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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Erdkrokodil - Erdmann (Joh. Eduard)
Tod der befallenen Bäume verursacht. Das Myce-
lium tritt aber auch in Gestalt von schwarzbraunen,
harten Strängen (Illii^onioi-pka Fulit^i-i-anoa. ^e?^.)
auf, als solches wächst es in der Erde fort und be-
wirkt Ansteckung benachbarter Pflanzen, indem es
sick in deren Wurzeln einbohrt und sich darin als
weisics Mycelium weiter verbreitet. In bereits ge-
töteten Bäumen findet man diese schwarzbraunen
Stränge auch zwischen Holz und Rinde. Im Kerbst
sieht man an den im Boden frei wachsenden Nhizo-
morphen sowie aus der Rinde der durch den Para-
siten getöteten Bäume, namentlich am Wurzelstock,
die großen braunen, eßbaren Fruchtträger zur Ent-
wicklung gelangen. Die weißen Sporen derselben
werden durch den Wind verbreitet oder auf andere
Art verschleppt, entwickeln zunächst ein fädiges
Mycel, und aus diesem geht sodann die Hlii^oinorpua
genannte Mycelform hervor. Als Saprophyt kommt
dieser Pilz auch an abgestorbenen Wurzeln und
Stöcken sämtlicher Laub- und Nadelbäume, sowie
an bereits verbautem Holze in Wasserleitungsröhren,
Bergwerken, an Brücken u. s. w. vor. Es ist not-
wendig, die tranken oder getöteten Pflanzen zu ent-
fernen^ um die Wciterverbreitung des Pilzes zu ver-
hindern. - Vgl. Hartig, Wichtige Krankheiten der
Waldbäume (Berl. 1874); derf., Lehrbuch der Baum-
krankheiten (2. Aufl., ebd. 1889). - Auch die Maul-
wurfsgrille (s. d.) nennt man zuweilen E.
Erdkrokodil, s. Skink.
Erdkröte, s. Kröten.
Erdkrume, s. Erden.
Erdkrümmung, die Größe der Abweichung der
Niveaufläche der Erde von der durch einen bestimm-
ten Punkt gelegten Horizontalebene. Die Größe
der E. muß man bei .Höhenmessungen, die zwischen
zwei in größerer Entfernung voneinander liegenden
Punkten ausgeführt werden, stets ermitteln und
in Rechnung stellen, um ein richtiges Ergebnis zu
erhalten. Für den praktischen Gebrauch sind hierzu
besondere Tabellen berechnet. - Vgl. von Vauern-
feind, Elemente der Vermessungskunde (7. Anst.,
Erdkruste, s. Erdrinde. Muttg. 1890).
Erdkuckuck (tteococc^x), aus zwei Arten be-
stehende Gattung der Kuckucksvögel des südl. Nord-
amerika mit bräunlicher Färbung, hohem Lauf, lan-
gem, stufigem Schwanz und kurzem Feoerschopf auf
Erdkugel, f. Globus. ftem Hinterkopf.
Erdkunde, f. Geographie.
Erdl, Michael Pius, Anatom und Physiolog,
geb. 5. Mai 1815, studierte in München und be-
gleitete 1836 und 1837 G. H. von Schubert auf
dessen Reise in den Orient. 1840 habilitierte er sich
in München als Privatdocent für Physiologie und
vergleichende Anatomie und wurde 1841 außerord.,
1844 ord. Professor. Er starb 25. Febr. 1848 zu
München. Außer trefflichenUnterfuchungenübcr den
innern Bau der Haare, der Zähne, über den Kreis-
lauf der Infusorien, die Entwicklung des Hummer-
eies, über das Skelett des (^iniiHi-ciiuZ ni1uticu8
u. a. schrieb er: "Die Entwickelung des Menschen
und des Hühnchens im Ei" (2 Hefte, Lpz. 1845
-46), "Tafeln zur vergleichenden Anatomie des
Schädels" (Münch. 1841), sowie einen "Leitfaden
zur Kenntnis des Baues des menschlichen Leibes"
(2 Tle., ebd. 1843-45).
Erdleguane, s. Leguane.
Erdmagnetismus, s. Magnetismus der Erde.
Erdmandeln, die an den Ausläufern derWurzel
von <^p6i-u8 68cui6iiw8 ^. (s. ^v^ei-n"), einer im
südl. Europa und in Nordafrika wild wachsenden und
auch kultivierten Cyperacee, befindlichen mehligen
Inollen in der Größe von Haselnüssen. Dieselben
und außen bräunlichrot, innen weißlich, von süßem,
haselnußartigem Geschmack, enthalten gegen 25 Proz.
fettes Ol und werden teils roh, teils geröstet zum
Nachtisch genossen, auch als Material zur Olge-
winnung und als Kasfeesurrogat verwendet; früher
benutzte man sie arzneilich gegen Brustkrankheiten.
(S. auch I^t1i^ru3 und ^i'üekis.)
Erdmann, David, prot. Theolog, geb. 28. Juli
1821 zu Güstebiese in der Ncumark, studierte in Ber-
lin, wurde 1850 HilfsPrediger am Dom, 1851 Divi-
sionsprediger in Berlin, 1853 auch Privatdocent an
der Universität daselbst, 1856 ord. Professor in Kö-
nigsberg, wo er seit 1857 zugleich das Pfarramt an
der altstädtischen Kirche bekleidete. 1864 wurde E.
als Generalsuperintendent von Schlesien nach Bres-
lau berufen und 1865 zugleich ord. Honorarprofessor
an der Universität daselbst. Seit 1879 ist er Mit-
glied des Generalsynodalrates und 1889 wurde er
zum Wirkl. Oberkonsistorialrat ernannt. E. schrieb:
"Lieben und Leiden der ersten Christen" (Berl. 1854),
"?rim3.6 llOHNIliZ 01)i3t0l3.6 ar^NMÜNtUM, N6XU8 6t
conLilium" (ebd. 1855), "Die Reformation und ihre
Märtyrer in Italien" (ebd. 1855), "Der Brief des
Iakobus, erklärt" (ebd. 1881), "Luther und dieHohen-
zollcrn" (Bresl. 1883; 2. Aufl. 1884), "Luther und
feine Beziehungen zu Schlesien" (ebd. 1887).
Erdmann, Joh. Eduard, Philosoph der Hegel-
schen Schule, geb. 1./13. Juni 1805 zu Wolmar in
Livland, bezog 1823 die Universität zu Dorpat, wo
er Theologie studierte. Nach Beendigung des Trien-
niums begab er sich nach Berlin, wo er sich der
Hegelschen Philosophie zuwandte, kehrte sodann
1828 nach Livland als Kandidat der Theologie zu-
rück und wurde 1831 liiäwr pi-inMi-ius in seiner
Vaterstadt, legte iedoch 1833 diese Stelle nieder,
um sich ganz der Philosophie zu widmen, und habi-
litierte sich 1834 bei der philos. Fakultät in Berlin.
Er erhielt 1836 eine auherord. Professur in Halle,
wurde 1839 ord. Professor und starb daselbst 12. Juni
1892. Unter E.s Schriften, die ihm in der Ge-
schichte der Hegelschen Schule eine ehrenvolle Stel-
lung sichern, ist das Hauptwerk der "Versuch einer
wissenschaftlichen Darstellung der Geschichte der
neuern Philosophie" (3 Voe./Lpz. 1834-53). Eine
gedrängte und bis zur Gegenwart weiter geführte
Darstellung desselben Gegenstandes gab E. in dem
zweiten Bande seines durch Gelehrsamkeit und
feinsinnige Bemerkungen ausgezeichneten Werks:
"Grundriß der Geschichte der Philosophie" (2 Bde.,
Berl. 1865; 3.Aufl. 1878; in engl. Übersetzung von
Hough,3Bde., Lond. 1890). Ferner sind zu nen-
nen: "Vorlesungen über Glauben und Wissen"
(Berl. 1837; ins Holländische 1846 übersetzt), "Natur
oder Schöpfung" (Lpz. 1840), "Leib und Seele"
(Halle 1837; 2. Aufl. 1849), "Grundriß derPsycho-
logie" (Lpz. 1840; 5. Aufl. 1873), "Grundriß der Lo-
gik und Metaphysik" (Halle 1841; 4. Aufl. 1864; ins
Polnische übersetzt, Lpz. 1844), "Philos. Vorlesun-
gen über den Staat" (Halle 1851), "Vorlesungen
über akademisches Leben und Studium" (Lpz. 1858)
und seine Biographie Hegels in der "Allgemeinen
Deutschen Biographie" (Bd. 11, ebd. 1880). In den
"Psychol. Briefen" (ebd. 1851; 6. Aufl. 1882) fuchte
er die Psychologie in der Form belehrender Unter-
haltung darzustellen. Eine Anzahl geistvoller Vor-
träge, die er in Berlin und Halle vor einem grö'hern