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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Elsässisch - Elsaß-Lothringen (Bodengestaltung)
Bälde, im 13. Jahrh. G. K. Pfeffel, in dcr Wissen-
schaft die Lehrer der Straßburger Hochschule (I. D.
Schöpflin, I. I. Oberlin, I. F. Lobstein, Job.
Schweighäuser u. a.), welche sich einen großen Nnf
erwarb. Die franz. Regierung verstand es, ohne
wesentliche äußere Linderung des Bestehenden, durch
Einsetzung von Prätoren ihren Einfluß politisch zu
wahren, durch Errichtung eines Obersten Gerichts-
hofs (^oii36i1 80uv6i-ain ä'^isace) tiefgehend in die
Rechtspflege einzugreifen, dnrch praktische Mah-
regeln die wirtschaftlichen Verbältnisse zu heben und
zu bessern. Gegen die prot. Kirche wurde mittelbar
und unmittelbar zu Gunsten der katholischen vor-
gegangen. Die Revolution hob die Sonderstellung
und Scheinselbständigkeit der alten reichsständischen
Gebiete auf, welche diese vergebens zu wahren such-
ten, und verschmelzte die Provinz E., aus welcher die
Departements Vas-Rhin und Haut-Rhin wurden
(nachdem 1798 das bis dahin im Vundesverhält-
nis zur Schweiz gestandene Mülhausen einverleibt
worden war), vollständig mit Frankreich. Nach dem
Sturze der Schreckensherrschaft, wäbrend welcker
sich im E. franz. und deutsche Jakobiner feindlich
gegenüber standen, befreundete sich das Land bald
mit den neuen Verhältnissen. Die Kriegszüge der
Republik und des ersten Kaiserreichs, an welchen viele
Elsäsfer mit Auszeichnung teilnahmen (die Gene-
rale Kleber, Kellermann, Rapp u.a.), trugen wesent-
lich dazu bei, das polit. Band, welches das Land
mit Frankreich einte, innerlich zu verstärken. Als die
Heere dcr Verbündeten ins E. kamen, begegneten
sie in Stadt und Land einer feindlichen Stimmung.
Die von Preußen 1815 beantragte Wiedervereini-
gung des E. mit Deutschland scheiterte an dem
Widerspruch dcr verbündeten fremden Großmächte.
Im zweiten Pariser Frieden gelangten nur Landau
mit Umgebung an Bayern. Durch einzelne ver-
dienstvolle Präfekten wurden dem E. uuter den ver-
schiedenen franz. Regierungen im Laufe des 19.Jahrb.
mannigfache wirtschaftliche Vorteile zugewandt,
während die Französierung des Landes mehr oder
minder nachhaltig betrieben wurde. Das deutsche
Volkstum erwies sich in Sprache und Sitte lebens-
kräftig. Unter dem zweiten Kaiserreich wurde auch
gegen die deutsche Sprache kräftig vorgegangen.
Der Deutsch-Französische Krieg von'i870 und 1871,
welcher das E. als Teil des deutschen Reichslandes
Elsaß-Lothringen (s.d.) mit dem alten Stammlande
wieder vereinte, setzte allen solchen gegen das Deutsch-
tum gerichteten Bestrebungen ein Ziel.
Litteratur. Laguille, Ili^toirs äe la. proviuce
ä'^ace (8 Bde., Straßb. 1727); Schöpflin, ^lttia
ilwZti-atH (2 Bde., Colmar 1751-61); ders.,.^. äipio
lnlNica. (2Bde., Mannh. 1772-75); Grandidier,
Iliztoire occl63iH8ticiu6, miliwii-e, civile et litte-
ruileäeiHproviuceä'^^llce (2 Bde., Straßb. 1787);
Golbery und Schweighäuser, ^nti(iuite3 äe1'^i8ace
lMülh.und Par.1825-28); Strobel,Vaterländische
Geschichte des E. (6Bde., Straßb. 1840-50); Al-
satia, Beiträge zur elsäss. Geschichte, Sage, Sitte und
Sprache, hg. von Stöber (Mülh. 1850-76 u. 1885);
Stöber. Die Sagen des E. (St. Gallen 1852; Bd. 1
in 2. Ausg., Straßb. 1892); Baquol, I^U8ac6
nncienno 6t moderne, ou Dictiouuaire topo-
ssi-apliihue, Ki8tttliciu6 et 8wti8tique cw Haut- et
lki Zll8-N1iill (3. Aufl. von Nistelhuber, Straßb.
' 1865); Spach, l^uvi-63 cli0i8ie3 (5 Bde., Par. und
Strahb. 1866-71); ders., Moderne Kulturzustände
im E. (3 Bde., Strahb. 1873-74); Lehr, 1.'^8aco
iwdie (3 Bde., ebd. 1870); Hertz, Deutsche Sage
im E. (Stuttg. 1872); Alemannia, Zeitschrift für
Sprache, Litteratur und Volkskunde des E., Ober-
rheins und Schwabens, hg. von Virlinger (Bonn
1873 fg.); Gerard, 1.63 urti8te8 äe 1'^i3Äce peu-
äant 1e m0)'eu ^e (2 Bde., Colmar und Par. 1873);
Woltmann, Geschichte der deutschen Kunst im E.
(Lpz. 1876); Menard, I.'Hrt eu ^18^6 (Par. 1876);
Schmidt, ll^toirs litteraire äe 1'^i8ace (15. und
16. Jahrh., 2 Bde., ebd. 1879); Grad, ^wäes 8w-
ti3ti(iu63 8U1' 1'iuäu3ti'i6 cle 1'^i8aco (2 Bde., Col-
mar 1879-83); Neuß, I^'^i8ace penäaiit lg. revo-
lutiou lr3.n^ai36,1 (Par. 1881); Vi0Zr3Mie8 2.18k-
cieilN63 (Colmar 1883 fg.); Weckerlin, (Ü1iaii80u8
P0puwil68 ä6 1'^l8H66 (2 Bde., Par. 1883); Mün-
del, Elsässische Volkslieder (Straßb. 1884); Lorenz
und Scherer, Geschichte des E. (3. Aufl., Verl. 1886);
Engel und Lehr, 5sumi8in3.ti(iu6 ä'^.i8a06 (Par.
1887); Rocholl, Zur Geschichte der Annexion des
E. durch die Krone Frankreichs (Gotha 1888); Grad,
I^i8Hce (Par. 1889); Nohdewald, Die Abtretung
des E. an Frankreich (Halle 1893).
Elfäfsifch, s. Deutsche Mundarten (Bd. 5, S.30d).
Glsatz-Lothringen, deutsches Neichsland, liegt
zwischen 5° 55^ und 8" 14^ östl. L. von Greenwich und
47° 23' und 49° 30' nö'rdl. Br., bildet den südwestl.
Teil des Deutschen Reichs und grenzt im N. an die
bayr. Rheinpfalz, die preuß. Rheinprovinz und das
Grohherzogtum Luxemburg, im W. und SW. an
Frankreich, im S. an die Schweiz, im O. an Baden,
von dem es der Rhein scheidet. Seine größte Aus-
dehnung von N. nach S. beträgt 233, von O. nach
W. 172, die geringste Breite 37,5 km, der Flächen-
inhalt 14509,^1 hiim. (Hierzu eine Karte: Elsaß-
Lothringen und Bayrische Rheinpfalz).
Bodengestaltung. E. besteht aus drei Teilen:
dem linksrhein. Teil dcr Oberrheinischen Tiefebene
(3469 ykm), Hügelland und Hochebene (8564 hkm)
und Gebirge (2478 hkm). Die Ebene zwischen dem
Rhein und den Vorhügeln der Vogesen (s. d.) erstreckt
sich, nach N. allmählich abfallend, von Hüningen
(245 m) bis Lauterburg (108 m) in einer Länge von
1801<m bei einer Breite von 16 bis 30km und nimmt
ungefähr zwei Fünftel des Oberelfasfes und drei
Fünftel des Unterelsasses ein. Längs des Rheins
zieht sich, nach N. schmäler werdend, eine teils san-
dige, teils versumpfte, mit Wäldern und Wiesen be-
deckte Strecke hin; an sie schließt sich, nach W. zu, ein
den Überschwemmungen des Rheins nicht ausgesetz-
ter, reichlich bewässerter Landstrich fruchtbaren Lehm-
bodens. Das zweite Gebiet besteht aus Vorhügeln
des Jura (s. d.) im S., der Vogesen (s. d.) oder des
Wasgaus im W., dem Hügelland und der Hochebene
Lothringens im NW. Das bergige Gebiet bilden die
no'rdl. Ausläufer des Jura und der Wasgau. Erstere
erreichen im Glaferberg (Quelle der Ill) 817 m, im
Mörsberg (Morimont/QuellederLarg) 822m Höhe.
Die Vorhügel dcs Jura verlaufen in die Einsattelung
(trouee) von Bclfort (s. d.). Den nördl. Teil dieses
auch als Wasserscheide bemerkenswerten "Völker-
thorcs" füllen die Ausläufer der Vogesen. Von S.
nach N. sich erstreckend, bildet dieses Gebirge bis zum
Donon die natürliche Grenzscheide zwischen Deutsch-
land und Frankreich. In seinem südl. Teile zu 1423 m
(Großer Belchen) ansteigend, fällt es in feinem nörd-
lichen ab, der sich nordostwärts in der bayr. Rhein-
pfalz als Hardt (s. d.) fortsetzt, nordwestwärts in
die Hochebene von Lothringen übergeht. - Die Zahl
der Wasserläufe ist bedeutend. Die Wasserfläche