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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Erdfeuer - Erdkrebs
Erdfeuer, mit oft hohen, lodernden Flammen
brennende natürliche Erdgase (f. Bitumen), wie sie
besonders bei Baku am Kaspifce und bei Pietra
mala im Apennin zwischen Bologna und Florenz
vorkommen. - Auch brennenden Torfboden nennt
man E. (f. Waldbrand).
Erdflöhe (Haitica), eine jetzt in viele Unter-
gattungen zerlegte Käfergattung mit viergliedrigcn
Fußgelenken aus der Abteilung der Blattkäfer,
umfaßt sehr kleine Käfer, die bedeutend verdickte
Schenkel der Hinterbeine haben und viele Ccnti-
meter weit springen, aber nur langsam kriechen
können. In Deutschland giebt es etwa 100 Arten.
Die Käfer überwintern, paaren sich im Frühjahr
und legen dann ihre Eier. Die Larven sind läng-
lich, drehrund, mit hornigem Kopf und Nacken-
schild, kurzen Fühlern, starken Kinnbacken, kurzen
Vorderbeinen und Nachschiebern am Hintercnde.
Mehrere von ihnen fügen den Gewächsen bedeuten-
den Schaden zu, und unter diesen ist besonders der
gemeine Erdfloh oder Kohlerdflob (Ilaltiea
oleracea I^a^.), welcher 4 min lang, stahlblau oder
metallisch-grün und unregelmäßig fein punktiert ist,
vorzugsweise den Gemüsepflanzen und Schoten-
gewachsen schädlich. Nicht minder schädlich und sehr
häusig ist der gestreifte Erdfloh (Haltica nemo
rum !>.), der 3 min lang, schwarz, fein punktiert
und auf jeder Flügeldecke mit einem schwefelgelben
Längsstreifen gezeichnet ist. (^ie erscheinen beson-
ders bei trocknem Wetter und fliegen meist auf die
Gewächse, die sie anfressen, sodaß die meisten Ver-
tilgungsmittel, die auf ihr Springen gegründet
sind, nutzlos sind. Häufiges Begießen und Ab-
schöpfen der Käfer und Larven mit einem großen
Schöpfer scheinen die einzigen Vertilgungsmittcl.
Von den Landleuten wird, neben dem eigentlichen
Napsfloh (Iiaitica 3. I^3vIIi0(i68 clirvFocßp^alH
/>.), auch der Rapskäfer (s. d.), welcher nebst dem
Pfeifer (8coM^ marFlu'iwIi8 l/^.) fürNaps und
Rübsen der schädlichste Käfer ist, oft fälschlich als
Erdfloh bezeichnet.
Erdfrösche, s. Frösche.
Erdgalle, s. Tausendgüldenkraut.
Erdgase, s. Bitumen und Erdfeuer.
Erdgeister, f. Gnomen.
Erdgeschoß oder Parterre (frz. i-^-äs-
c1iÄU8866; engl. Frounä-Ünor), das zu ebener Erde
gelegene Geschoß (s. d.). Im Mittelalter wie auch
in der Folgezeit enthielt das E. meist die Geschäfts-
und Verkehrsräume, selbst in fürstl. Schlössern, wäb-
rend das 17. und 18. Jahrh, es liebte, dorthin die
Festräume in Verbindung mit den Gärten zu legen.
Aber die Erfahrung, daß nicht gut unterkellerte E.
leicht feucht sind, hat bewirkt, daß man jetzt das E.
selbst in Villen nicht zu niedrig, womöglich ober-
halb eines Kellergeschosses als sog. Hockparterre
Erdglasur, s. Glasur. ^anordnet.
Erdglobus, s. Globus.
Grdgürtel, s. Zonen.
Erdhacke, auch Breit hacke oder Karst ge-
nannt, eine Hacke mit zwei Zäbnen, die namentlich
in gebirgigen Gegenden und in Weinbergen zur
Bodenbearbeitung dient.
Erdharz, s. Äsphalt und Bitumen.
Erdhörnchen (1amia8), Gattung der Eich-
Grdhütten, s. Hütten. lhörnchen (s. d.).
Erdig nennt man denjenigen Aggregatzustand
der Mineralien, bei dem mehr oder weniger feine
Bestandteile (fein erdig, grob erdig) zu einem
leicht zerreiblichen oder pulverisierbaren Ganzen ver-
bunden sind und auf der Bruchfläche lauter staub-
artige oder sandähnliche Partikel hervortreten, z. B.
bei dem Thon, dem Tripel, der Kreide u. s. w.
Erdiug. 1) Bezirksamt im bayr.Neg.-Vez. Ober-
bayern, hat (1890) 40261 (19826 männl., 20435
weibl.) E. in 48 Gemeinden mit 760 Ortschaften,
daruuter 1 Stadt. - 2) Bezirksstadt im Bezirksamt
E., 14 Km im N. von Schwaben, 36 km im NO. von
München, in 462 in Höhe, an der rechts zur Isar
gehenden Sempt und an der Nebenlinie Schwaben-E.
(13,6 km) der Vayr. Staatsbahnen, Sitz eines Be-
zirksamtes, Amtsgerichts (Landgericht München II)
und Rentamtes, hat (1890) 3104 kath. E., Post-
und Vahnerpedition, Telegraph, 3 kath. Kirchen,
Fortbildungsschule, Krankenhaus, Waisenhaus,
Bürgerspital, Iosefianstalt. Wollspinnerei und Woll-
zeugweberei, Fabrikation von landwirtschaftlichen
Maschinen und Flanell sowie Getreidehandel (große
Getreidemärkte). E. war schon 950 Hauptort eines
Gaues und wurde im Dreißigjährigen Kriege drei-
mal verwüstet. ^- Das E rd in g crm o o s (275 hkru)
erstreckt sich zwischen Isar und Sempt bis gegen
Moosburg hin und findet seine südl. Fortsetzung
im Ismaningermoos.
Erdinneres, s. Erde (S.251K) und Erdwärme.
Gr-Diöszeg, ungar. Ort, s. Diöszeg.
Grdkästen, 30-100 cm tiefe, an den Seiten
mit Brettern ausgefchlagene oder ausgemauerte
Erdgruben, zum überwintern von schutzbedürftigen
Topfgewächfen, oder 20-40 cm hohe, auf die Erde
gestellte Vretterkästen ohne Boden, die mit guter
Erde angefüllt und mit Mistbeetfenstern bedeckt im
zeitigen Frühjahr zur Aussaat von Sämereien zarter
Pflanzen und zur Anzucht von jungen Pflänzlingen
Erdkern, s. Erde (S. 251 d). sdienen.
Erdkobalt, ein in derben, traubigen und nie-
rcnförmigen Massen vorkommendes Mineral von
der Konsistenz des trocknen plastischen Thons und
bläulichschwarzer Farbe; es ist sehr milde, abfär-
bend, schimmernd bis matt, im Strich etwas glän-
zend. Chemisch besteht es aus Kobaltorydul (19-
20Proz.), Mangansuperoryd (daher die Benennung
Kobaltmanganerz gerechtfertigt), einem gerin-
gen Gehalt an Kupferoryd, Baryt und Kali, sowie
etwa 21 Proz. Wasser. Salzsäure wirkt lösend unter
Chlorentwicklung. Dieser schwarze E. findet sich
z. V. bei Camsdorf, Saalfeld, Glücksbrunn, Rie-
chelsdorf und wird mit zur Blaufarbenfabrikation
benutzt. Mit den Namen gelber und brauner E.
bezeichnet der thüring. Bergmann andersgefärbte,
ebenfalls erdige Kobalterze von abweichender chem.
Iufammensetzung, indem sie großenteils Gemenge
von wasserhaltigem, arsensaurem Eisenoxyd, Kobalt-
oryd und Kalkerde darstellen; in ihnen liegen wahr-
scheinlich in erster Linie Zersetzungsprodukte von
Speiskobalt vor.
Erdkrebs, eine vorzugsweise die Nadelhölzer,
aber auch Laubhölzer jeden Alters treffende Vaum-
trankbeit, besonders den jungen Nadelholzpflanzun-
gen schädlich. Die kranken Stämmchen zeigen ge-
wöhnlich am Wurzelstock eine Anschwellung mit
aufreißender Rinde, bei Nadelhölzern mit Harzaus-
fluß. Urfache der Krankheit ist ein parasitischer
Hutpilz, der Hallimasch (s. d.) oder Honigpilz
(^Fai-icns M61I6N8 I^M), dessen schneeweißes der-
bes Mycelium (Kliixomorplia 8udcoi'tica,Ii8 ^e?'F.)
sich fächerförmig im lebenden Stamm oder in Wur-
zeln im lebenden Rindengewebe verbreitet und den