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Erichson - Ericsson
dem schließlich die Hansa zu Gunsten Schleswigs
den Ausschlag gad. (S. Schleswig-Holstein.) Hier-
durch sowie durch Bevorzugung seiner Verwandten
und Landsleute machte er sich äußerst unbeliebt, so
daß schon 1434 in Schweden unter Engclbrecht
Engelbrechtson ein Aufstand gegen ihn ausbrach'.
1439 erklärte Dänemark, 1442 auch Norwegen ihn
für abgesetzt. E. begab sich nach Gottland, dehauptete
sich dort noch 10 Jahre lang und beunruhigte seine
frühern Unterthanen durch Naubzüge. 1449 lehrte er
in sein Stammland Pommern zurück, das ihm schon
1394 nach dem Tode seines Vaters zugefallen war,
und lebte in Nügenwalde bis an sein Ende 16. Juni
1459. E. war in kinderloser Ehe vermablt mit Phi-
lippa, einer Tochter Heinrichs IV. von England.
E. XIV., geb. 13. Dez. 1533, König von Schwe-
den (1560-68), der älteste Sohn und Nachfolger
Gustav Wasas, ist durch sein tragisches Geschict
berühmt geworden. Er war ein Mann von großer
Begabung, aber von leidenschaftlicher Heftigkeit,
mißtrauisch, sinnlichen Genüssen und astrol. Träu-
mereien ergeben, die ihn bis zu Verbrechen und
Geistesverwirrung fortrissen. Die ersten Jahre
seiner Regierung verliefen günstig. E. erwarb Reval
und Esthland, bekriegte die Dänen und schuf zuerst
einen schwed. hohen Adel (Grafen und Freiherren).
Aber durch den Einfluß feines Kanzlers, Göran
Persson, ward er dem Adel entfremdet. Die Mach!
seiner Brüder, die der Vater mit großen Lehns-
herzogtümern ausgestattet hatte, fürchtete er ale
eine stetige Gefahr für feine Krone. Der älteste.
Johann, Herzog von Finland, knüpfte wirklich ver-
rä'terische Verbindungen mit Polen an und ward
deshalb 1563-67 gefangen gehalten. Auch den
Adel fürchtete der König und ließ endlich auf den
Verdacht einer Verschwörung hin eine Anzahl der
Vornehmsten gefangen setzen und ermorden (1567).
Vielleicht war dies schon ein Zeichen der Geistes'
Verwirrung, die nun bei E. zum Au^bruch kam. Er
heiratete seine Vuhlerin, Karin Mänsdotter, und
beleidigte dadurck seine Familie und den hoben
Adel. Als 1568 Göran Persson wieder zum Ein-
fluß zu kommen schien, empörten sich die Brüder,
Johann, der 1567 freigelassen war, und Karl. Dae>
ganze Reich fiel ihnen zu, Stockholm ward genom-
men, der König gefangen und mit Zustimmung
der Stände zur Entthronung und ewiger Haft ver-
urteilt. Johann bestieg den Tbron 1569 (s. Jo-
hann III.). Da jedoch wiederholt Verschwörungen
und Ausstände zu Gunsten des gefangenen Könige
ausbrachen, erwarb Johann die Zustimmung dec-
Neichsrats zu dem Todesurteil E.s. Wahrscheiw
lich, aber nicht erwiesen, ist, daß dieses Urteil voll-
streckt wurde. Der Tradition nach bekam E. Gif!
in einer Erbsensuppe, worauf er 26. Fedr. 1577
starb. Die Geschichte E.s XIV. ist von schwed.
Dichtern mehrfach dramatisch behandelt worden, w
Deutschland u. a. von Kruse in der Tragödie "Könm
E." (Lpz. 1871; 2. Aufl. 1873). - Vgl. Ahlquist,
I(0nnn8 Ni-ik XIV. (Stockh. 1879).
Einer seiner Söhne von der Karin, Gustav
Erichson, ward aus Schweden entfernt und bei
den Jesuiten in Polen erzogen, später ein eifriger
Schüler des Kaisers Rudolf II. in der Alcbimic.
Er wurde vom russ. Zaren Boris Godunow zum
Eidam ausersehen, was er aber abschlug, da er
dessen polit. Absichten gegen Schweden nicht teilen
wollte. Gustav Erichson starb, nach zeitweiligerHaft,
1607 in der kleinen Stadt Kaschin in Rußland.
Erichsott, Wilh. Ferd., Entomolog, geb. 26. Nov.
1809 zu Stralsund, war Professor der Naturwissen-
schaften zu Berlin und starb 18. Dez. 1848. Er
schrieb: "(^enLis. O^ticorum" (Berl. 1832), "Die
Käfer der Mark Brandenburg" (Bd. 1, ebd. 1837-
39), "(^6N61'I. 6t 8p"ei68 8tÄp1i)'!inornm in86cw-
rum" (2 Tle., ebd. 1839-40), "Entomographien",
Heft 1 (ebd. 1840), "Bericht über die wissenschaftlichen
Leistungen in dem Gebiete der Entomologie" (ebd.
1838 fg.), "Naturgeschichte der Insekten Deutsch-
lands" (I.Abteil.: Coleoptera; Bd. 3, ebd. 1845-
48). Auch gab E. das "Archiv für Naturgeschichte"
(ebd. 1835 fg.) heraus.
Ericht, Loch (spr. lock srrickt oder ihrickt), See in
den schott. Grafschaften Inverneß und Perth, in
331 m Höhe, in einer der wildesten Gegenden des
Grampiangebirges, erfüllt eine von SW. nach NO.
gehende, 24 km lange, 1,5 km breite Gebirgsspalte
zwischen dem Vcn Älder (1113 m) und dem Ben
Udlaman und fließt zum Loch Nannoch ab. Er ist
reich an Lachs und Forellen.
Grichthonios, nach der ursprünglichen Sage
identisch mit Erechtheus (s. d.). In der anderweiti-
gen Überlieferung ist E. ein Sohn des Hephaistos
und der Erdgöttin Ge (Gaia) oder auch der Athene,
welche den der gewöhnlichen Sage nach ihr von Ge
anvertrauten E. in eine Kiste legte und so der Pan-
drosos, einer Tochter des Kekrops, und deren
Schwestern Herse und Aglauros übergab, mit dem
Gebot, die Kiste ja nicht zu öffnen. Die Schwestern
der Pandrosos öffneten sie jedoch aus Neugierde
und fanden das Kind in Schlangengestalt oder mit
Schlangenbeinen oder auch von Schlangen um-
ringelt, worauf Athene die Pflege selbst übernahm.
Herangewachsen, vertrieb nach der aus den Mythen
nndErdicktungen zusammengestellten ältestenSagen-
geschichte Attikas E. den Amphiktyon und stiftete das
Fest der Panathenäen. Sein Sohn heißt Erechtheus
oder Pandion. - E. hieß auch der Vater des Tros.
Ericsson, John, schwed.-amerik. Ingenieur und
Erfinder, geb. 31. Juli 1803 zu Längbanshyttan im
Kirchspiele Fernebo der schwed. Landschaft Nerm-
land, trat in die schwed. Armee und rückte 1822
zum Lieutenant auf. Um seiner neu erfundenen
Hcihluftmaschine (s. d.) Eingang zu verschaffen, be-
gab er sich 1826 nach England. Obgleich er hier
zunächst keinen Erfolg hatte, beschloß er doch, sich
fortan dem Maschinenbau zu widmen, nahm feinen
Abschied als schwed. Offizier, ließ sich in England
nieder und erfand hier die Dampfspritze und den
Zläckenlondensator. Auf Veranlassung des amerik.
Schiffstapitäns Stockton siedelte E. 1839 nach den
Vereinigten Staaten über, wo er seitdem in Neu-
york lebte. Hier erbaute er 1843 das Kriegsschiff
Princeton, den ersten Dampfer mit dem Propeller
unter dem Wasser, der eine vollständige Umwälzung
im Bau der Kriegsdampfschisfe hervorrief. Seit
dem Ausbruch des amerik. Bürgerkrieges erwarb
sich E. durch den Bau des Monitors (s. d.) einen
großen Ruf, den er durch seine Arbeiten zum Ver-
volltommnen der Torpedos (v^ti-s)^^) noch er-
höhte. Zu seinen spätern Erfindungen gehört die
fog. Solarmaschine, die bestimmt war, die Sonnen-
strahlen mittels besonderer Vrennspiegel zu sam-
meln und als direkte Wärmequelle zu verwenden.
Die an diese Erfindung geknüpften wissenschaft-
lichen Untersuchungen hat er in zwei Werken: "3o-
Ia.r invOLti^Ätions" (Neuyork 1875) und "Oontri-
I)utiori8 tc> tkk (^6nt6nin3i Nxlnditism" sebd.1877),