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Erard – Erasmus
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Era of good feeling'
von Bedeutung in öffentlichen Ämtern zur demokratischen Partei gehörten. Heftige persönliche Zwistigkeiten machten ihr ein
Ende und es folgte eine neue Trennung der Parteien in Demokraten und nationale Republikaner oder Whigs.
(S. auch Demokratische Partei.)
Erard (spr. erahr), Sébastien, Musikinstrumentenbauer, geb. 5. April 1752 zu
Straßburg, trat 1768 bei einem Klaviermacher in Paris in Arbeit. Schon 1770 konstruierte er ein
Clavecin mécanique, das durch seinen Mechanismus Aufsehen erregte. Sein erstes
Pianoforte baute er 1777 für die Herzogin von Villeroy, die ihm in ihrem Hotel einen Raum für ein Atelier überließ. Mit seinem
Bruder Jean Baptiste gründete E. bald darauf ein größeres Fabriketablissement, das
schnell zur Blüte gelangte. Während der Revolution lebte er in London, wo er eine Fabrik errichtete, in der außer Pianofortes auch
Harfen (um 1796 durch E. bedeutend verbessert) gebaut wurden. Von besonderer Wichtigkeit war seine Erfindung der
Pedalharfe à double mouvement (s. Harfe). Die
Repetitionsmechanik (s. d.) brachte er 1823 zu stande und stellte ein Instrument mit dieser Erfindung in
Paris aus. Seit 1825 gab sich E. auch mit dem Orgelbau ab und führte hier ebenfalls Verbesserungen ein. Er starb 5. Aug. 1831
auf dem von ihm erworbenen, ehemals königl. Jagdschlosse La Muette bei Passy.
Sein Neffe, Pierre E., geb. 1794 in Paris, kam jung, nach London, wo er die Harfenfabrik
seines Oheims leitete, hielt sich nach dessen Ableben zur Leitung der Geschäfte abwechselnd in Paris und London auf und starb
5. Aug. 1855 auf La Muette, nachdem er einige Jahre im Irrsinn zugebracht. Die E.schen Fabriken bestehen fort.
Eras, Wolfgang, volkswirtschaftlicher Schriftsteller, geb. 14. April 1843 zu Schönfeld bei Großenhain,
studierte in Leipzig, Jena und Berlin anfangs Mathematik, später Nationalökonomie und Jurisprudenz, war 1866–70 in den
Rheinlanden und Westfalen teils journalistisch, teils als Generalsekretär des Rheinisch-Westfälischen Gewerbevereins und des
Verbandes der Leinenindustriellen thätig und wurde 1871 Syndikus der Handelskammer in Breslau. Seit 1886 war E. auch
Syndikus der Schlesischen Textilberufsgenossenschaft. Er starb 19. Dez. 1892. Früher eifriger Freihändler, nahm er seit 1876
(Kongreß in Bremen) in Zollfragen auf volkswirtschaftlichen Kongressen und in Vereinen wiederholt eine vermittelnde Stellung ein
und wendete sich mehr solchen Aufgaben zu, die abseits der Zollpolitik liegen. Er gab 1868–69 das «Jahrbuch für
Volkswirtschaft» (Leipzig) heraus und schrieb außer zahlreichen Aufsätzen und Abhandlungen: «Was steht in den preuß.
Schulregulativen?» (Lpz. 1868), «Der Zwangsstaat und die deutschen Socialisten» (ebd. 1868), «Vier Zeitfragen aus dem
Gebiete der Volkswirtschaft» (ebd. 1870), «Handelspolitische Aufgaben nach dem Kriege» (Berl. 1871), "Der Prozeß
Bebel-Liebknecht und die offizielle Volkswirtschaft» (Bresl. 1872), «Aus der Praxis» (ebd. 1872), «Das Reichsbahn-Projekt,
seine Entstehung und seine Gefahren» (ebd. 1876), «Der Währungsstreit» (Berl. 1883), «Die Oderregulierung» (Bresl. 1884),
«Einrichtungen für die Binnenschiffahrt an deutschen und holländ. Handelsplätzen" (ebd. 1885), «Das Branntweinmonopol"
(Berl. 1886), «Unser Handel mit den Balkanländern» (Lpz. 1891). ↔
Erasinos, im Altertum Name mehrerer Flüsse in Griechenland, z. B. des jetzigen Flusses von
Kalavryta (s. d.). Ein anderer E. entspringt 5 km südlich von Argos als mächtige Quelle, die von den Alten
als Abfluß des Stymphalischen Sees angesehen wurde.
Erasistrătus, griech. Arzt, um 300 v. Chr., stammte von Julis auf der Insel Keos,
hielt sich eine Zeit lang am Hofe des Seleucus Nikator zu Antiochien auf, begab sich dann wahrscheinlich nach Samos und soll
dort in hohem Alter gestorben sein. Gleich groß in der Theorie wie in der Praxis, ward er Stifter einer eigenen mediz. Schule, die
unter dem Namen der Erasistrateer bekannt ist. Er nahm in dem Körper zwei
Hauptgegensätze an, den Lebensgeist und das Blut, und machte namentlich in der Lehre vom Gehirn und Nervensystem wichtige
Entdeckungen. Von seinen zahlreichen Schriften haben sich nur geringe Bruchstücke, meist bei Galenus
(s. d.), erhalten.
Erasmische Aussprache oder Etacismus,
s. Itacismus.
Erasmus, Heiliger, soll unter Diocletian Bischof in Syrien gewesen sein und
zu Formiä in Campanien den Tod erlitten haben. Als die Sarazenen diese Stadt zerstörten, sollen seine Gebeine nach Gaeta
gebracht worden sein, doch wollen noch andere Städte Italiens sein Grab besitzen. Der 2. Juni ist sein Gedächtnistag. Er gehört
zu den 14 Nothelfern und wird gegen Viehkrankheiten, Bauchschmerzen und Geburtswehen angerufen.
Erasmus, Desiderius (eigentlich Gerhard Gerhards, d. i.
Gerhards Sohn, holländ. Geert Geerts; E. und Desiderius bedeuten: der Begehrte,
Ersehnte), genannt E. von Rotterdam, der genialste und gefeiertste Humanist
Deutschlands, geb. 28. Okt. 1467 oder 1469 zu Rotterdam als unehelicher Sohn des Gerhard de Praet, besuchte die Schule von
Deventer, die Hegius leitete. Früh verwaist, trat er auf Drängen seiner Vormünder halb widerwillig in das Kloster Stein (Emmaus)
bei Gouda und folgte, froh aus dem Klosterzwange scheiden zu können, 1491 einer Berufung durch den Bischof von Cambrai.
Durch dessen Fürsorge konnte E. 1496 Paris besuchen und teilte seitdem, während sein Ruhm schnell wuchs, seinen Aufenthalt
mit weltbürgerlicher Gleichgültigkeit zwischen Frankreich, England, wo der Kanzler Thom. Morus sein Freund war, und den
Niederlanden, überall als erfolgreicher Vorkämpfer des Humanismus. In Italien, das er erst 1506 kennen lernte, wurde ihm zu
Turin die theol. Doktorwürde, zu Venedig die Freundschaft des Aldus Manutius zu teil. Doch die höchste Verehrung genoß er in
Deutschland, das ihn als seinen größten Sohn feierte; eine Reise nach Straßburg und Basel 1513 war ein wahrer Triumphzug.
Zur Annahme eines Amtes konnte sich der unruhige Mann trotz der Mühsale seines Wanderlebens nicht entschließen; doch
bezog er seit 1516 eine Pension von Karl V. 1517 ließ er sich an der Hochschule Löwen nieder, siedelte aber schon 1521 nach
Basel über, wo Holbein ihn malte. Von dort trieb ihn die Einführung der Reformation 1529 nach Freiburg i. Br., wo er, geistig und
körperlich leidend, den Rest seiner Tage zubrachte. Er starb bei einem Besuch in Basel 12. Juli 1536. Seine Vaterstadt errichtete
ihm 1662 ein Denkmal.
E. war nicht nur ein gelehrter Philolog, sondern vor allem ein unglaublich fruchtbarer, stets geschmackvoller Schriftsteller, ein
glänzender Stilist
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 223.