenstich, eine Abart der Kupferstechkunst
(s.d.), die indessen nur selten zur Verwendung kam,
da die geätzte Eisenplatte leicht durch Rost verdarb.
Von Albrecht Dürer existieren einige Abdrücke von
radierten Eisenplatten.
Gisenstuck, Bernhard, Politiker, geb. 1806 zu
Annaberg, trat 1820 als Lehrling in das Fabrik-
geschäft von Pflugbeil & Comp. in Chemnitz ein
und wurde später Teilhaber desfelben, außerdem
Mitglied des Chemnitzer Industrievereins sowie
des von ihm mit begründeten Handwerkervereins;
auch beteiligte er sich seit 1843 bei den Vereini-
gungen deutscher Gew erb treib enden zum Schutz der
nationalen Arbeit. 1848 gab er seine kaufmännische
Thätigkeit auf, um sich ganz der Politik zu widmen.
Er nahm teil am Vorparlament und trat, zu Chem-
nitz gewählt, in die Frankfurter Nationalversamm-
lung, wo er der Linken angehörte, Vorstand des
Volkswirtschaftlichen Ausfchusses und während der
letzten Monate der Versammlung zweiter Viceprä'si-
dent war. Als ihn das Ministerium Gagern als
Reichskommissar in die Rheinpfalz sandte, erkannte
er die Erbebung dieser Provinz, soweit sie auf die
Durchführung der Reichsverfassung abzwcckte, an
und organisierte sie, was seine Rückderufung zur
Folge hatte. An dem Rumpfparlament zu Stutt-
gart nahm E. eine Zeit lang teil, verließ dasselbe
iedoch noch vor dessen gewaltsamer Auflösung und
begab sich nach dcr Schweiz, dann nach Brüssel und