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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Elisabeth (von Frankreich) - Elisabeth Charlotte (Herzogin von Orleans)
friedenen in England, dnrch engl. Geldzahlungen,
schließlich auch Truppenhilfe für die aufständischen
Niederlande (1587), überall wurden span. Flotten
und Kolonien durch die kecken engl. Freibeuter
belästigt. Die Erhebungen gegen E. aber, wie die
Norfolks (1571), die von Spanien unterstützt wur-
den, geschahen im Namen der gefangenen Schotten-
königin. Marias bloße Existenz wurde zu einer un-
aufhörlichen Gefahr für E. und das Reich. Cecil
mußte daher auf ihre Vernichtung hinarbeiten, und
im Bunde nüt Walsinghan:, durch gefchickte Be-
nutzung einer neuen Verschwörung unter Vabing-
ton, erreichte er die Erlaubnis zum gerichtlichen Ver-
fahren gegen Maria (1586). Aber E. vermochte
auch hier nicht den entscheidenden Entschluß zu fas-
sen, sie ließ das gefällte Todesurteil in der Schwebe.
Ein neuer Mordversuch brachte sie zur Unterzeich-
nung, als aber dann Marias Haupt zu Fothcring-
bay gefallen war (8. Febr. 1587), fuchte sie die
Schuld der Ausführung auf ihre Diener abzuwäl-
zen. Der Sekretär Davison, der das unterzeichnete
Urteil Cecil übergeben, um es mit dem Staatssiegel
zu versehen, hatte lange Kerkerhaft zu erdulden,
selbst Cecil schien ihrer Ungnade zum Opfer zu
fallen. E. war heuchlerisch genug, Trauer um die
Gerichtete zu tragen; sie hat sich nie menschlich tie-
fer erniedrigt. Für Cecil war die That eine Forde-
rung P^lit. Notwendigkeit gewesen, sie war ein
großer <^icg für das prot. England. Sofort erhob
sich aber Philipp II. von Spanien zur Rache und
sandte die "unbesiegliche Armada", anderthalbhnn-
dcrt Scbiffe stark, gegen England aus (1588). E. hatte,
die Gefahr mißachtend, keine genügenden Vorkeh-
rungen getroffen, aber die Opferfreudigkeit der Eng-
länder brachte schnell genügende Schiffe zusammen,
die Gewandtheit ihrer Piloten, die Hilfe stürmischen
Wetters haben die Armada (s. d.) vernichtet. Der
Sieg war mit geringen Opfern erkanft gegenüber
seiner außerordentlichen Bedentung: der Protestan-
tismus war für England gesickert, in Schottland
wucks der prot. Sobn der Maria als einstiger
König beider Reicke heran, der erste Todesstreich
datte das meerbeherrschcnde Spanien getroffen.
Zugleich nahm damals der Unternehmungsgeist der
feefahrenden Engländer den kecksten Aufschwung,
und das geistige Leben erzeugte die höchsten Dichter-
werke in Shakespeares Dramen.
Langsam ging nach dieser großen Zeit E.s Re-
gierung zu ihrem Ende. Wohl dauerte der Krieg
mit Spanien fort, auch manche Wafsenthat wurde
noch verrichtet, daneben gingen Kämpfe in Irland
und mit diesen war verbnnden der selbstverschuldete
tragische Ausgang von E.s Liebling, dem Grasen
Esser (s. d.). Auch regte sich religiöse wie parla-
mentarische Opposition. E. selbst wurde persönlich
immer unlicbcnswürdiger, ihre grenzenlose äußer-
liche Eitelkeit nahm eher zu als ab, freudlos gingen
die letzten Jahre der gealterten Monarchin dahin,
DMsinn und Melancholie quälten sie,bis sie3.April
1603 in Richmond starb.
Persönlich stand E. nicht auf der Höhe ihrer Zeit,
aber man muß ihr gerecht werden in der Anerken-
nung des Großen, was unter ihr und schließlich
doch mit ihrem Willen geschehen ist. Auch hat sie
trotz aller kleinlichen Quälereien 40 Jahre lang an
Cecil festgehalten, und wenn sie im einzelnen auch
stets nach Laune handelte, sie hatte doch ein leben-
diges Gefühl für königl. Pflicht und eine hohe
Meinung von der notwendigen Einheit von König
und Nation. Auch ihre Persönlichkeit steht verklärt
im Glänze der neuen Zeit, die unter ihr anbrach.
- Vgl. Fronde, lliswi^ ol NnFiauä lroin t1i6 lall
of >Voi86)5 to t1i6 äoloat ol tli6 Zpanisli ^rniHäa,
Bd. 7-12 (Lond. 1881); Maurenbrecher, England
im Reformationszeitalter (Düsseld. 1866); Hallam,
(^onLtiwtional lliLwi-^ of I^n^anä (2 Bde., Lond.
1827; neueAufl.1872); Vekker, E.und Leicestcr (Gieß.
1890); Bcesley, Hnoen N. (Lond. 1392); Kretzschmer,
Die Invasionsprojckte der kath. Mächte gegen Eng-
land zur Zeit E.s (Lpz. 1892). Mere Arbeiten sind:
Camden, ^.nnai68 rerum ^nZIiolli-nin st Hidsrni-
cai-uin i-6Fnant6 NiFadotlia (2 Tle., Lond. 1615
und Leid. 1625; vollständiger: 3 Bde., Orf.1717);
Thomas Virch, Neinoii-Z ok tlw i-oi^n ok Huesn
N. lroin tli6 76^r 1581 tili Iier äoatii (2 Bde., Oxf.
1754); Thomas Wright, Hnosn N. anä lier tim68
(2 Bde., ebd. 1838); Lucy Aikin, Nomoirg ok tlie
court of yneon N. (ebd. 1818); Aktensammlungen
in den ^ai6inlai'8 ol 3taw I^pei^.
reich, Madame, die Schwester Ludwigs XVI. und
die Tochter des Dauphin Ludwig, des Sohnes Lud-
wigs XV. von Frankreich, und der Maria Iosephine,
PrinzessinvonSachsen,war3.Mai1764zuVersailles
geboren. Ihre bereits beschlossene Verheiratung mit
Kaiser Joseph II. zerschlug sich, ebenso die Vermäh-
lung mit dem Herzog von Aosta, weil man dessen
Rang für sie nicht angemessen hielt. Eine innige
Freundschaft verband sie mit ihrem Bruder, Lud-
wig XVI., der die ihm an Reinheit der Gesinnung
ebenbürtige, an Festigkeit des Charakters weit
überlegene Schwester oft zu Rate zog und ihr einen
herrlichen Landsitz in Montrcuil schenkte, wo sie fern
von den Intriguen des Hofs einen großen Teil des
Jahres zubrachte. Beim Ausbruch der Revolution
begab sie sich zur königl. Familie, deren Schicksale
sie teilte. Auf der mißlungenen Flucht des Königs
(1791) kam sie in große Gefahr, indem man sie für
die Königin hielt. Alles Abmahncns ungeachtet
begleitete sie den König und dessen Familie in die
Nationalversammlung und ward 13. Aug. 1792
mit in den Temple abgeführt. Nach der Hinrich-
tung des Königs und der Königin schien sie mit
ihrer Nichte, der Herzogin von Ängouleme, deren
Erziehung sie sich eifrig angelegen sein ließ, ganz in
Vergessenheit gekommen zu sein, als sie 9. Mai 1794
von Fouquier-Tinville plötzlich vor das Revolu-
tionstribunal gezogen und, außer der Teilnahme
an den Verschwörungen der Capets, des Diedstahls
der Krondiamanten beschuldigt wurde. Am 10. Mai
verurteilt wurde sie unmittelbar darauf nebst 24
andern Opfern zur Guillotine geführt - Vgl. de
Bcauchesne, 1.3. vie äo NaäkinL ^. (2. Aufl., Par.
1871); d'Armaillö, N^ms N. (ebd. 1886).
Elisabeth von Lothringen, 1412 mit Phi-
lipp I. von Nassau und Saarbrücken vermählt, gest.
17. Jan. 1455 in Saarbrücken, übertrug 1437 den
Roman von "Lober und Maller" aus dem franz.
Tert, den ihre Mutter Margareth von Lothringen
ans dem lat. Original übersetzt hatte, in deutsche
Prosa (^trahb. 1513; erneut von ^imrock, Stuttg.
1868); ebenso den "Hug Schapler" nach einer Ab-
schrift, die ihr ^ohn Gras Johann von Nassau in
St. Dcnis genommen hatte (Straßb. 1500).
Elisabeth Eharlotte (genannt Lise-Lotte),
Herzogin von Orleans, die zweite Gemahlin des
Herzogs Philipp I. von Orleans (s. d.), des Bru-
ders Ludwigs XIV. von Frankreich, geb. 27. Mai