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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Erlangerblau; Erlaph; Erlaß; Erlaßjahr; Erlaßsünde; Erlau

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Erlangerblau - Erlau

ziners Herz, von Professor Zumbusch modelliert; der Paulische Kunstbrunnen auf dem Marktplatz, nach dem Entwurf von Wanderer-Nürnberg 1889 von Schwabe, Lenz und Leistner ausgeführt, und das Kriegerdenkmal (1890) von Wanderer. Im Schloßgarten befindet sich eine unvollendete Reiterstatue Friedrich Wilhelms, des Großen Kurfürsten (fälschlich "Markgraf" genannt), und ein großer Springbrunnen mit 45 kleinen Statuen. Die lebhafte Industrie der Stadt erstreckt sich auf Baumwollspinnerei, Weißgerberei, ferner Fabrikation von Handschuhen, die einen großen Teil Deutschlands versieht, von elektrischen und mediz. Apparaten, Papeterie- und Portefeuillewaren, Spiegeln und Zinnfolien, Tabak, Elfenbein-, Horn-, Kamm-, Bürsten- und Holzgalanteriewaren, Packpapier, Baumwollzwirn; ferner bestehen in E. 15 Brauereien, welche jährlich über 160000 hl Bier ausführen.

Die Universität, seit Mai 1889 in einem nach Entwürfen von Professor Romeis-München erbauten Gebäude, verdankt ihren Ursprung dem Markgrafen Friedrich von Brandenburg-Bayreuth, der sie 1742 für seine Residenz Bayreuth stiftete, sie aber bereits 4. Nov. 1743 nach E. verlegte. Ihre Mittel waren anfangs sehr beschränkt, in späterer Zeit wurden aber Fonds und Institute ansehnlich vermehrt, so besonders durch den Markgrafen Alexander, dem zu Ehren sie den Namen Friedrich-Alexanders-Universität führt, ebenso unter der preuß. und gegenwärtig unter der bayr. Regierung. Mit der Vervollkommnung der Universitätseinrichtungen wuchs die Zahl der Studierenden; sie betrug 1883 etwa 700, 1891: 1040, 1891/92: 1060, 1892/93: 1115, 1894: 1153, darunter 327 Theologen, 359 Mediziner und 239 Juristen. Die Zahl der Docenten betrug (1894) 57. Im ehemaligen markgräfl. Schlosse befindet sich die Universitätsbibliothek (150000 Bände, etwa 1700 Handschriften und viele Handzeichnungen niederländ. und deutscher Meister des 15. und 16. Jahrh., so von Dürer allein 20 Blätter), in der 1840 zu Universitätszwecken eingerichteten Schloßkirche das mineralog. Institut; die übrigen Institute (das zoolog.-zootomische Institut, die Anatomie, die beiden chem. Laboratorien) befinden sich in eigenen Gebäuden um den der Universität gehörigen Schloßgarten herum; ein neues physik. und ein pharmakol. Institut wurden 1893 vollendet, die Mittel für ein neues Anatomiegebäude genehmigt. Zur Universität gehören ein Krankenhaus, eine Augenklinik, chirurg. Klinik, eine Entbindungsanstalt mit Hebammenschule, ein anatom. Theater, ein pathol.-anatom. Institut, ein botan. Garten, ein chem. Laboratorium, ein physik. und ein mineralog. Kabinett, ein physiol. Institut u. s. w.

Bis zu Ende des 18. Jahrh. befand sich in E. eine Burg der Ritter von E. - In der Nähe die vielbesuchten Vergnügungsorte Rathsberg mit Schloß und Aussichtsturm, Atzelsberg mit Schloß, Spardorf und Marloffstein mit Schloß. Schöne Spaziergänge bietet auch der Altstädter Berg, ein Ausläufer des Fränkischen Juras, an dessen Fuß alljährlich zu Pfingsten die Bergkirchweih abgehalten wird. - E. ist sehr alt, brannte wiederholt ab, gehörte zur Zeit der Gauverfassung zum Ratenzgowe, kam 1017 vom Bistum Würzburg an Bamberg, 1361 an Böhmen, erhielt 1398 Stadtrechte durch König Wenzel, kam 1400 an die Burggrafen von Nürnberg, 1541 an die Markgrafschaft Bayreuth, 1791 an Preußen und 1810 an Bayern. -Vgl. Lammers, Geschichte der Stadt E. (2. Aufl., Erlangen 1843); ders., E., ein Führer durch die Stadt und ihre Sehenswürdigkeiten (ebd. 1879).

Erlangerblau, s. Berlinerblau.

Erlaph, Nebenfluß der Donau, s. Erlaf.

Erlaß. Wenn ein Gläubiger auf seine Forderung durch einseitige, von dem Schuldner nicht angenommene Erklärung verzichtet, so ist das wirkungslos. Der E. gilt nur als Erlaßvertrag, er hebt das Forderungsrecht auf, oder giebt dem Schuldner eine Einrede gegen den von dem Gläubiger trotz des E. später erhobenen Anspruch. Ein E. kann wie ein schuldbegründender Vertrag verschiedene Causae (s. Causa) haben; er kann abgeschlossen sein, weil der Gläubiger dem Schuldner damit schenken will, oder sich die Parteien verglichen haben oder der Gläubiger durch einen andern Vermögenswert entschädigt wird. Aber der E. wird nicht dadurch ungültig, daß der Rechtsgrund, welcher die Parteien zum Erlaßvertrage bestimmt hat und demselben zu Grunde liegt, in dem E. keinen Ausdruck gefunden hat. Entbehrt freilich der E. eines gültigen Rechtsgrundes, so kann der Gläubiger den E. kondizieren, d. h. zurückfordern. (S. Bereicherung und Bereicherungsklage.) Der E. kann auch durch Ausstellung einer Quittung seinen Ausdruck finden, und er kann gemeinrechtlich mündlich erklärt werden. Nach Preuß. Allg. Landrecht bedarf es der Schriftform überall da, wo solche für Verträge überhaupt vorgeschrieben ist, namentlich also wenn der Gegenstand sich über 150 M. beläuft. - In einem andern Sinne bedeutet E. die Verfügung eines Landesherrn, eines Staatsministeriums, einer Oberbehörde.

Erlaßjahr, s. Halljahr und Jubeljahr.

Erlaßsünde, läßliche Sünde (lat. peccatum veniale), nach der kath. Moral im Unterschied von der Todsünde (s. d.) eine Sünde, die vergeben werden kann, auch ohne gebeichtet zu sein (s. Sünde).

Erlau, ungar. Eger (mittellat. Agria), Stadt mit geordnetem Magistrat im Heveser Komitat in Ungarn, früher Festung, an der E. und der Zweiglinie Füzes-Abony-E. (17 km) der Ungar. Staatsbahnen, in einem tiefen, von Weinbergen umschlossenen Thale, in 155 m Höhe, ist Sitz der Komitatsbehörden und eines kath. Erzbischofs und hat vier Vorstädte, enge, vernachlässigte Straßen, und (1890) 22427 meist kath. magyarische E. (272 Deutsche, 130 Slowaken, 2396 Israeliten), in Garnison das 1., 2. und 4. Bataillon des 60. ungar. Infanterieregiments "Freiherr von Appel", sowie das 2. Bataillon des 10. ungar. Landwehr-Infanterieregiments; zahlreiche Kirchen, Klöster, öffentliche Gebäude, Erziehungs- und Wohlthätigkeitsanstalten, darunter eine große Domkirche im ital. Stil, nach Entwürfen des ungar. Architekten Hild vom Erzbischof Ladislaus Pyrker 1831 - 37 erbaut, in Form eines lat. Kreuzes mit Kuppel (38 m) und zwei Türmen (56 m); ferner eine Kirche der Barmherzigen Brüder, gegenüber ein schönes Minaret (35 m), Überreste einer Moschee, einen erzbischöfl. Palast mit wertvoller Bibliothek (45000 Bände), ein vom Erzbischof Graf Esterházy 1765 - 85 erbautes Lyceum mit Bibliothek und 56 m hoher Sternwarte; ein Cistercienser-Obergymnasium, erzbischöfl. Seminar, Lehrer- und Lehrerinnenpräparandie, Zeichenschule und ein großes und reich dotiertes, von dem Domherrn I. Komáromy 1830 gegründetes, teils erzbischöfliches, teils städtisches Hospital und eine Sparkasse. In der Nähe des erz-^[folgende Seite]