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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Ellitschpur - Ellwangen
Ellitfchpur, Stadt in Ostindien, s. Ilitschpur.
Gllmenreich, Franziska, Schauspielerin, geb.
28. Jan. 1849 zu Schwerin, war Schülerin ihres
Vaters, des Hofschanspielers Albert E., K. De-
vrients und K. Sontags, betrat 1860 in Rostock zuerst
die Bühne, war dann nacheinander in Mainz, Ham-
burg und Basel engagiert und kam 1864 nach Meinin-
gen, dessen Hoftheater sie bis März 1865 angehörte.
Bis zum Nov. 1865 spielte sie dann in Cassel und
war darauf in Hannover engagiert, wo sie neben
großen tragischen Rollen Salondamen gab. 1875
trat sie in den Verband des Leipziger, 1876 in den
des Hamburger Stadttheaters, wirkte 1878-81
am Dresdener Hoftheater und widmete sich dann
dem Gastspiel. Seit Sept. 1886 gehörte sie wiederum
dem Ensemble des Hamburger Stadttheaters an,
das sie 1890 mit dem des Berliner Theaters in Ber-
lin vertauschte. 1893 war sie am Wiener Volks-
theater engagiert und tritt jetzt wieder als Gast an
verschiedenen Bühnen anf. 1879 vermählte sie sich
mit dem Freiherrn Richard von Fuchs-Nordhoff; die
Ehe wurde indes später gelöst. Frau E. stellt vor
allem tragische Dulderinnen, wie Hcrmione, Maria
Stuart, Katharina Howard u. s. w., dann Lustspiel-
siguren, wie Katharina ("Bürgerlich und roman-
tisch"), Adelheid ("Journalisten") u. s. w. vorzüglich
Ellnbogen, s. Ellbogen. ftar.
Ellöra, Dorf in Ostindien, s. Elurä.
Ellore (spr. ellohr), Stadt in der indobrit.
Präsidentschaft Madras, s. Elürn.
Ellrich, Stadt im Kreis Grafschaft Hohenstein
des preuß. Reg.-Vez. Erfurt, 14 km im NW. von
Nordhausen, in 266 m Höhe, an der Zorgo und an
der Linie Ottbergen-Nordhausen derPreuft. Staats-
bahnen, nach dem Brande 1860 fast durchwog neu-
gebaut, mit Überresten der frühern Befestigung,
hat (1890) 3340 E., darunter 93 Katholiken und
56 IsraeNten, Post, Telegraph, Amtsgericht (Land-
gericht Nordhansen), Untersteueramt; zwei evang.
Kirchen, darunter die 968 erbante, 1860 restaurierte
Johanniskirche, eine kath. Kirche, Synagoge, Krie-
gerdenkmal, Vorschuftveroin, städtische Sparkasse,
St. Spiritus-Hospital, städtisches Krankenhaus
2 Schuhleisten- und 6 Gipsfabrikcn, 2 mechan. Webe-
reien, Cigarren- und Holzwollfabrik, Ölmühle, 3 Zie-
geleien, 2 Holzschnndereien, 2 Brauereien, 3 Ger-
bereien, 3 Mahlmühlen; Holzhandel und bedeutende
Forellenzucht im nahen zur Stadt gehörigen Dorfe
Cleysingen. In der Nähe bei Appenrode eine Höhle,
Kelle genannt, ebenso im nahen Forstort Himmel-
reich eine vielbesuchte Höhle.
Ellritze, Pfrille, Pfelle (1'Iwximi8 I^evig
^ass.), ein kleiner, höch,stcns 13 cm langer Fisch
aus der Familie der Weißfische oder Karpfen, der
in allen süßen Gewässern, besonders in klaren
Bächen Mitteleuropas vorkommt und sich durch das
kleine Maul, die stumpfe, stark gewölbte (Hchnanze,
die in der Mitte unterbrochene Seitenlinie, die außer-
ordentlich kleinen Schuppen und die in doppelter
Reihe stehendenSchlundknochen von andern Karpfen-
gattungen unterscheidet. Die Färbung der E. wech-
selt sehr und ist zur Laichzeit im Mai prachtvoll pur-
purrot am Bauche. Zwei goldglänzende Längs-
streifen zu beiden Seiten des Rückens sind charak-
teristisch. Man ißt das Fischchen gebacken wie die
Grundel, benutzt es aber vorzugsweise als Köder
beim Angeln oder auch als Futter für Forellen.
Gllstätter, Mor., bad. Minister, geb. 11. März
1827 zu Karlsruhe, studierte die Rechtswissenschaft,
wurde 1850 Rechtspraktikant und erhielt 1856 eine
Stellung in der Berliner Diskontogesellschaft. 1859
nach Baden zurückgekehrt, wurde E. Anwalt in
Durlach, 1863 in Karlsruhe, 1864 Assessor beim
Kreis- und Hofgericht zu Mannheim, 1865 Kreis-
gerichtsrat. 1866 wurde er als Ministerialrat ins
Finanzministerium berufen und nach dem Tode
Mathys (3. Febr. 1868) zum Präsidenten des Finanz-
ministeriums ernannt. Die organisatorischen Um-
gestaltungen, die aus den Wirkungen des Deutsch-
Kranzösischen Krieges von 1870 und 1871 sich er-
gaben, und alle neuern Finanz- und Steuergesetze
sind durch E. geleitet worden. 1881 wurde ihm auch
noch die oberste Leitung des Eisenbahnwesens zu-
gewiesen. Seit 1871 Bevollmächtigter beim Bundes-
rat, erstattete E. bei den Gesetzentwürfen über die
Ausprägung von Neichsgoldmünzen und über die
Münzverfassung als Referent die Ausschußberichte.
Im März 1893 trat er in den Ruhestand.
Gllwangen. 1) Oberamt im württemb. Iagst-
kreis (s. d.), hat (1890) 30881 (14837 männl.,
16044 weibl.) E., 2 Städte und 25 Landgemein-
den. - 2) Hauptstadt des Iagstkreises, des Ober-
amtes E. und der ehemaligen Propstei E., in einem
freundlichen Thale (Virngrund) an der Jagst und an
der Linie Crailsheim-Aalen (Obere Iagstbahn) der
Württemb. Staatsbahnen, ist Sitz der Kreisregie-
rung, eines Obcramtcs, Landgerichts (Oberlandes-
gericht Stuttgart) mit sieben Amtsgerichten (Aalen,
E., Gmünd/Heidenheim, Neresheim, Schornoorf,
Welzheim), Amtsgerichts, Vezirksbau-, Forst- und
Kameralamtes, einer Straßenbauinspektion, zweier
Revierämter und hat (1890) 4606 E., darunter 723
Evangelische und 67 Israeliten, Post zweiter Klasse,
Telegraph; acht Kirchen, darunter die Stiftskirche,
770 gegründet, 1124 erbaut, roman. Pfeilerbasilika,
das Innere im 17. Jahrh, mit fchönen Stuckornamen-
ten geschmückt; eine cvang. Kirche im Iesuitenstil,
die got. Wolfgangs- und die neu restaurierte Pfarr-
kirche; ferner ein konigl. paritätisches Gymnasium
und Realschule, aus einer Iesuitenanstalt (Ooliogwm
Issti^ti^inm) hervorgegangen und 1817 zum Landes-
gymnasium eingerichtet (Rektor Gaißer, 16 Lehrer,
10 Klassen mit 205 Schülern, 2 Realklassen mit
47 Schülern), höhere Mädchen-, Fortbildungs- und
Frauenarbeitsschillc, acht Volksschulen, mehrere Ver-
sorgungsanstalten, Waisen- und Krankenhaus, Ge-
werbebank; Vierbrauereien, Gerbereien, Wachs-
bleichen, Kirchcnkerzen-, Goldleisten-, Blechspiel-
waren-, Wurst-,Sodawasser- und Pergamentfabriken
und Hopfenban. E. ist Sitz der Landwirtschaftlichen
Berufsgcnossenschaft für den Iagftkreis. Wichtig sind
die monatlichen Viehmärkte, namentlich der Pferde-
markt ("Kalte Markt") im Januar. Auf dem einen
der beiden Hügel über E., in 504 in Höhe, steht
das 1354 erbaute Schloß, seit 1843 Ackerbauschule;
auf dem andern, dem Schöneberg (515 m), die
prächtige Wallfahrtskirche der heil. Maria von Lo-
retto, besuchter Wallfahrtsort. - E. verdankt seinen
Ursprung dem Kloster, das der frank. Prinz Hariolf
und dessen Brnder Erlolf, Bischof von Langres, 764
erbanten. Schon 1354 unter Abt Kuno II. erhielt
E. durch Kaiser Karl IV. die Stadtgerechtsame. Die
bisherige Venediktinerabtei wurde 19. Febr. 1459
durch Pins II. in eine gefürstete Propstei mit 12 Dom-
herren, 15 Chorvikarien und 1 Virilstimme im
Reichsfürstenrate verwandelt. Sie war eine der
berühmtesten in Deutschland und umfaßte 1803,
wo sie durch den Reichsdeputationshanptschluß