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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Elektrische Lokomotive - Elektrische Polarisation

Glühlicht) sowie des Bogens von weißglühenden Kohlenteilchen und der weißglühenden Kohlenspitzen bei dem elektrischen Bogenlicht (s. Bogen, elektrischer) nicht verwechseln.

Elektrische Lokomotive. Die Fortbewegung von Fahrzeugen, sei es auf gewöhnlicher Straße, sei es auf dem Gleis der Eisenbahnen, gehört mit zu den frühesten Anwendungsversuchen des Anfang der dreißiger Jahre erfundenen Elektromotors (s. d.). Die ersten Versuche waren wohl die von Stratingh & Becker in Groningen und von Botto in Turin 1836, einen elektrisch betriebenen Wagen zu konstruieren, von denen "Poggendorsfs Annalen" (Bd. 47, S. 78) berichten; die ersten E. L. bauten 1842 Davidson und 1844 Little, von denen die des erstern eine Zeit lang auf der Edinburgh-Glasgower Bahn Dienst that; 1851 baute Page mit Unterstützung des Kongresses der Vereinigten Staaten eine solche für die Bahn Bladensburg-Washington. Da aber alle diese Versuche als Stromquelle galvanische Batterien benutzten, so war es nur zu natürlich, daß sie wegen übermäßiger Kosten bald wieder aufgegeben wurden. Ein rationeller Betrieb mittels Elektromotoren bedingte eben neben einer Vervollkommnung des Motors selbst vor allem eine billige Stromquelle. Beides war gegeben mit der Erfindung und Vervollkommnung der Dynamomaschinen, die in ihrer Umkehrung ja auch als Motor diente. Der Betrieb von Fahrzeugen bot aber noch eine besondere Schwierigkeit in dem Umstände, daß es galt, einen lokomobilen Motor mit Strom zu versorgen. Diese zu lösen gab es nur zwei Wege und beide werden heute angewandt. Entweder mußte auch die Stromquelle lokomobil gemacht, d. h. die Batterie mitgeführt werden, oder es war mittels Schleifkontaktes oder dergleichen in Verbindung mit einem längs der Bahnlinie liegenden Leiter der Strom von einer feststehenden Stromquelle aus zuzuführen. Ersteres war erst möglich, nachdem die Fabrikation der Accumulatoren (s. d.) so weit vorgeschritten war, daß ihre Anwendung lohnte und ihre Konstruktion sich auch den hohen Anstrengungen des lokomobilen Betriebes dauernd gewachsen zeigte, was mit völliger Sicherheit auch heute noch nicht der Fall ist; letzteres - heute vorzugsweise angewendet - wurde zuerst ausgeführt von Siemens bei der Ausstellungsbahn der Berliner Gewerbeausstellung 1879, und diese ist folglich als die Geburtsstätte der heutigen Elektrischen Eisenbahnen (s. d.) anzusehen.

Von einer E. L. im eigentlichen Sinne des Wortes kann man bei der heutigen Technik der elektrischen Bahnen freilich nur in Ausnahmefällen reden. Nur in einigen wenigen Fallen, wie z. B. bei der Londoner Untergrundbahn und bei den Bahnen für Bergbau und andere industrielle Zwecke, handelt es sich um die Bewegung von ganzen Zügen, die durch einen besondern, nur diesem Zwecke dienenden Motorwagen, dessen Triebräder zu dem Ende mit dem nötigen Adhäsionsgewicht zu belasten sind, gezogen werden. Meist handelt es sich nur um den Betrieb von Einzelwagen, oder höchstens von Motorwagen mit einem oder zwei Anhängewagen; meist ist also der Motor am Wagen selbst angebracht, der mithin zwei Zwecken dient: als Motorwagen und gleichzeitig auch als Raum zur Aufnahme der Last, und es dürfte wohl gerade einer der Hauptvorzüge des elektrischen Betriebes sein, daß man nur eine sehr geringe tote Last mitzuschleppen braucht und die

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Nutzlast zur Erhöhung des Adhäsionsgewichts heranziehen kann.

Elektrische Maße, Elektrische Maßeinheiten, s. Elektrische Einheiten.

Elektrische Oberflächenladung. Le Monnier fand, daß ein massiver und ein hohler Leiter von gleicher Form und Größe ungefähr mit dem gleichen Aufwand gleich stark geladen werden, und schloß hiermit auf den Sitz der Ladung an der Oberfläche. Denkt man sich die Ladungen im Leiter beweglich und sich abstoßend, so ist die größtmögliche Entfernung derselben voneinander, also die Lagerung der Ladungen an der Oberfläche von vornherein wahrscheinlich, mit Coulombs Gesetz (s. d.) ist eine andere Anordnung überhaupt unverträglich.

Man stelle ein kleines empfindliches Elektroskop (s. d.) aus einer Kochflasche her und befestige dasselbe in einem Cylinderglas. Das Elektroskop bleibt empfindlich, wenn man das Cylinderglas bis zum Hals der Flasche mit Wasser füllt. Setzt man jedoch auf den Knopf des Elektroskops eine Metallkappe, die bis in das Wasser des Cylinderglases reicht, so bildet das Wasser mit dieser Kappe und den Goldblättchen einen leitenden Körper, in dessen Innern sich eben die Goldblättchen befinden. Nun können kräftige Funken in das Elektroskop schlagen und wieder herausgezogen werden, ohne daß die Goldblättchen die geringste Anzeige geben. Faraday begab sich mit einem Elektroskop in einen Metallkasten auf Glasfüßen und beobachtete nicht die geringste Anzeige, wenn dasselbe noch so stark geladen wurde. Vergrößert man die Oberfläche eines Leiters bei gleichbleibender Ladung, z. B. durch Ausrollen eines Staniolblattes, so nimmt die Elektrische Dichte (s. d.) und das Elektrische Potential (s. d.) ab. An hervorragenden Teilen eines geladenen Leiters, z. B. Spitzen, ist zwar das Potential dasselbe wie an den andern Stellen, die elektrische Dichte aber größer. Die Niveauflächen (s. Elektrisches Potential) liegen dort dichter aneinander, und die Kraft, welche die elektrische Ladung forttreibt, ist daselbst größer. Durch eine Spitze verliert ein Leiter mehr Elektricität, aus ganz analogen Gründen, wie er in einer kalten Umgebung durch dieselbe mehr Wärme verlieren würde, als an andern flachen Oberflächenteilen.

Elektrische Orgel, s. Orgel und Orgelchor.

Elektrische Pistole, eine mit Knallgas gefüllte verkorkte Rohre. Das Knallgas wird durch einen kleinen elektrischen Funken zur Explosion gebracht und der Kork herausgeschleudert.

Elektrische Polarisation. Bei der Elektrolyse (s. d.) sammelt sich an der positiven Platinplatte des Voltameters (s. d.) der negativ elektrische Sauerstoff und an der negativ elektrischen Platinplatte der positiv elektrische Wasserstoff. Entfernt man nun die zersetzende Voltabatterie aus dem Stromkreise und verbindet man die Drähte des Voltameters miteinander, so läuft durch letztere ein elektrischer Strom, der die entgegengesetzte Richtung von demjenigen hat, der vordem durch die Platinplatten von der Batterie ausging. Dies kommt daher, daß jene Gase eine elektromotorische Eigenkraft erzeugen. Es ist klar, daß durch die eben erwähnte Wirkung der Platinplatten der ursprüngliche elektrische Strom, als er noch durch die Platten ging, geschwächt werden mußte. Jede derartige, einen Gegenstrom bewirkende Ursache heißt elektrische, galvanische oder Volta-