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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Engelhartszell; Engelholm; Engelhorn; Engelm.; Engelmacherei; Engelmann

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Engelhartszell - Engelmann, Wilhelm

Engelhartszell, Markt im Gerichtsbezirk Engelszell der österr. Bezirkshauptmannschaft Schärding in Oberösterreich, rechts der Donau, am Eingange der durch landschaftliche Reize ausgezeichneten Strecke zwischen Passau und Aschach, ist Dampferstation und österr. Grenzposten mit Hauptzollamt für die Donauschiffe und hat (1890) 562, als Gemeinde 1126 E., Post und Telegraph. Nahebei das 1293 vom Bischofe von Passau gegründete, 1786 aufgehobene ehemalige Cistercienserstift Engelszell mit schöner Stiftskirche.

Engelholm, alte Stadt im schwed. Län Kristianstad, in schöner Lage an der Rönne-å, unweit deren Auslauf im Skelderbusen, und an den Linien E.-Landskrona (48 km) und Helsingborg-Halmstad der Schwed. Privatbahnen, hat (1891) 1956 E. und Getreidehandel.

Engelhorn, F., Verlagsbuchhandlung in Stuttgart, gegründet 1860 von Johann Christoph E., geb. 4. Juni 1818 in Mannheim. Teilhaber seit 1874 und seit 1890, nach dem Rücktritt des Vaters, alleiniger Besitzer ist sein Sohn Karl E., geb. 1. März 1849. Der Verlag umfaßt Musterbücher für Architekten und Kunstgewerbe, die Zeitschriften «Gewerbehalle» (seit 1863; mit Beiträgen von Jak. Falke), die «Architektonische Rundschau» (seit 1885); die Prachtwerke «Italien», «Das Schweizerland», Lützows «Kunstschätze Italiens», die «Bibliothek geogr. Handbücher», hg. von F. Ratzel (1882 fg.), «Forschungen»(1885 fg.) und «Handbücher» (1887 fg.) zur deutschen Landes- und Volkskunde, «Engelhorns Allgemeine Romanbibliothek» (1884 fg., jährlich 26 Bde. zu je 50 Pf.) u. a.

Engelm., hinter botan. Namen Abkürzung für George Engelmann, geb. 1810 zu Frankfurt a. M., gest. 4. Febr. 1884 zu St. Louis in Missouri. Er schrieb Monographien der Kakteen sowie der Gattungen Cuscuta, Juncus und Pinus.

Engelmacherei, die beschönigende Bezeichnung des verbrecherischen Gewerbes, pflegebedürftige, meistens unehelich geborene, für Geld in Kost und Pflege genommene Kinder durch geflissentliche Vernachlässigung und allmähliche Entziehung der erforderlichen Bedürfnisse dem Verkümmern und dem Tode entgegenzuführen. Bei der namentlich in großen Städten sehr schwierigen polizeilichen Aufsicht über die unehelichen Geburten wird es nur mit genauester Beachtung der statist. Aufstellungen der Geburts- und Sterberegister möglich werden und mit strengster sittlicher und sanitärer Kontrolle gelingen können, die E. aus der Kostkinderpflege auszumerzen und zu bestrafen. Die Konzessionspflichtigkeit aller Kostkinderpflegefrauen (auch Haltefrauen genannt), welche durch die Reichsgewerbeordnung aufgehoben war, wurde durch die Gewerbeordnungsnovelle vom 25. Juli 1878 von neuem wieder ermöglicht. Nach der insbesondere vom Polizeipräsidium zu Berlin erlassenen Polizeiverordnung vom 2. Dez. 1879 sind alle Haltefrauen verpflichtet, eine Konzession nachzusuchen, welche ihnen nach strenger Prüfung ihrer persönlichen Verhältnisse und ihrer Wohnung erteilt wird.

Engelmann, Johannes, Jurist, geb. 7. Juli (25. Juni) 1832 in Mitau (Kurland), studierte an der Petersburger Universität Rechtswissenschaft und wurde 1860 Professor des russ. Rechts in Dorpat, wo er bis 1887 über alle Zweige desselben in deutscher Sprache las und seitdem russ. Privatrecht und russ. Civilprozeß in russ. Sprache vorträgt. Seine Werke sind: die gekrönte Preisschrift «Das Privatrecht der Pleskauschen Statuten» (russisch, Petersb. 1855), «Eigentumserwerb an liegenden Gründen nach russ. Recht» (russisch, ebd. 1859), «Die Verjährung nach russ. Privatrecht» (Dorpat 1867; 2. Aufl. russisch, Petersb. 1868), «Die Zwangsvollstreckung auswärtiger richterlicher Urteile in Rußland» (Lpz. 1884; auch russisch und französisch), «Die Leibeigenschaft in Rußland» (ebd. 1884), «Das Staatsrecht Rußlands» (im «Handbuch des öffentlichen Rechts», hg. von Marquardsen, Freib. i. Br. 1889). Seit 1893 giebt er mit andern die «Dorpater jurist. Studien» heraus.

Engelmann, Wilhelm, Verlagsbuchhandlung in Leipzig, wurde 20. Dez. 1811 als Verlags- und Kommissionsbuchhandlung von Wilhelm E. (geb. 1785 in Leipzig, zeitweilig in Lemgo Geschäftsführer einer Filiale der Meyerschen Hofbuchhandlung in Detmold, gest. 1823) gegründet durch Ankauf der Buchhandlung von Mitzky & Co. in Leipzig. 1833 übernahm die Leitung sein Sohn Wilhelm E., geb. 1. Aug. 1808 in Lemgo, der dem Geschäft einen bedeutenden Aufschwung gab durch Verlag der Werke von Gervinus («Geschichte der Deutschen Dichtung», «Geschichte des 19. Jahrh.» u. a.), Georg Weber («Lehrbuch der Weltgeschichte», 1846 u. ö., in 100000 Exemplaren verbreitet, «Übersichtliche Darstellung der Weltgeschichte», «Allgemeine Weltgeschichte» u. a.), Schleiden («Die Pflanze», 1848 u. ö.), Naumann, Overbeck u. s. w. Er selbst setzte die von Enslin (s. d.) begonnene Herausgabe sachwissenschaftlicher Bücherkataloge fort: «Bibliotheca scriptorum classicorum» (8. Aufl., hg. von E. Preuß, Lpz. 1880‒82), «Bibliotheca historico-naturalis» (im Verein mit V. Carus; fortgesetzt von O. Taschenberg u. d. T. « Bibliotheca zoologica», 1887 fg.), «Bibliotheca geographica» u. a. Als eifriger Kunstfreund gelangte er in den Besitz einer fast vollständigen Sammlung der Radierungen von Chodowiecki, deren Verzeichnis und Beschreibung er veröffentlichte (Lpz. 1857; Nachtrag 1860). 1858 wurde E. von der Universität Jena zum Ehrendoktor der Philosophie ernannt. Er starb 23. Dez. 1878. Besitzer des Geschäfts wurde seine Witwe, Christiane Therese E., geborene Hasse, anfangs mit dem ältesten Sohn, Dr. Rudolf E., geb. 1. Juni 1841, bis 1873 Astronom an der Sternwarte und Privatdocent an der Universität Leipzig, Herausgeber von «F. W. Bessels Abhandlungen» (3 Bde., Lpz. 1875‒76) und «Recensionen» (1878) sowie «Newcombs Populärer Astronomie» (ebd. 1881; 2. Aufl. 1892), gest. 28. März 1888; dann mit den Erben des letztern. Leiter des Geschäfts seit dem Tode Rudolf E.s und zugleich Teilhaber ist Emanuel Reinicke, geb. 30. April 1848 in Stonsdorf in Schlesien. Das Kommissionsgeschäft wurde 1874 verkauft.

Die Hauptbedeutung des Verlags liegt in den Naturwissenschaften mit zahlreichen und hervorragenden Werken: in der Botanik von de Bary, Eichler, Engler, Grisebach, Nägeli, Pfeffer, Prantl, Sachs, den «Botanischen Jahrbüchern» (seit 1881); in der Zoologie von Victor Carus, Ehlers, Keferstein, Palmén, Rathke, Oskar Schmidt, von Siebold, Simroth, Weismann, der «Zeitschrift für wissenschaftliche Zoologie» (seit 1848), dem «Zoologischen Anzeiger» (seit 1878); in der Anatomie und Entwicklungsgeschichte von Fol, H. Frey, Gegenbaur, Haeckel, A. Kölliker, W. Krause, Herm. Meyer,