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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Elisabeth (Königin von Rumänien) - Elisabeth (Kaiserin von Rußland)
spätern Königs Maximilian I. von Bayern und
Zwillingsschwestcr dcr Königin Amalie von Sach-
sen, vermählte sich zu München durch Prokuration
16. Nov. und zu Berlin persönlich 29. Nov. 1823
mit dem damaligen Kronprinzen, spätern König
Friedrich Wilhelm IV. von Preußen und trat 1829
zur evang. Konscssion über. Die Behauptung, daß
sie später wieder tatholisierendc Tendenzen am .Hofe
gepflegt hade, ist nicht erwiesen. Die kunstsinnigen
Bestrebungen ihres Gemahls teilte sie mit vollein
Verständnis und hegte wie dieser den Wuusch, die
Freundschaft zwischen Preußen und Osterreich zu
erhalten. Nach seinem Tode (2. Jan. 1861) lebte
sie zu ^anssouci, Charlottenburg und auf stolzen-
fels in Zurückgezogenheit. Sie starb bei einem Ve-
sucke der Königin Amalic von Sachsen 14. Dez. 1873
zu Dresden. - Vgl. von Reumont, E., Königin von
Preußen (Berl. 1874); Hesetiel, E. Luise, Königin
von Preußen (ebd. 1881).
Elisabeth, Paulinc Ottilie Luise, Königin von
Rumänien, geb. 29. Dez. 1843 zu Neuwied, Toch-
ter des Fürsten Hermann zu Wied und der Fürstin
Maria, Prinzessin von Nassau, zeichnete sich schon
früh durch lebhafte dichterische Phantasie aus. 1861
lernte sie am Berliner Hof den jetzigen König Karl
von Numänicn kennen, vermählte sich mit ihm
15. Nov. 1869 und gebar ihm 1870 eine Tochter, die
1874 starb. Die Ehe ist seitdem kinderlos geblieben.
Im Russisch-Türkischen Kriege von 1877 und 1878
widmete E. den Verwundeten die aufopferndste
Pflege und gründete den Elisabeth-Orden, der,
für Verdienste der helfenden Liebe verliehen, als
goldenes Kreuz an blauem Bande getragen wird.
Die Hebung des weiblichen Unterrichts in Rumä-
nien läßt sie sich eifrig angelegen sein. 1891 wurde
die Königin von einem schweren, auf geistige Über-
anstrengung zurückzuführenden Nervenleiden befal-
len, von dem sie in Italien Heilung suchte; sie nahm
seitdem Aufenthalt in ihrer rhein. Heimat. Allge-
mein bekannt wurde E. als Dichterin unter dein
Namen Carmen Sylva. E.s Aufnahme als
Ehrenmitglied der Rumänischen Akademie (1890)
war der Anlaß zu einer großartigen Huldigung in
Bukarest. Sie veröffentlichte: "Sappho" und "Ham-
merstein", zwei Dichtungen (Lpz. 1880), "Stürme"
(Bonn 1881; 2. Aufl. 1886), "Leidens Erdengang"
(Berl. 1882; 3. Aufl. 1888), "Iebovah" (Lpz. 1882),
"Ein Gebet" (Berl. 1882; 3. Aufl. 1887), "I>tM3L08
ä'uu6 reine" (mit einer Vorrede von Louis Ulbach,
Par. 1882), "Die Hexe" lBerl. 1882); ferner "Pelesch-
Märchen" (Lpz. 1883; 3. Aufl. u. d. T. "Aus Car-
men Sylvas Königreich", Bd. 1, Bonn 1886; das-
selbe, Bd. 2: "Durch die Jahrhunderte", 1886;
2. Aufl., ebd. 1887), "Handzeichnungen" (Berl.
1884), "Mein Rhein. Dichtungen" (Lpz. 1884;
4. Aufl. 1891), "Meine Ruh" (Berl. 1884; 2. Aufl.
1885), "Mein Buch" (Düsseld. 1885), "Feldpost"
(Bonn 1886), "Es klopft" (i. bis 3. Aufl., Regensb.
1887), "Frauenmut" (Bonn 1890), "Defizit" (ebd.
1890), "Handwerkerlieder" (ebd. 1891), "Meerlieder"
(ebd. 1891), "Heimath" (ebd. 1891), "Weihnachts-
kerzchen" (Pallanza 1891) und "linearst" (eine
Lieferung des Werkes "1^68 capitHlßF än inond"",
Par. 1892). Mit Frau MiteKremnitz veröffentlichte
sie (unter dem gemeinsamen Pseudonym Dito und
Idem) "Aus^zwci Welten" (Lpz. 1882; 3. Aufl.
Bonn 1888), "Astra" (Roman, 1. bis 3. Aufl., Bonn
1886, 1887), "Anna Bolcyn" (Trauerspiel, ebd.
1886), "In dcr Irre" (ebd. 1887) und "Rache"
(ebd. 1888). Der Band "Rumän. Dichtungen"
(Lpz. 1881; 3. Aufl. 1889), den sie ebenfalls mit
Frau Kremnitz herausgab, enthält Übersetzungen.
Aufsehen erregten die "Lieder aus dem Dimbovitza-
thal" (Bonn 1889) und das durch seltsamen Stoff,
echt dichterische Scenen und glänzende Sprache sich
auszeichnende Trauerspiel "Meister Manolc" (ebd.
1892), das an eine rumän. Sage anknüpfend den
unbegrenzten Ehrgeiz des Künstlers tragisch dar-
stellt. In rumän. Sprache erschienen 1888 An-
dachten u. d. T. "(^ivintß 8nÜ6t68oi". - Vgl. Mite
Kremnitz, Carmen Sylva (Vresl. 1882); vonStackel-
bcrg, Aus Carmen Sylvas Leben (5. Aufl., Heidelb.
1889); M. Schmitz, Carmen Sylva (Neuwied und
Verl. 1889); Baronesse Dcichmann, Ine liks okl^r-
M6n8^1v^ (aus dem Deutschen, Lond. 1890); Vlanche
Noosevclt, NÜ8lrd6t1i ok I^onmania (ebd. 1891).
Elisabeth, Kaiserin von Rußland, Tochter
Peters d. Gr. und Katharinas I., geb. 29. Dez. 1709,
war von ihrer Mutter zur Nachfolgerin Peters II.
bestimmt, ließ es aber nach dessen Tode geschehen,
daß die Herzogin von Kurland, Anna Iwanowna
(s. d.), sich dcr Regierung bemächtigte und 1740 den
Prinzen Iwan unter der Regentschaft feiner Mut-
ter Anna Leopoldowna zum Nachfolger ernannte.
Erst der Sturz Virons brachte sie dazu, ihre Thron-
rechte geltend zu machen. Doch war sie auch jetzt
nur das Werkzeug ihrer Helfer, besonders ihres
Wundarztes Lestocq und des franz. Gesandten
Marquis de la Chetardie, dem viel daran lag,
Rußland im Innern zu beschäftigen, damit es bei
dem eben ausbrechenden Österreichischen Erbfolge-
kriege verhindert würde, für Maria Theresia Partei
zu ergreifen. In der Nacht vom 5. zum 6. Dez.
1741 wurde die Regcntin nebst ihrem Gemahl ver-
haftet, der junge Iwan nach Schlüsselburg ge-
bracht, und E. zur Kaiserin ausgerufen. Eine Re-
form der znchtlofen Wirtschaft ward indessen durch
diesen Regierungswechsel nicht herbeigeführt. Uni
sich auf dem Throne zu befestigen, hatte E. bereits
1742 den jungen Prinzen Peter, den Sohn ihrer
ältern verstorbenen Schwester Anna, Herzogin von
Holstein-Gottorp, nach Petersburg gerufen. Sie er-
klärte ihn zu ihrem Nachfolger und vermählte ihn
Sept. 1745 mit der Prinzessin Sophie Auguste von
Anhalt-Zerbst, die bei ibrem übertritt zur russ.
Kirche die Namen Katharina Alexejewna erhielt.
Lestocq wurde bald gestürzt; an seine Stelle traten
Woronzow und besonders Vcstusbew, der die Kai-
serin bestimmte, gegen Preußen Partei zu ergrei-
fen; ihr bevorzugtester Günstling aber war Rasu-
mowskij. Der Krieg mit Schweden wurde unter
ihrer Regierung mit Glück fortgesetzt und 1743 durch
den Frieden zu Äbo beendet. Trotz Frankreichs
Gegenbemühungen ließ E. im Österreichischen Erb-
folgckriege zu Gunsten Maria Theresias eine Armee
von 37000 Mann vorrücken, wodurch der Abschluß
des Aachener Friedens 1748 beschleunigt wurde.
Gegen Friedrich II., von dem manches scharfe Urteil
über sie und ihren Hof ihr hinterbracht wurde, begte
sie glühenden Haß, was sie veranlaßte, im Sieben-
jährigen Kriege als Verbündete Österreichs und
Frankreichs aufzutreten. Doch vermochten die russ.
Armeen trotz ihrer Siege bei Großjägerndorf und
Kunersdorf eine Entscheidung nicht herbeizuführen.
Nock vor dem Ende des Krieges starb E. 5. Jan.
1762. Die Kaiserin, durch sinnliche Genüsse erschöpft,
ermangelte aller polit. Thatkraft. Sie gründete
1755 die erste russ. Universität zu Moskau sowie