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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Elektron - Elektropunktur

Induktion (s. d.) hergenommen ist. Wenn ein geradliniger Stromleiter von der Länge eines Centimeters in einem magnetischen Felde (s. d.), das überall die Kraft einer Dyne (s. d.) in derselben Richtung auf die Magnetische Menge (s. d.) Eins ausübt, senkrecht zur Richtung der Kraft liegt und senkrecht zu derselben mit der Geschwindigkeit 1 cm/sec bewegt wird, so ist die diesen Strom erhaltende E. K. die Einheit der E. K. In Mitteleuropa ist die magnetische Intensität ungefähr 0,45 (cm ^-1/2 g^1/2 sec^-1. Bewegt man einen zur Kraftrichtung senkrechten Draht von 100/45 cm = 2,22 cm senkrecht zur selben mit 1 cm/sec Geschwindigkeit, so wirkt in demselben die Einheit der E. K. 1 (cm ^3/2 g^1/2 sec^-2). Für praktische Zwecke wählt man das Volt als Einheit der E. K. Das Volt ist ungefähr 8/9 der E. K. eines Daniellschen Elements. Das Volt ist ferner 10^8 mal, d. i. hundertmillionenmal größer als die eben angegebene elektromagnetische Einheit der E. K. und zugleich 1/300 der elektrostatischen Einheit des Potentials. (S. Elektrisches Potential und Elektrische Einheiten.) Die E. K. von galvanischen Elementen können mit dem Elektrometer (s. d.) oder mit dem Voltameter (s.d.) gemessen werden. Gewöhnlich vergleicht man die E. K. eines Elements mit jener eines Daniell. Dies kann durch Entgegenschalten geschehen. Wenn z. B. fünf Bunsenschen Elementen neun Daniellsche entgegengeschaltet werden müssen, damit in dem Stromkreis kein Strom zu stande kommt, so ist die E. K. eines Bunsen 9/5 = 1,8 von derjenigen eines Daniell. Hierin besteht der Grundgedanke der Poggendorffschen Kompensationsmethode zur Vergleichung E. K., die gewöhnlich in der Weise ausgeführt wird, daß man den Strom des schwächern Elements durch einen Stromzweig des stärkern aufhebt. (S. Galvanismus.)

Elektron (grch.; lat. Elektrum), s. Bernstein.

Elektronegativ, negativ elektrisch, s. Elektricität Bd. 5, S. 985 a).

Elektrooptik (grch.), das in neuerer Zeit zu großer Entwicklung gelangte Gebiet der Physik, das die Beziehungen der elektrischen und optiscken Erscheinungen behandelt. Drückt man dieselbe Elektricitätsmenge in elektrostatischem und elektromagnetischem Maße aus, so hat das Verhältnis beider Maßzahlen die Natur oder Dimension (s. Maß und Gewicht im absoluten Sinne) einer Geschwindigkeit, die der Größe nach der Lichtgeschwindigkeit, ungefähr 300000 km/sec, entspricht, wie dies schon aus den Untersuchungen von W. Weber hervorgeht. Außerdem hat Faraday beobachtet, daß die Polarisationsebene des Lichts, das im magnetischen Felde längs einer magnetischen Kraftlinie fortschreitet, gedreht wird. Ein durchsichtiger Isolator, zwischen zwei ungleich elektrisch geladene Belegungen gebracht, wird nach Kerr, Röntgen u. a. doppeltbrechend, sodaß die Richtung der optischen Achse mit der Richtung der elektrischen Kraftlinie übereinstimmt. In den Fig. 9 u. 10 der Tafel Elektricität sind nach Röntgen die in Schwefelkohlenstoff tauchenden Elektroden dunkel dargestellt. Fig. 9 zeigt die elektrische Doppelbrechung des Schwefelkohlenstoffs bei vertikal und horizontal gekreuzten Nikols, Fig. 10 hingegen bei Stellung der beiden gekreuzten Nikols unter 45° gegen die vertikale Verbindungslinie der beiden Eleltroden. Ferner wird nach Kerr die Polarisationsebene des von einem Magnetpol reflektierten Lichts entgegen dem Sinne der Ampèreschen Ströme gedreht. Maxwell hält auf Grund allgemeinerer Betrachtungen die Lichtschwingungen für elektrische Schwingungen, und Hertz hat mit Hilfe der letztern die Erscheinungen des Lichts nachgeahmt. Er bat gezeigt, daß elektrische Querschwingungen sich ebenso wie die Wellen des Lichts und der strahlenden Wärme in der Luft fortpflanzen, an Metallspiegeln reflektiert, in Asphaltprismen gebrochen werden, daß sie stehende Schwingungen mit Knoten und Bäuchen in der Luft bilden, an welchen letztern passend gewählte elektrische Leiter zum elektrischen Mitschwingen erregt werden u. s. w. (S. Elektricität, Magnetismus, Licht, Elektrische Schwingungen.)

Elektrophon (grch.), s. Telephonverkehr II.

Elektrophor (grch., d. i. Elektricitätsträger), ein Instrument, das auf der Elektrischen Influenz (s. d.) beruht. Der E. wurde von Wilke 1762 erfunden, von Volta 1775 verbessert und dient dazu, während längerer Zeit wiederholt kleine Elektricitätsmengen zu liefern. Er besteht (s.Figur) aus einem Kuchen von Harz (aus Kolophonium mit etwas Schellack und Terpentin zusammengeschmolzen), der in einer metallenen oder hölzernen, mit Stanniol überzogenen Fassung B ruht und auf dem ein metallener, mittels Glasgriff oder seidener Schnüre isolierter Deckel liegt. Jener Harzkuchen kann auch durch eine Scheibe von Siegellack, Guttapercha oder Hartkautschuk (Ebonit) ersetzt werden. Peitscht man den Harzkuchen mit einem Katzenfell oder einem Fuchsschwanz, so wird er an der Oberfläche negativ elektrisch. Setzt man den Deckel isoliert auf, so wird durch Verteilung die positive Elektricität an dessen untere, die negative an die obere Fläche getrieben. Berührt man nun den Deckel mit dem Finger, so leitet man die negative Elektricität ab und nach dem isolierten Abheben zeigt der Deckel freie positive Elektricität, die man ebenfalls ableiten kann. Solange der Kuchen an der Oberfläche elektrisch ist (was er bei aufgelegtem Deckel und trockner Luft geraume Zeit bleibt), wiederholt sich diese Wirkung bei jedem Aufsetzen und Abheben des Deckels. Der E. kann bei einigen kleinern Versuchen eine fehlende Elektrisiermaschine vertreten; auch benutzte man denselben in früherer Zeit zur Entzündung des Wasserstoffgases in Gasfeuerzeugen (ältere elektrische Wasserstofffeuerzeuge). Auf dem Princip des E. beruht die äußerst kräftige Influenz- oder Elektrophormaschine von Holtz. (S. Influenzmaschine.)

Elektrophormaschine, s. Influenzmaschine.

Elektroplástik (grch.), s. Galvanoplastik.

Elektropositiv, positiv elektrisch, s. Elektricität (Bd. 5, S.985 a).

Elektropunktur, s. Akupunktur.