Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Enten'
Schwimmenten
(
Anas), hinüberführen. Letztere sind im allgemeinen von
schlankerm Körperbau, sinken beim Schwimmen nicht so tief ein wie die Tauchenten und versuchen der Gefahr nicht durch Tauchen, sondern durch Auffliegen
zu entgehen. Der bekannteste Vertreter dieser Gattung ist die
gemeine Wild- oder
Stockente (
Anas boschas L. , s. Tafel:
Enten, Fig. 1), die ganz Europa, Asien und Nordafrika bewohnt. Kopf
und Hals des Männchens sind metallisch grün, der Hals trägt ein schmales weißes Band. Das Weibchen ist gelb und braun gefleckt. Die Stockente ist die
Stammform aller domestizierten europäischen E., von denen einige, wie die
gemeine Hausente und die
Rouen-Ente (s. d. und Tafel:
Geflügel, Fig. 6), in der Färbung ihr gleichen, sie aber meist in der
Körpergröße bedeutend überholt haben und es auf 6–10 kg bringen. Der Rouen-Ente verwandt ist die
Duclair-Ente, die
ebenfalls in Frankreich wegen ihrer schnellen Entwicklung sehr geschätzt wird. Die blaugraue
schwedische Ente, welche
Anfang der siebziger Jahre in Deutschland weit verbreitet war, ist fast vollständig wieder verschwunden. Zu den weißen Abkömmlingen der Stockente gehört
zunächst die
Aylesbury-Ente (s. Tafel:
Geflügel, Fig. 5), die im Bau der Stammform ähnlich, nur bedeutend
größer ist. Der Schnabel muß zart fleischrot sein. Ihr Gewicht beträgt bis 6 kg, die Jungen sind schon mit 6–7 Wochen marktfähig und haben dann schon ein
Gewicht von 1,
50 bis 1,
75 kg. Die
Peking-Ente (s. d. und Tafel:
Geflügel, Fig. 7) zeichnet sich durch steilere Haltung und mächtigen
Hängebauch von der vorgenannten aus, ihr Gefieder ist mehr gelblich und ihr Gewicht nur 3–4 kg. Der Schnabel soll, abgesehen von der weißlichen Spitze,
rein rotgelb sein, doch zeigt er fast stets schwarze Flecke, namentlich bei den Weibchen. Von den schwarzen Abkömmlingen der Stockente sind die
bekanntesten die
Cayuga-Ente (s. Tafel:
Geflügel, Fig. 3) und die
Smaragd-
oder
Labradorente, jene in Nord-, diese in Südamerika zuerst gezüchtet. – Ferner sind noch erwähnenswert die gelbe
oder weiße
Haubenente, auch
Kaiserente genannt, etwas stärker als die gemeine
Hausente und mit einer kräftigen Federhaube geziert, die jetzt seltene
Krummschnabelente und die zierliche
Zwergente, die wildentenfarbig und weiß gezüchtet wird. Sie dient als Zierente und in den Entenfängen als Lockente,
indem sie durch ihr fortwährendes Rufen die umherstreichenden Wildenten anlockt und in die Netze führt. – In Australien wird die Stockente durch die
australische Wildente (
Anas superciliosa
Gm.), in Südafrika durch die
Gelbschnabelente
(
Anas xanthorhyncha Forst) und in Indien durch die
Buntschnabelente (
Anas poecilorhyncha
Peun.) vertreten. An der Nordküste Deutschlands und Hollands werden zahlreiche als Zierarten beliebte Arten
gefangen, wie die
Löffelente (
Anas clypeata
L., s. Tafel:
Enten, Fig. 4)
mit dem an der Spitze löffelförmig verbreiterten Schnabel, die
Pfeifente
(
Anas Penelope L., s. Tafel:
Enten, Fig. 5), die durch ihre Kleinheit ausgezeichnete
Krickente (
Anas crecca L.) und
Knäckente (
Anas circia L.) und die
spitzschwänzige
Spießente (
Anas acuta L.),
die man wegen der verlängerten Schwanzfedern zum Vertreter einer besondern Gattung
Dafila erhoben hatte. Zu
derselben rechnete man ferner die aus Südamerika ↔ stammende
Spitzschwanzente
(
Anas spinicauda Vieill.) und die
Bahama-Ente (
Anas bahamensis L.) mit
den korallroten Flecken am Schnabelgrunde. Das südl. Südamerika beherbergt ferner noch die
Peposacka-Ente
(
Anas metopis Poeppig) mit ihrem feuerroten an der Basis höckerförmig
aufgetriebenen Schnabel.
Die in Mittel- und Südamerika heimische Moschusente (Hyonetta moschata
L.) repräsentiert eine vierte Gattung, Hyonetta, die sich von den
Schwimmenten durch gestrecktern Körper, längern Schwanz, nackte Augengegend, nackte Warzen an der Schnabelwurzel, die ein stark nach Moschus
riechendes Fett absondern, die ausgerundeten Schwimmhäute und die großen und stark gekrümmten Nägel unterscheidet. Die Moschusente lebt in Wäldern,
geht wenig auf das Wasser, hält ihre Nestruhe in Bäumen und baut dort auch ihr Nest. Sie ist in vielen Gegenden zum Haustier geworden und hat auch in
Europa Eingang gefunden, merkwürdigerweise unter dem Namen Türkische Ente.
Die fünfte Gattung, die der Schmuckenten (Lampronessa), umfaßt nur zwei Arten,
die Braut- oder Karolinenente
(Lampronessa sponsa L., s. Tafel:
Geflügel, Fig. 4) und die
Mandarinente (Lampronessa galericulata
L., s. Tafel: Enten, Fig. 6),
jene in Nordamerika, diese in China heimisch. Ihre prächtige Färbung und leichte Zuchtfähigkeit hat ihnen weite Verbreitung in Europa verschafft. Sie bäumen
noch mehr als die Moschusenten und brüten in Baumhöhlen.
Als sechste Gattung, die durch die hohen Beine schon zu den Gänsen hinüberführt, werden die
Baumenten (s. d.) gerechnet.
Die Liebhaberei für Wildenten ist weit verbreitet und die oben aufgezählten Arten findet man nicht nur in den zoolog. Gärten, sondern auch bei vielen
Privatleuten, die ihre Weiher mit denselben schmücken. Man bezieht sie von den meisten Tierhändlern, wie G. Voß in Köln, C. Reiche in Alfeld a. d. Leine oder
von den zoolog. Gärten und bezahlt für die europ. Arten etwa 15–30 M., für Braut- und Mandarinenten 30–50 M., für die seltenern bis zu 100 M. das Paar. Der
Versand erfolgt am besten in Weidenkörben, die oben mit Packleinen geschlossen sind, damit die E. sich beim Auffliegen nicht die Köpfe verletzen. Bevor die
E. auf die Weiher gesetzt werden, müssen sie flugunfähig gemacht werden. Dies geschieht am einfachsten durch Abschneiden der großen Federn eines
Flügels, eine Arbeit, die nach jeder Mauser rechtzeitig wiederholt werden muß. Es hat das ein häufiges Einfangen der E. zur Voraussetzung, was oft mit den
größten Schwierigkeiten verknüpft ist. Vorteilhafter ist es daher, wenn man sie amputiert, d. h. die Handschwingen mitsamt den sie stützenden Knochen
abschneidet, aber so, daß die am Flügelbug befindlichen kleinen Federn stehen bleiben. Die Amputation kann mit einer starten Rosenschere ausgeführt werden
und man wählt einen kühlen Frühlings- oder Herbsttag dazu aus. Eine Nachbehandlung ist nicht erforderlich, die Blutung hört bald von selbst auf und die
Wunde verheilt unter dem Schutze der kleinen Federn sehr schnell. Die Ente ist so dauernd unfähig zum Fliegen.
Alle oben genannten Wildenten können im Sommer und auch im Winter im Freien bleiben, wenn sie nur stets eine kleine offene Stelle im Wasser haben. Als
Futter genügt allen Gerste, Garneelen-